Gewehrschaft restaurieren bzw. neu Ölen

Haensje

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Da ich neu hier bin möchte ich erstmal ein herzliches Hallo an alle Foristi hier ausprechen :emoji_slight_smile:

Wie im Titel zu lesen möchte ich einen alten Gewehrschaft neu ölen. Dazu poste ich hier einfach mal kurz die Vorgehensweise so wie ich sie mir vorstelle und hoffe dann auf hilfreiche Beiträge sowie Tipps.

Ausgehend vom Alter des Gewehres dürfte der Schaft etwa 60-70 Jahre alt sein. Dementsprechend sieht er auch aus. Hat schon lange kein Öl mehr gesehen und Dellen und Kratzer sind natürlich auch reichlich vorhanden.

Ich habe nun gestern angefangen den Schaft mit Backofenspray einzusprühen und habe ihn dann mehrere Stunden in Frischhaltefolie eingewickelt liegen lassen. Danach Folie ab und mit Lauwarmem Wasser und Schwämmchen das gelöste alte Öl und den Schaum abgewischt bis der Schwamm sauber blieb. Danach habe ich noch oberflächlich trocken gerieben und den Schaft nun zum Trocknen aufgehängt!

Hier meine erste Frage: Was meint ihr wie lange der Schaft braucht bis er völlig trocken ist?

Als nächsten Schritt möchte ich dann nach dem trocknen anfangen den Schaft zu schleifen. Hier möchte ich angefangen mit Schleifpapier der 100er Körnung bis hoch zu einer 1000er Körnung arbeiten. Zwischen den einzelnen Schleifschritten bzw. Körnungswechseln wird der Schaft mit Petrolium eingerieben damit sich die Fasern aufrichten. Danach wird wieder geschliffen. Dies mache ich solange bis sich keine Fasern mehr aufrichten und der Schaft schön glatt ist.

Ist dies erledigt möchte ich den Schaft mit dunkler Beize behandeln. Da bin ich mir über das geeignete Produkt noch nicht im klaren!

Ist dies erledigt möchte ich mit dem Ölen beginnen. Dazu möchte ich Tungöl verwenden das von der ersten Ölung an mit Balsamterpentin verdünnt wird. Und zwar im ersten Schritt im Verhältnis 1:1. Damit wird der Schaft eingerieben bis er kein Öl mehr aufnimmt. Nach etwa 1,5 Stunden wische ich überschüssiges Öl ab und hänge den Schaft erneut zum trocknen etwa 2 Wochen auf. Danach wird wieder geölt wobei diesesmal weniger Balsamterpentin verwendet wird. So verfahre ich weiter bis ich bei reinem Öl angelangt bin und das Holz kein Öl mehr aufnimmt.

Ist auch dieses erledigt möchte ich den Schaft zum Schluss noch mit Wachs einreiben um ihn zu versiegeln!

Das ist mein Plan :emoji_grin:

Ich würde mich über weitere Tipps und Anregungen sehr freuen denn ich habe sicher nicht die Ahnung von der Sache wie ihr hier!

Grüße

Haensje
 

Haensje

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Hallo,

danke habe ich schon benutzt und die von dir verlinkten Threads auch gelesen. Trotzdem möchte ich hier direkt auf meine Vorgehensweise eingehen da in den anderen Threads meist andere Probleme und dann auch mit anderen Methoden behandelt werden.

Trotzdem danke für deine Antwort.

Grüße
 

frankundfrei

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Wachs am Gewehrschaft...

... stelle ich mit nicht so gut vor. Wenn Du das Teil tatsächlich gebrauchst, dann ist so eine Wachsschicht zu weich und setzt zu schnell Schmutz an.

Sonst würde ich an Deiner Stelle mich erst mal an einem Probestück austoben. 1000er Schliff bei einem Holz halte ich für übertrieben. Petroleum wäre auch nicht mein Fall. Ausschließlich Tungöl wäre mir zu einseitig.

Aber bei Waffen herrschen evtl. andere Gesetze. Deshalb ausprobieren.

Welches Holz hast Du da eigentlich?

