Massivholzplatte leicht gewölbt | Durch Ansteckplatten extrem sichtbar

agnoeo

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Ich habe noch eine Frage zur Verarbeitung von Schnittholz. Ich sehe im Holzhandel, dass die
Holzbohlen am Ende meistens einen 30 bis 50 cm langen Trockenriss aufweisen.

Wenn ich nun einen Tisch bauen will und er am Ende 2 Meter lang
werden soll muss ich den Trockenriss abschneiden bzw. wegkalkulieren?
Werden die ersten 40 bis 50 cm abgeschnitten und dann erst die 2 Meter für den
Tisch berechnet, oder kann man linkst und rechts von dem Riss seine Riegel herausschneiden?
Danke!

Den Kern wirst du in fast allen Fällen heraustrennen und neu verleimen wollen. Die Seitenbretter haben dann eher Risse von ein paar Zentimetern, aber Holz ist Holz und das kann auch anders ausfallen. Kann trotzdem Sinn ergeben die aufzutrennen, um weniger Abrichten zu müssen (siehe Foto :emoji_slight_smile: ). Musst du mit einkalkulieren. Ich nehme an die Holzhändler werden unterschiedlich damit umgehen zu bewerten, was unbrauchbar ist und ggf. nicht berechnet wird. Meine Erfahrung ist aber eher begrenzt, da bin ich auch an Einschätzungen der Profis interessiert.

IMG_6375.jpg

Gruß, David
 

derdad

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An den Enden schneidet man in der Regel 5 bis 10 cm ab. Je nach Zustand des Brettes. Die Enden zu kappen ist auch Werkzeugschonend. In der Regel steckt in den Enden noch etwas Sand, Erde, kleine Steine von der Bringung und Lagerung. Und dies hat besonders die Hobelmaschine nicht sehr gern.
Selbstverständlich kann man links und rechts vom Kern das Holz individuell nutzen.
Holzauswahl und Zuschnitt von Schnittholz ist ein Prozess der besser gezeigt als beschrieben werden kann. Man muss dabei das Holz auch "lesen" können. Dies entsteht mit Erfahrung. Als Tischler für den Eigengebrauch hat man den Vorteil, dass man das Verhalten des Holzes vom Zuschnitt bis viele Jahre der Verwendung des Möbels beobachten kann. Learning bei doing ist dabei wichtig.
Meine langjährige Erfahrung beim Massivholzzuschnitt ist, es gibt einige wenige Regeln, man darf aber durchaus auch einmal kreativ und kompromissbereit sein um die goldene Mitte zwischen "optimaler Holzauswahl und minimalem Verbrauch" zu finden.
LG Gerhard
 

Holzfragen

ww-nussbaum
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Ich habe noch eine Frage bezüglich der fertigen Massivholzplatte, die ich vor 3 Wochen gekauft habe.
Jetzt wo der Tisch bzw. die Platte mit 4 Beinen fertig ist, habe ich auch einen leichten Bogen in
Längsrichtung. Ich will dazu nochmal beschreiben, wie ich die Platte verarbeitet habe, denn ich frage
mich ob das alles so richtig war.

Also ich bekam die Platte vom Händler da war sie verschweißt in Klarsichtfolie. Maße 2 x 1 m x 4 cm.
Ich habe sie direkt ausgepackt, die Werkstatt von meinem Kollegen wird im Winter nicht beheizt bzw.
die Werkstatt schon, doch der Maschinenraum ist kalt, den er ist meist auf Montage. Der
macht nur Fenster Türen. Der Maschinenraum wird kaum benutzt. Deswegen heizt er ihn
nicht auf.

Ich habe die Platte dann in der Hälfte an der Formatkreissäge in zwei gleiche Teile
gesägt. Dann eine Seiten der beiden Platten auf 35 mm durch den Dickenhobel
geschoben. In ungefähr drei Durchgängen. Das habe ich gemacht, da die Platte nicht
40 mm stark sein sollte, sondern nur 35 cm, um leichter zu wirken. Quasi aus optischen
Gründen. Gehobelt habe ich nur eine Seite, da der Dickenhobel am Anfang und Ende
einen 15 cm langen Hobelschlag generiert und den wollte ich lieber unten als oben
haben. Die Platte war ja vom Werk aus mit 150 Körnung geschliffen. Die obere Seite
wollte ich in Ruhe lassen.

