Selbstständig machen im Bereich Holz - Verständnisfrage

Kerstenk

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Wenn´s die Firma in 5 Jahren noch gibt , könnte das ein Indiz dafür sein , dass deren Konzept Hand und Fuß hat
sehe ich auch so, nur die fünf Jahre werden mitunter nicht reichen. Ich bin sei 92 Selbständig, vieles was ich seinerzeit gemacht habe, ist inzwischen unverkäuflich, weil der Markt sich geändert hat. Es war in all den Jahren immer ein Wandel und den muss man selber vollziehen, machen andere nicht für einen. Auch wenn man heute die Auftragsbücher voll hat, kann das kommendes Jahr vollkommen anders aussehen.

Ein Freund von mir verkauft Grills für Gastro, lief all die Jahre immer gut, dann kam Corona, auf das von uns keiner Einfluss nehmen konnte. In den ersten Monaten beflügelte es das Geschäft, dann der Einbruch, der sich nie mehr erholte, seine Worte die Tage, ich sollte eigentlich zu machen. Das es nicht er alleine ist, sieht man am Hersteller der Geräte, ist bei uns um die Ecke.

Man hängt sich im Vertrieb an eine große Plattform, hat vielleicht auch Erfolg und dann ändern die ihre Strategie/AGBs und das eigene Geschäft ist vorbei.

Oder in Foren verbreiten ein paar Leute dummes Zeugs über dein Produkt und du kannst nichts dagegen tun.

Man kann bei Erfolg im Grunde nur in die Vergangenheit schauen, voraussehen geht nicht.
 

flo20xe

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Ich hab mich Anfang 2007 als Schreiner selbstständig gemacht.
Hab einen Businessplan erstellt, bei der KFW 40.000€ Darlehen mit 2 tilgungsfreien Jahren beantragt und damit u.A. das Inventar einer kleinen "Meister-Eder-Schreinerei" übernommen. Die einzigen Maschinen die da drin waren: F45, Baujahr 93, Kölle F45 Tischfräse, Schukomat mobile Absaugung und eine Elektra Beckum Abricht/Dicken Hobelmaschine.
Den Mietvertrag der Räume in denen die Werkstatt drin war hab ich übernommen. Mit dem Geld von dem Dahrlehen hab ich mir dann noch eine Felder AD 951 sowie eine AF22 Absaugung gekauft sowie einen großen Hänger mit Plane und noch ein diverse andere Sachen, was man halt so braucht am Anfang. Die E-B und die Schuko-Absaugung wurde verkauft. Auch habe ich sofort in eine vernünftige CAD-Software investiert, das war PaletteCAD. Nutze ich auch heute noch.
So hab ich dann erst mal 1,5 Jahre vor mich hin gewerkelt. Im Sommer 2008 bin ich dann in unsere jetztigen Räumlichkeiten umgezogen. Hatte da dann zu Anfang noch einen Untermieter mit drin.
2009 hab ich nochmal investiert und bei Felder eine Profil45 Tischfräse sowie eine G500 Kantenanleim finanziert. Die KAM war nix gescheites, die Fräse haben wir heute noch.
Ab 2011 dann Untermieter raus, den ersten Lehrling ausgebildet und 2013 nach bestandander Prüfung auch als Geselle übernommen. War mein erster Mitarbeiter und ist heute noch als Meister bei mir im Betrieb.

Kohlentechnisch gings immer so eingermaßen auf, aber große Sprünge waren nicht möglich. Hab 2010 auf dem Grundstück meiner Oma noch für uns privat gebaut, rückblickend weiß ich gar nicht mehr, wie ich das alles alleine unter einen Hut bekommen hab....
2014 dann ein großer Schritt. Leasing bzw. Mietkauf einer vertikalen CNC, das war damals verdammt viel Geld für mich.
Mit der Maschine ging es dann auch betriebstechnisch bergauf, mehr Möglichkeiten, größere Aufträge und es wurde auch Geld verdient.
Die CNC war auch die letzte Maschine die ich mit Fremdkapital finanziert habe. Alle weitern Invesitionen in den Maschinenpark habe ich aus dem laufenden Betrieb bezahlt.
Ob das betrieswirtschaftlich immer sinnvoll war kann man sich drüber streiten. Aber dafür gehört es dann mir und nicht der Bank und ich muss keine Bauchweh wegen irgendwelchen Finanzierungen haben. Ich habe auch kontinuierlich immer weiter inverstiert wenn es mir sinnvoll erschienen ist und kann heute für mich sagen, dass wir sowohl technisch als auch von den Mitarbeitern ganz gut dabei sind. Das Ganze war aber auch nur möglich, weil ich, vor allem in den ersten Jahren, zum einen gearbeitet habe ohne Ende und zum anderen von meiner Frau komplett untersützt wurde.

Rückblickend betrachtet würde ich, mit meinem jetzigen Wissensstand, eher versuchen, einen bestehenden Betrieb zu übernehmen der auch vernünftig am Markt präsent ist.

Aber das ist nur die technische Seite von dem Ganzen. Wie @predeatorklein schon geschrieben hat, Planung und Weitblick ist das A und O. Es gibt viele handwerklich gute Schreiner, aber das alleine reicht heute leider nicht mehr aus.

Der Kundenkreis der sich Möbel und Einrichtungen vom Schreiner leisten kann wird immer kleiner, dafür werden deren Ansprüche immer größer und das "Schischi" drum rum immer wichtiger. Ich seh mittlerweile auch gar nicht mehr nur das eigentliche Produkt (Möbelstück) im Vordergrund sondern das gesamte "Erlebnis" Möbel vom Schreiner muss passen inkl. Service und "After-Sales".
Damit muss man klar kommen, ansonsten ist man mittelfristig weg vom Fenster.
 

wirdelprumpft

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Ironie?
Ich kenne den Typ/Videos nicht, aber das Modell dahinter ist ziemlich sicher nicht "Onlineverkauf" und dadurch verkauft es sich, sondern der Bekanntheitsgrad, den der Typ über Youtube und Co. erreicht hat. Wenn mich im Umkreis von 100 km jeder kennt und als die Nr1 Schreinerei für einen bestimmten Bereich wahrnimmt, dann wird mein Laden in dem Bereich auch laufen. Das war zu offline Zeiten nicht anders, nur heute passiert das auf diversen Online Plattformen und kostet den Anbieter viel mehr Zeit als MundZuMund Propaganda und man ist sicher auch schneller wieder out. Dafür ist der erreichte Radius größer.
Nein, keine Ironie - denke immer mal darüber nach ein Onlineshop zu machen aber vermutlich hast du recht.
Ohne YouTube und die daraus erzeugte Reichweite wird der “normale“ Shop nur schwer funktionieren.
Das mit Mund zu Mund funktioniert auch immer weniger.
Selbst wenn Schreinerein in der Umgebung zu machen merkt man das nicht.
Marketing ist ein Themenfeld für sich wo man schnell viel Geld verbrennen kann.
 

Kerstenk

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Ohne YouTube und die daraus erzeugte Reichweite wird der “normale“ Shop nur schwer funktionieren.
und YouTube ist für sich schon sehr viel Arbeit, wenn man Reichweite haben will. Das nebenher als Einzelkämpfer, halte ich für sehr optimistisch. Da reicht es nicht ab und an mal ein Video zusammen zu frickeln. Zudem gibt es Bereiche, die sind über den Weg nicht wirklich anzusprechen.
 
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