Luft- vs Kammertrocknung

Klapauzius

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Ich halte das für einen Mythos, also das Lufttrocknung Vorteile bringt.
Es ist halt deutlich weniger Energie, das wird noch mehr eine Rolle spielen als bisher.

Ideal für mich ist ein paar Jahre an der Luft, dann nochmal in die Kammer.

Wohnraum trocken ist heute halt was anderes als früher. Das würde ja schon erklärt.

Gruss
Ben

Ein Bekannter hat jahrelang bei einem Orgelbauer als Schreiner gearbeitet. Die haben dort nur luftgetrocknete Hölzer verarbeitet, weil "kammergetrocknetes nicht so gut klingt". Ich kann das nicht beurteilen, aber das Holzlager war schon sehr beeindruckend und es muss wohl schon einen Grund für den Aufwand geben.

Vielleicht "klingen" dann unsere Möbel auch besser :emoji_wink:

Grüße, Niels
 

Lico

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Wenn kammergetrocknetes Holz zu schnell getrocknet wird, gibt es Risse. U. U. Nur "Haarrisse". Dass sowas dann nicht gut klingt kann ich mir gut vorstellen.

Lico
 

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Das passiert wenn man es nicht richtig macht.

Ich kann mir schon vorstellen, dass trockenes Holz anders klingt als bei 15%.

Sehr sicher sogar.

Ich kann mir auch vorstellen, daß ordentlich gestapelt es und mehrfach umgeschichtetes Holz mit langer Lufttrocknung weniger Spannungen hat. Wenn man das aber mit KD Ware macht, hat man sicher dasselbe Ergebnis, macht nur keiner.....

Gruss
Ben
 

Herbert 10

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Ich verarbeite seit über 10 Jahren selbst gefälltes und selbst eingeschnittenes Holz zu Möbeln .
Die Trocknung erfolgt klassisch ca 2 Jahre draussen und dann ca 2- 3 Jahre am Dachboden der Garage.

Vorm verarbeiten noch ca 2 Monate i der Werkstatt.

Hauptsächlich macht es dann die konstruktive Verarbeitung ob Probleme auftreten oder nicht .
 

IngoS

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Hallo,

hier habe ich noch zwei schöne Beispiele zu falscher Massivholzverarbeitung und deren Folgen.
Was hier wie eine Klappe in Rahmen und Füllungsbauweise aussieht, ist leider anders konstruiert.
IMG_20220401_092104.jpg
Es ist eine Vollholzklappe mit aufgeleimten Leisten. Da hier Quer- auf Langholz geleimt ist, verzieht sich die Klappe extrem, was in der Seitenansicht gut zu sehen ist.
Selbst die langen Bänder können die Klappe nicht gerade halten.
IMG_20220401_092147.jpg
Am gleichen Schränkchen ist unten eine Füllungstür eingebaut. Allerdings wurden die Zierecken nicht an den Rahmen, sondern an die Füllung angeleimt. Beim Schwinden der Füllung gibt es da natürlich Fugen.
IMG_20220401_092230.jpg

Gruß Ingo
 

Strawanski

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Ich meine gelesen zu haben, dass früher das Holz nicht nur luftgetrocknet wurde, sondern teilweise noch "feucht" verarbeitet wurde. Es kann aber natürlich sein, dass dies eher für einfache Gebrauchsmöbel galt und nicht für Zimmereinrichtungen.

Die Anmerkungen zur heutigen Zentralheizung macht mich etwas stutzig. Klar sind früher einige Räume teilweise unbeheizt gewesen und es herrschte dadurch ein anderes Raumklima. Andererseits wurde die Stube in aller Regel mit einem Holzofen/Holzherd beheizt und es war den Winter über teilweise eine recht große Hitze in der Stube. Sollte dies nicht eine ebenso niedrige Holzfeuchte zur Folge haben?
Zwei Überlegungen dazu:

Hypothese 1: Heutzutage wird mehr Wert auf eine niedrige Holzfeuchtigkeit legt, da man weniger Zeit für eine solide Konstruktion aufwendet. Der Arbeitslohn ist exponentiell gestiegen, was zur Folge hat, dass deutlich einfacher gebaut und konstruiert werden muss, da sich das sonst kein Mensch mehr leisten könnte. Ergo muss das Holz von Beginn an trockener sein.

Hypothese 2: Früher war man weniger penibel, wenn sich etwas verzogen hat oder ein Spalt entstand. Möbel müssen heutzutage tadellos sein, sonst werden sie ersetzt. Es war daher möglich mit feuchterem Holz zu arbeiten, da dies die Kosten senkte und sich niemand daran störte, wenn nach einigen Jahren nicht mehr alles wie neu aussah.
 