Das ganze hat bestimmt eine halbe Stunde gedauert. Als ich die Platte in der Mitte aufgetrennt
habe, habe ich mit einem Holzfeuchtmessgerät gemessen. In der Mitte der Platten an der Längskante.
Ung. 6 bis 7 %.

Dann die Platte in die beheizte Werkstatt rein ung. 18 Grad 50 % Luftfeuchtigkeit.
Und nun habe ich schon die Gratleisten eingefräst. Abends war die Platte ja ganz
schön verzogen, deshalb habe ich ja dieses Thema hier aufgeworfen. Zwei Tage
später, als die Platte dann auf Böcken lag, hat sie die Platte wieder normalisiert.

Jetzt frage ich mich im Nachhinein, ob das alles so richtig war bzw. ob ich beim nächsten Mal
vielleicht die Platte erstmal einen Tag in der Werkstatt liegen lassen sollte, damit sie
sich akklimatisieren kann?

Und darf man überhaupt nur eine Seite einer solchen Platte durch den Dickenhobel schieben?
Oder ist es ratsam auf beiden Seiten das gleiche abzunehmen? Kann diese leichte Krümmung in Längsrichtung
vielleicht etwas damit zu tun haben?

Danke an die Profis!
 

IngoS

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Hallo,

so eine Platte ist nie feuchtemäßig homogen. Wenn du da nur eine Seite abhobelst, kann es zum Krümmen der Platte in Längsrichtung kommen.
Das beobachtet man ja auch oft, wenn man dicke Bohlen zu zwei dünnen Brettern auftrennt.
Viel geschickter wäre es gewesen, eine Fase (Schweizer Kante) anzuhobeln. So wirkt die Platte leichter und hat trotzdem eine deutlich bessere Biegefestigkeit. Durch das Abhobeln hat sich die Biegefestigkeit der Platte um fast 25% verringert.

Gruß Ingo
 

Johannes

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Hallo,
ich sehe da verschiedene Möglichkeiten.
1. Gleich eine 35mm Platte kaufen.
2. Platte 40mm dick lassen und eine schweizer Kante anhobeln.
3. Die Platte gleich selbst bauen.

Es grüßt Johannes
 

Holzfragen

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Danke für die tollen Tipps!

Für die Schweizer Kante ist kein Werkzeug in der
Werkstatt bzw. es gibt eine Tischfräse, doch der Schwenkfräser schafft es
nicht eine schöne Schweizer Kante zu fräsen. Der ist einfach zu klein und
ich finde im Internet keinen mit längeren Schneidemessern. Der momentane
Fräskopf ist 50 mm lang. Wenn ich den Anschlag ganz nah an den Dorn
schiebe, hinterlässt der Fräser eine 1 cm starke "Treppe". Ich weiß nicht, wie
ich es sonst beschreiben soll. Die Idee mit der Schweizer Kante hatte ich
tatsächlich auch, doch das nachhobeln dieser Treppe hatte ich mir nicht
zugetraut. :emoji_innocent:

Ich werde am Freitag ein paar Fotos von der Tischfräse nachlegen, vielleicht wisst ihr da eine Lösung.

Nochmal zu einer Tischplatte aus zwei Hälften. Heißt das auch wenn ich selber
eine Platte herstellen möchte und dafür erstmal zwei Hälften verleime, die ein wenig dicker sind,
als das endgültige Endmaß, dass ich die später auch von beiden Seiten gleichmäßig auf
die gewünschte Enddicke hobeln muss?

Ich hatte bei meinem letzten Projekt hier im Forum den Tipp bekommen eine
Tischplatte erst einmal etwas dicker zu verleimen, um sie später auf das Endmaß
zu hobeln, damit ich die kleinen Versatze zwischen den verleimten Riegeln nicht
rausschleifen muss. Muss ich dann wieder von beiden Seiten gleichmäßig abnehmen?
 

