Ich hab mich Anfang 2007 als Schreiner selbstständig gemacht.
Hab einen Businessplan erstellt, bei der KFW 40.000€ Darlehen mit 2 tilgungsfreien Jahren beantragt und damit u.A. das Inventar einer kleinen "Meister-Eder-Schreinerei" übernommen. Die einzigen Maschinen die da drin waren: F45, Baujahr 93, Kölle F45 Tischfräse, Schukomat mobile Absaugung und eine Elektra Beckum Abricht/Dicken Hobelmaschine.
Den Mietvertrag der Räume in denen die Werkstatt drin war hab ich übernommen. Mit dem Geld von dem Dahrlehen hab ich mir dann noch eine Felder AD 951 sowie eine AF22 Absaugung gekauft sowie einen großen Hänger mit Plane und noch ein diverse andere Sachen, was man halt so braucht am Anfang. Die E-B und die Schuko-Absaugung wurde verkauft. Auch habe ich sofort in eine vernünftige CAD-Software investiert, das war PaletteCAD. Nutze ich auch heute noch.
So hab ich dann erst mal 1,5 Jahre vor mich hin gewerkelt. Im Sommer 2008 bin ich dann in unsere jetztigen Räumlichkeiten umgezogen. Hatte da dann zu Anfang noch einen Untermieter mit drin.
2009 hab ich nochmal investiert und bei Felder eine Profil45 Tischfräse sowie eine G500 Kantenanleim finanziert. Die KAM war nix gescheites, die Fräse haben wir heute noch.
Ab 2011 dann Untermieter raus, den ersten Lehrling ausgebildet und 2013 nach bestandander Prüfung auch als Geselle übernommen. War mein erster Mitarbeiter und ist heute noch als Meister bei mir im Betrieb.
Kohlentechnisch gings immer so eingermaßen auf, aber große Sprünge waren nicht möglich. Hab 2010 auf dem Grundstück meiner Oma noch für uns privat gebaut, rückblickend weiß ich gar nicht mehr, wie ich das alles alleine unter einen Hut bekommen hab....
2014 dann ein großer Schritt. Leasing bzw. Mietkauf einer vertikalen CNC, das war damals verdammt viel Geld für mich.
Mit der Maschine ging es dann auch betriebstechnisch bergauf, mehr Möglichkeiten, größere Aufträge und es wurde auch Geld verdient.
Die CNC war auch die letzte Maschine die ich mit Fremdkapital finanziert habe. Alle weitern Invesitionen in den Maschinenpark habe ich aus dem laufenden Betrieb bezahlt.
Ob das betrieswirtschaftlich immer sinnvoll war kann man sich drüber streiten. Aber dafür gehört es dann mir und nicht der Bank und ich muss keine Bauchweh wegen irgendwelchen Finanzierungen haben. Ich habe auch kontinuierlich immer weiter inverstiert wenn es mir sinnvoll erschienen ist und kann heute für mich sagen, dass wir sowohl technisch als auch von den Mitarbeitern ganz gut dabei sind. Das Ganze war aber auch nur möglich, weil ich, vor allem in den ersten Jahren, zum einen gearbeitet habe ohne Ende und zum anderen von meiner Frau komplett untersützt wurde.
Rückblickend betrachtet würde ich, mit meinem jetzigen Wissensstand, eher versuchen, einen bestehenden Betrieb zu übernehmen der auch vernünftig am Markt präsent ist.
Aber das ist nur die technische Seite von dem Ganzen. Wie @predeatorklein schon geschrieben hat, Planung und Weitblick ist das A und O. Es gibt viele handwerklich gute Schreiner, aber das alleine reicht heute leider nicht mehr aus.
Der Kundenkreis der sich Möbel und Einrichtungen vom Schreiner leisten kann wird immer kleiner, dafür werden deren Ansprüche immer größer und das "Schischi" drum rum immer wichtiger. Ich seh mittlerweile auch gar nicht mehr nur das eigentliche Produkt (Möbelstück) im Vordergrund sondern das gesamte "Erlebnis" Möbel vom Schreiner muss passen inkl. Service und "After-Sales".
Damit muss man klar kommen, ansonsten ist man mittelfristig weg vom Fenster.