Möbel seifen - wie genau geht das eigentlich?

Eder Franz

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Ich habe inzwischen einige Versuche mit Seifenflocken aus verschiedenen Naturseifen unternommen. Zu den jeweiligen Rezepten und Inhaltstoffen der Seifen kann ich keine genauen Angaben machen. Die genauen Rezepturen sind mir nicht bekannt. Ich kann inzwischen aber vermuten, um was es sich dabei handelt.

Es sind vermutlich einfache, kalt verseifte, etwas überfettete Leimseifen auf Basis von verschiedenen Fetten und Natronlauge, bei denen das beim Verseifen der Fette entstandene Glycerin am Ende nicht ausgesalzen wird. Diese einfachen Seifen, so wie man sie früher für den Hausgebrauch selbst herstellen konnte, scheinen sich für die Holzpflege sehr gut zu eignen. Ein paar unverseifte Fettreste und etwas Glycerin in der Seifenlauge pflegen das Holz. Die Seifenlauge und hartes Putz-Wasser gehen zudem weitere interessante Verbindungen ein. Aus Stearinsäure und Calciumhydroxid entstehen beisielsweise (normalerweise unerwünschte) wasserunlösliche Kalkseifen (Seifenkalk) das Calciumsalz der Stearinsäure. (Ottmar schrieb das schon ganz am Anfang dieses Threads.) Diese Mischung von Seife, Fetten und wasserünlöslichen Wachsen scheinen das "Geheimnis" dieser Art Holzbehandlung zu sein. Die bei der Verseifung entstehenden Fettsäuren (beispielsweise: Stearinsäure und Palmitinsäure) sind auch die Grundprodukte von Stearin (Kerzenwachs), Staufferfett und Seifenfett. Was genau dort chemisch so alles passiert, weiß ich nicht. Moderne Seifen oder Tensid-Coctails wie z.B. in Spülmitteln können das nicht. Das ist auch gut so. Wer will bei der Körperpflege heute schon tierische Talgreste im Haar und den Speckrand in der Badewanne? Auf Holz können die fettigen und wachsartigen und wasserunlöslichen Bestandteile einer einfachen, alten Haushaltsseife aber durchaus erwünschte Effekte haben! Aus diesem Grund verwende ich zum Seifen meiner Holz Probestücke bislang nur einfache Seifen nach alten Rezepten.

Gerne würde ich das Thema mit einem Chemiker vertiefen - falls hier mal einer auftaucht...

In der Praxis verfahre ich so wie oben beschrieben. Ich setze mir etwas Seifenlauge an, die ich dann mit einem abrasiven Topfschwamm in Richtung der Holzmaserung auftrage (schrubbe). Mit der rauhen Seite des Schwamms die wie ein Schleifvlies funktioniert, entfernt man sogleich auch die aufgestellten Holzfasern. Die überschüssige Seifenlauge hebe ich in einem Plastikgefäß (Like Tupper-Ware) mit dichtem Deckel auf. Das Ganze geliert ein wenig, wenn man es stehen lässt. Mit dieser Pampe schrubbe ich dann von Zeit zu Zeit das Holz ab. Fühlt sich jetzt an wie ein Baby-Popo!

Nach ein einigen Durchgängen mit reiner Seife, werde ich nun mit haushaltsüblichen Verschmutzungen experiemntiern und schauen, welche der Seifen die bessere Schutzschicht erzeugt hat. Bislang unterscheiden sich meine Seifenproben nur im Geruch.

Hintergrund:

http://www.chemie.de/lexikon/Seife.html

http://soapcalc.net/default.asp

https://www.seifen-rezepte.de

http://www.chemieunterricht.de/dc2/haus/v093.htm

http://www.seilnacht.com/waschm/seifhers.html

https://de.wikibooks.org/wiki/Organische_Chemie_für_Schüler/_Seifen_und_Waschmittel
 
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Eder Franz

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Vorläufige Zusammenfassung:

1. Material

Ahorn-Plattte mit durchgehender Lamelle

2. Schliff

Die Platte habe ich zunächst mit einem Rotex-Exzenterschleifer bearbeitet. Hierbei habe ich gute Erfahrungen mit dem MIRKA Abranet Schleifnetzen gemacht. (Bandschleifer ist nicht vorhanden) Ich habe zunächst mit einer 120er Körnung angefangen und bin dann schrittweise über 240er auf 320er runtergegangen.