Bastelheiko

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Also: erst einmal abwarten. Die Platte wenn Du Platz dafür hast mal ein paar Tage hochkant etwa an eine Tischecke gelehnt lagern, so dass beide Seiten gleichmäßig belüftet werden.

Und die Ansteckplatten ebenso im gleichen Raum. Dann schaun …

Sind die Ansteckplatten gleich orientiert, also verläuft das Holz in der gleichen Richtung wie die Tischplatte oder quer dazu? Wurden sie zeitgleich vom gleichen Tischler angefertigt?

Rainer
Ist jetzt kein Ratschlag, sondern eine meiner Erfahrungen.
Vor einiger Zeit hatte ich eine 1,5 m lange Bohle auf den Rasen gelegt. Und vergessen.
Ein paar Tage später hat sie sich extrem verdreht.
Irgendwie kam ich auf die Idee, die einfach umzudrehen und noch ein paar Tage liegen zu lassen.
Zu meiner Überraschung war die dann wieder gerade.

Normal oder Zufall?

Seit ich im Woodworkerforum bin, weiß ich zumindest das eine Gradleiste aus Metall hier keine bejahenden Reaktionen hervorbringt.

Obwohl ich bei der Firma Mordhorst (baubiologischer Fachhandel) in Hamburg Leimholzplatten aus Eiche sah, die 4-stellige Beträge kosten und ALLE Winkelprofile aus Stahl als Gradleisten verbaut hatten.
Schein ja vielleicht doch nicht so ganz generell falsch zu sein, oder?

Die Leimholzplatte meiner Freudin aus dem Bauhaus schüsselt sich auch mächtig. Ich bekam den Rat, wenn man sich im Bauhaus minderwertige Leimholzplatten kauft, sollte man die kaufen, wo schon die Folie ab ist und die gerade sind. War neulich da und die Platten (600 x 800 mm) ohne Folie waren alle gerade.

Ist das ein guter Tipp oder nur Zufall?
Wäre es mit der Tischlereichenplatte nicht vielleicht besser gewesen, die Platte einige Zeit verpackt in der Wohnung zu lassen und erst dann die Folie zu entfernen?

VG
 

Holzfragen

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Ich möchte hier nochmal betonen, dass ich die Platte über einen Holzfachhandel gekauft habe.
Die Platten werden von einer Meistertischlerei hergestellt. Das war jetzt keine Leimholzplatte
aus dem Baumarkt oder eine Massivholzplatte mit schmalen Lamellen, wie man sie sonst
an jeder Ecke bekommt. Hier die Tischlerei, die die Platten fertigt:

https://tischlerei-matias.de/handcrafted/


Die Frage von Bastelheiko finde ich auch gut. Hätte ich die Platte erst einmal paar
Tage in der Folie in der Werkstatt liegen lassen sollen? Ich habe sie ja direkt
ausgepackt und bearbeitet.
 

agnoeo

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Schweizer Kante kann man auch mit Handhobeln anbringen. Das ist überschaubar von der Menge abzutragenden Materials.

20210421-9036.jpg 20210420-9034.jpg
(die Aussparung war etwas trickreich, ging aber mit Schrupp- und Schweifhobel)

Gruß, David
 

Bastelheiko

ww-robinie
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Da muss ich mich bei Lorenzo und Dir entschuldigen. Ich wusste nicht, dass man klar kommunizieren muss, für wen man etwas baut.
Ich bin eigentlich in diesem Forum um etwas zu lernen, nicht um Grundsatzdiskussionen auszulösen.

Ich würde gerne zurück zu den Gratleisten kommen. Da meine momentanen Winkelprofile anscheinend zu schwach sind,
habe ich im Netz diese Gratleisten gefunden:

https://www.holz-liebling.de/diy/produkt/gratleiste-rohstahl-u-profil/

Nun frage ich mich aber auch als Laie, welchen Vorteil hat eine Gratleiste aus Holz
gegenüber einer Gratleiste aus Metall. Die aus Metall sind doch stabiler als eine
Gratleise aus Holz.

Oder denke ich da falsch? Jetzt mal angenommen ich würde mich mit meinen 105 Kilo auf eine Gratleiste aus
Eiche ung. 90 cm stellen. Dann würde sie sich höchstwahrscheinlich sehr stark durchbiegen. Wenn nicht sogar in der Mitte brechen.

