Rezept für Hartwachsöl

Strawanski

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Guten Abend zusammen,

Hat jemand Erfahrungen und ein Rezept für ein natürlichea Hartwachsöl?

Ich finde leider nichts im deutsch- oder englischsprachigen Internet.
Ich meine damit ein Rezept für ein Hartwachsöl mit Harzanteil.
Ich vermute, dass hierzu früher Leinöl, Bienemwachs und Kiefernharz genommen wurde. Allerdings habe ich nichts zum Harzanteil gefunden.
 

joh.t.

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Mal dumm:
Wieso muss ich das Rad neu erfinden , wenn es für jeden Ökologie grad , super öko bis voll chemisch, was fertiges auf dem Markt gibt???
 

welaloba

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Ich würde mal ganz eklig sagen: Träum weiter: Ich war vor Jahren mal bei einer Chemiefirma in FFM - Führung durch die "Wachsfabrik" hier wurden jeden Tag mehrere Tonnen Synthetikwachs aus Erdöl hergestellt. Anwendung in verschiedensten Anwendungen. Ganz bestimmt auch in diversen Hartwachsölen.
Ansonsten haben wir mal mit Leinöl / Halböl experimentiert mit Siccativzugabe zwecks schneller Trocknung. War auch Quatsch.
Also bin ich Anwender von OsmoProdukten.
 

Strawanski

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Man erfindet doch nicht das Rad neu, nur weil man etwas selber anrühren will. Das ist eher altes Wissen wiederverwenden, also genau das Gegenteil von neu Erfinden..

Da geht es eher um den Spaß an der Sache. Aber auch um den Fakt, dass ökologisch nichts mit natürlich zu tun haben muss und oft Chemikalien, oder allgemein Zusatzztoffe, drin sind, die man vielleicht nicht drin haben will. Besonders schwierig dann, wenn die Konzentration unter der Memge liegt, die angegeben werden muss.

Wieso Ich die nicht drin haben will ist folgender Grund:
Ich will traditionelle Möbel bauen und dabei auch traditionelles Werkzeug und Holzschutzmittel verwenden.
 

FredT

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Ich vermute mal kühn, daß es das "früher" beim traditionellen nicht gab. Da hat man Schelllack und Leinölfirnis genommen oder mit Bienenwachs eingestrichen.
 

Strawanski

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Ich hab das irgendwo gelesen, dass "früher" den Ölen oder Wachsen auch Harze beigemischt wurden. Der artikel war glaube ich auf Englisch, jedoch kann ich mich an die Quelle nicht mehr erinnern.
Es wurde, soweit ich erinnere, das Mischverhältnis auch nicht näher beschrieben.
 

WinfriedM

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Hartwachsöl ist keine so einfache Sache. Die meisten heutigen Produkte, die am Markt sind, basieren auf modernen Rezepten und sind stärker chemisch modifziert.

Was gut geht mit einfachen Rohstoffen: Zuerst ölen mit Leinölfirnis. Nach Trocknung dann ein ölbasiertes Wachs auftragen. Dieses Wachs lässt sich so herstellen: Leinölfirnis erhitzen auf etwa 100 Grad. Etwa 10-15 % Wachs zugeben, z.B. 3/4 Bienenwachs und 1/4 Carnauba. Da kann man etwas experimentieren. Je mehr Carnauba, um so glänzender. Je mehr Wachs ingesamt, um so härter wird die Paste. Das Wachs muss sich homogen auflösen im Öl. Dann abkühlen lassen. Abgekühlt muss es salbenartig sein. Etwas zu viel Wachs und es wird zu hart. Ich würde erstmal mit 10% testen. Du kannst ja vom heißen Gemisch ein wenig mit Löffel entnehmen und kühl pusten.

Mit diesem salbenartigen Wachs dann das Finish machen. Dieses Finish braucht etwas länger, bis es getrocknet ist. So etwa 14 Tage. Ergibt aber eine schöne Oberfläche.

Auf Harze würde ich verzichten, sie verbessern das Öl kaum, weshalb auch heute zahlreiche Hersteller drauf verzichten. Auch gibt es ein Allergierisiko, denn in der Regel wird Kolophonium verwendet.
 

Strawanski

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Das deckt sich mit den Infos, die ich biaher gefunden habe, zuerst Leinöl auftragen und als letzte Schicht ein Öl-Wachs Gemisch. Die Wachsanteile schwanken zwischen 10% und 30%, je nach Rezept.
Soweit ich mich erinnere wurde manchmal aber z. B. Kiefernharz beigemengt, um die Schutzkraft zu erhöhen und mehr Glanz zu erreichen.
Deine Einschätzung, dass es unnötig oder gar nachteilig ist, könnte erklären, wieso das schon länger niemand mehr macht.
Das mit den Allergenen bei Colophonium ist mir bekannt, dachte aber dass es bei "frischem" Harz kein Problem sein dürfte.
 

joh.t.

