Schreibtisch mit schwebender Platte, konstruktive Lösung (gefunden bei: Die gute Form NRW 2019)

c.federle

ww-ahorn
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Hallo Woodworker,

ich habe bei der Suche nach Anregungen für einen Schreibtisch das folgende Design gefunden und bin begeistert:
01-Felix_Krudewig-Innung_Aachen.jpg

Credits: Der Tisch hat bei der guten Form NRW 2019 mitgemacht, gefunden habe ich ihn hier: https://www.tischler.nrw/aus-weiterbildung/dieguteform/2019-landeswettbewerb/#images-1. (Das Foto ist nur verlinkt)

Ich würde gerne einen Tisch so oder ähnlich nachbauen.

Mir stellt sich allerdings die Frage, wie die Befestigung der schwebenden Tischplatte an der Schublade und dann an der Zarge konstruktiv gelöst wird.
Da ich leider für die Details nicht selbst drunter schauen kann deshalb die Frage ins Forum: Wie würdet ihr das umsetzen?

Meine Gedanken:
Wenn man in das Bild hineinzoomt schaut es so aus, als liefe die Schublade in einem Korpus mit Gehrungen. Der Korpus wird wiederum auf den Seitenzargen aufliegen . An der Unterseite der Tischplatte käme ja wegen identischem Maserverlauf sogar eine vollflächige Verbindung/Verklebung in Frage, oder? Jedenfalls könnte man hier aber auch mit Langlöchern schrauben, wenn die Schublade draußen ist...
Etwa so:
1656681555883.png

Bedenken hätte ich:
- einerseits wegen einem Durchhängen der Tischplatte zu den Enden hin; dafür ist doch normalerweise die Zarge da, oder?
- andererseits wegen einem Schüsseln der Platte; reißt damit nicht auch die Gehrung vom Schubladenkorpus auf?
Wenn das aber schon bei @elmgi geklappt hat ohne Zarge und Gratleiste - vielleicht klappt es hier ja erst Recht?!

Ohne Hineinzoomen hätte ich die Konstruktion wahrscheinlich nicht als Korpus sondern nur mit Querleisten vermutet. Dann könnten ja die Querzargen gerne auch als Gratleiste dienen, oder?

1656681269143.png

Nicht klar ist mir auch die Verkeilung der durchgestemmten Zapfen der Längszarge (in Schwarz). Das schaut mir nach eingeschobenen Plättchen aus... Soll das den Zapfen am Ende aufspreizen? Oder ist das nur Ästhetik?

Vielen Dank schonmal für Euren Input!!
 

Johannes

ww-robinie
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Hallo,
soll der Tisch zum Anschauen oder zum Benutzen sein?
Wenn der Tisch benutzt werden soll, halte ich die Konstruktion für ungeeignet.

Es grüßt Johannes
 

Lorenzo

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Also wenn man reinzoomt, dann sieht man einerseits den auf Gehrung verbundenen Korpus für die Schublade, links und rechts davon ist aber nochmal eine Leiste, ich geh davon aus dass das Gratleisten sind.
P.S. ne, da is doch keine weitere Leiste. Im Filmchen das unten verlinkt wurde sagt der Erbauer die Platte ist furniert.
Mir wäre da deutlich zu viel Tischfläche tatsächlich frei schwebend.
Ich hab einen Tisch mit scheinbar schwebender Platte gebaut, der funktioniert tatsächlich sehr gut, vielleicht als Grundidee.
https://www.woodworker.de/forum/thr...che-und-gestell-aus-geriegelter-birne.111938/
 
Zuletzt bearbeitet:

McIlroy

ww-eiche
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Ich vermute, dass die Tischplatte in der Mitte der kurzen Gestellseiten nochmal mit Selbigem verbunden ist. Evtl. Sitzen dort auch nochmal Gratleisten.
 

derdad

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Die Tischplatte dürfte irgend ein Plattenmaterial furniert sein. Sieht man auch beim Reinzoomen and dem Maserverlauf der Kanten. Das reisst nicht und verzieht es auch nicht. Die seitlichen Abstützungen sind evtl mit wenigen Dübel zwischen Seitenzarge und Platte. Das sieht man erst wenn man mit den Augen auf Plattenhöhe kommt.
LG Gerhard
 

c.federle

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Vielen Dank für die Antworten.
Das Video bestätigt meine Annahme, wie der Tisch gebaut ist. Die Seitenzargen schweben wirklich frei.
Schaut nach wie vor toll aus. Aber mir wäre es für auch lieber gewesen, der junge Schreiner hätte sich im Video einmal testweise auf die Schreibtischenden gestützt... :emoji_wink:
@Lorenzo Den Ishitani-Tisch hab ich auch schon bewundert, sowohl im Video als auch in deiner Variante!

Was haltet ihr denn konstruktiv von der folgenden Abwandlung mit 4 Querzargen?
1656690158569.png
Die eingezeichneten Querzargen könnte man hier wie bei Ishitani als Gratleisten ausgestalten (vermutlich auch massiver als in der Zeichnung...)
Und zwischen die Querzargen kommen dann kleine Schubladen... mir persönlich eh lieber als in der Mitte vor dem Bauch.