Die Gratleiste aus Metall würde mein Gewicht wahrscheinlich besser verarbeiten.

Oder ist die Stabilität der Gratleiste aus Metall genau der Knackpunkt, da sie beim arbeiten
der Platte nicht mitarbeiten kann? Ist das so?
Nu ma Butter bei die Fische. Bin heute am Fachhandel vorbei gefahren und an dein Problem gedacht. Auf den Bildern sieht man stählerne Gradleisten, die keinesfalls Woodworkerherzen höher schlagen lassen. ABER:

Es funktioniert. Genau daneben steht ein Ofen von Bullerjahn als einzige Heizquelle, die sauheiß wird und den Raum heizt.
Nur eine einzige Platte ohne Gradleiste hat sich leicht geschüsselt.
Glaube die Platten sind viel zu teuer, so dass die eher als Deko herumstehen.
Sei es wie es sei, hättest du Tischplatten hier im Forum vorgestellt nebst den einzelnen Gradleisten und hier im Forum gefragt welche denn geeignet wären...

Niemand hätte dir dazu geraten. Mich eingeschlossen.
Kleine Minischräubchen, zu tief gefräst die Nuten...

Anscheinend gehen Theorie und Praxis nicht immer Hand in Hand.

VG
 

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Zappodrom

ww-kiefer
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Hallo,

eine Gratleiste schaut auf der Plattenfläche auf der sie sich befindet immer raus, sonst macht eine Gratleiste keinen Sinn, sie lässt sich nicht innerhalb der Platte verstecken, bis auf extreme Ausnahmen, dann ist es aber keine Gratleiste.
Hier eine der ersten Sendungen von Handwerkskunst, ab Min 24 geht es um die Gratnut:
https://www.youtube.com/watch?v=YpZRuOjNKGs

Gruß Dietrich

Moin @Holzfragen
also ich habe da auch nicht wirklich die Erfahrung, aber habe mir heute das Video welches vom @Dietrich empfohlen wurde angeschaut. Ich finde das wird dort ganz gut gezeigt. Und wenn ich mir am Schluss die Optik der Gratleiste im Zusammenspiel mit dem Tisch anschaue frage ich mich, warum sollte man auf die Idee kommen Gratleisten aus Metall zu nehmen? Aus Holz sieht es doch wesentlich harmonischer aus und für mich auch wesentlich wertiger. Handgemacht eben...
 

steamrick

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Bei Blacktail Studios wird das Thema auch angesprochen, etwas tiefer wird u.A. in diesem Video drauf eingagangen (Link mit passendem Zeitstempel):
https://www.youtube.com/watch?v=7fntgkx9z0E&t=431s

Hier eine der ersten Sendungen von Handwerkskunst, ab Min 24 geht es um die Gratnut:
https://www.youtube.com/watch?v=YpZRuOjNKGs

Die so als Teil des Beingestell verstecken ist natürlich auch sehr geschickt und fällt dann optisch nicht negativ auf, aber eine große hydraulische Presse nur dafür ist auch so ein ganz klein wenig Werkzeug-Luxus.
 

Bastelheiko

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In dem YT-Video das @Dietrich verlinkt hat ist nicht die Rede davon, das die Gradleiste sich verjüngt und im letzten Drittel sozusagen als leichte Presspassung fungiert.
Gehe ich fehl in der Annahme, dass es bei händischer Arbeit nur mit einer konischen Gradfeder möglich ist, da eine so absolute Genauigkeit wie mit Maschinen schwer mit Handwerkszeugen zu erreichen ist?
Als Laie frage ich mich zusätzlich war passiert, wenn der in YT gezeigte Tisch 2 Jahre in einer sehr trockenen Wohnung neben einer Heizquelle steht und die Gradleiste in ihrer Breite schrumpft. Fängt das da nicht an zu wackeln? Das Holz der Tischplatte längs zur Faser wird ja fast gar nicht schrumpfen...

