Kaufberatung Handsägen für den Einstieg (aus Deutschland?)

Keilzink

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@ Holzrad09
Warum gibt es in D keinen Markt für wirklich gute alte Sägen? In England aber schon? Schau dir mal Schubladenzinken im deutschen Antiquitätenhandel an - so etwa Spätbiedermeier bis Ende Gründerzeit. Dafür brauchst du keine Sheffieldsägen und auch nicht die dazu passenden Schränkzangen. Bei uns gab es einen guten Mittelstand im Tischlergewerbe, die reinen Kunsttischler waren in England und Frankreich viel häufiger. Hier waren Zinken konstruktiv, nicht dekorativ. Und für rein konstruktiv vernünftige Zinken brauchst du Sheffield nicht. Da reicht auch der kleine deutsche Fuchsschwanz aus Remscheid oder die Zapfensäge. Ganz ehrlich, ich schau mir jede Zinke an, die mir unterkommt. Zierzinken sind nicht verbreitet im deutschen Möbelbau zwischen 1850 und 1910 - vorsichtig ausgedrückt.

Und jetzt ist es halt so: Für meine Sägen und mein Können wäre warscheinlich ein billiges Schränkeisen und ein kleines Hämmerchen ausreichend. Damit bekomme ich dann Zinken hin, wie die breite Masse der Schreiner im 19ten. Aber da bin ich genauso drauf, wie die ganzen Festool-Jünger hier im Forum: Es geht nicht drum was ich brauche, ich will das beste Werkzeug, das zu haben ist.
 

pedder

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So etwas baut man nicht einfach eben mal in China oder sonstwo nach, nicht von der Mechanik her und die Materialien und Härtungen sind ein weiteres Kapitel.

Also ich habe im Frühsommer eine von Jieli gekauft über eBay. Das sind die, die bei ebay.de der Eclipse 77 so ähnlich sehen. Mechanik super, nur die Härte stimmt nicht. Sieht aus wie ein richtiges Werkzeug, ist es aber nicht. Man kann dann so eine kaufen und dann Gerd Fritsch fragen, ob er einem einen Amboss verkauft. Aber gleich die passende Schraube dazu ordern, die Jieli hat nämlich weder ein metrisches Gewinde noch eins, dass zu den Eclipse 77passt. Dann ist man im Preis aber auch deutlich über dem einer alten guten Eclipse

Bei den "deutschen" Schränkzangen gehe ich von Bandsäge- und Kreissägeblättern aus.
 

Lico

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Hier waren Zinken konstruktiv, nicht dekorativ. Und für rein konstruktiv vernünftige Zinken brauchst du Sheffield nicht. Da reicht auch der kleine deutsche Fuchsschwanz aus Remscheid oder die Zapfensäge. Ganz ehrlich, ich schau mir jede Zinke an, die mir unterkommt. Zierzinken sind nicht verbreitet im deutschen Möbelbau zwischen 1850 und 1910 - vorsichtig ausgedrückt.
Zinken wurden mit der Absetzsäge gemacht, so haben es mir meine Gesellen erzählt. So einen Aufriss, wie wir als Lehrlinge davon gemacht haben, hätten die sich zeitlich nicht leisten können. Alle Schubkasten-Teile wurden versetzt hintereinander eingespannt und die Zinken alle gleichzeitig gesägt. Angerissen wurden die auch nach Augenmaß, nicht konstruiert. So hab ich das übrigens auch gelernt. Das Konstruktionsprinzip kannte ich nur aus dem Fachzeichnen-Buch. Schwalben wurden einzeln angezeichnet, aber mit dem Sägen wurde auch kein Aufwand getrieben. Das musste alles schnell gehen. Sie haben sich zwar auch Mühe gegeben, das gut zu machen und die hatten auch mehr Übung. Aber es reichte, wenn die gut genug waren.
Mich wundert übrigens, dass die im angelsächsischen keine Gestellsägen verwenden. Mit einem Fuchsschwanz hab ich noch nie einen geraden Schnitt hinbekommen. Nicht, dass ich es öfter probiert hätte. Für mein Gefühl hat man da viel zu wenig Kontrolle über den Schnitt, zumindest jedenfalls beim schlitzen.