3. Bleichen

Zum Bleichen des Holzes habe ich zunächst H²O² (35%) mit einem Schwamm aufgetragen. Hierzu benötigt man unbedingt geeignete Handschuhe. Ich habe den Ansell Alphatec 58-435 gewählt. Für den Einmalgebrauch funktioniert aber auch der Microflex 93-260. Weiter benötigt man einen Schwamm und eine Schüssel aus Glas oder aus KS (kein Metall). Nachdem das Holz das Wasserstoffperoxyd aufgenommen hat, folgt der zweite Durchgang mit Ammoniaklösung / Salmiakgeist (25%). Atemschutz! Diese Arbeitsschritte habe ich daher im Freien durchgeführt! Es empfiehlt sich dabei immer beidseitig zu Arbeiten, um einem Verziehen des Holzes entgegenzuwirken.

4. Trocknen

Nun braucht die Chemie etwas Zeit um arbeiten zu können. Noch etwas mehr Zeit braucht das Holz um wieder gut zu trocknen. Erst danach geht es weiter.

5. Aufgestellte Holzfasern "rasieren"

Durch den Feuchteeintrag beim Bleichen hat es Holzfasern aufgestellt. Die Platte fühlt sich nun wieder fasrig an. Diese Fasern habe ich mit einem Handschleifklotz 320er Abranet abgetragen, ohne Druck auszuüben. Es geht übrigens auch ganz gut mit einem Schleißvlies (Topfschwamm). Zu viel sollte man nun nichtmehr schleifen, denn sonst holt man die gebleichte Holzschicht wieder runter und das rohe Holz nach oben.

6. erstes Seifen

Zum Seifen habe ich original dänische
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Sæbespåner genommen und damit zunächst eine "dünne" Lauge aus 25g Seifenflocken und 1L Wasser angesetzt. Nachdem die Lauge abgekühlt war, habe ich die Lauge mit einem Topfschwamm beidseitig 1x dünn in maserrichtung aufgetragen und mit einer Wurzelbürste eingescheuert. Die restliche Lauge hebe ich für den nächsten Durchgang in einer Plastikdose mit dichtem Deckel auf.

7. Trocknen

Nachdem die Platte gut durchgetrocknet ist, werde ich den letzten Schritt noch einige Male wiederholen. Gemäß der Empfehlung aus Dänemark werde ich später eine etwas "dickere" Seifenlauge verwenden. Diese dicke Seifen-Lauge sollte dann eine schleimige Konsistenz haben.

8. Fortsetzung folgt

...

n. regelmäßige Pflege


Nacharbeiten:

Mein mehrfach geseiftes Probestück habe ich gestern noch einmal gebleicht. Das bedeutet, man kann die geseifte Oberfläche später ohne Probleme nachbleichen und dann wieder mit Lauge nachbehandeln.
 
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Eder Franz

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Hallo ich wollte mich mal wieder melden und meine Erfahrungen zur Pflege nachtragen.

8. Regelmäßige Pflege

Zur Pflege habe ich ein langfaseriges Microfastertuch und die übriggebliebene Seifenlauge verwendet. Die Lauge dickt mit der Zeit ein. Man könnte sagen sie geeliert. Die Seifenpampe habe ich in einer Plastikdose mit dichtem Deckel immer griffbereit im Sideboard neben dem Tisch. Feuchtes Tuch eintunken und Tisch in Maserrichtung einseifen.

Selbst Fettflecken bekommt man so wieder ab. Es ist schon faszinierend. Der Tisch ist nach dem Bleichen nur minimal nachgedunkelt und nimmt jetzt eine dezente Patina an.

Heute bin ich eigentlich nur hier, um meine öffentlichen Aufzeichnungen einzusehen. Ich muss nämlich erstmals neue Seifen-Lauge zum Putzen ansetzen.

Vielleicht schieße ich bei Tageslicht mal ein Foto, damit man sich ein "Bild" machen kann.
 
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Eder Franz

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Wenn man den Tisch mit der Seifenlauge abwischt entsteht ein matter Schichtaufbau aus Seife. Dort wo man den Tisch dann in Gebrauch hat, beginnt das Holz dann sofort im Gegenlicht zu glänzen, weil man diese Schicht glattpoliert. Um einen gleichmäßigeren Look zu bekommen, habe ich den Tisch nach dem Seifen zuletzt mit einer Wurzelbürste behandelt. Jetzt fängt das Holz sogar an zu glänzen...

