Hallo
@Macchia
Ich verstehe was du sagen willst und bedanke mich für deine offenen Worte. Und ja ich gebe zu – bei manchen Forenteilnehmern brennen mir die Sicherungen durch, wenn ich lese was die so alles von sich geben.
Damit du den Hintergrund verstehst: Schlosser gelernt, den Meister gemacht und dann Maschinenbau studiert. Zusammen mit 6 Mitarbeitern mache ich seit einigen Jahren Industriemontagen und wir stellen vorwiegend in den Industriezweigen Holz und Metall Maschinen und Fertigungsstraßen auf, richten sie ein und führen Wartungs- und Reparaturarbeiten durch.
Jedes Jahr haben wir mehr als dreihundert verschiedene Neumaschinen in den Händen und wissen – so glaube ich zumindest – wie man die Leistungsfähigkeit der Maschinen fundiert bewerten kann.
Die Zeiten in denen von Industriebetrieben und Handwerksbetrieben nur „High End Made in Germany“ Maschinen gekauft werden sind lange vorbei. Optimum und Co. sind – je nach Anforderungsprofil der Kunden – stark im Kommen. Was zählt ist die Eignung und die Wirtschaftlichkeit. Für Eitelkeiten ist heute beim Geld verdienen kein Platz mehr. Und die Zufriedenheit mit den preiswerten Maschinen ist im Durchschnitt relativ gut. Ausreißer nach oben und unten gibt es dabei immer.
Bei den Inbetriebnahmen testen wir die zugesicherten Eigenschaften der Maschinen aus, dokumentieren sie für den Kunden und vergleichen sie mit dem Anforderungsprofil oder der Einkaufsspezifikation die der Kunde dem Händler oder Hersteller gegeben hat.
Klar macht es mehr Spaß eine High End Maschine zu testen und auszureizen bei der alles weitestgehend geschmeidig und perfekt läuft. Aber man muss auch bereit sein anzuerkennen, dass die Maschinen aus dem mittleren Segment mittlerweile durchaus gute Leistungswerte zeigen.
Das heißt z.B.: wenn an einer Schule ein Werkraum mit Bandsägen bestückt wird, dann testen und prüfen wir diese Maschinen anders als die bei einem Kunden der in Dreischicht-Betrieb CFK-Teile für die Luftfahrt schneidet und wieder anders als die in Schreinereien die eine Bandsäge für alle gängigen Holzarbeiten braucht.
Wichtig ist allein die genaue Analyse: was will der Kunde damit machen, wie oft wird die Maschine genutzt, wie schnell müssen Einstellarbeiten erledigt sein und welche reproduzierbare Güte muss das Endprodukt haben. Eine HEMA UH 700 ist in einem Schul-Werkraum genau so fehl am Platz, wie eine 400-er Scheppach, Bernardo oder Metabo bei einem Industriebetrieb der im Schichtbetrieb arbeitet und eine 98% Verfügbarkeit der Maschinen fordert. Aber genau anders herum macht das technisch absolut Sinn und ist auch wirtschaftlich.
Also – die perfekte Maschine für jeden Anwendungsfall gibt es nicht.
Aber das sehen hier manche Forenmitglieder anders. Egal ob Bohrmaschine oder Bandsäge – alt und schwer und grün - das ist immer die Universallösung. Andere Produkte und deren Händler werden mit Bezeichnungen wie (Zitate aus dem Wortschatz von
@Dietrich.) Dreck, Kistenschieber, taugt nichts für anspruchsvolle Arbeiten (was ist das eigentlich?), Laden mit unterbezahlten Kartonjongleuren, Geschäftemacher, Konservendosenblech etc. tituliert. Das ist peinlich und abwertend.
Abgesehen von der fragwürdigen Wortwahl fehlen immer jegliche fundierte Fakten. Von
@Dietrich ist z.B. reißerisch zu lesen: „dünne Blechkonstruktion aus alten Kleiderspinden - verwindet sich beim Schneiden – taugt nichts - etc. Fakten? Fehlanzeige
Fakt ist aber:
die Sägen von allen (auch namhaften) Herstellern sind heutzutage Blechkonstruktionen. Guss wurde bei alten Maschinen nicht verwendet, weil es besser ist, sondern weil es vor 50 Jahren schlicht noch keine Laser- und Plasma Schneidanlagen und Schweißroboter gab. Da war Guss das einfachste und auch billigste Fertigungsverfahren.
Das laut
@Dietrich angeblich von den „Kistenschiebern“ verwendete „billiges recyceltes Blech aus alten Kleiderspinden“ unterscheidet sich in der Verformung unter Belastung nicht von „anderem“ Blech – und für die Stahlherstellung braucht man übrigens immer Schrott, sonst wird das nichts mit Qualitätsstahl… Also – wieder eine eindeutig falsche Aussage.
Und dann kommt das Killerargument: „Chinaböller verwindet sich beim Schneiden“. Sorry, aber das ist ein ausgemachter Blödsinn. Beim Schneiden mit der Bandsäge toben sich die Kräfte zwischen dem Werkstück auf dem Maschinentisch, dem Sägeblatt und der unteren Antriebsrolle aus. Wie soll sich da was im Rahmen der Bandsäge verwinden? Die Stabilität im Rahmen braucht es nur wegen der Blattspannung – sonst nichts. Wieder: ist das nur Unwissenheit oder eine absichtlich falsche Behauptung?