Ich habe mal vorläufige Grobbemaßung mit eingefügt; aber so sollte ja eh nichts mehr durchhängen, oder?

Danke! Und LG
 

joh.t.

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Hohe Gratleisten, die nur partiell eingegratet sind und unten irgendwie in die Zarge eingebaut sind, vielleicht auch mit Gratung...
 

seschmi

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Was mich an der Konstruktion stört: Sie widerspricht der Funktion. Das kann man natürlich machen, persönlich finde ich es aber ansprechender, wenn ich eine Logik erkenne, warum etwas so gemacht wurde. Als Kunstwerk ist das eine witzige Idee, weil es mit Sehgewohnheiten bricht. Als Tisch stelle ich mir das unpraktisch vor.

Bei einem Tisch macht man ja die Zargen nur so hoch wie nötig, damit man genug Beinfreiheit hat. Neben dem normalen Sitzen gibt es ja auch Menschen, die die Beine übereinander schlagen oder im Rollstuhl sitzen.

Hier hat man jetzt aber Zargen, die deutlich unter dem Tisch hängen. Das schränkt die Beinfreiheit völlig unnötig ein, die Lücke zwischen Zarge und Tisch ist eigentlich Unsinn. Das Problem der Hebelwirkung wurde ja schon genannt. Selbst wenn das hält, leiern die Verbindungen aus, und es ist einfach ärgerlich, wenn ein Tisch bei der kleinsten Berührung wackelt und der Kaffee überschwappt.
 

c.federle

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Was mich an der Konstruktion stört: Sie widerspricht der Funktion. Das kann man natürlich machen, persönlich finde ich es aber ansprechender, wenn ich eine Logik erkenne, warum etwas so gemacht wurde. Als Kunstwerk ist das eine witzige Idee, weil es mit Sehgewohnheiten bricht. Als Tisch stelle ich mir das unpraktisch vor.

Bei einem Tisch macht man ja die Zargen nur so hoch wie nötig, damit man genug Beinfreiheit hat. Neben dem normalen Sitzen gibt es ja auch Menschen, die die Beine übereinander schlagen oder im Rollstuhl sitzen.

Hier hat man jetzt aber Zargen, die deutlich unter dem Tisch hängen. Das schränkt die Beinfreiheit völlig unnötig ein, die Lücke zwischen Zarge und Tisch ist eigentlich Unsinn. Das Problem der Hebelwirkung wurde ja schon genannt. Selbst wenn das hält, leiern die Verbindungen aus, und es ist einfach ärgerlich, wenn ein Tisch bei der kleinsten Berührung wackelt und der Kaffee überschwappt.
Ja das ist ein berechtigter Einwand! Das habe ich tatsächlich auch schon überlegt, bin mit 187 cm auch nicht der kleinste…
Bei schlanken Zargen längs wie quer kommt man aber hier auch nicht über Max. 15cm effektive Zargenhöhe, das kenne ich von Esstischen mit Schubladen auch.
Zu diesem Punkt muss ich aber die Bemaßung noch einmal final durchdenken.
 

derdad

Moderator
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Was mich an der Konstruktion stört: Sie widerspricht der Funktion. Das kann man natürlich machen, persönlich finde ich es aber ansprechender, wenn ich eine Logik erkenne, warum etwas so gemacht wurde. Als Kunstwerk ist das eine witzige Idee, weil es mit Sehgewohnheiten bricht. Als Tisch stelle ich mir das unpraktisch vor.

Bei einem Tisch macht man ja die Zargen nur so hoch wie nötig, damit man genug Beinfreiheit hat. Neben dem normalen Sitzen gibt es ja auch Menschen, die die Beine übereinander schlagen oder im Rollstuhl sitzen.

Hier hat man jetzt aber Zargen, die deutlich unter dem Tisch hängen. Das schränkt die Beinfreiheit völlig unnötig ein, die Lücke zwischen Zarge und Tisch ist eigentlich Unsinn. Das Problem der Hebelwirkung wurde ja schon genannt. Selbst wenn das hält, leiern die Verbindungen aus, und es ist einfach ärgerlich, wenn ein Tisch bei der kleinsten Berührung wackelt und der Kaffee überschwappt.
So vom Gefühl her kommt mir der Tisch nicht wackelig vor. Die Proportionen sind zart aber stimmig. Bei handwerklich guter Verarbeitung hält das auch. Auf den Sessel "Superleggera" von Gio Ponti traut man sich kaum draufsetzen, so reduziert sind alle Dimensionen. Und trotzdem ist er bombenstabil, und das Jahrzehnte lang.
Wenn man einen Tisch nur aufs Praktische rationalisiert wäre es wahrscheinlich das Beste man nimmt eine genügend dicke Platte mit 4 entsprechend dimensionierten Füssen an den Ecken. Will man das wirklich?
LG Gerhard
 
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