Wir haben es 2002 in Dresden selbst erleben dürfen, wie dankbar Hilfe angenommen wird, auf der anderen Seite welche Probleme dabei anstehen.
Als wir damals nach Dresden fuhren, kamen uns auf der Autobahn schon Konvois von Einsatzfahrzeugen entgegen. Für uns hatte der Einsatz noch nicht angefangen und dringend benötige Einheiten fuhren in die andere Richtung?! Wie kann das sein?
Als wir in Dresden ankamen, war der Wasserstand noch moderat. Wir hätten auf den letzten 15 Kilometern bereits die Pumpen ins Wasser hängen können, das Wasser stand bis zum Horizont. Die Einsatzstelle Frauenkirche, Hilton-Hotel und Polizeipräsidium konnte mit einem moderaten Kräfteeinsatz gehalten werden. Das Wasser stieg noch mehr als 4 Meter an, die Situation änderte sich mehrfach dramatisch. Wir verlegten später zum Klinikum und haben gemeinsam mit der Bundeswehr mal eben 140.000 Sandsäcke in einen Tiefgarage eingebaut.
Dabei wurden wir oft genug von Bewohnern mit Essen versorgt. Von der fahrenden Pizzeria, dem kostenlosen McDonalds (den wir dann auch einspeisten (45 KW-Fritöse
) bis hin zu Privatleuten die Schnittchen brachten, haben wir viel Solidarität erlebt. Aber auch die Schattenseiten: Leute haben extra ihre Möbel in den Keller getragen um die Versicherungsprämie zu kassieren.
Vor uns stand eines Nachmittag eine vierköpfige Familie aus Hamburg in Gummistiefeln mit Schaufeln bewaffnet. Die war mit dem Zug aus Hamburg angereist um zu helfen. Die Kinder waren zwischen 6 und 10, die Eltern Mitte 30. Hilfe wurde benötigt, aber zu dem Zeitpunkt war noch Chaos-Phase. Es trafen ständig neue Hilfskräfte ein, die Koordination und Führung lief schleppend, mehr Fragen als Antworten.
Wohin mit dieser Familie zum Helfen? Wo und wie werden die Leute verpflegt? Wo schlafen Sie?
In den Hochwassergebieten in NRW und RP stellt sich die Lage noch dramatischer dar. Einsturzgefahr, kein Strom, kein Wasser, teilweise ausgefallene Kommunikation (auch der hochgelobte Digitalfunk), kein Abwassersystem und vor allem unterspülte und zerstörte Wege. Die Gefahren sind auch für ausgebildete Einsatzkräfte nicht gerade klein. Von biologischen und chemischen Gefahren durch die Vielzahl von Abfällen und Fremdstoffen im Schlamm mal abgesehen.
Das alles koordiniert sich nicht von alleine, nicht alle Stäbe und Einsatzleitungen sind erfahren oder haben jemals auch nur annähernd etwas vergleichbares erlebt. Man muss auch vor dem Hintergrund der vielen Vermissten und Toten verstehen, dass Einsatzleitungen und Verantwortliche nicht noch mehr „Freiwillige“ im Schadengebiet haben möchten, sofern die Lage noch kritisch ist.
Unser Ortsverband ist auf das Thema Brückenbau spezialisiert. Die ersten Erkundungen laufen, das bundesweit vorgehaltene Brückenbaumaterial wird bereit gestellt. Voraussichtlich Mitte bis Ende nächster Woche werden die ersten Brücken durch das THW vor Ort gebaut. So eine Behelfsbrücke zu bauen braucht gewisse Voraussetzungen und vor allem Material und Zeit. Es ist eben nicht mal in einem Tag gemacht. Und wir reden momentan noch nicht davon, dass auch die Bahnstrecken kaputt sind.
Auch aus unserem OV kann nicht jeder der Helfen möchte mit. Die Gründe sind divers - aber es ist kein Sprint sondern ein Marathon! Der Aufbau wird noch lange gehen, lange nachdem alle (Wahlkampf-) Stimmen verhallt sind.
Wahre Hilfe und Solidarität zeigt sich erst danach. Auch wenn wir vielleicht dann bereits die nächsten Hochwasser- und Naturkatastrophe anderswo erlebt und bewältigt haben.