Ehrlich gesagt wird das Anfertigen einer Gradleiste an der dann eine angefertigte Schublade hängt mein allererstes händisches Projekt, dass die interne Bezeichnung (aus Basteln wird Tischlern) trägt.
Hallo, wie soll Winkelstahl als Gratleiste eingesetzt werden?
Wäre mir jedenfals neu.
Ich mache sie entweder aus Holz oder verwende die von der Fima Meyer.
https://www.meyer-systeme.ch/produk...schlaegen/gratleisten-gegen-tischverwindungen
Danke noch mal für den Link! Jetzt ist mir klar das die Metalldinger kein Offenbarungseid eine Holzwerkers sind.
Hätte ich (und einige andere) das gleich aufmerksam gelesen, hätte man hier viele Wörter eingespart.

VG
 

derdad

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Eine Gratleiste sollte auch bei maschineller Fertigung etwas konisch sein. Man soll sie ca. 2/3 mit der Hand einschieben können. Der Rest wird geklopft oder mit einer Zwinge eingedrückt. Das hat auch den Vorteil, falls sie schwindet und deshalb nicht mehr richtig hält, kann man sie nachklopfen und sie hält wieder. Auch die Auswahl der Jahresringrichtung ist bei der Gratleiste wichtig. Die sollen stehend sein. Sie sollen also ziemlich im rechten Winkel zur Platte stehen, dann schwindet die Gratleiste in der Breite am wenigsten (radiales Schwundmaß ca. 3-5%).
Eine verleimte Platte wird auch mit einer Gratleiste NIE so gerade bleiben wie eine Glasplatte. Es werden leichte Wellen entstehen. 1-2 mm auf 1m Breite find ich durchaus vertretbar, immerhin ist es ein Naturmaterial. Doch leider wird so etwas in der heutigen Zeit immer weniger toleriert. Von Holzplatten wird verlangt, sie sollen eine Fläche haben wie ein Messtisch im Maschinenbau. Aber das ist eine andere Seite.
LG Gerhard
 

Lorenzo

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Niemand hätte dir dazu geraten. Mich eingeschlossen.
Kleine Minischräubchen, zu tief gefräst die Nuten...

Anscheinend gehen Theorie und Praxis nicht immer Hand in Hand.

Heiko, worauf willst du hinaus? Die Tatsache dass da ein paar gerade Platten rumstehen heisst doch noch lange nicht dass das ganze auf Dauer einwandfrei funktionieren muss.

Wenn das Holz eine Feuchte hat die sich auch in der Umgebung in der sie aufgewahrt wird einstellt, bzw. dann eben beibehält, dann braucht es keine große Kraft um die Platte gerade zu halten.
Ich würde keine Möbel bauen die nur unter immer gleichbleibenden Bedingungen funktionieren.

Eine massive Tischplatte sollte um dauerhaft nicht zu krumm zu werden konstruktiv gerade gehalten werden, und zwar so, dass ein Arbeiten in der Breite weiterhin möglich ist. Die bewährten Methoden dafür sind Zargengestelle, oder GraTleisten. Letztere können prinzipiell auch aus Metall sein, wenn dann eben Langlöcher verwendet werden um sie mit der Platte zu verbinden. Das Thema wurde schon x-fach durchgekaut und da hat sich in den letzten Wochen auch nichts dran geändert.

Heute sind Tische gefragt die aus einer Platte und angeschraubten Beinen bestehen. Das sieht schlank und modern aus. Von den daraus resultierenden Problemen liest man hier im Forum immer wieder.
Machen tun das natürlich trotzdem einige, damit kann man Geld verdienen. Oder sie machen es für sich selbst, entweder weil sie es wider besseren Wissens wagen wollen, andere aus der Unkenntnis heraus.

Massivholz bleibt dauerhaft in Bewegung. Und das erfordert spezielle Konstruktionen die sich über Jahrhunderte bewährt haben, und die einen physikalischen Hintergrund haben, von denen die frühen Schreiner nichts wussten, aber durch Beaobachtung und Versuch und Irrtum herausgefunden haben.
Da ändert Black Tail Studios nichts dran. Der Verkauft weiterhin seine Tische für zigtausende Dollar und wird sicher nicht sagen dass es keine ideale Art ist so einen Tisch zu bauen. Wobei Holz in Epoxyd einzugießen auch was anderes ist und daher nicht direkt vergleichbar.
Aber auch dazu wurde schon viel geschrieben und passt hier gar nicht wirklich ins Thema.
 

