Bezüglich Rente weiß ich auch nicht, wie du auf über eine halbe Million kommst. Ich komme da bei 1,5 tausend Euro angenommener Rente Mal 12 Mal 15 auf 270 000. Viel Geld klar aber warum geht das in anderen Berufen auch? Warum werden meine Steuergelder dafür verwendet, dass Soldaten früher in Rente gehen können, obwohl ich dem ganzen laden eh kritisch gegenüberstehe? Es scheint ja zu gehen, man muss nur wollen.
Bezüglich rücken erstmal kaputt hast du natürlich recht. Wobei ich meistens sehe, dass das erst ab fünfzig losgeht
Ich bin ja aus einem ganz anderen Fach und habe halt in der Regel die andere Seite gesehen: Die Patienten, bei denen dann Rücken und Gelenke hin sind. Gelacht hat da leider keiner mehr. BG-Gutachten durfte ich auch einige anfertigen... Das war alles nicht erfreulich, weil man da meist auch wenig machen kann - Verschleiß ist halt Verschleiß. Hüftgelenke kann man noch ganz gut ersetzen, bei den Knien ist es schon schwieriger, und an der Wirbelsäule eigentlich nur rumflicken, wenn man ehrlich ist.
Dass es erst mit Mitte 50 losgeht, heißt ja nicht, dass der Schaden nicht mit 25 gesetzt wurde. Wenn man eine Maschine dauernd überlastet, geht die auch nicht gleich kaputt, erreicht aber nicht die normale Lebensdauer. Wenn man ein Röntgenbild eines 40-jährigen sieht, bekommt man schon eine Ahnung, wie es ihm in 20 oder 30 Jahren geht. Und ihn früher zu berenten, macht den Rücken nicht heil. Bei den Kosten musst Du übrigens nicht nur die Rente selbst, sondern auch Verdienstausfälle, nicht gezahlte Versicherungsbeiträge, Steuern etc einrechnen.
Heute bin ich im Industrieumfeld unterwegs, und sehe, was sich da getan hat. Beispiel Endmontage: Da werden Komponenten von 80-100 Kg bewegt. Vor 10 Jahren waren da drei starke Kerle, zwei stemmen das Teil hoch, einer schraubt. Heute eine 17-jährige (oder 63-jährige) die das Teil mit einer Hebevorrichtung in Position hebt und anschraubt. Wäre im Moment auch kaum anders möglich, drei Mitarbeiter mit 50cm Abstand findet das Gesundheitsamt zur Zeit gar nicht gut.
Du hast recht: Das Handwerk tut sich da schwerer, das auf die Kunden umzulegen, wegen der Konkurrenz. Trotzdem ist meine Prognose, dass sich da viel ändern wird und auch viel ändert. Man sieht es in vielen Gewerken heute schon - Beispiel Maurer, da hat das von Tomkaes angesprochene Geschleppe extrem abgenommen, und wenn man Baustellen anschaut, sieht man, das zB größere KS-Formate mit Hebeeinrichtungen bewegt werden, oder einfach durch leichteres Material ersetzt wurden.
Ich behaupte gar nicht, dass es so oder so sein sollte. Es wird einfach so kommen.
Früher standen bei den Zimmerern und Schreinern Maschinenunfälle im Vordergrund. Dann hat die BG, oder SUVA, halt Druck gemacht, das fand nicht jeder gut, aber es war erfolgreich. Ich kann mich eigentlich nur an Heimwerker erinnern, die sich in die Hand gesägt haben, bei Profis ist das heute gut unter Kontrolle. Und da gab es auch Unzufriedenheit, weil teure, erprobte Maschinen plötzlich ersetzt werden mussten. Zum Glück gehen heute fast alle Schreiner mit zehn Fingern in Rente, das war früher nicht immer so.
Jetzt stehen für die BG halt die chronischen Leiden kostenmäßig im Vordergrund. Und natürlich ist es sinnvoll, dass Schreiner und Zimmerer mit einem Rücken in Rente gehen, der nicht schlechter ist als in anderen Berufen.