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 

WinfriedM

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Soll das ein Schmuckstück zum Angucken werden oder willst du das Gewehr auch benutzen? Je feiner du nämlich schleifst, um so mehr siehst du jeden kleinsten Kratzer. Gewachst werden solche Schäfte, so weit mir bekannt, auch nicht. Damit sich Fasern aufstellen, verwendet man eigentlich Wasser. Ich würde den Schaft auch nochmal ordentlich spülen, damit du Reste vom Backofenspray sauber auswäschst. Am besten mit Bürste und Spülmittel (viel Schaum wenig Wasser) nochmal gut nacharbeiten.

Trocknung: Es braucht etwa 1-2 Wochen, bis der Schaft sich wieder angeglichen hat. Vorher würde ich nicht ölen. Schleifen hingegen kann man schon nach 1-2 Tagen.

Beize - wenn überhaupt, dann Spiritusbeize. Wasserbeize färbt sofort ab bei Handschweiß. Aber selbst bei Spiritusbeize macht das den Schaft sehr anfällig, weil Kratzer sofort dafür sorgen, dass das ursprüngliche Holz zum Vorschein kommt.
 

fritz-rs

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Wenn Du Dir ein solch neues Verfahren überlegt hast, werden viele gespannt auf Deinen Erfolgsbericht warten.
Zu einem so neuartigen Vorhaben wird kaum jemand etwas sagen können, weil eben nicht üblich.
Nur: Petroleum ist Fett und Beize auf Fett geht nicht. Es reicht zum Aufstellen der Fasern einfach Wasser, ab besten heiß.
Schleifen bis 600 reicht allemal, ist aber auch von der Holzart abhängig.

Gruß Fritz
 

Haensje

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Hallo,

erstmal danke für eure Beiträge!

Also um die erste Frage zu beantworten: Ich denke das der Schaft aus Nussbaumholz gemacht ist. Ist ein alter K98. Original Militärschaft der jagdlich umgearbeitet wurde. Ich denke mal das die damals Nussbaum verwendet haben.

Ich stelle heute Abend mal ein Bild vom Schaft ein. Ihr könnt das sicher besser erkennen.

Das Gewehr soll natürlich auch benutzt werden und kein Sammlerstück sein. Ich möchte mich an dem Schaft aber ruhig mal ein wenig versuchen was so möglich ist. Von daher bin ich mir mit den Körnungen noch nicht sicher. Eventl. höre ich bei 600 auf... Kann aber auch sein dass ich bis zu 1000 hochgehe. Das muss ich sehen.

Bei Petroleum hab ich mich vertan! Ich meine Brennspiritus! Den möchte ich zwischen den Schleifgängen auftragen und dann abfackeln. Danach sollte der Schaft ja wieder sofort trocken sein sodass ich direkt weiter schleifen kann. Geht einfach schneller als mit Wasser denke ich. Das ganze wiederhole ich zwischen jedem Schleifgang so 2-3 mal. Bis er schön glatt ist!

Beim beizen bin ich mir auch noch nicht sicher. Es gibt von der Firma CCL spezielle Schaft Beize. Was da anders dran ist als an normaler Beize vermag ich nicht zu beurteilen. Aber das Zeug soll wohl gut geeignet sein.

Von Tungöl hab ich für diesen Zweck eigentlich bisher ausschließlich gutes gehört. In den ersten Ölungsschritten wie gesagt verdünnt mir Balsamterpentin und dann von Ölung zu Ölung immer weniger Balsamterpentin. Auch werde ich zwischen jeder Ölung wohl nochmal mit 1000er Papier vorsichtig nachschleifen.

Ich werde heute Abend mal ein Foto vom Schaft im Ausgangszustand einstellen und wie er jetzt nach der Behandlung mit Backofenspray aussieht. Ich denke dann kann man sich besser ein Bild machen von dem ganzen.

Wenn es interessiert werde ich hier nach jedem Arbeitsschritt Fotos einstellen und kurz was dazu schreiben dann kann man die Fortschritte immer sehen und eventl. auch noch helfend eingreifen.

Grüße

Haensje
 

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Hallo Haensje,

Dein gesamtes Vorgehen kommt mir so ungewöhnlich vor, dass ich Dir dringend empfehlen möchte, es vorher an einem Reststück auszuprbieren. Wenn Du den Spiritus abgfackelst, besteht die Gefahr, dass das H0000olz sich entzündet. Ich würd das lassen. Wenn ich mit Schellack und Alkohol schleife (als Porenfüller), schleif ich das feuchte Holz, das geht wunderbar.