Lico
 

Martin Graf

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Hallo,

ich denke man muss zuerst eine Entscheidung treffen, ob man selbst schärfen möchte oder nicht.
  • Wenn man den Aufwand scheut oder es sich nicht zutraut, dann sollte man sich für neue Sägen entscheiden, die wirklich scharf sind und mit denen man sofort und gut arbeiten kann. Hierzu zählen sicherlich viele Japansägen und auch die Sägen von Veritas. Für Gestellsägen gibt es auch "japanische Sägeblätter". Soweit ich weiß sind die Veritassägen nachschärfbar, d. h. die Zähne sind nicht gehärtet, wie bei den anderen genannten Modellen. Das bedeutet aber auch, dass die Veritas-Sägen nicht so lange scharf bleiben werden und man sich dann doch irgendwann mit dem Nachschärfen beschäftigen muss...
  • Wenn man das Schärfen in Betracht zieht und die Zeit investieren möchte, dann bekommt man fast jede nachschärfbare Säge in einen gebrauchsfähigen Zustand. Ich empfehle hier die Schärfanleitung von Friedrich Kollenrott, die man auch nicht komplett lesen muss, um starten zu können. Wer selbst schärfen will/kann, der kann sich sowohl gebrauchte als auch neue Sägen kaufen oder sich an den Selbstbau wagen. Ich habe eine der bereits genannten neu verfügbaren Rückensägen von Spear&Jackson sowie einfache Feinsägen von ECE und Kirschen. Letztere bekommt man teilweise für einen einstellugen Eurobetrag neu. Alle diese Sägen bekommt man relativ schnell in einen Zustand, so dass man damit sehr gut arbeiten kann. Zumindest sind die Schnittergebnisse für mich ausreichend. Wer Schnittflächen erzielen möchte, die nicht mehr mit Stecheisen oder Hobel nachgearbeitet werden müssen, der wird vielleicht nicht ganz glücklich werden. Die meisten meiner Sägen habe ich inzwischen einfach auf Längsschnitt gefeilt und komme damit gut klar. Das geht sehr schnell und ist auch von Anfängern gut erlernbar.
Gestellsägen nehmen in dieser Hinsicht eine Sonderstellung ein, da es hier sowohl nachschärfbare Sägeblätter als auch die besagten Japan-Sägeblätter zu kaufen gibt. Beides ist im Vergleich relativ preiswert. Ich persönlich komme mit den Gestellsägen, insbesondere bei feinen Arbeiten, nicht so gut klar. Das muss aber jeder für sich ausprobieren.

Meiner Meinung nach sollte man sich auch überlegen, ob man lieber mit westlichen oder japanischen Sägen arbeiten möchte, denn das hat durchaus Konsequenzen bzgl. der Arbeitsweise, dem Spannen der Werkstücke und ggf erforderlicher Vorrichtungen (Sägelade). Ich für mich möchte da nicht mischen und habe mich für westliche Sägen entschieden.

Meine Empfehlung wäre auch hier, dass Du vielleicht bei einem Forumskollegen mal ein paar Sägen ausprobierst oder Dir das Schärfen zeigen lässt. Aus Deinem Profil geht leider nicht hervor, wo Du herkommst.

Gruß
Martin
 

Keilzink

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@ Lico:
Es gab dort eine Menge Gestellsägen, die beim Schreiner allerdings nicht so groß waren, wie die auf dem Kontinent. Als kleine Absetzsägen und als Schweifsägen, auch ganz kleine für Intarsien tauchen die auf. Die sind im Handel nur sehr selten, weil sie meistens nicht mehr existieren, zu filigarn, zerbrechlich, passten nicht in irgendwelche Schubladen, wo sie die Zeiten überdauern konnten und gingen deshalb unter.
Bei den Zinken findet man beides: Angezeichnete und Freihand, vor allem aber waren Streichmaße in Gebrauch, die Spuren findet man fast immer. Und wenn man mal wirklich saubere Zinken findet, ist immer gleich der Verdacht im Spiel: Meisterstück. Aber ehrlich, viele um uns rum haben sauberer gearbeitet, vor allem die Schweizer fallen da auf. Ob das sinnvoll ist oder nicht sei mal dahingestellt ...
Ein Fuchsschwanz ist schwierig, das stimmt. Aber einer von einem guten Hersteller, der auf Längs geschärft ist und genau geschränkt, ist recht gut kontrollierbar. Vor allem die Amerikaner haben da hervorragendes geleistet: Alte von Keystone, später Disston werden heute noch sehr gut bezahlt. Damit sind die in den Westen gezogen und haben ganze Städte aufgebaut: mit Axt, Beil, Schrotsäge, Handbohrer und Fuchsschwänzen. Mit denen haben die ihre mit den Kransägen hergestellte Bohlen für den Möbelbau geteilt. Manche machen das heute noch so, sogar auf YT. Und nicht nur zum Zeigen, sondern als Lebensentwurf: Mr. Chickadee ist da ein lohnender Name.
 

