Selbstständig machen im Bereich Holz - Verständnisfrage

Kerstenk

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Aber eine Schreinerei soll schon eine Schreinerei im hier üblichen Sinne bleiben. Das ist doch auch eine gewisse Sicherheit für den Kunden, dass z.B. seine Treppe fachgerecht hergestellt wird / wurde.
da ist leider nur ein großer Trugschluss, da hat einer vor 40 Jahren seinen Meistbrief abgelegt und baut nun ein Balkongeländer, mit Verlaub der hat keine Ahnung was die neusten Erkenntnisse im Bereich Material usw. vorliegen.
Geht es um sicherheitsrelevante Sachen geht, müssen entsprechende Prüfungen absolviert werden, die ähnlich der Schweißerprüfung, die im Übrigen von der ausführenden Person abgelegt werden müssen, nicht vom Chef oder Meister. Die eben auch nur eine bestimmte Zeit Gültigkeit haben, damit ist gewährleistet, dass eben mal ein Geländer abbricht und fünf Freunde den Tot finden (ist genau so passiert).
 

weissbuche

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Ich habe lange überlegt, ob ich mich zu diesem brisanten Thema äußern soll. Da ich seit 38 Jahren Meister bin, gelte ich wahrscheinlich für die Gegner des Meistertitel als befangen und parteiisch, ich versuch es trotzdem mal.
In der Innung muss ja keiner sein, ich habe die Beratungen durch die Innung gerne in Anspruch genommen auch die Vermittlung günstiger Versicherungen usw. fand ich gut. Auch das die Lehrlinge über den Lehrlingswart einen Ansprechpartner haben ist eine feine Sache. Auch die vom Landesinnungsverband angebotenen Fortbildungen habe ich gern in Anspruch genommen. Fenstermontage, Brandschutz, Einbruchschutz usw. waren Themen, wo man günstig und zeitnah auf den Stand gebracht wurde.
In den bisherigen Beiträgen wurden die Kammern ja als Relikte einer vergangenen Zeit dargestellt, die sich mit Zwangsabgaben am Leben halten und eigentlich keinen Sinn machen. Kann man so sehen, ich sehe aber auch die TZHs, wo in modern eingerichteten Werkstätten aktuelles Wissen vermittelt wird. Zu guterletzt sind die Kammern aber auch unsere Lobby Vertreter in der Politik. Da mag man drüber streiten, ob sowas nötig ist. Für die kleine Tischlerei vielleicht nicht, aber die Betriebe mit 30 oder mehr Mitarbeitern ist eine Vertretung in der Politik schon wichtig.
Einige meiner ehemaligen Schüler, agieren ja auch mit Wandergewerbe usw. in der freien Wildbahn und das häufig mit maessigem Erfolg. Es fehlen oft elementare Kenntnisse in Organisation und Betriebswirtschaft. Kann man sich auch anders aneignen, sicherlich, macht aber keiner. Meine Älteste ist gerade auf der Meisterschule und ich staune, welch tolles fachliches Wissen da zusätzlich vermittelt wird. Also auch in dieser Hinsicht zu empfehlen.
Diese Diskussion wird auch diesmal, wie immer, zu keinem Ergebnis führen. Die Gegner bleiben Gegner, die Befürworter bleiben Befürworter, da wird sich nichts bewegen. Der Meister ist keine Garantie für Qualität, genau wie der Gesellen. Zuwas die völlige Freigeben führt, hat man bei Fliesen-und Parkettlegern gesehen. Für mich ist das nicht der richtige Weg.
In der Rückschau war der Meister der richtige Weg, der mir viele berufliche Perspektiven eröffnet hat.
 

Lorenzo

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Hat man nicht zuletzt vor wenigen Jahren wieder etliche Berufe zurück in den Meisterzwang aufgenommen? Ich vermute man wird selbst im Untergang nichts an dieser Regelung ändern.
Ich weiss jetzt nicht von etlichen. Fliesenleger waren zum Beispiel dabei.
Ich seh im Schreinerbereich ein deutlich kleineres Problem was massenhaft Neugründungen angeht. Dafür ist die finanzielle Einstiegshürde einfach zu groß. Auf jeden Fall was klassischen Möbelbau und generell komplexere Bereiche angeht.
Und irgendwie gibts ja auch schon etliche Schlupflöcher oder Grauzonen.