Aber ich würde Dir auch empfehle, ganz auf den Alkohol zu verzichten und das Holz einfachnur mit einem nebelfeuchten Tuch abzuwischen. Das reicht schon.

Für Griffe nehme ich gelegentlich TruOil, da beträgt die Zeit zwischen den Aufträgen nur ein paar Stunden.Da ich das aus einem Waffenpflegeshop hbe, dachte ich eigentlich, alle Waffenfreunde würden sowas nehmen.


Liebe Grüße
Pedder
 

Haensje

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Hallo Pedder,

Mit dem Brennspiritus und dem Abfackeln bin ich mir auch noch nicht sicher. Eventl. reibe ich nur mit Spiritus ein und schleife dann normal weiter. Oder eben mit Wasser.

Bei TruOil ist das Problem das diesem Öl Stoffe beigemischt sind, die es dazu bringen schneller auszuhärten. Da ja aber besonders bei den ersten Ölungen das Öl möglichst weit in den Schaft eindringen soll, wäre das TruOil eher von Nachteil denke ich. Aus diesem Grund verwende ich ja schon das Balsamterpentin zur Verdünnung damit es so weit wie möglich in den Schaft eindringen kann.

Ich werde deshalb wohl zwischen jeder Ölung etwa 2 Wochen warten bis ich die nächste Schicht auftrage. In dieser Zeit dürfte das Öl weit genug eingezogen und gehärtet sein!

Grüße
 

WinfriedM

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Wenn ich eine Oberfläche mit Wasser anfeuchte, kann ich typisch nach 15-30 Minuten weiterschleifen. Wenn es schnell gehen soll, halte ich mal kurz einen Fön dran, dann ist das nach 1 Minute erledigt.
 

Mitglied 30872

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Hallo Haensje,
Du schreibst, der Schaft habe auch Dellen. Bevor Du mit Schleifen anfängst, solltest Du versuchen, die Dellen nach dem Abbeizen auszubügeln: nasses, weisses Leintuch auf die Delle legen und ein heisses Bügeleisen drauf. Diese Dellen brauchst Du dann auch nicht weg schleifen. Dabei wirst Du auch feststellen, dass das Wasser recht schnell verdunstet, so wie Winfried schon geschrieben hat.
 

Haensje

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Hallo,

ok ich werde dann die Sache mit dem Brennspiritus komplett vergessen und nur Wasser zum Aufstellen der Fasern zwischen den Schleifgängen nehmen.

Die Sache mit dem Bügeleisen werde ich in Betracht ziehen. Ich muss mir die Dellen mal genau anschauen.

Hier mal ein Foto des Schaftes im Ausganszustand...

Morgen folgt noch ein Foto nach der Behandlung mit Backofenspray. Bin heute Abend nicht mehr dazu gekommen ein Bild zu machen.

Grüße
 

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Dr.db

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Ich finde es schön das du dir soviel Mühe mit dem Schaft machen willst und auch mal was Neues ausprobierst.

Nicht kopieren, sondern sich kreativ an neuen Methoden probieren. :emoji_slight_smile:



Ich höre jetzt zum ersten mal das man zwischen den Schleifgängen Wässert um die Fasern aufzurichten und danach beischleift....
Kenne das nur vorm Beizen.

Macht sich das im Endergebniss wirklich bemerkbar ?
 

WinfriedM

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Die Sache mit dem Wässern brauchts nur, wenn man es auf die Spitze treiben will. Im Normalfall ist das nicht nötig. Bei wasserbelasteten Flächen kann es Sinn machen, zum Schluss einmal zu wässern, dann Endschliff (z.B. Korn 240), dann ölen. Ich hab den Eindruck, dass dann die Fläche glatter bleibt, wenn nach dem Ölen längere Zeit Wasser steht. Das müsste man aber nochmal genauer überprüfen.

Irgendwann kommt man auch in den Bereich von Wodozauber, wo nie jemand nachgeprüft hat, ob bestimmte Empfehlungen wirklich objektiv und nachweislich Sinn machen.

Der Schaft glänzt sehr, bist du sicher, dass das Öl und kein Lack ist?
 

Haensje

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@Dr.db: Danke für die netten Worte. Das muntert auf und macht Mut. Besonders weil ich mich an so ein Projekt noch nicht ran gewagt habe.

