Gewehrschaft restaurieren bzw. neu Ölen

pedder

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Hallo Ottmar,

ich verstehe Deine Unterscheidung zwischen Lösung und Mischung nicht ganz. Für Lösung finde ich eine Definition bei Lösung (Chemie) ? Wikipedia, bei Mischung oder Gemisch sieht es da nicht so doll aus.

Unterscheidet sich nach Deiner Definition die Mischung von der Lösung dadurch, dass sie sich nach gewisser entmischt und sich zwei Phasen bilden wie fette Milch oder Wandfarbe? Und Terpentin und Leinöl bilden sowas? Das könnte ich verstehen. Wo dann die einzelnen Öl/Lösungsmittelkombinationen stehen, ist dann ja noch was anderes.

Zu der Löslichkeit von Leinöl in 80° C heißem Alkohol: Ethanol verdampft bei 78° C.

Da mit der Eindringtiefe überascht mich. ICh hätte schon gedacht, dass Leinöl mindesten ein mm einzieht.

Liebe Grüße
Pedder
 

WinfriedM

ww-robinie
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Die Eindringtiefe hängt ganz stark von den konkreten Gegebenheiten des Holzes ab. Die verschiedenen Holzsorten nehmen Öl ganz unterschiedlich auf, aber auch die Inhomogenität sorgt für völlig unterschiedliche Aufnahmen.

Bei Buche gibt es z.B. Bereiche, da kann Öl 4mm tief eindringen, andere Bereiche, da zieht es gerade mal 0,2mm tief ein. Bei Eiche hingegen zieht Öl kaum ein, da erreicht man typisch nur Eindringtiefen von 0,1-0,3mm.

Wird Leinöl/Tungöl mit einem Lösemittel (z.B. Terpentin/Benzin) verdünnt, entsteht denke ich eine Lösung, wie im Wikipedia-Artikel beschrieben. Beides entmischt sich nicht mehr, kann sich also nicht mehr ohne weiteres voneinander trennen.

Da steht u.a.: "...dass die gelösten Stoffe homogen im Lösungsmittel verteilt und daher nicht z. B. durch Filtration abtrennbar sind." Holz wäre durch seine Poren und Porösität so eine Art Filter, der aber beides nicht voneinander trennen kann.
 

Haensje

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Hallo,

erstmal danke für die Zahlreichen hilfreichen Beiträge und für eure Tipps!

Hier mal ein kleiner Zwischenbericht... Nachdem ich den ersten Schliff wie im letzten Post beschrieben mit 100er Papier gemacht habe, habe ich nun gestern meinen Mut zusammen genommen und den Schaft mit Brennspiritus eingerieben und angezündet. Im ersten Moment war ich schon erschrocken als ich meine Schaft brennen sah, aber das Spiritus brannte sehr schnell ab und die Flamme ging dann auch direkt aus. Mein Schaft hat es jedenfalls gut überstanden. Danach bin ich nun zu 240er Papier übergegangen und habe einen weiteren Schliff damit gemacht. Ich werde nun noch einmal mit Spiritus einreiben und abfackeln und dann ein zweites mal mit 240er Papier schleifen. Dann gehe ich zum 400er über und fackele wieder ab, dann wieder 400er und abfackeln... usw. Die Prozedur werde ich so bis zum 1000er Papier weiterführen. Danach sollte der Schaft schon ziemlich glatt sein.

Ist dies erledigt möchte ich gerne dunkel Beizen und vor dem Ölen den Schaft noch mit Porenfüller behandeln.

Grüße
 

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Hallo,

erstmal danke für die Zahlreichen hilfreichen Beiträge und für eure Tipps!

Hier mal ein kleiner Zwischenbericht... Nachdem ich den ersten Schliff wie im letzten Post beschrieben mit 100er Papier gemacht habe, habe ich nun gestern meinen Mut zusammen genommen und den Schaft mit Brennspiritus eingerieben und angezündet. Im ersten Moment war ich schon erschrocken als ich meine Schaft brennen sah, aber das Spiritus brannte sehr schnell ab und die Flamme ging dann auch direkt aus. Mein Schaft hat es jedenfalls gut überstanden. Danach bin ich nun zu 240er Papier übergegangen und habe einen weiteren Schliff damit gemacht. Ich werde nun noch einmal mit Spiritus einreiben und abfackeln und dann ein zweites mal mit 240er Papier schleifen. Dann gehe ich zum 400er über und fackele wieder ab, dann wieder 400er und abfackeln... usw. Die Prozedur werde ich so bis zum 1000er Papier weiterführen. Danach sollte der Schaft schon ziemlich glatt sein.

