Mal meine bescheidene Meinung zu dem Thema:
Das nur einseitige Ölen hat auf die Rissbildung in diesem Fall mit Sicherheit keine Auswirkung. Zumal, wenn ich mir den Tisch so anschaue, die Oberseite garantiert nicht so geölt ist, dass auf der Oberseite keine Feuchtigkeit mehr aufgenommen oder abgegeben werden kann. Durch das Behandeln einer Holzoberfläche mit Öl wird die Fähigkeit des Holzes, Feuchte aufzunehmen und abzugeben nur verlangsamt aber nicht verhindert.
Es ist natürlich grundsätzlich richtig, Holzoberflächen beidseitig gleich zu behandeln. Allerdings ist bei einer Massivholzplatte in dieser Stärke die Auswirkung eines nur einseitigen Ölauftrags viel geringer als die meisten hier meinen zu wissen. Zumal die Eiche in Ihrem Verhalten auf Feuchtigkeitsänderungen ein eher gutmütiges Holz ist.
Ich vermute, dass die Verleimung der Fuge einfach von Haus aus nicht gepasst hat. Vermutlich ist beim Verleimprozess bereits der Fehler entstanden: Die Fuge ist nicht exakt gefügt, Pressdruck nicht ausreichend, Leimfuge zu dick, keine ausreichende Endfestigkeit.
Infolge dessen und durch die mangelhafte Gesamtkonstruktion des Tisches ist dann durch die aufgetretene Holzfeuchtegleichgewichtsänderung die Fuge gerissen. Diese "Pseudogratleitsen" haben mit einer Gratleiste nichts aber auch gar nichts zu tun da schlicht und ergreifend der Grat fehlt. Bei einer Gratleiste hält ja der Grat die Leiste und die Platte zusammen, demzufolge auch mehr oder weniger gerade. Bei dieser "Winkelleistengeschichte" ist die Leiste nur aus dem Grund in die Platte eingelassen, damit sie nicht übersteht. Den Halt an der Platte soll durch die Schrauben entstehen. Schrauben in dieser Größe sind aber nicht in der Lage eine massive Tischplatte mit dieser Holzauswahl (Lage der Jahrringe, Verleimregeln nicht beachtet) zu halten. Deshalb sind wohl auch die Entlastungsschnitte eingebracht worden, um der Platte einen Teil Ihrer Spannung zu nehmen.
Man kann auf den letzten Bildern ganz gut erkennen, dass da nichts augedoppelt worden ist. Die Nuten beginnen einfach an den Ausfräsungen für die Winkelleisten.
Wir verbauen bei fast allen Tischen die wir bauen die ein paar Beiträge weiter oben gezeigte Alu-Gratleiste der Fa. Meyer. Diese hat als Aussteifung eine Stahleinlage. Das System funktioniert ausgezeichnet und man kann auf solche Scherze wie die Entlastungsschnitte gut verzichten. Auch bei verzugsempfindlichen Hölzern wie Nussbaum oder Buche.
Ausgelöst wurde der Riss dann durch die fehlenden Langlöcher in den Winkelleisten. Die fehlerhafte Leimfuge hat der auftretenden Spannung nicht mehr standgehalten. Wäre die Verleimung in Ordnung gewesen, wären wohl eher die Schrauben abgeschert.
Andererseits: Was will man für die 700€ schon groß erwarten? Das sind ja nicht mal 600€/netto.
Der Ansatz von WinfriedM mit dem etwa 3-fachen Preis passt da schon eher. Da darf man dann durchaus erwarten, dass man auch einen fachgerecht konstruiert und ausgeführten Tisch bekommen wird an dem man lange Freude haben wird.