Ich kenne Leute die Schleifen so ein Schaft mit Papier von 100er Körnung bis hoch auf 1200er!
Und zwischen jedem Wechsel zum nächst feineren Papier wird jeweils 3-4 mal gewässert und wieder geschliffen. Und so geht das mit jeder Körnung. Ist schon ne heiden Arbeit. Aber ich habe gerade erst letztens mal so einen Schaft in der Hand gehabt der so penibel bearbeitet wurde. Ich kann nur sagen Glatt wie ein Babypopo :emoji_slight_smile: ! Das ist zwar sicher für eine Gebrauchswaffe weit übertrieben aber wie gesagt, ich möchte an meinem Schaft auch einfach mal ausprobieren was sich aus einem hässlichen Entlein alles herausholen lässt.

@WinfriedM: Klar kann man es auch mit allem übertreiben aber das vermag ich halt nicht zu beurteilen ab wann etwas in diesem Bereich keinen Sinn mehr macht. Dafür fehlt mir einfach das nötige Wissen der Materie. Ich muss mich auf das Verlassen was ich lese und in Erfahrung bringen kann. Von daher auch nochmal ganz herzlichen dank für eure Tipps hier!

Mmh ehrlich gesagt war ich mir gar nicht sicher ob es ein Öl- oder Lackschaft ist. Ich hab mir dazu mal einige Dellen genauer angeschaut. Auch unter der Lupe. Bei einem Lackschaft hätte ich doch eigentlich kleine Risse innerhalb der Dellen entdecken müssen, oder? Da die Dellen aber ohne Risse waren bin ich davon ausgegangen dass es eigentlich kein Lack sein kann! Wie gesagt das mit den Rissen war nur eine Vermutung von mir weil ich es so von Dellen in Möbeln kenne die gelackt wurden.

Auf jeden Fall hat sich nach der Behandlung mit Backofenspray sehr viel gelöst sodass ich denke das es funktioniert hat. Wie gesagt ich stelle heute Abend mal noch Bilder vom Schaft im jetzigen Zustand ein. Dann könnt ihr euch ein Bild vom Zustand machen.

Grüße
 

Dr.db

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Wenn du konsequent bist machst du einen Versuch deiner Methode mit zwei Probestücken.

Beide schleifst du mit aufsteigenden Körnungen von 100 bis z.B. 600 hinauf. Eines wird zwischen jedem Schleifgang gewässert, das andere z.B. nur beim letzten mal.

Macht jetzt aktuell mehr Arbeit, spart dir aber in Zukunft eventuell viel Arbeit falls sich das ständige Wässern als überflüssig darstellen sollte :emoji_wink:



Just my 2 Cents....
 

Haensje

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Hallo,

hier nun mal ein Bild vom Schaft nach der Behandlung mit Backofenspray. Wie man sieht ist schon einiges vom alten Öl abgegangen.

Inzwischen habe ich auch angefangen zu schleifen. Ich habe erst mir 240er Körnung angefangen, habe dann aber gemerkt das ich ein paar Unebenheiten im Schaft damit nicht weg bekomme. Also bin ich auf 100er Papier gegangen und habe damit den ersten Schliff gemacht. Im nächsten Step wird nun mit Brennspiritus eingerieben und abgefackelt. Ich habe mir diese Methode noch von einem Büchsenmacher bestätigen lassen der es auch so macht. Soll wohl einwandfrei funktioneren. Ich werde es erleben :emoji_wink: Danach werde ich mit 240er Papier weiterschleifen. Bis hoch zur 1000er Körnung möchte ich gehen. Bilder werden dann zwischendurch immer mal wieder eingestellt mit kurzer Beschreibung des fortschritts.

Grüße
 

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Dr.db

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Hast du schon versucht die Unebenheiten heraus zu bügeln oder gehst du nun direkt mit 100er Korn heran ?
 

edelres

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Waessern Schleifen Oelfinish

Hallo Haensje,

ich will auf keinen Fall deinen Schwung bremsen den Gewehrschaft so gut wie nur irgendwie machbar zu bearbeiten, noch dir von Versuchen abraten. Wie ich aus deinen Mitteilungen lese bist du bereit, wie mann hier sagt, die extra Meile zu gehen um dein Ziel zu erreichen.