IngoS

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In dem YT-Video das @Dietrich verlinkt hat ist nicht die Rede davon, das die Gradleiste sich verjüngt und im letzten Drittel sozusagen als leichte Presspassung fungiert.
Gehe ich fehl in der Annahme, dass es bei händischer Arbeit nur mit einer konischen Gradfeder möglich ist, da eine so absolute Genauigkeit wie mit Maschinen schwer mit Handwerkszeugen zu erreichen ist?
Als Laie frage ich mich zusätzlich war passiert, wenn der in YT gezeigte Tisch 2 Jahre in einer sehr trockenen Wohnung neben einer Heizquelle steht und die Gradleiste in ihrer Breite schrumpft. Fängt das da nicht an zu wackeln? Das Holz der Tischplatte längs zur Faser wird ja fast gar nicht schrumpfen...

Ehrlich gesagt wird das Anfertigen einer Gradleiste an der dann eine angefertigte Schublade hängt mein allererstes händisches Projekt, dass die interne Bezeichnung (aus Basteln wird Tischlern) trägt.

Danke noch mal für den Link! Jetzt ist mir klar das die Metalldinger kein Offenbarungseid eine Holzwerkers sind.
Hätte ich (und einige andere) das gleich aufmerksam gelesen, hätte man hier viele Wörter eingespart.

VG


Hallo,

Gratleiste kommt nicht von gerade, sondern vom Wort Grat, darum mit t.

Zum Technischen. @derdad hat ja schon einige wichtige Punkte genannt. Weiter zur Verdeutlichung.
Nicht nur die Gratleiste wird konisch ausgearbeitet, sondern auch die Gratnut. So entsteht beim Eintreiben durch die Keilwirkung eine sehr feste Pressung zwischen Platte und Gratleisten, die man bei paralleler Ausführung nicht erreichen kann.

Gruß Ingo
 

Bastelheiko

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Eine Gratleiste sollte auch bei maschineller Fertigung etwas konisch sein. Man soll sie ca. 2/3 mit der Hand einschieben können. Der Rest wird geklopft oder mit einer Zwinge eingedrückt. Das hat auch den Vorteil, falls sie schwindet und deshalb nicht mehr richtig hält, kann man sie nachklopfen und sie hält wieder. Auch die Auswahl der Jahresringrichtung ist bei der Gratleiste wichtig. Die sollen stehend sein. Sie sollen also ziemlich im rechten Winkel zur Platte stehen, dann schwindet die Gratleiste in der Breite am wenigsten (radiales Schwundmaß ca. 3-5%).
Eine verleimte Platte wird auch mit einer Gratleiste NIE so gerade bleiben wie eine Glasplatte. Es werden leichte Wellen entstehen. 1-2 mm auf 1m Breite find ich durchaus vertretbar, immerhin ist es ein Naturmaterial. Doch leider wird so etwas in der heutigen Zeit immer weniger toleriert. Von Holzplatten wird verlangt, sie sollen eine Fläche haben wie ein Messtisch im Maschinenbau. Aber das ist eine andere Seite.
LG Gerhard
Naja, dass hat mich in diesem Video auf YT ja verwundert. Die hydraulische Presse hat von Anfang an mit gleichbleibendem Druck die Gratleiste von Anfang an eingepresst. Und bei einem solchen Designtisch ist ein "Nachklopfen" anscheinend nicht nötig.

Lorenzo, bevor ich ein Projekt beginne, bereite ich mich möglichst gut darauf vor. Jeder Mensch ist anders bzw. erklärt die gleiche Sache anders als der andere. Dem einen kann ich gedanklich besser folgen, dem anderen nicht so gut.
Ich war nur verwundert, dass man nicht gerade billige Tischplatten verkauft, die ein erfahrener Tischler der auf seinen Ruf bedacht ist nicht so verkaufen würde. Schon gar nicht bei den gesetzlichen Regeln oder Folgen, die eine verzogene Tischplatte so mit sich bringt.
Der Verkäufer sagt mir, dass man im Falle einer Reklamation schauen würde, was der Grund ist.