Dazu hier mal ein Foto:

Ahorn geseift.jpg

Die Oberfläche wird mir langsam schon zu fein, für den beabsichtigten Brauhauslook. Ich fürchte die Platte braucht wohl weniger Pflege und dafür regelmäßigere Gelage. :emoji_slight_smile:
 

eckartz

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Ich suche schon seit einiger Zeit Immer wieder Infos zum seifen von Holzoberflächen. Das hier ist das Beste, was ich bisher gefunden habe. Ich persönlich behandele seit beinahe 20 Jahren Dielen-Fußböden mit Seife. Begonnen habe ich mit Trip Trap bzw. Faxe Produkten. Mittlerweile arbeite ich mit allen traditionellen Seifen, die gerade im Haus sind. Sehr praktisch und preisgünstig ist Marseiller Seife in Nadeln von Kremer Pigmente. Habe aber auch schon normale flüssige Schmierseife genutzt. Ab und zu setze ich auch Weißpigment zu, wenn ich den Boden etwas aufhellen möchte. Sehr praktisch sind dafür die XSL Pigmente, weil sie wasserlöslich sind. (Auch bei Kremer). Ich Seife relativ regelmäßig einen Fichtenboden und einen Eichenboden. Der Fichtenboden bleibt sehr hell, fast weiß, der Eichenboden hat einen Farbton, fast wie unbehandelt. Jedes Mal nach einer gründlichen Reinigung und der Seifenbehandlung, sehen die Böden fast aus wie neu. Verblüffend vor allem auch, dass sich fast alle Druckstellen in der Fichte durch die Feuchtigkeit wieder hochstellen. Da es sich um klassisch verlegte Dielenböden handelt, kann ich sie allerdings auch sehr nass reinigen.
Demnächst habe ich eine große Fläche auf OSB vernageltes Stabparkett zu behandeln. Hier muss ich mit Wasser vielleicht etwas vorsichtiger sein. Falls da jemand Erfahrung mit hat, wäre ich neugierig.
Bei meinen Recherchen habe ich jetzt immer wieder mal gelesen, dass Eiche nicht geseift werden sollte, weil die Alkalität der Seife die Eiche dunkel färben würde. Das entspricht nicht meinen Erfahrungen. Hat von euch jemand das schon erlebt?
Alle Beispiele der dänischen geseiften Eichenmöbeln sind meines Wissens hell.
Liebe Grüße
Peter
 

Eder Franz

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Hallo, ich habe diesen Thread nochmals aufgerufen, weil ich mir zum regelmäßigen abseifen meines Tisches heute frische Lauge ansetzen musste. Dazu wollte ich hier noch einmal die empfohlenen Seifen-Dosierungen nachschlagen. Ich habe heute Seifenlauge auf Basis der Empfehlung 25g Seife auf 1l Wasser angesetzt. Weil mir ein Liter Seifenlauge aber etwas zu viel wäre, habe ich versucht die Mischungsverhältnisse auf die Hälfte zu reduzieren und für einen halben Liter Wasser 12,5g Seifenspäne verwendet. :emoji_wink: Natürlich habe ich keine Apothekerwaage und kann deshalb auch keine 12,5g Seifenspäne auswiegen. Aus diesem Grund habe ich versucht, die Maßangaben mit Hilfe einer Haushaltswaage und einem Messbecher in haushaltsübliche Maßangaben zu übersetzen. Seifenspäne sind in einem Messbecher in etwa vergleichbar mit Kakao. 50 g Seifenspäne entsprachen etwa 5 Esslöffeln (nicht gehäuft). Dementsprechend habe ich nun eine Seifenlauge aus 500ml Leitungswasser und 2 1/2 Esslöffeln Seife angerührt und diese kurz aufgekocht.

Die letzte Seifenlauge war nach dem Erkalten eine kleisterartige Pampe. Ich bin gespannt, wie es jetzt wird.

Leider habe ich diesmal vergessen, Mineralwasser (still) zu nehmen. Ich habe ein Mineralwasser mit sehr viel Calcium, das in Verbindung mit der Seife eigentlich sehr schönen Seifenkalk bilden müsste.