Lorenzo

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Jetzt kauft aber bitte nicht alle die Eclipse77 Schränkzangen weg, ich brauch auch noch eine. :emoji_wink: Ich hab mich ja letztens mal umgekuckt und inzwischen 3 Sägen zuhause liegen mit denen ich mich mal nochmal an den westlichen Sägen versuchen will. Ich hab gestern beim Besuch eines Forumskollegen auch mal testen können wie sich eine perfekt scharfe Säge dieser Art so verhält. Der hat nämlich eine Quer- und eine Längsschnittsäge von Veritas mitgebracht. Ich hab aber da schon gemerkt dass ich das Sägen auf Zug schon sehr verinnerlicht habe und auch weiterhin der Meinung bin dass es konstruktionsbedingt schlüssiger ist. (Dünnere Sägeblätter, damit weniger Zerspanaufwand. Gerigeres Haken als beim Sägen auf Stoß) Da ist sicher meine mangelnde Erfahrung nicht ganz unbeteiligt. Aber ich würde gerne selbst nachschärfen können.... Vielleicht wag ich mich irgendwann an ne durchgehärtete japanische ran, die ich selbst schärfen kann. Auf jeden Fall hab ich die westlichen Sägen schnell abgeschrieben, aber wie schon oft zurecht gesagt wurde: Damit wurden Meisterwerke geschaffen! Es liegt also viel am Sägenden, nicht an der Säge was möglich ist.
Anbei noch ein paar Bilder meiner "neuen" Schätzchen. Ich hab zwei davon schon mal geschärft, die dritte soll auf Querschnitt umgefeilt werden. Ich hab auch noch ein schönes Stück Holz zuhause das für 2 der Sägen neue Griffe ergeben wird. Bei der mit dem offenen Griff fehlen mir einfach ein zwei Zentimeter Grifflänge, bei der Zukünftigen Querschnittsäge (kein Foto gemacht...) gehts einfach schöner, der is schon recht grob gearbeitet..

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pedder

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Henry Disston wandert im zarten ALter von 13 ein. Es ist zu vermuten, dass er nicht viel Erfahrung im Sägenmachen aus England mitbrachte.
 

pedder

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Sägen auf Zug schon sehr verinnerlicht habe und auch weiterhin der Meinung bin dass es konstruktionsbedingt schlüssiger ist. (Dünnere Sägeblätter, damit weniger Zerspanaufwand. Gerigeres Haken als beim Sägen auf Stoß)
Das mit den dünneren Blättern stimmt einfach nicht. Weder Rückensägen noch Gestellsägen haben wesentlich dickere Blätter als die japanischen Sägen gleichen zwecks. Da werden dann immer die Bilder des Fuchschwanzes mit dem Knick verwendet. Kuckt euch mal an, welche Japansäge einem Fuchsschwanz entspricht und wie stark die ist. eine 300mm Kataba hat auch 0,7mm Blattstärke. Eine 300 mm Säge von Thoas Flin hat 0,65 mm Blattstärke. Lass Euch nicht veralbern. Es ist die Schränkung, die man aber selber ohne Weiteres reduzieren kann.
 

Lorenzo

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Okay, ich vertraut da auf deine Fachkompetenz. Aber physikalisch erklärt sich mir das nicht. Nen Pflug zieht man auch, und schiebt ihn nicht...
 

Lorenzo

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Der Hobel hat eine große Registrierfläche die verhindert dass sich die Klinge verhakt. Na, wie dem auch sei, es is wohl sehr viel Gewohnheit. Ich hab nen japanischen Hobel, werd mir aber für dessen Eisen nen Korpus bauen den ich angenehm schieben kann, da gefällt mir das Arbeiten auf Zug nicht. Liegt aber auch daran dass man dann das eigene Gewicht nicht sinnvoll nutzen kann.
 

pedder

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Okay, ich vertraut da auf deine Fachkompetenz. Aber physikalisch erklärt sich mir das nicht. Nen Pflug zieht man auch, und schiebt ihn nicht...