Man könnte da einfach viel Theater streichen. Viele Beschränkungen aufheben und manche halt auch definitiv nicht. Wie Kersten schon sagt, bei manchen Arbeiten muss die Qualifikation einfach ohne wenn und aber da sein.

Dass ne Umstrukturierung nicht ganz ohne Probleme abläuft ist klar. Die beinhaltet der Status quo aber auch.
 
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Kerstenk

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Insolvenzverschleppung geht recht fix. GmbH auflösen ohne Insolvenz auch nicht so lustig wenn da Vermögenswerte drin sind.
genau das hat mir mal mein Geld gerettet, ein Kunde wollte/konnte einen niedrigen fünfstelligen Betrag nicht zahlen. Dem Gericht gegenüber hat er behauptet, er wäre mir nichts schuldig, dabei hat er die Rechnung vorher noch schriftlich anerkannt. Bei Gericht hat sich nicht wirklich schnell was getan, so habe ich dann nach rund 4 Monaten ihn angerufen und ihm im Nebensatz eine Insolvenzverschleppung erklärt und das da Gefängnis drauf stehen kann (das stehen habe in steht gesagt, das kann hatte ich vergessen :emoji_slight_smile: ) und das es mich nicht betrifft, da ich keine GmbH habe. Ich habe es an seiner Reaktion, schon am Telefon mitbekommen, das hat gesessen.
Das alles war mit dem Anwalt abgesprochen, dessen Reaktion war kurz und prägnant, so hätte er es nicht sagen können. Die Zusage der Zahlung kam 3 Stunden später, denn ich hatte einen Volltreffer erzielt.
 

predatorklein

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Ach ja, Zwangsabgaben an irgendwelche „Kammern“ oder „Innungen“ kennen wir auch nicht.
Hallo

Wer es richtig anstellt , der bekommt auch einiges für seine " Zwangsangaben " .
Zumal das auch keine Unsummen sind .

Wir haben von unserer HWK schon mehrfach juristische Hilfe bekommen .
Hat einige Kohle gespart .

Und beim Bau unserer Halle kamen gute Tips , mit denen wir auch Geld gespart haben .
Haben auch im Vorfeld mal über die Pläne gekuckt und einiges optimiert .

Haben uns auch davon abgebracht , unser Holz selbst zu verbrennen .
Statt dessen eine FBH mit einer kleinen Therme , Restholz holt ein Kollege , der hat eine große Anlage , da lohnt sich das .
Auch der Tip für die Bodenplatte kam von der HWK , mit der FBH war die Firma 5.000 € günstiger als der Betonbauer aus dem Nachbarort :emoji_fearful:

Und einen Businessplan für die Bank von einem renommierten Wirtschaftsberater gab´s auch für lau .
Sowas kostet normalerweise zwischen 5 und 10 Kilo .

Wer sich aber nicht informiert , was es für Angebote gibt , der hat selbst schuld .
Eigentlich ganz einfach :emoji_wink:

Gruß
 

Martin45

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Ich kann mir auch gar nicht vorstellen, das man ohne Ausbildung und Berufserfahrung dieses Handwerk überhaupt fachgerecht ausführen kann.
Vielleicht bin Ich in der Hinsicht aber auch etwas altbacken ....
Gibt doch gerade hier in Forum genug Beispiele, dass auch fachfremde User tolle durchaus fachliche Sache bauen, egal ob aus Holz, Metall oder was auch immer.
Idioten mit Gesellenbrief gibt es andersrum genauso. Ich sehe da viel mehr die Person, die entweder für ihren Beruf/Tätigkeit brennt und sich informiert usw. oder andersrum die nur Arbeit ohne Lust und Interesse macht.
Die Vorteile/Leistungen der IHK/HWK, die @weissbuche nennt, sehe ich auf der anderen Seite auch.
 