Memo an mich selbst: Jetzt mit Leitungswasser. Versuch macht kluch...
 

Eder Franz

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Der letzte Ansatz meiner Seifenlauge ist schon verbraucht. Derzeit nimmt man ja leider deutlich mehr Mahlzeiten zu Hause ein. Der Tisch hat daher zuletzt auch mehr gelitten, als sonst. Deshalb setze ich mir jetzt wieder frische Möbelseife an. Diesmal nehme ich kein Leitungswasser, sondern Mineralwasser. Zum Schrubben nehme ich seit kurzem eine Waschbürste, die ich mir im Haushaltswarenladen besorgt habe. Aus Spaß habe ich anhand der GTIN Artikelnummer die Herkunft der Bürste zurückverfolgt. Die Bürste kommt von Sorex Besen und hat die Art.: 42101.

http://www.sorex-besen.de/downloads/sorex-katalog-besen-und-buersten.pdf

Ich finde die Borste allerdings etwas zu hart.

Falls es jemanden interessiert, dokumentiere ich gerne mal, wie sich Fettflecken von einem „Gelage“ mit der Kernfamilie nach einer Seifenbehandlung darstellen. Ob das wieder rausgeht?

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Die heute angesetzte Möbelseife Enthält 1l Forstetal Mineralwasser Calcium 600 und 4EL (ca.40g) animalische Seifenspäne.

Ich glaube, es hat mal wieder funktioniert.

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pixelflicker

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Das ist ein sehr interessanter Thread. Sieht man ja schön daran, wie oft er schon wieder raus geholt wurde.

Ich bin gerade auch am überlegen wie ich mein Balkenbett behandle. Habe mir ein Bett aus sehr alten Eichenbalken gebaut und muss das jetzt mal fertig stellen. Mein Freund (Schreiner) hat mir empfohlen es zu Seifen. Deswegen bin ich Neugierig geworden.

Ein anderer Freund von mir ist Betreiber des ältesten Wirtshauses der Welt, dort haben sie auch Tische mit Ahornplatten und die werden seit Jahrzehnten mit einer Lauge aus ganz einfacher Schmierseife und einer Wurzelbürste behandelt. Sehen sehr schön hell und Sauber aus. Mittlerweile aber natürlich nicht mehr ganz glatt und an manchen Stellen schauen schon die Dübel durch, weil die Platte soweit abgeschliffen wurde durch die Bürste. Aber das passt bei dem natürlich perfekt.
 

eckartz

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Auch ich bin heute mal wieder hier gelandet, weil ich nächste Woche eine Treppe aus Fichte Seifen werde. Meine Erfahrungen bei den Fußböden ist so positiv, dass ich es ausprobieren werde. Beider erneuten Suche nach Erfahrungen anderer, bin ich wieder hier gelandet. Ich werde eine Mischung aus Marseiller Seife mit Leitungswasser und etwas Weißpigment herstellen.
immer wieder irre ist, wie groß die Preisunterschiede für Seife sein können.
 

Eder Franz

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Update: Früher habe ich die Seifenbehandlung meist mit dem Schwamm gemacht. Dann habe ich mir extra eine Wurzelbürste gekauft. Diese Bürste (im Bild links) habe ich jedoch nicht oft verwendet, weil sie viel zu hart war. Nun ist mir eine ausgemusterte Badebürste in die Hände gefallen. Diese Bürste ist viel weicher, gleitet besser, geht besser in die feine Holzstruktur als die Harten Borsten und hinterlässt zudem eine gleichmäßigere Oberfläche, als ein Schwamm.

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Eder Franz

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Die Seifenlauge ist aus und der Tisch hat einige markante Fettflecken.

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Deshalb habe ich heute frische Lauge aus einer 0,75l Flasche Forstetal 600 Mineralwasser und zwei gehäuften Esslöffeln Seifenspänen angesetzt. Das Ganze habe ich kurz aufgekocht und dann bei schwacher Hitze mit dem Schneebesen durchgerührt bis sich die Seifenspäne aufgelöst haben. Dabei habe ich festgestellt, dass in der Lauge und am Schneebesen kleine weiße Klümpchen zurückbleiben, die sich im Wasser nicht auflösen. Ich glaube, es handelt sich um den im Bad gefürchteten, wasserunlöslichen Seifenkalk. Um die Lauge zu homogenisieren, habe ich einfach mal einen Stabmixer in die Lauge gehalten. Anschließend habe ich den Tisch mit der noch lauwarmen Lauge bearbeitet.