Physikalisch ist ziehen und schieben das gleiche, aber menschen könenn besser ziehen als schieben.
Nur Sägen ist doch hin und her.

Irgendjemand hat sich mal eine falsche Erklärung ausgedacht und die wird seitdem tradiert.
Warum sind japanische Sägen besser zu sägen? Sie sind schärfer geschärft, haben härter Blätter,
sind oft dünngeschliffen.

Auerdem verführt das gefül von leichterem Sägenn dazu, anzunehmen, es sei die bessere Säge.
Dabei ist das für das Ergbins oft gar nicht wichtig. Särkere Sägeblätter folgen den Faserverlauf oft nicht.
 
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Ich frage mal aus dem Hintergrund, da ich zum Thema wenig beitragen kann: Ist es nicht so, dass die Japaner ziehend geführt werden, weil die Zähne nach hinten weisen? Und ist es deshalb bei den Europäischen für den Arbeitsfortschritt egal, da die Zähne keine Richtung haben?
Rein vom Arbeitsablauf ist mir das Ziehen lieber, weil dadurch ein Knicken des Blattes eigentlich nicht möglich ist.
 

Macchia

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ich denke die jap. Anfängersägen wie sie feine Werkzeuge bezeichnet die, die meisten von uns haben (auch ich) sind
tatsächlich so ähnlich stark wie westliche Sägen.
Sieht man dann auf die jap. Profisägen wird es schon deutlich dünner mit 0,35mm
da fangen dann die japanischen Sägen an zu punkten
doch diese dünnen Blätter vertragen dann auch keinen Druck mehr.

Ich denke, dass ich noch nie richtig gute westl. oder. amerikanische/englische Handsägen in der Hand hatte und dann
kamen die ersten jap. Sägen und damit der Aha Effekt.
Blöd nur, dass ich mir das mittlerer Weile so angewöhnt habe, dass ich auch meine Matallsägen schon umgespannt habe
jedoch die kleine Bügelsäge spielt da nicht mit, da hüpft das Blatt raus...

Doch ich gehe denke ich auch mal in die Testphase wie Lorenzo...
ich kann mich bloß immer nicht entscheiden bei den ganzen Gebrauchtangeboten...
Bin schon mit einigen Hobeln auf die Nase gefallen...
 

Holzrad09

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Ich hab mich ja letztens mal umgekuckt und inzwischen 3 Sägen zuhause liegen mit denen ich mich mal nochmal an den westlichen Sägen versuchen will.
Da hast Du Dir doch schöne Exemplare ausgesucht und genau wie es sein sollte, die größere Tenonsaw 12 Zoll ? mit geschlossenem Griff und die kleinere Dovetailsaw 10 Zoll ( kommt mir jedoch recht kurz vor, hat bestimmt nur 8 Zoll ? ) mit offenem Griff.
Verrätst Du uns was Du jeweils bezahlt hast ? Sägen mit Messingrücken wolltest Du nicht ?
LG
 

schrauber-at-work

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Andere Frage, könnte ich mit dieser Zange auch meine Bandsägenblätter neu schränken?
Dafür würde ich Dir ein Panhans Wellus ans Herz legen. Gibt's immer Mal wieder bezahlbar in der Bucht.
Damit ist das Sägebsnd in <1min. Und ohne ausbauen geschränkt.
full


Gruß SAW
 

rafikus

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Liegt aber auch daran dass man dann das eigene Gewicht nicht sinnvoll nutzen kann.
Wo willst du an einem Hobel dein Gewicht nutzen?
Weder bei meinen japanischen Hobeln, noch bei den Westlichen setze ich bewußt mein Gewicht ein.
Ich behaupte sogar, dass wenn man meint auf den Hobel drücken zu müssen das eisen schlicht stumpf ist.
 

Lico

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Wo willst du an einem Hobel dein Gewicht nutzen?
Weder bei meinen japanischen Hobeln, noch bei den Westlichen setze ich bewußt mein Gewicht ein.
Ich behaupte sogar, dass wenn man meint auf den Hobel drücken zu müssen das eisen schlicht stumpf ist.
Er will vermutlich nicht *auf* den Hobeldrücken sondern sein Körpergewicht zum Vortrieb des Hobels einsetzen. Das ist kraftsparender als nur die Arme zu nutzen.

