Wieder mal ein kleines Update aus der Bastelstunde. Hatte noch einmal ein paar Stunden, und die Maschine ist jetzt soweit fertig zusammengebaut, daß bis auf genau einen einsamen Nutstein alle Teile an der Maschine verbaut sind. Mechanik (Schiebetisch etc.) funktioniert auch ganz gut, Sägeaggregat schnurrt brav, soweit also alles weitgehend im grünen Bereich.
Das Teil mit der werkseitigen Scharte ist der ausziehbare Ablänganschlag:
Die Scharte befindet sich auf der Oberseite (wo die Skala ist) und stört daher nur optisch. Ist also unschön, aber kein Grund, irgendwas zu reklamieren.
Der Ein-/Aus-Schalter sieht im verbauten Zustand so aus:
Er wird also tatsächlich schräg mit lediglich zwei Schauben auf ein Blech eingeschraubt (im Bild vorne). Die zwei hinteren Führungen werden einfach nicht genutzt. Konstruktiv finde ich das ziemlich bescheiden gelöst, weil man ja ständig auf diese beiden Schalter drückt und die Schaltereinheit immer leicht nachfedert. Naja, aber es funktioniert.
Die Kabelführung hinter dem Schalter ist auch nicht gut gelöst, da sie Kontakt mit der Gewindstange vom Sägeaggregat hat:
Ich habe sie mit Kabelbinder am Gehäuse festgemacht, so wie auch die stromführende Leitung werkseitig verlegt ist.
Mit 'verschlossener' Wartungsklappe (also 'Endzustand') sieht das dann so aus:
Das Gehäuse des Schalters schließt also nicht bündig mit dem Blech-Unterbau ab, sondern hat oben und unten 'Luft'. In der Netzwerk- oder Computertechnik wäre so etwas undenkbar, ich muß da wohl etwas 'umlernen'.
Ein echter 'Bremsklotz' beim Zusammenbau ergab sich bei diesem überdimensionierten "Nutstein":
Mit diesem Teil wird der Auslegertisch am Schiebetisch befestigt. Blöderweise passt das Ding nicht in die dazugehörige T-Nutschiene:
Gegengetestet mit anderen T-Nuten, geht da auch nicht. T-Nut mit Nutstein gegengestestet, geht einwandfrei.
Das von Jet gelieferte Teil ist also definitv unbrauchbar und läßt sich im Auslieferungszustand weder verbauen noch benutzen (Bezeichnung laut Ersatzteileliste: "Clamping plate", Part no. JTS600-161). Sowas nervt, weil dadurch der gesamte weitere Aufbau stockt. Ich werde das reklamieren und ein funktionsfähiges Ersatzteil anfordern.
Im Sinne des oben erwähnten 'Umlernenens' was Fertigungstoleranzen bei Holzbearbeitungsmaschinen angeht, habe ich das Teil das (mit reichlich schlechtem Gewissen) so lange am Tellerschleifer abgeschliffen, bis es sich komplett in die Nutschine einführen ließ. Ich konnte dann wenigstens weiter aufbauen, aber das kann es ja nicht sein ("was nicht passt, wird passend gemacht…")… oder?
Was jetzt noch ansteht, ist das Feinjustieren bzw. das Nachjustieren von dem, was ich in jugendlichem Übermut schon für eine Feinjustierung gehalten hatte. Das wird wieder einige Zeit benötigen. Wenn man an einer Stelle justiert, verschiebt sich an drei anderen Stellen etwas. Wenn man eine Schraube nicht fest genug anzieht, verschiebt sich nach drei Sägeschnitten wieder irgendwas. Wenn man die Schauben fest anzieht, verschiebt sich die vorangegangene Feinjustierung durch die Madenschrauben und man muß wieder nachjustieren. Es ist eine elendige Fummelarbeit, für die man möglichst tiefentspannt sein sollte. Ich bin mir auch noch nicht so ganz sicher, wie weit man die Justiererei treiben soll/kann. Insbesondere wenn man solche Kostbarkeiten berücksichtigt wie diese handgeschliffene "Clamping plate", die ja alles andere als präzise ist. Mal schauen.
Das Youtube-Video von Daniel (Sir Rachtan) ist übrigens sehr hilfreich, danke für den Hinweis! Daniel zeigt den Aufbau zwar nur selektiv, aber man kann an einigen Stellen nachschauen, ob er irgend etwas anders gemacht hat. Ist also super, wenn man unsicher ist. Große Empfehlung für jeden, der so eine JTS-600 mal aufzubauen hat!
Noch ein paar Anmerkungen zu der Maschine selbst:
- Man muß sich, kommend von einem selbstgebauten Schiebeschlitten auf einer 08/15 Kreissäge, ziemlich umgewöhnen, mehr als ich erwartet hätte. Am Schiebeschlitten hatte ich mehr/andere/bessere (?) Befestigungsmöglichkeiten. Da konnte man auch mal was hineinschrauben und dann halt irgendwann einen neuen bauen. Das geht bei Alu-Teilen eher nicht. Aber erst einmal fühlt sich die Kombination aus Auslegertisch, Ablänganschlag und Schiebetisch ziemlich gut an. Wirkt also erst einmal hinreichend stabil, läuft geschmeidig genug und fühlt sich sicher an (im Unterschied zu meiner vorherigen Tischkreissäge).
- Die Sägeleistung ist einwandfrei. Vollkommen egal, was ich bisher testweise durchgeschoben habe, es stockt nichts (so wie bei meiner alten Metabo). An 400V fühlen sich die Leistungsreserven bisher erst einmal 'unendlich' an, ein ganz neues Erlebnis und eine klare Verbesserung.