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Ich habe im Verhältnis etwas weniger Seife genommen. Im Moment ist die Mischung noch wässrig. Ich muss nun schauen, ob die Lauge nach dem Abkühlen noch eindickt.
 
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GertG

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Prima Thread.

@Eder Franz
Kannst Du mal den letzten Stand der Dinge mitteilen, welche Seife genau Du da jetzt benutzt?

Und noch drei Fragen:
Wie verhalten sich Flüssigkeiten auf geseifter Oberfläche?
Bei (frisch) geöltem oder gewachstem Holz bildet ein Tropfen ja eine Kugelform und benetzt nicht.
Läßt sich also leicht wegwischen.

Seife aber setzt die Oberflächenspannung herab und ich könnte mir vorstellen, ein Rotweintropfen breitet sich in Sekundenschnelle auf dem Holz aus und zieht da auch deutlich schneller ein als auf gänzlich unbehandelter Oberfläche.
Wie Sind Deine Erfahrungen?

Außerdem die Frage, ob kalkhaltiges Wasser, welches die Seife laut den Erfahrungen hier unlöslich machen soll, von Vorteil oder eher von Nachteil ist.


Zuletzt wüsste ich wie @eckartz auch gerne, ob es schon Erfahrungen mit Eiche gibt.
Ich hab hier nämlich einen rustikalen Trümmer von Tisch stehen, dessen Platte ich mal alternativ behandeln wollte.
 

Eder Franz

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Ich benutze derzeit Sæbespåner – 80% fedtindhold. Findet man sofort im Internet. Gekauft habe ich die Seifenflocken online, bei einem Farbenhändler aus Deutschland. Wo genau, weiß ich gar nicht mehr.

Flüssigkeiten perlen nicht ab. Rotwein war auch schon auf dem Tisch. Genau wie rote Tomatensauce. Feuchtigkeit zieht rasch ein, aber irgendwie geht das beim nächsten oder übernächsten Seifen-Durchgang trotzdem immer wieder weg.

Unser Leitungswasser ist recht kalkhaltig. Ich habe dennoch extra das besonders Mineralhaltige „Calcium„ Wasser aus der Flasche genommen. Dabei sind mir heute die weißen wasserunlöslichen Flocken aufgefallen.

Mit Eiche habe ich selbst noch keine Erfahrungen. Freunde von uns haben einen antiken Tisch aus dunklem Holz, die nehmen mittlerweile auch die Seife.

Die Oberfläche ist nicht so fein, wie bei einem geölten Tisch. es ist eigentlich eher pures Holz.

In Zukunft werde ich eventuell noch etwas mehr mit Scheuermitteln experimentieren.
 
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Eder Franz

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Heute habe ich 750ml Forstetal 600 Calciumquelle mit 2 Esslöffeln Seifenflocken unter ständigem Rühren mit einem Schneebesen aufgekocht. Achtung: Großen Topf nehmen, denn der Schaum geht beim Aufsieden hoch. Die Lauge ist recht dünn geworden und hat diesmal auch keine Klümpchen.

Ein Fleck von Rote Bete (Rüben) auf 2 Uhr von der Moser Liesl ließ sich damit im Handumdrehen entfernen.

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Anschließend habe ich noch etwas Neues ausprobiert. Ich hatte ja angekündigt, auch noch einmal mit Schleifmitteln zu experimentieren. An Stelle von Sand habe ich zum Scheuern des Tisches (auf einer Hälfte) einen abrasiven Topfreiniger verwendet:

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Der Tisch wird damit stellenweise deutlich glatter, aber man holt damit auch sehr viel Material (alte Seife? und Holz?) runter. Ich beobachte die Ergebnisse und berichte.
 
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inselino

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Gerne würde ich das Thema mit einem Chemiker vertiefen - falls hier mal einer auftaucht...

Selbst als Chemiker ist das relativ schwer zu beurteilen, was in diesen wilden Cocktails aus Fetten, Glyeriden, Salzen, Wasser und dann noch bei Hitze alles passieren kann.