Lico
 

Lorenzo

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Da hast Du Dir doch schöne Exemplare ausgesucht und genau wie es sein sollte, die größere Tenonsaw 12 Zoll ? mit geschlossenem Griff und die kleinere Dovetailsaw 10 Zoll ( kommt mir jedoch recht kurz vor, hat bestimmt nur 8 Zoll ? ) mit offenem Griff.
Verrätst Du uns was Du jeweils bezahlt hast ? Sägen mit Messingrücken wolltest Du nicht ?
LG

Genau, die kleine is ne 8 Zoll, die große ne 12. Und die dritte hat dann 10 Zoll und auch nen geschlossenen Griff. Ich hab nur deutlich teurere mit Messingrücken gesehen. Zum Testen in meinen Augen nicht sinnvoll. Auch würd ich an teureren Sägen nicht so rumbasteln wollen und zum Beispiel den Griff neu machen. Bei denen von mir trau ich mich das. Ich hab alle 3 Sägen beim selben Verkäufer bekommen, war mir wegen den Versandkosten wichtig. Und ich hab für alle 3 gute 100€ gezahlt. Insgesamt. Wenn sie mir letztendlich in der Benutzung nicht zusagen, dann häng ich sie dekorativ auf (ja, ich find die schön genug dafür. Meine selbstgebaute Gestellsäge, übrigens auch mit japanischem Blatt, hängt auch nur noch rum. Is aber auch schön.) Vielleicht verkauf ich sie auch wieder.

Physikalisch ist ziehen und schieben das gleiche, aber menschen könenn besser ziehen als schieben.
Nur Sägen ist doch hin und her.

Irgendjemand hat sich mal eine falsche Erklärung ausgedacht und die wird seitdem tradiert.
Warum sind japanische Sägen besser zu sägen? Sie sind schärfer geschärft, haben härter Blätter,
sind oft dünngeschliffen.

Auerdem verführt das gefül von leichterem Sägenn dazu, anzunehmen, es sei die bessere Säge.
Dabei ist das für das Ergbins oft gar nicht wichtig. Särkere Sägeblätter folgen den Faserverlauf oft nicht.

Da widersprech ich dir. Unter Idealbedingungen ist ziehen und schieben physikalisch das gleiche. Aber in der Praxis eben nicht. Die Punkte an denen die Kraft eingeleitet wird sind nämlich in der Praxis unterschiedlich. Ich bin kein Physiker, und hab jetz keine Kräfteparallelogramme eingezeichet, aber hier mal ein ganz stümperhaftes Schaubild wie ich mir das erklär. Und mein Gefühl bestätigt das. Wie auch die Praxis bei ganz vielen Dingen. Zum Beispiel ne schwere Kiste über unebenen Boden bewegen. Oder sogar mit Rollen, ne Sackkarre nen Randstein hochbewegen. Man zieht die Kiste, dann hakt es nicht. Man dreht die Sackkarre fürs Stufe hochbewegen extra um und zieht.
Sägen ist zwar hin und her, aber bis auf Schitter- und Schrotsäge arbeiten doch alle Sägen nur in einer Richtung, und wollen in der anderen im Idealfall nicht mal Kontakt zum Schneidgut haben.
Wie oft wurde hier schon gepredigt dass man den Hobel beim zurückziehen leicht schräg hält um das Messer vom Brett zu nehmen.
Außerdem würde ich sagen dass die Säge die leichter sägt, schon auch irgendwie besser sägt. Das mit dem Verlaufen stimmt natürlich, und wie so oft muss ein Kompromiss eingegangen werden.


_DSC8568.jpg

Wir haben ein Sägeblatt. Einmal eingekringelt A ist auf Stoß, B auf Zug. An der Stelle X greift ein Zahn. Die Tendenz ist da das an dieser Stelle ein Drehpunkt entsteht. Das Blatt möchte kippen, soll es aber nicht. Es soll gerade weitergeführt werden. Wenn an Stelle A die Kraft eingeleitet wird dann kommt es zu einem Schub der Richtung X geht, und damit den Zahn fester gegen den Drehpunkt. Auf Zug, der an Stelle B ansetzt heb ich den Zahn von der Stelle X an.