Ist dies erledigt möchte ich gerne dunkel Beizen und vor dem Ölen den Schaft noch mit Porenfüller behandeln.

Grüße

Hallo Haensje,

gehst Du direkt von 100 zu 240? Das wäre nicht so gut. Man kann mal eine Körnung auslassen, aber gleich 4? Da schleift man sich auf dem 240er ja tot.

Den Sinn des Abfackelns verstehe ich immer noch nicht. Schwarze Magie? :emoji_slight_smile:

Liebe Grüße
Pedder
 

Mathis

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Im Dorf in 'ner Stadt
... Dann gehe ich zum 400er über und fackele wieder ab, dann wieder 400er und abfackeln... usw. Die Prozedur werde ich so bis zum 1000er Papier weiterführen. Danach sollte der Schaft schon ziemlich glatt sein.

Das ist völlig überflüssige Spökenkiekerei, Holz wird nicht glatter durch einen Schliff über 400er Körnung, danach ist das weitere Schleifen für die Katz. Jeder Profi lacht über solche Praxis.
Alle Bemühungen mit 600er oder noch feinerem Papier schaffen keinen weitere Glätte, sondern tun nur noch dem Schleifpapierhersteller und dem Schleifer bzw. dessen Ego gut, sind aber unnötig. Jedenfalls ist der Vorteil mehr gefühlt als vorhanden, aber wenn man sich schon soo viel Mühe gibt, muss man ja auch eine Verbesserung fühlen, sonst war es ja für die Katz. Besonders Praktikanten entwickelten bei uns immer eine große Begeisterung für Zaubermittel wie Micromesh mit 2000er Körnung, besonders Frauen konnten meist gar nicht ohne leben. Nach einiger Zeit der Praxis dann war es in den allermeisten Fällen vorbei mit dem Micromeshismus.

Ich habe lange in einer reinen Möbelpoliererei gearbeitet, wo mit Schellack handpoliert wurde, und ihr könnt mir glauben, dass dort die Anforderungen an die Oberflächengüte des rohen Holzes seeehr hoch sind. Aber bei 320 oder 400 war Schluss beim Schleifen, und jeder Feuerzauber entfiel auch.

Bezeichnenderweise kommen immer wieder Laien mit solchen Ideen daher, die eben null Erfahrung, aber ein -zwei Fachbücher gelesen haben und dann etwas besonders gut machen wollen. Auch das Abfackeln von Spiritus geht in diese Richtung, völlig überflüssig und unnötig, es sei denn man steht auf Voodoozauber und dunklen Zeremonien.
Aber es gibt ja auch Menschen, die sich Gummistreifen hinten ans Auto geschraubt haben und todsicher sind, dass damit schädliche elektrostatische Energie beim Fahren abgeleitet wird und der Benzinverbrauch sinkt. Zum Glück sind die am Aussterben...
 

edelres

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Oelen Verduennen Terpentin Balsamterpentin

Hallo Pedder & Forumsfreunde,

den Unterschied kenne ich auch nicht, auf einem Symposium veranstalted vom AIC AIC - The American Institute for Conservation, bezueglich gesundheitsgefaehrdente Stoffe, stellte ich diese Frage an die anwesenden Chemiker. Generell verstanden sie den Grund meiner Frage bezogen auf die praktische Anwendung nicht. Daraus entwickelte sich unter den Chemikern eine kurze Diskussion was ist Mischung was ist Loesung? Fazit laesst sich nur fallbezogen beantworten.

Ich halte mich seit laengerem aus allen Diskussionen bezueglich "Verduennen" von Oelen aller Art oder die Anwendung von Terpentin/Balsamterpentin heraus heraus. Es sieht fuer mich so aus als ob dies eine Angelegenheit des "Glaubens" ist , da halte ich mich grundsaetzlich heraus.

Zu Terpentin/Balsamterpentin, die Amerikaner sind nicht gerade Vorbilder fuer Schutz am Arbeitsplatz. Es gab mir zu Denken, als ich einen Vertrag durchlas, fuer einen Auftrag kleinere Schaeden an einem Konferenztisch zu beseitigen. Ich haette bei Annahme unterschreiben muessen, eine Litanei von Stoffen welche bei 40. 000.--US$ Strafe verboten sind in ein zentralklimatisiertes Gebaeude einzubringen.

Ich fragte diesbezueglich bei der OSHA nach - Occupational Safety and Health Administration - Home, da wurde mir mitgeteilt, das Turpentine * Synonyms
Gum spirits, turps, gum thus, D.D. turpentine, wood turpentine, oil of turpentine, rectified turpentine oil, spirits of turpentine, sulfate wood turpentine, sulfate turpentine, gum turpentine, steam-distilled turpentine.