Vielleicht vorab zur Verseifung: Bei der Versseifung wird zunächst mal Fett verwendet (Fett besteht aus einem Glycerinmolekül, an dem drei FettSÄURENz.B. Ölsäure, Palmitinsäure, Stearinsäure etc. hängen). Bei der Verseifung werden diese Bindungen gespalten und es bleiben Fettsäuren und Glyerin übrig. Die Fettsäuren reagieren dann meist mit den übrigen Ionen in dem Cocktail zu den Salzen der Fettsäure. So, wie aus dem negativ geladenen Chlorid-Ion der Salzsäure mit positiven Natriumionen Natriumchlorid (Kochsalz) wird, so wird aus negativen Fettsäureionen mit positiven Kaliumionen z.B. Kaliumoleat (Kaliumsalz der Ölsäure)

Grundsätzliche klingen deine Annahmen nachvollziehbar und logisch. Viele chemische Prozesse laufen (wenn nicht darauf optimiert) unvollständig ab. Wir haben also sicherlich in einer traditionell hergestellten Seife weiterhin die ungespaltenenen Fette (also Fettsäure am Glycerinmolekül) ebensow wie die abgespaltenen Fettsäuren sowie die verseiften Fettsäuren.
Dabei hilft die Seife, die fettigen/wachsartigen Bestandteile auf der Platte zu verteilen. Stearinsäure ist oft nur sehr wenig in pflanzlichen Fetten enthalten daher wäre meine Vermutung, dass man beim regelmäßigen Abwischen die leichter lösliche Seife abnimmt und die schlechter llöslichen Bestandteile zurück bleiben. Durch regelmäßiges Seifen enststehen so eine immer festere Schicht aus Fetten/Wachsen.
 

Beabea

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Dieser Beitrag ist wirklich interessant, vielen Dank!
Denkt ihr, dass Ahorn geseift auch als Arbeitsplatte einer Kücheninsel verwendet werden könnte?
Oder würde eine geölte Arbeitsplatte vorteilhafter sein?
 

GertG

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Das Problem (und der Vorteil) an Öl ist, daß es aushärtet und beim zwangsläufigen Arbeiten von Massivholz, wie das bei einer Arbeitsplatte, wo immer wieder mal was draufläuft und die auch oft feucht abgewischt wird, nunmal so ist, reißt.
Und damit Eingangstore für weitere Feuchtigkeit ins Holz öffnet, was den Effekt noch verstärkt.

Ich könnte mir vorstellen, daß die wachsartigen Anteile von Seifen rein mechanisch elastischer sind und solche Bewegungen im Holz eher mitmachen.
Das wiegt dann auch die Härte einer frisch geölten und durchgehärteten Oberfläche schnell auf, wenn diese nach ein paar Tagen anfängt, zu bröseln.

Zudem ist das Seifen weniger aufwändig (geringere Trockenzeit/abends einfach nur aufwischen) und mit weniger Gestank verbunden.
Selbst das relativ milde OSMO Hartwachsöl ist in den ersten Tagen schon eine ziemliche Zumutung in der Wohnung.
Möchte man da nicht regelmäßig haben.
 

inselino

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Ich würde das ganze anders bewerten. Zum ersten sollte die Aushärtung des Öls nicht zu einer so harten Oberfläche führt, dass ei wie Lack aufreist. Zudem führt ja die Öloberfläche zu deutlich geringerem Feuchtigkeitsaustausch und dementsprechend auch viel weniger Ausdehnung/Schrumpfung.
Meine Küchenarbeitsplatte ist geölt und da passiert überhaupt nichts.

Auch in Anbetracht der wasserlöslichen Bestandteile der Seife finde ich es als Arbeitsplattenbeschichtung in der Küche ungeeignet. Bleiben wässrige Produkte (z.B. Tomaten) auf der Oberfläche liegen werden die vermutlich einen Geschmack annehmen.
So interessant mir die Seifung von Oberflächen auch erscheint, ich denke für Arbeitsplatten in der Küche ist es eher ungeeignet.

Was sicherlich richtig ist, das Öl riecht zu Beginn stark, was nach 1-2 Tagen dann verfliegt.
 

Eder Franz

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Was ist deine Idee, es mit Forstetaler zu probieren?