Aus meiner Sicht machst du dir das Leben selbst schwer mit deinen Versuchen. Als Beispiel, das Holz zu waessern ist nur beim Beizen notwendig, wird das uebersehen, stellen sich beim Trocknen des Beizauftrages lose Fasern auf und darunter ist keine Beize, es entstehen kleine helle Flecken.

Wird nicht gebeizt, spielen die sich evtl aufstellenden Fasern, keine Rolle, da diese beim glaetten des Schnellschleifgrundes oder beim nass in nass schleifen des Oeles, beseitigt werden.

Fuer ein Oelfinish, gilt auch bei Lackfinish(*), ist ein Schliff mit der Koernung >180/220 nachteilig fuer die Aufnahmefaehigkeit des Holzes.Die Schutzwirkung beim Oelfinish, besteht darin, dass sich in der Holzoberflaeche ein unloeslicher Film bildet, je feiner die Oberflaeche geschliffen wird, verkleinert sich die Flaeche in welcher das Finish haften kann. z. B. Die glattesten Flaechen werden mit Finiermaschinen im Fensterbau erreicht. Das damit bearbeitete Holz bereitete Schwierigkeiten herkoemmliche Mittel fuer den Holzschutz aufzunehmen.

(*) bei den Materialien, welche ich hier in den USA verwende, liegen die Empfehlungen der Lackhersteller fuer den Vorbereitungsschliff, eine Koernung von 180. zu verwenden.

Schleifpapier fuer Holz wird nach Aussage eines 3M Kursleiters, hier in den USA, nur bis zu einer Koernung von 400 hergestellt.

Auf Grund seiner physikalischen Beschaffenheit, begrenzt die Groesse der Poren die erreichbare Glaette, bei Nussbaum waere dies <400 Koernung. Mit feinerem Papier weiterzuschleifen erzeugt nur feineres Schleifmehl, verstopft die Poren, bei Trocknen des spaeteren Finish ergeben sich Blaeschen und sonstige Schwierigkeiten.

Ich bin nicht Don Quichote und will niemendem die Freude am "Verduennen" von Leinoelfirnis oder Tungoel verderben.

Keines der beiden loest sich in Balsamterpentin noch den meisten Petroleumdestillaten, dabei wird die Mischung duennfluessiger. Aus den pysikalischen Gegebenheiten, von z. B. Balsamterpentin und Tungoel, ergibt sich, dass das duennfluessigere Terpentin die Holzoberflaeche saettigt und das dickfluessigere Tungoel sitzt/lieg auf der Oberflaeche bis das Terpentin verdunstet ist, daraus ergibt sich, dass mit dem Verduennen das das Eindringen des Oeles zumindest verzoegert wird.

Als Gedankenanstoss fuer Deine Versuche.

mfg

Ottmar
 

Uwe4711

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Das Problem des Schleifens mit Feinstkörnung an bestimmten Stellen kenne ich auch.

Ich habe meinen ersten Kontrabaß (in Zusammenarbeit mit einem Baßbauer) selbst restauriert. Den Bereich des Halses, wo dieser in den Korpus übergeht, habe ich auf sein Anraten hin mit Micromesh Körnung 2000 bis 3000 geschliffen. Das ist eine Stelle, an der die Greifhand oft vorbeikommt. Es schadet der Konzentration, wenn hier irgendwelche Strukturen im Holz fühlbar sind. Allerdings ist hier auch der einzige Ort am ganzen Instrument, der nicht lackiert ist.
 

Haensje

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@Dr.db: Das waren teilweise schon keine Unebenheiten mehr sonder Macken wo auch Material gefehlt hat. Da wäre ich mit Bügeln wohl nicht mehr weit gekommen. Ich habe also mit 100er Papier geschliffen und nun sieht man von den Macken nichts mehr.

@edelres: Danke für deinen Beitrag. Ich muss sagen der hat mich schon ein wenig nachdenklich gestimmt und ich bin ehrlich gesagt nun nicht mehr sicher ob ich meinen Weg einfach mal durchziehen soll oder es mir womöglich doch viel einfacher machen soll und deinem Rat folge. Ich bin mir sicher das was du sagst hat Hand und Fuss und ist sicher auch genauso.