- Die Jet war für mich die erste Drehstrommaschine, die werkseitig eine 'verkehrte' Phase eingestellt hatte (kann man im Stecker an der Maschine korrigieren). Das Sägeblatt läuft dann wirklich rückwärts und 'sägt' trotzdem ein bisschen (habe ich bisher irrigerweise für einen Scherz gehalten). Was passiert denn, wenn die Phase bei einer Absaugung verdreht ist, wird die dann zum Gebläse???
- Die ausziehbare Verlängerung des Ablänganschlags gefällt mir nicht. Ich bin mir nicht sicher, ob sie sie jemals benötigen werde, und falls ja, ob ich ihr trauen wollen würde. Das ist viel zu fragil und klapprig für einen Anschlag, also ein eher fragwürdiges Feature. Gibt es hier jemanden, der die Verlängerung nutzt? Wofür und mit welchem Ergebnis?
- Der Schiebetisch wird durch zwei Stützbeine stabilisiert. Wenn man größeres Plattenmaterial oder dickere Bohlen sägt, halte ich diese Stabilisierung auch für absolut sinnvoll und notwenig. Aber sie stehen halt im Weg herum, und ich bin innerhalb von wenigen Tagen schon mehr als einmal über das vordere Stützbein gestolpert. Muß man sich also auch erst einmal dran gewöhnen, daß noch was im Weg herumsteht.
- Die Maschine verbraucht unheimlich viel Platz. Die Platzangaben aus dem "Floor Plan" am Ende der Bedienungsanleitung (3300 × 2000 mm) sollte man absolut ernst nehmen und nicht denken "wird schon irgendwie gehen". Wirklich sinnvoll benutzen kann man die Maschine m.E. nur, wenn man diesen 'Stellplatz' *plus* zusätzlichen Bewegungsraum um die Maschine herum hat. Ich habe das zu knapp kalkuliert und muß mich ständig um die Maschine 'herumschlängeln'. Das geht zwar, ist aber nicht besonders angenehm. Ich vermute auch, daß man weniger über die Stützbeine stolpern (bzw. dagegentreten) wird, wenn man mehr Bewegungsraum ("Baufreiheit") hat/hätte.
- Meine Jet JTS-600XL steht auf einem als kompatibel bezeichneten fahrbaren Gestell von Jet (Art.-Nr. 708118 bzw. 708119). Das sind in der Größe verstellbare "universelle Fahreinrichtungen", mit denen beliebige Maschinen beweglich gemacht werden können. Die "Universalität" hat den Nachteil, daß halt alles nur ein bisschen, aber nichts genau zusammenpasst. Der Unterbau der JTS-600XL ist etwas zu klein für das Untergestellt, man muß die Maschine also auf dem Untergestell verkeilen, damit sie nicht verrutscht. Und die Stützbeine der JTS-600XL sind konstruktiv auch nicht auf ein Untergestell ausgelegt; sie haben weder Rollen, noch sind die verbauten Gewindestangen lang genug. Wer die Säge auf ein (beliebiges) Untergestell setzen möchte, egal wie flach das ist, muß also zwingend die Gewindestangen ersetzen.
- Last but not least habe ich beim Zusammenbauen des Korpus einen Fehler gemacht und den Anschluß für die Absaugung da montiert, wo ich sie haben wollte (rechts, in der Richtung, wo die Absaugung bei mir steht). Das funktioniert aber nicht; der Anschluß *muß* links montiert werden, weil sonst die Schlauchzuführung von der Sägeschutzhaube zu kurz ist. Da ich die Maschine eher nicht wieder komplett demontieren werde, um das zu korrigieren, werde ich wohl versuchen, mir einen längeren Schlauch zu beschaffen. Der Schlauch soll laut Bedienungsanleitung "schwer entflammbar" sein und muß "in die Erdung der Maschine mit einbezogen werden". Was nimmt man da, einen alten Staubsaugerschlauch, einen 1-Zoll-Saugschlauch (von einer Pumpe), oder doch besser irgendwas 'ordentliches'?
Ach so, Gesamturteil… ist momentan noch etwas zu früh dafür. Die Fertigungsqualität finde ich nicht prickelnd, scheint aber 'gut genug' für den Zweck des Holzsägens zu sein und funktioniert ja auch. QC ist bei Jet auch nicht ganz einwandfrei, aber doch Lichtjahre besser als was ich bei Record Power hatte. Eine andere Maschine von Jet würde ich wieder in Erwägung ziehen, Record Power ganz definitiv nicht.
Wer auch über eine Mini-Formatkreissäge nachdenkt: Ich glaube, die Hauptfrage ist, was man im Tausch für den benötigten Platz bekommt. Die Alternative wäre ja ein großer und massiver Arbeitstisch, in den die Kreissäge integriert ist (gängige US-Variante). Wenn man die Säge runterfährt, hat man da dann ohne Extra-Platzbarf eine große Arbeitsfläche, und das komplett ohne jegliche Umbauarbeiten. Die an die Jet angeschraubten Tischverlängerungen eignen sich m.E. nicht als Arbeitsfläche, da sie einfach nicht genug Tragekraft haben. Momentan würde ich sagen, daß die 'US-Variante' pragmatischer ist und den verfügbaren Platz ökonomischer nutzt, während man mit einer Mini-Formatkreissäge neue Möglichkeiten bekommt, die mit einem (typischerweise eher kleinen) selbstgebauten Schiebeschlitten nicht so einfach umzusetzen wären. Mal schauen, ob ich das in ein paar Monaten noch immer so sehe.