Die Idee die Seife mit dem Forstetaler zu paaren, ist, der Seife in dem Laugencocktail möglichst viel Kalzium anzubieten, weil ich mir (persönlichkeitstyp Alchemist) davon erhoffe, dass sich dann viel Calciumstearat – Wikipedia entwickeln kann. Es ist Bestandteil von unerwünschtem Seifenkalk im Fettrand der Badewanne und dient in der technischen Anwendung als Hydrophobierungsmittel.

Ich mache zudem die Beobachtung, dass fettige Flecken der geseiften Oberfläche relativ wenig anhaben können. Das liegt sicherlich nicht allein an der Hydrophobierung durch etwas Seifenkalk. Im Gegensatz zu einem Holzöl hat Seife doch so "lipophile Ärmchen", die der fettigen Phase gerne die Hand reichen und sie festhalten. Wenn ein Fettfleck auf die geseifte Platte kommt, greift dann nicht der Seifenfilm sofort nach den Fettmolekülen? Man bringt ja quasi den Fleck zum Putzmittel. Wenn man anschließend die Platte abwischt, holt man die Seife samt dem Fett runter und trägt dabei gleich frische Seife auf. Bei einer geölten Fläche funktioniert das nicht.

Das wäre ein möglicher laienhafter Erklärungsansatz für meine Beobachtung.

@inselino

Kommt das in etwa hin, was ich mir zusammenphantasiere?

@Beabea

Eine Küchenarbeitsplatte könnte man theoretisch ebenfalls seifen. Ich würde es jedoch nicht tun. Die Fläche sieht dann vermutlich rasch sehr "rustikal aus". Wenn man seine Küche regelmäßig mit der Wurzelbürste abschrubben und mit dem Schlauch abwaschen kann, wie einen Hackstock aus der Metzgerei, geht auch das. Man muss dann aber mit der "Landhausoptik" leben können.

Metzgerklotz – Qwant

Auch alte hölzerne Knettische aus der Bäckerei können diesen speziellen Charme versprühen.

bäckerei knet-tisch – Qwant

Da du aus Münster bist, möchte ich noch erwähnen, dass es dort bei Pinkus Müller in der Altstadt sehr sehenswerte Brauhaustische gibt. Wenn du mal dort bist, könntest Du fragen, womit die geschrubbt werden.
 
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Eder Franz

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Bei meinem letzten Urlaub in Frankreich habe ich einen kleinen Ausflug in den ortsansässigen Baumarkt gemacht und mir von dort zwei Seifen mitgebracht.

Heute habe ich erstmals 500ml Seifenlauge mit der Savon DˋAlep, einer Alepposeife aus Olivenöl und Lorbeeröl angerührt und den Tisch damit abgewischt. Die Hände fühlen sich danach jedenfalls schon einmal toll an.

Da es sich um einen Seifenklotz handelt, musste ich zunächst mit der Haushaltsreibe eine Hand voll Seifen-Flocken herstellen.

Die Seife wurde für Marius Fabre in Syrien produziert.
 

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eckartz

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Bin auch mal wieder hier.
ich habe selber seit ca. 20 Jahren einen EichendielenBoden der ca. 1-2 mal im Jahr nass geschrubbt und neue geseift wird, ansonsten regelmäßig mit Schmierseife nebelfeucht gewischt oder schlicht gesaugt wird.
Enenso eine Küchenarbeitsplatte aus massivem Ahorn.
Mein Fazit: Küchenplatte würde ich nicht unbedingt empfehlen. Ich mag es wohl immer noch, aber es ist kaum zu schaffen es in einem Zustand zu halten wie etwa Brauhaustische. Das erfordert doch einen recht hohen Pflegeaufwand. Aber sie werden immer wieder sauber. Einzig Eisenflecken sind schwer zu entfernen.
Der Eichenboden ist total unverwüstlich. Wird immer wieder wie neu.
Der größte Vorteil aus meiner Sicht in beiden Fällen ist der helle Farbton im vergleich zum Öl.
Beim Fußboden die problemlose Grundreinigung. Habe wohl eine rotierende Scheibenreinigungsmaschine.
ich benutze was gerade im Haus ist. Selbst geraspelte Marseiller Seife aber auch flüssige Schmierseife von DM. Ich erkenne da keine wesentlichen Unterschiede.
Grüße vom Niederrhein
 
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