Ob ich den Schaft beizen möchte oder nicht weiss ich eigentlich noch gar nicht. Ich hätte ihn am Ende schon gerne dunkler, also würde ich ja ums beizen nicht drum herum kommen. In diesem Falle müsste ich also Wässern zwischen dem Schleifen?

Wegen dem Schleifpapier meinst du also ich sollte nicht weiter gehen als mit einer 400er Körnung? Wird denn der Schaft nicht noch glatter wenn ich mit noch feineren Körnungen schleife oder ist da der Unterschied nicht mehr sicht- bzw. Fühlbar?

Meine Überlegung bzgl. des Tungöls mit der Verdünnung mit Balsamterpentin lag darin dass das Öl durch die Verdünnung tiefer in den Schaft einzieht als unverdünnt.

Meinst du also ich sollte nur mit unverdünntem Öl den Schaft ölen und nicht verdünnen?

Ich danke dir für deine Hilfe! Ich bin nun wirklich ziemlich verwirrt muss ich sagen.

Der Schaft soll zwar wirklich hauptsächlich als versuchsobjekt herhalten aber ich möchte ja schon das möglichst optimale Ergebnis erzielen und mir den Schaft nicht versauen!

Grüße
 

pedder

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Keines der beiden loest sich in Balsamterpentin noch den meisten Petroleumdestillaten, dabei wird die Mischung duennfluessiger. Aus den pysikalischen Gegebenheiten, von z. B. Balsamterpentin und Tungoel, ergibt sich, dass das duennfluessigere Terpentin die Holzoberflaeche saettigt und das dickfluessigere Tungoel sitzt/lieg auf der Oberflaeche bis das Terpentin verdunstet ist, daraus ergibt sich, dass mit dem Verduennen das das Eindringen des Oeles zumindest verzoegert wird.

Hallo Ottmar,

deine Theorie, das das Öl an der Oberfläche sitzen bleibt, kann ich in der Praxis nicht nachvollziehen.

Dann müste ja eigentlich der Überstand beim Ölen aus reinem Leinöl bestehen. Das ist aber nicht der Fall. Der Überstand hat genau die gleiche Konsistenz wir das ursprüngliche Gemisch.

Ich neige daher zu der Annahme, dass das Leinöl-Verdünner-Gemisch un-entmischt in das Holz einzieht. Ob nun sogar tiefer als das pure Öl, wie von den Befürwortern von Mischungen behauptet wird, oder nicht, kann ich nicht erkennen.

Sind Dir dazu Untersuchungen bekannt?

Liebe Grüße
Pedder
 

WinfriedM

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Da habe ich auch einen anderen Standpunkt: Öl und Verdünnung entmischen sich nicht, das Gemisch zieht ins Holz ein. Aus praktischen Versuchen weiß ich auch, dass die Aufnahme von verdünntem Öl höher ist, was nur durch ein tieferes Eindringen erklärbar ist. Unter der Voraussetzung, dass man z.B. nach 1 Stunde die Oberfläche abwischt und dann die Gewichtszunahme misst.

Ob es trotzdem wirklich sinnvoll ist, Leinölfirnis oder Tungöl zu verdünnen, ist schwer zu sagen. Mit welchem Versuchsaufbau wollte man das zielsicher nachweisen? Ist es überhaupt von praktischem Nutzen, wenn ein Öl möglichst tief einzieht? Nicht alle Ölhersteller sind dieser Meinung, es gibt Öle, die sind absichtlich so eingestellt, dass sie nicht tief einziehen. Und die funktionieren in der Praxis sehr gut.
 

Dr.db

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Ist es überhaupt von praktischem Nutzen, wenn ein Öl möglichst tief einzieht? Nicht alle Ölhersteller sind dieser Meinung, es gibt Öle, die sind absichtlich so eingestellt, dass sie nicht tief einziehen. Und die funktionieren in der Praxis sehr gut.


Ich glaube das ist eher ein Kompromiss den die Hersteller bei den "Hart-Ölen" eingehen....
Der Kunde hat ein Produkt, welches die Oberfläche rel. gut versiegelt und schleifbar wie lack ist.


Ich könnte mir jetzt vorstellen das man mit mehr Arbeit und verschiedenen Öl-Gemischen ein besseres Ergebniss erziehlt.
Allerdings bin ich auf dem Gebiet auch Laie....
 

edelres

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Hallo Forumsfreunde,

jeder kann/sollte das tun was er fuer richtig haelt und/oder Erfolg bringst.

