Hi,
mal ein anderer Aspekt, aus eigener Erfahrung.
Ich war die letzten 10 Jahre selbständig ohne Meisterbrief, sogar ohne Gesellenbrief. Tätig war ich im Bereich hochwertiger Küchenanfertigungen. Ich habe damit ein Hobby, vielleicht auch so etwas wie eine Leidenschaft zum Beruf gemacht und dürfte in diesem speziellen Teilbereich besser sein, als die meisten Schreiner.
Das hat über die Jahre durchaus gut funktioniert, die Auftragslage war gut und wurde besser, ich habe meine techn. und planerischen Möglichkeiten verbessert, das Internet als Werbe-und Informationsmedium nutzen gelernt und immer hochwertiger und hochpreisiger gefertigt. Und da begannen die Probleme. Es ist eines, für nette jüngere Kunden ein BiMu-Regal für kleines Geld anzufertigen. Es ist ein anderes, einen 50.000€ Auftrag mit einem schwierigen Kunden durchzustehen. Und es gibt nicht nur schwierige Kunden, es gibt sehr schwierige. Es gibt Kunden, die nicht zahlen oder erst nach Monaten.
Wer dann als Anbieter jeder Auseinandersetzung möglichst aus dem Weg geht, weil er neben dem Ärger mit dem Kunden auch noch den mit der HWK befürchtet, der hat einfach keinen guten Stand. Das merkt nur am Anfang mit "ambitionierten Kleinaufträgen" noch nicht.
So richtig Bammel hatte ich vor 2 Jahren mal, als ich bei einem umfangreichen Innenausbau auch noch die Arbeiten eines Kollegen mit übernehmen sollte, weil der einfach schlecht war. Die Holzterrassen durfte er dann noch ausführen. Mehrfach kamen dann Fragen: Woher kommen Sie eigentlich, haben Sie denn Mitarbeiter...nächtelang habe ich damals überlegt, was eigentlich los ist, wenn die HWK mich mal etwas nachhaltiger fragt, was ich so mache.
Nach der Geburt meiner beiden Töchter wurde die Sicherheit meines Einkommens dann noch wiictiger, ein finanzieller Totalausfall eines hochpreisigen Innenausbaus hat mich dann dazu bewogen, mir einen Job als Küchenplaner zu suchen unnd mich fest anstellen zu lassen. Ich hatte praktisch freie Auswahl.
So schön das ist, "etwas auf die Beine zu stellen"-wenn man die nötige Solidität nicht erreicht, ist das irgendwann zu unsicher, spätestens dann, wenn man auch wirtschaftlich was zu verlieren hat.
Deshalb würde ich, obgleich ich den Meisterzwang für eine Absurdität sondergleichen halte, jedem empfehlen, den Meister zu machen und nachher erst die Selbständigkeit anzugehen.
Grüße,
Jens