Das sind nur einige Beispiele der populistischen und reißerischen – aber technisch total falschen – Argumente die hier Gebetsmühlenartig vorgebracht werden. Sie sind technisch schlicht falsch.
Und noch ein Wort zu den „Geheimtipps“ von alten Maschinen und Gussmonstern aus meiner täglichen Erfahrung:
Wenn die alten Maschinen laufen, dann sind sie mit Abstrichen bez. Sicherheit absolut ok. Aber wenn man mal ein Ersatzteil braucht sieht es für den Betreiber meist sehr bitter aus und wird schnell teuer. Und die Fragesteller wollen ja offensichtlich Holzwerken und wollen / können nicht alte Maschinen restaurieren.
Ob die Laien-Fragesteller gebrauchte Maschinen beurteilen können? Ich weiß es nicht. Aber einfach mal ein Stück damit sägen und den Lack anschauen sagt überhaupt nichts aus. Wir hatten vor kurzem einen Kunden dem ist bei seiner – sehr alten aber wie neu aussehenden – und selten genutzten Maschine die obere Guss-Umlenkrolle im Betrieb auseinandergeflogen. Ein auf Kopfhöhe drehendes, schweres Gußrad! Das war für ihn kein Spaß. Die Unfall-Untersuchung ergab einen Gusslunker und einen Haarriss, der sich im Lauf der Jahrzehnte ausgebreitet hat bis es schließlich geknallt hat. Prozesssicherheit beim Gießen gab es halt damals nicht. Ich hätte den Fehler bei einer normalen Inspektion definitiv nicht erkannt. Wichtig: man muss als Betreiber einer alten Maschine wissen auf was man sich da einlässt… Kann gut gehen – kann schief gehen.
Warum werden solche Maschinen eigentlich von den Verkäufern hergegeben?
Grund: oft lohnt sich eine Umrüstung auf aktuelle Sicherheitsstandards und Schutzeinrichtungen nicht. In einem anderen Thread hier im Forum werden die geringsten Sicherheitsverstöße bei FKS und Co. (Spaltkeil, Schutzhaube, Staub, Abweiser…) hoch engagiert diskutiert und zu Recht angeprangert. Verletzungen müssen und dürfen nicht sein.
Aber alte Bandsägen teilweise noch ohne Schutzleiter verdrahtet (!), ohne Wiederanlaufsperre, keine oder mangelhafte Blattabdeckung, keine Sicherheitsschalter, keine Absaugmöglichkeit etc. werden engagiert den Bandsäge-interessierten Laien empfohlen. „Etwas WD40 und Schleifvlies reichen aus“ - so der aktuelle Kommentar zu einer gebrauchten Bandsäge. Da fällt mir dann wirklich nichts mehr ein.
@Macchia
Ich wünsche mir einfach, dass den Fragestellern sachlich und unvoreingenommen – und unter Berücksichtigung der jeweiligen individuellen Anforderungen – geantwortet wird. Erfahrungswerte sind wertvoll, aber bewusst falsche Behauptungen sind grenzwertig.
PN Anfragen zeigen, dass sich manche schon gar nicht mehr trauen, hier im Forum nach einer Beurteilung einer kleinen und preiswerten Maschine für einfache Hobbyarbeiten zu fragen. Das ist wie bei Fragen zu Kufentischen und Gratleisten. Und das ist schon traurig!!! Wahrscheinlich habe ich deshalb auch keine Beißhemmung gegenüber solchen Eiferern mehr.
Wie hat es vor kurzem ein Forenmitglied so trefflich formuliert:
Letztendlich muss man sagen, dass unter dem Strich betrachtet in kaum einem Thread irgendeine Frage des Threaderstellers zu einer Maschine beantwortet wird!
Wenn man so wie ich meist nur passiv mitliest, kann man eigentlich manchmal nur den Kopf schütteln, wie reflexartig manch einer mit dem Ratschlag da ist sich ja eine alte Maschine gebraucht zu kaufen, da ja alles Neue nur schlecht ist und früher alles so toll war.
Wie wenn man jemand nach dem Weg nach Stuttgart frägt und am Ende einer langen Diskussion weißt du wie du nach München, Hamburg oder von mir aus Rom kommst und warum man sicher nicht nach Stuttgart fahren sollte.
Wie der Weg nach Stuttgart verläuft wirst du nie erfahren weil nach Stuttgart fährt man nicht.
Der nach dem Weg gefragte dreht sich dann um und sucht sich den nächsten dem er erzählen wie er nach Rom kommt auch wenn der nach Paderborn möchte!
Aber wenn er mal jemanden trifft der wirklich nach Rom möchte ist er sicher ein toller Ratgeber!
Ohne jemanden beleidigen zu wollen, wäre es meiner Meinung nach manchmal gut nur die gestellten Fragen zu beantworten!
Gruß - Paul
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