Die Idee. Wie kann man die obere und die untere Box miteinander verbinden, ohne eine wirkliche physische Verbindung zu erstellen? Die obere Box steht nicht etwa auf den angedeuteten Füßen, sondern die Klötzchen sind der Anfang einer Idee. Die allseitigen Abschrägungen sind aber überflüssig, 1 bzw. 2 Kanten abzuschrägen wäre vollkommen ausreichend gewesen. Die Auflösung des Rätsels lässt sich schon im nächsten Bild erahnen.
Auf die untere Box wird aus Leisten ein Kranz aufgeleimt. Die im vorhergehenden Bild gezeigten Klötzchen sollen in den Kranz eingreifen und so die aufgesetzte Box zentrieren. Die Fotos wurden an unterschiedlichen Tagen gemacht. Das ergab sich aus der Erfahrung, da das spätere Anmalen der Leisten mit schwarzer Farbe deutlich aufwendiger ist, als gleich eine bereits gefärbte Leiste zu verwenden. Verleimt wurde mit Soudal Pro 40P, die bereits fertigen Kanten wurden mit Packband geschützt.
Hier vom Vortag der noch ungeschwärzte Kranz, der jetzt präpariert wird zum Verleimen der Zentrierungen. Verleimt wurde mit Soudal Pro 40P. Die Höhe der Zentrierungen ist geringfügig niedriger als die Höhe des Leistenkranzes, weshalb die obere Box später auch satt auf dem Leistenkranz aufliegt. Die Abschrägungen an den Zentrierungen sind auch nicht über die ganze Höhe vorhanden, sondern nur knapp zu Hälfte als Fase ausgeführt, was das Aufsetzen der Box erleichtern soll.
Wenn der Soudal-Leim aufgetragen wurde, wird anschließend die Box aufgesetzt und vorläufig ausgerichtet, die Zwischenlagen werden nach dem Ausrichten vorsichtig entfernt. Vor dem Setzen der Zwingen wird die MDR-Box noch einmal sorgfältig ausgerichtet. So bleibt das System über Nacht stehen, bis der Leim getrocknet ist.
Zum guten Schluss werden auch noch die Kabeldurchführungen gebohrt. Das hätte ich eigentlich zu einem früheren Fertigungsstand machen sollen, aber Dank entsprechender Umsicht kann man das auch nachträglich ausrissfrei erledigen, ist halt etwas mehr Aufwand.
Ein Einblick in die MDR-Box. Ich nenn' sie halt immer MDR-Box, weil mir kein anderer Begriff dazu einfällt. MDR (Midrange) steht für den Mitteltöner, der hier in epischer Ausdehnung mit seinem Exponentialhorn seinen Platz einnimmt. Oberhalb des MDRs sieht man noch einen Teil des vergleichsweise winzigen Hochtöners, dessen Ansicht durch die oben querliegende Verstärkung verdeckt wird. Die Schallwand wird komplett montiert von vorne eingeschoben und an den Seiten durch jeweils 2 Stück M6-Panhead-Schrauben befestigt.
Der Raum in der MDR-Box ist ein toter Raum, der nichts zum Hörerlebnis beiträgt. Er entsteht zwangsläufig aus Gründen der Symmetrie zur Bass-Box.
Ein Einblick in die MDR-Box von der anderen Seite, mit Sicht auf die "Verkabelung". Die Verkabelung ist pragmatisch gelöst und entzieht sich nach deren Ausführung den Blicken hinter der Verkleidung.
Die Kabeldurchführung zur Bassbox.
Die weiterführende Verkabelung zu den Anschlussklemmen des gut zugänglichen Terminals.
Seitenansicht eines kompletten Systems bei abgenommener Seitenblende. Die Seitenblende wird durch Magnete gehalten. Meine anfänglichen Befürchtungen, dass die Seitenblenden sich bei starke Bässen lösen könnten, haben sich nicht bewahrheitet.
Eine Seitenblende, die aus einem schon früher beschriebenen Rahmen und einer Stoffbespannung besteht. Die Bespannung ist etwas trickreich und habe ich auch nicht auf Anhieb geschafft. Wahrscheinlich hängt die anzuwendende Technik auch etwas von der Art des Stoffes ab. Meine Vorgehensweise:
- Der Rahmen wird präpariert. Zum Kleben des Stoffes habe ich VHB-Band von 3M verwendet. Die Klebeflächen werden zuvor sorgfältig mit Alkohol gereinigt.
- Anbringung der Klebebänder, die Trennfolie wird vorläufig nur an den schmalen Kanten entfernt.
- Grober Zuschnitt des Stoffes.
- An den schmalen Enden des Stoffes wird jeweils ein Riffelstab mit Kreppband befestigt und jedes Ende ein wenig eingerollt.
- Auf die so vorbereitete Stoffbahn wird der präparierte Rahmen aufgelegt und sorgfältig ausgerichtet.
- Ein Stoffende mit einem Riffelstab wird an den Rahmen mit einer kleinen Zwinge fixiert.
- Das andere Stoffende wird mit dem Riffelstab durch dessen Drehung gespannt. Dadurch das die Stoffenden über die Breite an den Riffelstäben fixiert sind, kann sich der Stoff nicht in Falten ziehen und man kann so eine ordentliche Spannung aufbauen.
- Die Stoffenden werden jetzt an den Schmalseiten auf das Klebeband gedrückt - Holzklötzchen verwenden - und zur Sicherheit zusätzlich mit Klammern gesichert.
- Jetzt zieht man die Trennfolie an den Längskanten ab und beginnt jeweils von der Mitte aus zu fixieren - geklammert wird aber erst ganz zum Schluss! Um die die richtige Spannung über die Breite zu erzielen, muss man ein wenig üben.
- Hat man ein zufrieden stellendes Ergebnis erzielt, dann kann auch geklammert werden.
- Zum Schluss wird der Stoffüberstand mit einem Cutter abgetrennt, die Kante des Klebebandes dient dabei als Orientierung.
Die fertige Seitenblende.
Und mein ganzer Stolz in der Frontansicht. Nicht nur das optische sondern auch das akustische Ergebnis überzeugt. Für mich ist es schon eine Ehre, solche legendären Boxen gebaut zu haben. Es ist gleichzeitig eine Bestätigung dafür, das von Paul Wilbur Klipsch entwickelte Prinzip verstanden zu haben. In letzter Konsequenz war es ein Wagnis, die ursprüngliche für einen 12-Zoll Treiber gedachte Konstruktion auf eine solche für einen 15-Zoll Treiber umzusetzen.
Mein Freund, der sich diese Boxen gewünscht hat, hat sich mit dem polierten Messingschild seinen weiteren Wunsch erfüllt und die Daten dieser Box auf dem Messingschild verewigt. Für mich ist diesesFoto eine schöne Erinnerung an den Bau der Boxen, den ich mit viel Herzblut betrieben habe. Jedenfalls war es nicht alltäglich.
Da die Lautsprecher noch ein paar Tage in der Werkstatt stehen, bis sie an den eigentlichen Aufstellungsort verbracht werden, bietet sich für mich die Gelegenheit einer Einladung zum Probehören. Wer sich in meiner Gegend befindet, ist also eingeladen, wenn er sich bei mir mit einer PM in Verbindung setzt. Zur allgemeinen Orientierung: etwas nördlich von Celle an der B214.
Keine Fortsetzung.