Kerstenk

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Wer es richtig anstellt , der bekommt auch einiges für seine " Zwangsangaben " .
Zumal das auch keine Unsummen sind .
wer gerne in einer Innung sein will, kann dies ja gerne machen, aber zwang ist da das Problem. Auf meine schriftliche Frage bei der IHK, was sie denn mir bieten können, kam nur ein Satz, für Betriebe ihrer Größe können wir nichts tun, die Belehrung das sie trotzdem kassieren dürfen, war dann 3 DinA4 Seiten lang. Ich wollte einmal von Ihnen eine Auskunft, Export in die Schweiz, da musste ich dann auch noch das Formular bezahlen, was dann auch nicht mal gültig war..... hätten sie wissen müssen als Industrie und Handelskammer zumal ich ihm erklärt habe welches das falsche ist (Der Paketdienstleister hatte es mir genau gesagt was ich brauche)

Ich bin mir ganz sicher, wenn die am freien Markt bestehen müssten, würde sich da einiges ändern.
 
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brubu

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Naja wer arbeitet denn selbst in mit höchsten Titeln dekorierten Buden auf dem Bau? Die billigen Subunternehmer um nicht gleich Schwarzarbeiter zu sagen. Da kommen keine Meister und wenn ist das auch keine Garantie. Machen wir weiter wie bisher, ich bin gespannt welches System sich besser entwickelt.
 

Holzrad09

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Gibt doch gerade hier in Forum genug Beispiele, dass auch fachfremde User tolle durchaus fachliche Sache bauen, egal ob aus Holz, Metall oder was auch immer.
Tolle Sachen und tolle Sachen wirtschaftlich bauen sind zwei paar Schuhe, das muss Ich Dir aber nicht erklären.
Als Quereinsteiger im Tischlerhandwerk konkurrierst Du dann mit den "richtigen Betrieben", damit meine ich die mit ausgebildeten Gesellen, erfahrenem Meister/n und jede Menge Erfahrung in diesem Handwerk.
Man ist da in der Regel nicht nur langsamer und unerfahrener, man muss da wahrscheinlich auch noch günstiger sein.
Schon schwierig.
 

Kerstenk

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Mir ist auch nicht ganz logisch, warum das eine zulassungsfrei ist, das andere hingegen nicht. Vermutloch zu kleine Lobby ..
ich habe seinerzeit im elterlichen Betrieb gelernt, mein Vater Industriemeister, wurde aufgefordert eine Lehrgang zu machen, damit er mich ausbilden darf, es ging um das Pädagogische, nicht das Holzfachliche. Er hat das abgelehnt, mit der Begründung, als Vater brauchte ich das nicht um meine Kinder zu erziehen, so brauche ich das nun auch nicht bei meinem Sohn, um ihn auszubilden (es ging tatsächlich nur um die Frage meiner Ausbildung, nicht um fremde Lehrlinge) hat ihn auch nicht gemacht und ich meine Lehre als Holzmechaniker.
 

wirdelprumpft

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eine Vertretung in der Politik schon wichtig
Die HWK lebt von Pflichtbeiträgen und übernimmt hoheitliche Aufgaben vom Staat.
Die wird ganz bestimmt im Sinne des Handwerks auf die Politk einwirken......
Nein die schaut meiner Meinung nach nur darauf wie sie sich selbst erhalten kann.
Wenn ich ein Seminar - Rechtsberatung etc. benötige würde ich mir das viel lieber einzel holen als im Pflicht-Abo von der HWK.
Zumal die Gebühr auch noch Gewinnabhänig ist.
 

Martin45

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Tolle Sachen und tolle Sachen wirtschaftlich bauen sind zwei paar Schuhe, das muss Ich Dir aber nicht erklären.
Als Quereinsteiger im Tischlerhandwerk konkurrierst Du dann mit den "richtigen Betrieben"
Das ist aber das unternehmerische Problem des Neu-Selbstständigen und nicht der Kammern oder eine Frage des Meisterzwanges.
 