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Dann wird man ja nie fertig. Die Hartöl Entwicklung hat sich ja erst in den letzten Jahren entwickelt.
In den 80er gabs nix oder nicht viel, damals wurde alles lackiert. Da war der Markt noch gar nicht da.
 

Strawanski

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Zur allgemeinen Info:

Ich hab mittlerweile was gefunden, in englischsprachigen Instrumentbau Foren. Scheinbar wurden klassische Gitarren bis ins 17 Jhd. mit einer Mischung aus Leinöl und Kiefernharz behandelt.
Ein Rezept, dass ich fand war 2/4 Öl, 1/4 Kiefernharz, 1/4 Mastix.
Leider ergab das bisher noch kein Rezept gemischt mit Wachs, mal sehen ob das einen Grund hat. Anscheinend wird nach der Trockenzeit aber gerne gewachst als letzte Politur.
 

WinfriedM

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Ein Rezept, dass ich fand war 2/4 Öl, 1/4 Kiefernharz, 1/4 Mastix.

Das ergibt bei 50% Harzanteil aber vermutlich eher einen Öllack. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass Kiefernharz die Qualität einer Ölung irgendwie verbessert. Hab ich auch noch bei keinem Öl gelesen. Kiefernharz ist doch gegenüber Kolophonium auch recht weich.

Kannst du aber alles auch ausprobieren. Berichte dann mal, was dabei rausgekommen ist.
 

joh.t.

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Wenn man sich in das Lackuniversum um Geigen einarbeiten wird es sehr schnell sehr diffus.

Und das obige Rezept ist genauso. Sehr ungenau. Was ist Mastix, welches Kiefernholz, welche Qualität, wie in welcher Form etc...
 

Strawanski

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@Winfried: Mittlerweile hab ich eine wesite gedunden, die traditionelle Öl-Harz-Gemische zur Möbelbehandlung behandelt. Dort wird deine Meinung geteilt, dass Kiefernharz minderwertig ist im Vergleich zu anderen Harzen. Als einfachste Rezeptur wird dort Öl mit Mastix zu gleichen Teilen gemischt, von der Hitzequelle genommen und mit einem ebenso gleichen Teil Terpentin gemischt.
Scheint einen recht robusten Oberflächenschutz zu ergeben.

Um ausprobieren werde ich da nicht drumrum kommen, dann weiß ich, ob mir das Ergebnis gefällt.

Edit:
Die Notwendigkeit von Terpentin stellt das ganze allerdings völlig in Frage, schließlich ist Terpentin alles andere als gesund.


@joh.t.:
Ich verstehe deine Intention hinter deinen Antworten nicht so recht, außer trollen natürlich.

Mastix ist ebenso ein Baumharz. Wenn du das nicht weißt, liegt das nicht am vagen Geigenbauerrezept...
Ein Rezept, dass alle Teile im Verhältnis zueinander angibt ist alles andere als Vage. Wie soll es denn noch spezifischer gehen?
 
Zuletzt bearbeitet:

WinfriedM

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Die Notwendigkeit von Terpentin stellt das ganze allerdings völlig in Frage, schließlich ist Terpentin alles andere als gesund.

So problematisch ist das nicht. Damit haben Maler viele Jahre täglich gearbeitet, bis sie krank wurden. Und was krank machte, weiß man heute und das ist normal heutzutage nicht mehr enthalten (delta-3-caren).

Wenn du heute ätherische Öle für Duftzwecke kaufst, ist das meist nichts anderes (Kiefernadelöl oder sowas).

Gute Qualität bekommst du z.B. von Kreidezeit:
https://www.naturanum.de/media/pdf/01/4b/09/Kreidezeit-Balsamterpentin-ol.pdf

Klar sollte bei allen Lösemitteln sein: Gut lüften, damit die Konzentration in der Luft nicht zu hoch wird.
 

Strawanski

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So problematisch ist das nicht. Damit haben Maler viele Jahre täglich gearbeitet, bis sie krank wurden. Und was krank machte, weiß man heute und das ist normal heutzutage nicht mehr enthalten (delta-3-caren).

Wenn du heute ätherische Öle für Duftzwecke kaufst, ist das meist nichts anderes (Kiefernadelöl oder sowas).

Gute Qualität bekommst du z.B. von Kreidezeit:
https://www.naturanum.de/media/pdf/01/4b/09/Kreidezeit-Balsamterpentin-ol.pdf

Danke für diese Info, das wusste ich nicht. Und danke fur den Link!
 

Wikipediot

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Das ist auch steinhart. Ich mische mir meine Flussmittel selber.

