Hallo Paul,
Du hast ja vermutlich eine Bandsäge, probiere es doch einfach aus.
Deine Ausführungen greifen etwas zu kurz, ich erkläre kurz warum - dabei gehe ich davon aus, dass Du ballige Bandagen hast, bei flachen Bandagen ist alles anders. Was Du übersiehst, ist, dass das Band etwas elastisch ist, und wo die maximale Spannung herrscht:
Wenn Du das Band relativ weit hinten auf die Rollen legst, so dass der höchste Punkt der Bandage etwa am Zahngrund liegt, dann ist die Spannung vorne im Band maximal. Die Hinterkante des Bandes ist etwas weniger gespannt und kann sich daher leichter drehen, die Vorderkante ist maximal gespannt und dreht nicht. Dann sägt die Säge immer geradeaus, wie die straff gespannte Vorderkante gerade aus läuft, und die etwas schlaffere Hinterkante einfach folgt.
Wenn das Band dagegen sehr weit vorne liegt, ist die maximale Bandspannung an der Hinterkante des Bandes, und die Vorderkante mit den Sägezähnen ist schlaffer. Dann folgt diese den Fasern des Holzes, das merkt man extrem bei Längsschnitten. Dieses Verlaufen kann man auch nicht durch das Verstellen des Tisches oder des Anschlags ausgleichen. Die Führungen helfen hier auch nur teilweise, weil sich die ungenügend gespannte Vorderkante auch zwischen den Führungen etwas drehen kann. Es geht hier ja um Zehntel.
Wenn das Band in der Mitte der Bandage liegt, ist die maximale Spannung in der Mitte des Bandes, und Vorder- und Hinterkante können sich verdrehen - das ist ein Kompromiss, aber nicht notwendigerweise ein guter.
Dazu kommt der Effekt der Elastizität: Wenn man Band an der Vorderkante maximal gedehnt ist, steht die Vorderkante auch etwas weiter außen. Wenn die Dehnung an der Hinterkante maximal ist, innen. Man hat aber auch noch die Schränkung, so dass das Band ja einem geraden Sägeschlitz trotzdem ein paar hunderstel schräg stehen kann, ohne dass es was ausmacht.
Stell Dir einfach mal vor, der Ballen der Bandage wäre viel höher, und das Band viel weicher (aus Gummi) - dann wird es klarer. .
Es gibt ja allerhand Videos von Alex Snodgrass z.B. wo er das sehr schön erklärt. Man muss den Stil ja nicht mögen, aber er zeigt gute Ergebnisse auch an Bandsägen, die nicht jeder hier im Forum als "brauchbar" bezeichnen würde...
Einfach mal ausprobieren... Statt den Tisch oder den Anschlag einzustellen, einfach das Band Stück für Stück auf der Rolle nach hinten stellen, und schauen, was passiert.
Du kannst auch mal probieren, ohne Seitenführungen zu sägen. Auch das sollte bei korrekter Einstellung am Anschlag gerade aus gehen, so lange man vorsichtig zu Werk geht. Ich säge ab und zu ohne obere Führung, weil das 5 cm mehr Höhe bringt, die ich halt manchmal brauche. Kurven gehen dann natürlich nicht.
Viele Grüße,
Sebastian
P.S.: Hier im Forum hat auch jemand erwähnt, dass er/sie die Bandagen so schleift, dass der höchste Punkt fast ganz vorne ist - das hilft, wenn man breite Blätter hat. Meine Rollen sind z.B. ca. 30 breit, da läuft ein 17er Blatt noch gut mit Zahngrund am (kurz vor dem) höchsten Punkt, ein 25er geht nicht mehr, weil es hinten übersteht und schleift. Macht aber nichts, weil so breite Blätter an einer kleinen Säge ncihts bringen.
P.P.S.: Ich habe auf meiner kleinen 130-Kg-Säge kürzlich 4mm Scheiben für Pizzaschaufeln am Anschlag von einem kompletten Eichenstamm runtergesägt, mit fast voller Schnitthöhe (28cm). Das ist bei der richtigen Einstellung überhaupt kein Problem. Bin dann nur nochmal mit dem Handschleifer und 120er Papier drüber...