Holzrad09

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Mir ist auch nicht ganz logisch, warum das eine zulassungsfrei ist, das andere hingegen nicht.
Hier steht einiges dazu
Die Zulassungspflicht im Handwerk dient maßgeblich dem Verbraucherschutz und sorgt für eine hohe qualitative Standardisierung im deutschen Handwerksbereich. Sie sichert die Fachkunde, schützt den Ruf der Branche und fördert den fairen Wettbewerb.

Das zulassungspflichtige Handwerk bildet das Rückgrat des qualifizierten Handwerkssektors in Deutschland. Die gesetzlichen Regelungen dienen der Sicherheit, dem Verbraucherschutz und der Professionalisierung in besonders gefahrgeneigten Berufsfeldern. Gesetzliche Änderungen erfolgen regelmäßig im Rahmen der politischen Diskussionen zur Flexibilisierung oder Modernisierung des Handwerksrechts.
Quelle: https://www.mtrlegal.com/wiki/zulassungspflichtiges-handwerk/
 

Kerstenk

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netter Versuch, demnach dürfte es ja keine schlechte Arbeiten geben........
Der Kunde weis schon immer was gute und schlechte Arbeit ist, spricht sich schneller herum, wie manch einem lieb ist. Zudem will ja keiner das es keine Meisterbetriebe mehr gibt, sondern nur den Zwang, nicht mehr. Zumal kein nicht-Meister, sich Meisterbetrieb nennen darf und es immer Kundschaft gibt, die darauf Wert legen.

Und Handwerker aus der EU dürfen hier ohne Meistertitel ihre Dienste anbieten, wer hält sich nun nicht an die EU Richtlinien :emoji_slight_smile:
 

wirdelprumpft

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Bodenleger ist zulassungspflichtig, Klavier- und Cembalobauer hingegen nicht. Das ist für mich nicht logisch.
Im groben alles wo Gefahr für Menschen droht/drohen kann ist Meisterpflichtig.
Im Ladenbau wird oft mit von Decke angehängten, großformatigen Holzteilen gearbeitet etc.
Bodenleger waren mal ausgenommen ich meine da geht es um hohe Bauschäden wenn z. B. Naßbereiche schlecht abgedichtet sind usw.
Das schlimmste was passieren kann wenn der Trommelbauer / Klavierbauer schlecht arbeitet. ??
 

wirdelprumpft

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Gilt das auch für Fliesenleger, Parkettleger, Rollladen- und Sonnenschutztechniker oder Raumausstatter? Meiner Meinung nach nicht.
Rolladenbauer bauen auch große Werkstatttore ein.
Sonnenschutztechniker Markiesen usw. wenn z.b. eine Markiese abstürzt kann das ungut enden.
Raumausstatter fällt mir nichts ein aber das ist eh ein sehr Handwerkübergreifende Handwerk was viele Einzelgewerke umfasst.
Bin mir nicht ganz sicher ob die nicht auch schwere Dekor an die Decke hängen.
Parkettleger wurde mal rausgenommen aus der Meisterpflicht, da fällt mir beim besten willen nichts ein weswegen Meisterpflicht notwendig wäre.
 

weissbuche

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Bei Fliesen-und Parkettlegern könnte sich jeder selbstständig machen, mit den entsprechenden Folgen. Ein Freund ist amtlich bestellter Gutachter und hatte teilweise 50-60% seiner Fälle im Parkettbereich.
 

Holzrad09

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Bei Fliesen-und Parkettlegern könnte sich jeder selbstständig machen, mit den entsprechenden Folgen.
War da nicht mal was mit den Ich AG's ? Viele versuchten sich dabei als selbstständige Fliesenleger mit katastrophalen Ergebnissen für die Kundschaft und nachdem die staatliche Förderung dann wegfiel war sowieso Finito. :emoji_slight_smile:
Da hat man dann ganz schnell wieder den Riegel vorgeschoben.
LG
 
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