Ich finde das toll sich damit auseinanderzusetzen.
Es geht manchmal nicht darum das Rad neu zu erfinden. Manche Lerntypen, so wie ich, brauchen dieses Ausprobieren und diese Erfahrung.
Man muss nicht in jedem Bereich alles perfekt machen. Für mich ist diese Form des autodidaktischen Ausprobierens mühelos und ich bekomme dadurch wichtige Details und Zusammenhänge, die einem sonst nicht vermittelt werden, mit allen Sinnen mit.
Der selbst erschlossene Erfahrungsschatz ist für mich die einprägsamste und intensivste Möglichkeit Wissen zu erlangen.
 

MxS

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Guten Abend,

den Ansatz, sich selbst mit der Herstellung und damit auch der Zusammensetzung von Hartölen auseinanderzusetzen, finde ich gut und richtig. Man lernt sehr viel dabei und kann dann ggf. auch beim Kauf der diversen Mittel etwas besser beurteilen, was sich eignet und warum.

Es gibt eine Reihe alter Bücher und v.A. Artikel in alten Fachzeitschriften, die verschiedene Rezepte für alle mögliche Zwecke nennen. Wenn man da etwas Zeit mitbringt, wird der Fundus an Rezepten sehr groß.
Für Kelterlack (um Futterbeuten für Bienen abzudichten) habe ich da vor Jahren länger recherchiert und dann letztlich das Rezept aus einem alten Malerblatt nach Rücksprache mit Fa. Kremer ein wenig modifiziert. Das hält bis heute.

Von Kremer gibt es ein Harttrocknöl, das, wenn ich mich richtig erinnere, eine Verkochung von Kolophonium und Leinöl ist. Eventuell lässt sich das noch mit Wachs weiter anreichern oder mit gelöstem Wachs vermischen und anwenden. Bei konkreten Fragen hilft Dir vielleicht auch die Beratung von Kremer weiter, die kennen sich gut aus.
Ansonsten kann ich Dir auch nur raten, mit einem angelesenen Fundament an Informationen die aussichtsreichsten Rezepte auszuprobieren und so zu einem guten Ergebnis zu gelangen. Rein ökonomisch betrachtet mag dieses Vorgehen heute meist Unfug sein (restauratorische Fragestellungen mal ausgenommen), aber wenn das kein Kriterium ist: Viel Spaß beim Lesen und Ausprobieren.
Die Ergebnisse interessieren hier sicher einige.

Viel Erfolg!
 

Strawanski

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Ich habe einige Quellen gefunden, in denen das Beimischen von Wachs zu Hartölen nicht empfohlen wurde, da es sich ohne chemische Zusätze scheinbar nicht dauerhaft verbindet. Ich nehme an, dass dies dann Probleme gibt, wenn das Terpentin als Emulgator verdampft ist und die Oberfläche aushärtet. Wenn sich Wachs und Harz dann nicht verbinden, könnte das entweder eine unschöne Oberfläche geben oder eine nicht sehr haltbare. (oder beides)
Es wird auf ausprobieren hinauslaufen. Davor werde ich aber deiner Empfehlung folgen und nach alten Fachartikeln suchen. Nur muss ich da erstmal die Fachzeitschriften recherchieren, da ich komplett fachfremd bin. Wird also etwas dauern
 

VolkerDK

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Ich verwende auch die Oele von Kreidezeit, und bin zufrieden.
Fuer den ersten "Anstrich" gebe ich immer (hab ja nur Hartholz) etwas Balsam Terpentin hinzu.
Du kannst mit Balsamterpentin auch die Salbenartigen Mittel wie z.B. das Lappenwachs etwas verduennen, damit man sie besser verarbeiten kann.
Oder du waermst die entsprechend auf...in einem Marmeladenglas in warmem Wasser nur so auf 50 Grad, dann fliesst es schoen.
Ich wusste bis vor kurzem nicht, das Balsamterpentin ein Naturprodukt ist.


Ich kann den Gedanken nachvollziehen nur "natuerliche" Produkte verwenden zu wollen.
Mir wuerde da nur: Bienenwachs vom oertlichen Imker und Leinoel aus einer regionalen Oelmuehle einfallen.
Bei allen anderen Rohstoffen weisst du schon nicht mehr, welchen Hintergrund sie haben.

Ich verwende nun Lappenwachs fuer wenig belastete Flaechen und Hartwachsoel fuer Tischplatten. Das Hartwachs von Kreidezeit habe ich auch...aber ich kann keine Verbesserung der Strapazierfaehigkeit erkennen gegenueber dem Einsatz von Hartwachsoel.
 

agnoeo

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Hier gibt es ein ganz brauchbares Video für einen Öllack: https://youtu.be/CuyH__HhvSw

Ich wollte das auch immer mal noch ausprobieren. Statt Balsamterpentin wäre Orangenöl ein alternatives Lösungsmittel das nicht ganz so benebelnd ist.
Nur weil etwas natürlich ist, ist es leider nicht gleich gesund. Trotzdem versuche ich auch nachhaltige und umweltschonende Materialien zu verwenden.

In dem Oberflächenbehandlungsbuch von Sam Allen sind meine ich ein paar Lackrezepte drin.

VG, David
 
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