Ich habe lange überlegt, ob ich mich zu diesem brisanten Thema äußern soll. Da ich seit 38 Jahren Meister bin, gelte ich wahrscheinlich für die Gegner des Meistertitel als befangen und parteiisch, ich versuch es trotzdem mal.
In der Innung muss ja keiner sein, ich habe die Beratungen durch die Innung gerne in Anspruch genommen auch die Vermittlung günstiger Versicherungen usw. fand ich gut. Auch das die Lehrlinge über den Lehrlingswart einen Ansprechpartner haben ist eine feine Sache. Auch die vom Landesinnungsverband angebotenen Fortbildungen habe ich gern in Anspruch genommen. Fenstermontage, Brandschutz, Einbruchschutz usw. waren Themen, wo man günstig und zeitnah auf den Stand gebracht wurde.
In den bisherigen Beiträgen wurden die Kammern ja als Relikte einer vergangenen Zeit dargestellt, die sich mit Zwangsabgaben am Leben halten und eigentlich keinen Sinn machen. Kann man so sehen, ich sehe aber auch die TZHs, wo in modern eingerichteten Werkstätten aktuelles Wissen vermittelt wird. Zu guterletzt sind die Kammern aber auch unsere Lobby Vertreter in der Politik. Da mag man drüber streiten, ob sowas nötig ist. Für die kleine Tischlerei vielleicht nicht, aber die Betriebe mit 30 oder mehr Mitarbeitern ist eine Vertretung in der Politik schon wichtig.
Einige meiner ehemaligen Schüler, agieren ja auch mit Wandergewerbe usw. in der freien Wildbahn und das häufig mit maessigem Erfolg. Es fehlen oft elementare Kenntnisse in Organisation und Betriebswirtschaft. Kann man sich auch anders aneignen, sicherlich, macht aber keiner. Meine Älteste ist gerade auf der Meisterschule und ich staune, welch tolles fachliches Wissen da zusätzlich vermittelt wird. Also auch in dieser Hinsicht zu empfehlen.
Diese Diskussion wird auch diesmal, wie immer, zu keinem Ergebnis führen. Die Gegner bleiben Gegner, die Befürworter bleiben Befürworter, da wird sich nichts bewegen. Der Meister ist keine Garantie für Qualität, genau wie der Gesellen. Zuwas die völlige Freigeben führt, hat man bei Fliesen-und Parkettlegern gesehen. Für mich ist das nicht der richtige Weg.
In der Rückschau war der Meister der richtige Weg, der mir viele berufliche Perspektiven eröffnet hat.