Als Ausloeser von Allergien, fuer das Traenen der Augen bis zu Asthmaanfaellen und und und gilt.

Diese Fakten sprechen fuer sich selbst.

Bezueglich deiner Erwaehnung von Wiki, ich kann die Richtigkeit von Wikibeitraegen mangesl genauer Kenntnisse der Materie nicht beurteilen. Ich halte mich an die Lehrbuecher der Chemie aus der Zeit vor der heutigen Darstellung der chemischen Formeln, mit Elementsymbolen und Zahlenverhaeltnis der Atome usw.

Z. B. im DAB 6 Arzneibuch des deutschen Reiches, steht geschrieben in welchen Stoffen sich Leinoe loest. Dies ist der Ausgangspunkt meines Denkens und Handelns.

Ohne die Diskussion bezueglich Mischen zu verlaengern, folgendes: Lassen wir Mischung/Loesung beiseite nehmen wir an Leineol und Loesungsmittel dringen 1:1 in die Holzporen ein. Daraus folgere ich das die Poren zu 50 % mit Leinoel gefuellt sind. Da Leinoel durch die Oxidation mit dem Sauerstoff der Luft trocknet, laeuft der Trockenvorgang von Aussen nach Innen ab. Neutral hinterfragt: wie oder was traegt das Loesungsmittel zur Filmbildung oder zum Trockenvorgang bei?

Die Antwort darauf ist mir gleichgueltig, da ich im Ganzen keinen Vorteil fuer die Anwendung in meiner Praxis erkennen kann.


Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar

PS: Es tut mir leid wenn ich mit meinem Eingehen auf die Restaurierung des Gewehrschaftes zur Verwirrung beigetragen habe und moechte mich dafuer entschuldigen. Ich hatte mir das am Anfang nicht ueberlegt, wozu das fuehren wird/kann. Meine Motivation zu Antworten lag darin dem Fragesteller Gedankenanstoesse zu geben welche Resultate zu Erwarten sind. Ich dachte ich haette klar genug ausgedrueckt worauf sich mein Beiitrag bezieht.
 

pedder

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Hallo Ottmar,

ich habe versucht, Deine Postulate "wissenschaftlich" nachzuvollziehen. Weil meine Eindrück aus der Praxis sich nicht mit ihnen decken. Und ich bin mitten drin stecken geblieben.

Das hat wirklich nichts mit Glauben zu tun.

Ich will gar nicht dem Verdünnen das Wort reden, ich benutze Firnis auch gern unverdünnt. Manchmal ist Verdünnung halt praktisch zum Auftragen. Nimm Das Rezept der Wachsmischung, dass Du mir geschickt hast: Ohne Verdünnung kann man das nicht vernünftig aufbringen. Wenn man etwas dünn auftragen will ist es halt praktisch, den Wirkstoff mit einem Verdünner zu verdünnen.

Liebe Grüße
Pedder
 

WinfriedM

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Ich hab mal in meinen Unterlagen gekramt und Zahlen zu einem Versuch gefunden, wo ich mal die Aufnahmefähigkeit einer Buchenoberfläche herausfinden wollte. Darüber lässt sich etwas über die Eindringtiefe sagen.

Es gab also ein Stück Buchenholz, etwa 10x10cm bei 18mm Dicke. Dies wurde einseitig für 15 Minuten gesättigt und dann abgewischt. Die Gewichtszunahme wurde dann gemessen.

Ergebnisse:
Wasser: 690 g/m2
Waschbenzin: 810 g/m2

Im Vergleich dazu erreicht man mit Leinöl-Firnis ungefähr 70 g/m2. Das zeigt, dass Lösemittel innerhalb einer definierten Zeitspanne wesentlich tiefer eindringen, als Leinöl. Ein Halböl (1:1 Öl:Lösemittel) bringt es etwa auf 140g/m2, was immer noch sehr viel weniger ist, als Lösemittel pur.

Erstaunlich ist aber auch: Selbst recht dicke unverdünnte Öle ziehen erstaunlich gut ein, wenn man ihnen nur Zeit gibt. Das geht natürlich nur, wenn Sikkative das Öl nicht zu früh trocknen.

Als Beispiel das recht dickflüssige und lösemittelfreie Auro PurSolid-Öl:
Nach 10 Minuten Einzugszeit: 30 g/m2
Nach 60 Minuten Einzugszeit: 130 g/m2

Noch extremer ein dickes, honigartiges Standöl:
Nach 1 Stunde: 12 g/m2
Nach 16 Stunden: 50g/m2

Die Dünnflüssigkeit hat einen Einfluss auf die Eindringtiefe, die Eindringzeit ist aber auch sehr wichtig.
 
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