Wo willst du an einem Hobel dein Gewicht nutzen?
Weder bei meinen japanischen Hobeln, noch bei den Westlichen setze ich bewußt mein Gewicht ein.
Ich behaupte sogar, dass wenn man meint auf den Hobel drücken zu müssen das eisen schlicht stumpf ist.

Meine Hobeleisen sind scharf wenn ich sie benutze. Dennoch brauch ich Kraft für den Schnitt. Je mehr Spanabnahme, umso mehr Kraft brauch ich. Hast du schonmal ein Brett auf Dicke gehobelt? Da ist es sehr angenehm wenn man den Hobel so hält, dass man den rechten Ellenbogen (gilt für Rechtshänder) mehr oder weniger am Bauch anlegt, und dann mit dem Körpergewicht schiebt. Dabei ist auch nicht sehr viel Kraft nach unten notwendig, mehr nach vorne. Aber beides Zusammen ergibt eine Kraft die schräg nach vorne unten gerichtet ist. Drum waren früher die Hobelbänke auch so niedrig. Nicht nur wegen der kleineren Menschen :emoji_wink: sondern weil man bei schweren Hobelarbeiten die Arbeit mit dem ganzen Körper machen kann, und nicht nur aus den Armen raus. Ich hab nach dem Kauf der ADH meine Hobelbank 10cm aufgebockt.
Das alles gilt für alle Hobelarbeiten, nur is beim Verputzen oder Fase anhobeln so wenig Kraft notwendig dass es nicht mehr so wichtig ist. Und man hat mehr Feingefühl. Das brauchts bei den groben Arbeiten nicht, da muss einfach Material weg.
 
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rafikus

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Und ist es deshalb bei den Europäischen für den Arbeitsfortschritt egal, da die Zähne keine Richtung haben?
Keine Richtung? Wie kommst du auf sowas? Einzig bei den Schrotsägen gibt es das, dass die Zähne symmetrisch gefeilt sind, aber diese werden wiederum auch gezogen.
Wenn ich meine westlichen Sägen gegen die gedachte Richtung, ziehend einsetzen würde, käme nicht viel dabei raus.
 

Mitglied 30872

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Keine Richtung? Wie kommst du auf sowas? Einzig bei den Schrotsägen gibt es das, dass die Zähne symmetrisch gefeilt sind, aber diese werden wiederum auch gezogen.
Wenn ich meine westlichen Sägen gegen die gedachte Richtung, ziehend einsetzen würde, käme nicht viel dabei raus.

Deshalb hatte ich ja gefragt. Bitte vieltausendfach um Vergebung für diese meine so schändliche Unwissenheit. Ich besitze keine westliche Säge. Ich möchte mich auch nicht auf´s Schärfen einlassen.
Dann sind also bei den westlichen Sägen die Zähne nach vorne gerichtet. Das hatte ich bisher falsch verstanden. Danke für die Erhellung.
 

rafikus

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Hast du schonmal ein Brett auf Dicke gehobelt. Da ist es sehr angenehm wenn man den Hobel so hält, dass man die den rechten Ellenbogen (gilt für Rechtshänder) mehr oder weniger am Bauch anlegt, und dann mit dem Körpergewicht schiebt.
Da hat mich wieder die Physik erwischt. Bei "Gewicht" dachte ich sofort an die Gewichtskraft. Hier wird damit die Körpermasse gemeint.
Und ja, ich habe ein Brett auf Dicke gehobelt. Trotzdem bewege ich meine Arme dabei und laufe nicht 30cm nach vorne mit angelegtem Ellenbogen.
 

Lorenzo

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Dann hobel mal n Brett von 2m. Und ja, ich beweg meine Arme dazu auch, aber eigentlich hauptsächlich am Anfang und am Ende. Zwischendrin kommt der Vorschub eigentlich nur aus den Beinen, (woher auch sonst, meine Arme sind nicht soooo furchtbar lang :emoji_slight_smile:) und wird über die Hüfte/Bauch auf die Arme übertragen. Nicht aus den Schultern raus. Ich sollte besser sagen, ich bewegte, wie gesagt, Abrichten und auf Dicke hobeln mach ich nur bei kleinen Sachen die eh schon fast gerade sind von Hand. Ansonsten schmeiss ich da gerne meine Maschine dafür an.
 
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