Vielleicht sehe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Doch ich kann mich nicht erinnnern, ein YT-Video oder bisherige Beiträge gelesen zu haben in denen beides, sowohl Gratnut als auch Gratleiste konisch angefertigt wird.
Ich habe schlicht und einfach für viele Versuche in unbekannten Terain kein so hohes Zeitbudget. Von erfahrenen Anwendern zu lernen geht einfach schneller als Learnig by doing.

VG Heiko
 

Lorenzo

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Ich geb dir völlig recht das es zunehmend schwerer wird, bei Themen in denen man nicht so tief drin steckt, zu entscheiden wer Quatsch erzählt und wer nicht. Gibt einfach zu viele Leute die fälschlicherweise davon ausgehen das sie voll bescheid wissen...

Hier ein Tisch mit konischen Gratleisten und Gratnuten. In den Fall mit der Oberfräse bzw am Frästisch gemacht, geht von Hand auch sehr gut, sofern man schon bisschen Erfahrung hat.
https://www.woodworker.de/forum/thr...che-und-gestell-aus-geriegelter-birne.111938/
 

Friederich

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in diesem Video auf YT ja verwundert. Die hydraulische Presse hat von Anfang an mit gleichbleibendem Druck die Gratleiste von Anfang an eingepresst.
Ist mir auch aufgefallen, als ich vor Jahren das Video zum ersten Mal sah. Nut und Feder sind nicht konisch, so wie es eigentlich der "Reinen Lehre" entspricht. Wenn es doch gutgeht, liegts sicherlich daran, dass er das Holz extrem weit heruntergetrocknet hat.
Ob sie aber auch nach vielen Jahren noch stramm sitzt?
Und was passiert nach extremem Wechsel der Holzfeuchte-also erst starkes Quellen, und danach wiede starkes Schwinden?

Größten Respekt vor den alten Schreinern, die das mit Handwerkzeug durchgehend passgenau UND konisch hingekriegt haben.

Ich selber habs mit Oberfräse und Tischfräse, trotz großer Mühe nicht perfekt geschafft; und würde mir wohl eine Gratleiste nicht wieder antun. Lieber Nutklötze; die sind auch "fachgerecht" und vieeel einfacher.
 

Lorenzo

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Womöglich sogar besser...? WENN man den Kniff raushat.
Ich würde sagen ja. Verfräst hat man sich schnell, mit den Hobel kann man sich gut rantasten.
Bei dem Tischbau den ich oben verlinkt habe, hab ich kurz kann man bisschen nachvollziehen wie ich das mit der Fräse gemacht hab, das hat direkt beim ersten mal gut funktioniert.
Hier hab ich das etwas ausführlicher beschrieben:
https://www.woodworker.de/forum/threads/ist-ein-grathobel-noch-zeitgemäß.130886/post-1105568
 

IngoS

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Vielleicht sehe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Doch ich kann mich nicht erinnnern, ein YT-Video oder bisherige Beiträge gelesen zu haben in denen beides, sowohl Gratnut als auch Gratleiste konisch angefertigt wird.
Ich habe schlicht und einfach für viele Versuche in unbekannten Terain kein so hohes Zeitbudget. Von erfahrenen Anwendern zu lernen geht einfach schneller als Learnig by doing.

VG Heiko

Hallo,

wenn man nur die Gratnut, oder nur die Gratleiste konisch ausführt, kann es doch gar nicht funktionieren, weil die Gratleisten dann niemals auf ganzer Länge klemmen können.
Dass du auf YouTube viel Falsches siehst, ist klar und kein Wunder. Auch wenn Fehler mehrfach wiederholt werden, werden sie dadurch nicht richtiger.
Mit stark runtergetrockneten Gratleisten, die man auch noch mechanisch einpressen kann, wird das auch bei nicht konischer Ausführung funktionieren.
Meine drei zusammengegrateten Werkstattschränke habe ich vor fast 40 Jahren gebaut und die sind immer noch top. Gratnuten und Grate habe ich konisch mit der Oberfräse hergestellt. Ist gut machbar.

Gruß Ingo
 
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