Klar, es gibt Kunden, die denken sie seien was besseres. Aber ich glaube das sind nur wenige. Allgemein sehe ich eher das Problem beim Preis und dem Gefühl dafür.
Wenn der Kunde eine Milch kauft, weiss er ob 50ct / 1Euro / 1,50 / 3Euro günstig ist oder nicht. Bei der Milch wird er es auch hinnehmen, dass sie morgen abläuft, wenn sie nur 50Ct kostet und bei 3Euro genau überlegen und wenn er sie kauft auch eine besonders leckere Milch von glücklichen Biokühen erwarten.
Wenn er aber eine Treppe für 8000 Euro kauft fehlt im dieses "Vergleichsgefühl" und das einzige, was er heranziehen kann, ist das Gefühl, dass 8000 Euro viel Geld ist (was ja auch erstmal für einen normal verdienenden Menschen nunmal so ist). Also ist seine Reaktion eine Top Leistung zu erwarten vielleicht falsch, aber irgendwie aus der fehlenden Vergleichbarkeit erwachsen. Selbst wenn er vorher noch 3 andere Treppenangebote eingeholt hat, weiss er zwar einen Vergleichspreis, weiss ohne Empfehlung aber noch lange nicht, welcher der Handwerker wie gut arbeiten wird.
Das halte ich durchaus für eine Maßnahme für eine wunschgerechte Abwicklung. Im übrigen auch zielführender, als die hier alternativ genannte Variante jedes Detail bis ins kleinste durchzusprechen.
Ich kann das, was du schreibst durchaus aus Kundensicht bestätigen. Ich würde es nur nicht als "erklären", sondern als "auskennen" beschreiben. Wenn man sich in einem Gewerk gut auskennt und z.B. durch ein paar Fachwörter, Detailffragen etc. das den Handwerker früh merken lässt kann die Stimmung schnell kippen.
Wieso muss das so sein?
Eigentlich fördert es doch nur eine genaue Absprache vorab, was der Kunde will. Kunde sagt, Handwerker setzt um, Kunde zahlt zufrieden und empfiehlt weiter. Beide glücklich.
Ist da die Angst, dass er Kunde, weil er Ahnung hat, jedes Detail akribisch beäugt und hinterher mäkelt, wirklich soooo groß?
Ist der Auftrag so knapp kalkuliert, dass schnell-schnell gearbeitet werden muss, was bei einem hinschauenden Kunden nicht geht und man dann um seine Kalkulation bangt? Was ist der Grund?
So einfach ist das ja gar nicht. Oft ist ja auch der Kunde erstmal total sympathisch und denn stellt sich nachher aber heraus, dass die Frau, der Schwiegervater oder sonst wer n totaler Idiot ist.
Als ich hier mein Haus umgebaut habe, hatte ich meine Treppe selber gebaut und wollte die Wangen von einem Lackierer lackieren lassen. Der war zufällig mit dem verputzer zeitgleich hier. Nach etwa zehn Minuten fing der verputzer an meinem Vater und mir zu erklären, dass alles was der Lackierer sagt falsch sei und man das ganz anders machen müsste (im Beisein des Lackierers, der innerlich auch kochte aber aus mir unerklärlichen Gründen ruhig blieb). In einer Beharrlichkeit die fassungslos machte. Beenden ließ sich das ganze erst, als ich ihm gesagt hab er sei für die Wände hier und sollte sich bitte darauf beschränken.
Ende vom Lied war, sowohl lackieren, als auch verputzen haben wir selber gemacht. Lackieren allerdings auf Empfehlung des Lackierers hin, verputzen weil der Typ so ne pest war.
Oder der Schwiegervater bezahlt alles und macht deshalb auch die bauabnahne oder oder oder.
Oft genug führt auch der Mann klassisch due Gespräche, ist nett und zufrieden, geht zu seiner Frau rein, kommt wieder raus und hat noch irgendwas zu bemängeln.
Was Kunden auch oft nicht verstehen ist, dass sie von nem Handwerker nicht notwendigerweise bessere Arbeit bekommen, als wenn es jemand macht, wo es nicht so auf die Stunden ankommt.
Jedenfalls sehe ich es relativ oft, dass probiert wird einen Kompromiss zu finden aus guter Arbeit aber für den Kunden noch bezahlbar.
Dabei heraus kommt dann eben oft ausreichend gute Arbeit, die aber nicht vergleichbar ist mit der Hingabe und detailverliebtheit, die ein guter hobbywerker zu leisten im stande ist. Dem ist es aber auch egal, wenn er da zwei Monate dran schnitzt.
Ist schade, ist aber so. Und bevor jetzt der Aufschrei kommt, nein, das war früher nicht anders, sondern eher noch schlimmer.
Das ist natürlich jetzt zum einen keine Entschuldigung für einige Sachen an der Treppe und zum anderen mag das bei Tischlern auch anders sein, jedenfalls wenn es um Sachen wie Möbel oder Treppen geht. Bei zimmerleuten ist es aber so und meist immer noch besser, als wenn sich ein Dachdecker oder Maurer an Holz versucht