Unregelmäßigkeiten nach Parkettschliff

Thomas L

ww-pappel
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Liebe Woodworker,

wir haben gerade in einem Altbau das 100 Jahre alte Parkett schleifen lassen. Das ganze sieht insgesamt auch hübsch aus und fühlt sich gut an.

Nach dem Schliff kam Bona Craft Oil auf den Boden, danach Bona Traffic HD Raw.

Es gibt an einigen Stellen Unregelmäßigkeiten. Die stören mich jetzt nicht besonders, aber ich frage mich natürlich, was man (bzw. der ausführende Betrieb) beim nächsten Mal besser machen kann. Einfach um dazuzulernen.

Zum einen gibt es hellere Stellen auf manchen Stäben. Siehe 2.jpg und 3.jpg. Was ist da Eurer Meinung nach passiert? Das scheint ja an den Stäben zu liegen, nicht an der Bearbeitung. Haben die Stäbe dort das Öl teilweise nicht aufgenommen?

Zum anderen gibt es dunklere Stellen direkt an den Flachleisten, ein paar Millimeter breit. Siehe 1.jpg. Wurde dort mehr von dem Öl aufgenommen? (Ich war nach dem Schliff kurz in der Wohnung und es sah so aus, also ob dort wirklich immer schön sauber bis an den Rand geschliffen wurde. Das dürften also keine Überbleibsel von davor sein. Der Auftragnehmer ist ein alteingesessener Meisterbetrieb und ich gehe davon aus, dass insgesamt sauber gearbeitet wurde.)

Ist es bei einem 100 Jahre alten Boden überhaupt möglich solche Überraschungen zu vermeiden? Oder beim nächsten Mal einfach kein Öl, sondern nur Lack?

Ich würde mich über Tipps freuen.

Schönen Dank!
 

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mauser

ww-birnbaum
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Hallo Thomas,

ich sehe da auch nichts, was zu beanstanden wäre. 100 Jahre – was hält so lange.
Den Boden finde ich super. Öl ist die beste Wahl – es kann ja mal was passieren.

Mit freundlichen Grüßen,

Mauser
 

Pareto

ww-birnbaum
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Hallo Thomas,
was dir vermutlich auffällt, sind ganz normale Eigenschaften von Eiche:

1. Am auffälligsten sind die "Spiegel". Das sind angeschnittene Markstrahlen, die radial im Holz verlaufen. Früher, in meiner Lehre, war spiegeliges Holz eher unbeliebt - man hätte es in der Regel nicht für ein Gesellen- oder Meisterstück verwendet (oder halt absichtlich). Ein Fehler ist das nicht.

2. In Längsrichtung fallen größere helle Flächen auf: Das ist der Splint. Eiche hat Kern- und Splitholz; das dunklere Kernholz ist härter und beständiger gegen Umwelteinflüsse und Schädlinge, diese gehen normalerweise nur in Splintholz. Deshalb wird der Splint am besten weg gesägt - heutzutage lässt man den aber auch dran, es gibt einfach mehr Holz aus dem Stamm.
Vermutlich ist die Gewährleistung vorbei...

3. Die Flachleisten könnten aus Kiefer sein?
Das hat grundsätzlich andere Eigenschaften als Eiche. Die starken Farbunterschiede sind die Jahresringe, die flach (fladrig) abgeschnitten sind und ein kleiner angeschnittener Ast

Das ist alles in Ordnung.
 

Thomas L

ww-pappel
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Oh, wow! Ihr seid der helle Wahnsinn! Super cool! Vielen herzlichen Dank für die Antworten. Super hilfreich! Ich hab da jetzt echt eine ganze Menge gelernt! Toll!

Genau, mir wurde vom ausführenden Betrieb davon abgeraten, die Fugen zu schließen. Weil das wohl nicht dauerhaft hält, wenn das Holz arbeitet.

Was ich mit den dunklen Stellen meinte, hab ich hier mal rot markiert. An den Enden der Stäbe, die an die Flachleiste grenzen, sind die Stäbe zum Teil etwas dunkler. Das war direkt nach dem Schliff (also vor Öl und Lack) nicht zu sehen.

Ich gehe mal davon aus, dass in den 100 Jahren mit dem Boden irgendwas gemacht wurde, was die Stäbe am Rand verändert hat und was man erst jetzt sieht, nach Öl und Lack. Vielleicht wurde über zig Jahre zu nass gewischt oder so.

Aber ja, ich find auch, dass der Boden sehr schön geworden ist. Ich hatte mich nur gefragt, weil vor dem Schliff weder Spiegel noch die dunklen Stellen zu sehen waren. Aber das war vielleicht einfach nur deshalb der Fall, weil der Boden vorher in einem schlechten Zustand war.

Und, ja, genau - was hält heute noch 100 Jahre!

Danke nochmal für Eure fachkundige Auskunft und die Erklärung. Super!
 

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Schreinersein

ww-esche
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Ich hatte mich nur gefragt, weil vor dem Schliff weder Spiegel noch die dunklen Stellen zu sehen waren.
Wenn ich es auf dem Bild nur erahnen kann, frage ich mich, ob Du das auch noch sehen kannst, wenn Du nicht auf den Knien über den Boden rutschts :emoji_wink:
Das ist ein Fußboden, kein Möbelstück!
Was genau das ist, kann man anhand des Fotos nicht wirklich sagen, vor Ort würde man wahrscheinlich auch nur spekulieren, dann mit der Schulter zucken und sagen: ist halt so. Alte Böden haben halt Charakter.... Unser ca 90Jahre altes Buchenparkett hat sogar Brandspuren. Könnte man jetzt flicken und immer die hellere Buche anschauen oder halt die Brandspuren anschauen und sich ausmalen, was früher wohl für ein Ofen in der Küche stand und was da wohl passiert ist
 

flüsterholz

ww-robinie
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Solche dunklere Stellen habe ich bei alten Möbeln auch immer am Übergang zwischen Füllung und Rahmen vorgefunden. Das sind die Spuren der letzten hundert Jahre. Eine Kombi aus Schmutz, Witterung, Reinigungsmittel etc. Manchmal lassen sie sich entfernen, manchmal nur mit sehr viel Aufwand, manchmal auch gar nicht. Und das, obwohl beim Aufarbeiten von Möbeln in der Regel sehr viel mehr Aufwand betrieben wird, als bei Böden. (Ok, gibt auch Ausnahmen)
Das gehört aber zum Charakter und der Geschichte alten Holzes, egal ob Boden oder Möbel, dazu.

Gruß Michael
 
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