Besserwisser

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Die Theoriethese ist ja, dass langsam getrocknetes Holz, vulgo luftgetrocknet, mehr Zeit hatte,um Spannungen (edit: kleinstteilig) abzubauen. Dadurch steht's besser und reisst beim Trocknen weniger. Hört sich imho auch schlüssig an.
Ich kann da nix aus der Praxis beitragen, ich habe mein Leben lang beim Holzhändler gekauft, allerdings ist das Holz bei meinen Händlern auch nicht mehr bei 8%, Stammware wird draussen im offenen Schuppen gelagert. Somit hängt die hf im wesentlichen von der Verweildauer beim Händler ab. Falls das Holz beim Trocknen tatsächlich auf 8% runter getrocknet wird, was ich allgemein bezweifel. Denn warum sollte das Sägewerk auf 8% trocknen, wenn sie wissen, dass es bei den Kunden=Holzhändlern eh nicht klimatisiert gelagert wird? Kostet unnötig viel Geld.
 
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Die Anmerkungen zur heutigen Zentralheizung macht mich etwas stutzig. Klar sind früher einige Räume teilweise unbeheizt gewesen und es herrschte dadurch ein anderes Raumklima. Andererseits wurde die Stube in aller Regel mit einem Holzofen/Holzherd beheizt und es war den Winter über teilweise eine recht große Hitze in der Stube. Sollte dies nicht eine ebenso niedrige Holzfeuchte zur Folge haben?

Durch einen Wasserschaden und der Beseitigung danach musste ich mich in das Thema einlesen und überwachte auch noch monatelang mit Thermometer/Hygrometer den Verlauf. Das war sehr lehrreich, in vielerlei Hinsicht. Nur die Luftfeuchtigkeit zu betrachten ist gar nicht so wichtig. Durch fehlende Dämmung und undichte Fenster gab es ein starkes Gefälle im Haus. Auch wurde oft nicht durchgängig geheizt und nicht jeder Raum hatte einen Ofen. Heute ist alles gedämmt, Fenster sind dicht und es wird rund um die Uhr das ganze Haus auf Temperaturen zwischen 18 und 23°C gehalten. In einem Altbau ohne Dämmung und undichten Fenstern dagegen ist es am Ofen >50°C und an der Außenwand nur noch 10-15°C. Wenn man da den Taupunkt berechnet wird bei 60% Luftfeuchtigkeit es an einer 12°C kalten Außenwand nass. Viele Möbel stehen an Wänden und hier kommt es zu Schimmel und das Holz verzieht sich dann. Da kann es am Ofen selbst knacktrocken und heiß sein.

Und dann gibt es noch die neuen Passivhäuser, Nullenergiehäuser und bald auch häufiger mit Wärmetauschern nachgerüstete Häuser geben. Da muss oft die Luft künstlich befeuchtet werden damit die Bewohner keinen Reizhusten und trockene Nasen bekommen. Freunde von uns haben nur 30% rel. LF und damit große Probleme. Mein Vorschlag günstig Holz vom Sägewerk zu kaufen und in deren Wohnzimmer zu lagern bis ich es verbastel wurde dankend abgelehnt. Dabei meinte ich es nur gut!
 

Lico

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Es ist eine Vollholzklappe mit aufgeleimten Leisten. Da hier Quer- auf Langholz geleimt ist, verzieht sich die Klappe extrem, was in der Seitenansicht gut zu sehen ist.
Selbst die langen Bänder können die Klappe nicht gerade halten.
Wenn man sich die Maserung der verwendeten Seitenbretter anguckt, müsste man eigentlich fast sagen, dass auch die aufgeleimten Leisten das Schwinden der Bretter nicht aufhalten konnten. Möbelbau from Hell!

Lico
 

Besserwisser

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Ja, ich hab eben auch gedacht, dass eine solche Aussage nur von jemandem kommen kann, der nur zentralgeheizt gewohnt hat.
 

derdad

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Die Tür zu dem Schrank wurde sicher mal von nem totalen Dillettanten nachgebaut, wer weiß was damit mal passiert ist ( Krieg, Brand etc. )
Die Hasenstallscharniere deuten auch darauf hin.
LG
Ich weiß nicht wie weit du dich mit alten Möbeln bisher beschäftigt hast, und wie genau du dir diese auch angeschaut hast. Aber ich glaube nicht, dass da nachgebaut wurde. Das ist ein Gebrauchsmöbel, wahrscheinlich irgendwann zu Beginn der 1900er Jahre. Diese Scharniere finde ich authentisch. Das Ganze war sicher auch noch deckend gestrichen.
Wir sollten das Handwerk unserer Vorfahren nicht immer all zu verklären. Auch den damaligen Tischler ging es hauptsächlich darum etwas zu verdienen um sich sein Leben leisten zu können. Material war im Verhältnis zur Arbeit schweineteuer. Die Kundschaft dürfte weitaus weniger zu Reklamationen geneigt haben als heute. Da hat man dann eben schon mal "Kompromisse" produziert.
Und man darf nicht vergessen, (wo wir wieder beim eigentlichen Thema sind), die Fehler die bei diesen alten Möbeln heutzutage auftreten, waren damals sicher nicht vorhanden. Bedingt durch andere Luftfeuchteverhältnisse in den Wohnungen.
LG Gerhard
 