Ich war genauso verunsichert wie ihr, wem sollte ich glauben, was ist Fakt, was ist Meinung. Ich versuche die physikalischen Vorgaenge herauszufinden, An den physikalischen Gegebenheiten eines Stoffes laesst sich nichts aendern.

Mischung und Loesung sind zwei vollkommen verschiedene physikalische Vorgaenge. Bei einer Loesung loest sich Stoff A in Stoff B auf, dadurch ist es moeglich die Viskositaet eines Stoffes zu aendern.

Mischung

Lein- Tungoel, laesst sich mit vielen fluessigen Stoffen mischen. Z. B. Leinoel hat Viskositaet X Balsamterpentin hat die Viskositaet XX, je nach dem Verhaeltnis der Stoffe in der Mischung ergibt sich die Gesamtviskositaet, vereinfacht ausgedrueckt Leinoel wird duennfluessiger Balsam Terpentin wird dickfluessiger.Eine solche Mischung fliesst leichter aus, benetzt die Oberflaeche leichter.

Loessung:

Leinoel loesst sich in Aether, Benzol(*), in Alcohol erhitzt auf > 80°/C, bei Verringerung der Temperatur trennt sich das Leinoel, es gibt noch weitere hoch giftige Stoffe welche ich bewusst nicht erwaehne.

z. B. Zucker loest sich in Wasser, 10gr zucker in 100gr Wasser geloest ergibt eine 10% Zuckerloesung. Verdunstet das Wasser bleibt als Rueckstand der Zucker.

(*)Benzol ist hoch karzinogen, sollte unbedingt vermieden werden.

Tungoel loesst sich in Aether, Chloroform, Kohlenstoffdisulphid, nicht jedoch in organischen Loesungsmitteln.

Wichtig, das oben geschriebene bezieht sich ausschliesslich auf Leinoelfirnis und Tungoel. Bei den im Handel angebotenen Oelen/Oelmischungen, sind die vom Hersteller vorgeschriebenen Loesungsmittel zu verwenden.

@Pedder, die Schutzwirkung des Leinoelfirnis, besteht bei der durch Oxidation und Polimerisation entstehenden Filmbildung in der Holzoberflaeche (Betonung auf in) der sich bildende Film ist unloesslich gegenueber organischen Loesungsmitteln und laesst sich mit mehreren Auftraegen verstaerken.

Nach Untersuchungen der US-Marine in den dreissiger Jahren, beschraenkt sich die Eindringtiefe von Leinoelfirnis/Tungoel auf 15 - 20/1000 Inch = 0.4 - 0.7 mm, gleich welcher Art von Impraegnierungsmittel verwendet wird nur die offenen Poren des Holzes lassen sich damit saettigen, die in den geschlossenen Zellen enthaltene Luft verhindert ein tieferes Eindringen.

Vor ca 20 Jahren besuchte ich Vortraege in einem Labor des USDA Forest Service damals geleitet von der Universitaet Berkely. Es gibt nichts auf Erden, was in Beziehung zu Holz und der Verwendung dieses Material nicht erforscht worden ist. Die jeweiligen Dozenten gingen auf jede Frage ein und vermittelten mir ausfuehrliche Antworten. Viele Forschungsergebnisse sind digital abrufbar wenn man es richtig formulieren kann. Als Anhang zufaellig gefundene Webseiten dazu.

Main Search, Power
Treesearch - Forest Service Research & Development
20 Newest FPL Publications - Forest Service Research & Development

Mit freundlichen Gruessen

Ottmar

PS: Ich wuchs in D auf dem Land auf, ob Schreiner, Wagner oder Landwirt usw, der Firnis wurde vor dem Auftragen erhitzt, dies uebernahm ich ohne mir ueber das Warum Gedanken zu machen. Die Loesung kam von alleine, als ich hier einmal Leinoelfinis benutzte, ohne diesen zu Erhitzen.Der Firnis liess sich nur schwer verteilen, mein erster Gedanke war, der Firnis ist zu alt und verdorben. Bei der Verwendung von frischem Firnis die gleiche Zehfluessigkeit. Nun erhitzte ich Wasser und stellte die Firnisdose hinein. Nun floss der Firnis wie Wasser aus dem Pinsel.

 
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