IngoS

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Die Tür zu dem Schrank wurde sicher mal von nem totalen Dillettanten nachgebaut, wer weiß was damit mal passiert ist ( Krieg, Brand etc. )
Die Hasenstallscharniere deuten auch darauf hin.
LG

Hallo,

Die Klappe ist schon original. Das sollte ja eine Schreibklappe sein, darum nicht Rahmen mit Füllung, sondern innen die volle Brettfläche. Neben den ignorierten Verleimregeln machen die aufgeleimten Leisten das Problem perfekt.
Auch seinerzeit wurden Fehler gemacht.

Gruß

Ingo
 

magmog

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Ich meine gelesen zu haben, dass früher das Holz nicht nur luftgetrocknet wurde, sondern teilweise noch "feucht" verarbeitet wurde. Es kann aber natürlich sein, dass dies eher für einfache Gebrauchsmöbel galt und nicht für Zimmereinrichtungen.

Die Anmerkungen zur heutigen Zentralheizung macht mich etwas stutzig. Klar sind früher einige Räume teilweise unbeheizt gewesen und es herrschte dadurch ein anderes Raumklima. Andererseits wurde die Stube in aller Regel mit einem Holzofen/Holzherd beheizt und es war den Winter über teilweise eine recht große Hitze in der Stube. Sollte dies nicht eine ebenso niedrige Holzfeuchte zur Folge haben?
Zwei Überlegungen dazu:

Guuden,

mein Ofen zieht sehr viel Frischluft von außen an, die bringt entsprechend Feuchtigkeit in den Raum, besonders wenn nur ein paar Stunden die Woche geheizt wird.
Bis vor einigen Jahrzehnten war eine Holzfeuchte von um 10% bei Möbeln deshalb OK.
 

seschmi

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Es ist ja immer ein großer Unterschied, ob man für sich selbst baut oder für andere. Wenn's mein eigenes ist, muss ich es halt neu machen, also kann ich auch etwas riskieren. Wenn ich es verkaufen würde, wäre der Ärger größer.

Schreiner gibt es ja schon tausende von Jahren, und immer hat Holz gearbeitet, deshalb dreht sich ja ein großer Teil der traditionellen Handwerksregeln darum, wie man damit umgeht. Deshalb gibt es viele erprobte traditionelle Konstruktionen, die mit Verzug sehr gut umgehen können - ein Beispiel wäre ein traditioneller Zargentisch mit regelgerecht verleimter Platte - der kann dann auch starke Schwankungen der Feuchtigkeit gut ab. Sowas habe ich auch schon ohne Probleme aus luftgetrocknetem Holz gebaut.

Dann gibt es Bauteile, da geht das aus Prinzip nicht: Ein Fenster, das dicht schließen soll, darf sich nicht verziehen. Das erfordert neben ausgesuchtem und kammergetrockneten Holz auch eine entsprechende Oberfläche. Bevor es das gab, waren Fenster einfach nicht dicht.

Und dann gibt es natürlich Murks: Konstruktionen, die mit dem Arbeiten des Holzes nicht umgehen können. Murks gab es früher genauso wie heute, nur ist der Murks von früher halt meist schon früher im Ofen gelandet. Die alten Möbel, die man heute sieht, sind halt übrig geblieben, die ganz schlimmen wurden verbrannt, deshalb denkt man heute irrtümlich, das früher alles besser war (gilt auch in anderen Bereichen).

Bei mir ist es so, dass ich mein Holz nur in der Garage lagern kann, da ich sonst keinen Platz habe (Hobby). Ich glaube nicht, dass nach ein paar Monaten solcher Lagerung noch irgendein Unterschied zwischen KD und lufttrocken besteht, deshalb kaufe ich lufttrocken.

Es gibt dann halt Dinge (breite Rahmen mit 45 Grad Gehrung), die macht man einmal, dann hat man was gelernt. :emoji_slight_smile:
 

Lico

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Ich hab mir letzte Woche eine 52er Bohle Black Walnut, kammergetrocknet, ausgesucht. Die lag mit ungefähr 2m³ ihrer Brüder und Schwestern in einem Hochregal in einer offenen Halle. Man macht vermutlich nichts falsch, wenn man davon ausgeht, dass das Holz nicht erst grade aus der Trocknung kam. Ich gehe eigentlich nicht davon aus, daß bezüglich der Holzfeuchte ein Unterschied zu luftgetrocknetem in der selben Halle besteht.

Lico
 
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