Gedanken zu Nachhaltigkeit im Möbelbau/Industrie?

KaiX0

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Hallo zusammen,
ich möchte gerne nochmal zur Ausgangsfrage zurück kommen. Die Frage ob es dem Wald besser ginge, wenn der Mensch ihn nicht durch Entnahme vieler Stämme beeinflussen würde, ist meiner Meinung nach müssig. Das Hauptproblem entsteht doch, durch den Gegensatz von wirtschaftlichem Wachstum und Nachhaltigkeit. Unsere Wirtschaft ist global aus Wirtschaftswachstum ausgerichtet. Im Klartext heißt das doch für Möbel, wir sollen uns alle paar Jahre neu einrichten. Meine Eltern haben sich in den 50gern Wohnzimmerregale in Nußbaumfurnierter Tischlerplatte gekauft. Dies wurden in den 60gern ergänzt und sind immernoch top in Schuß. Das ist für mich nachhaltig, aber dann wäre die Möbelindustrie am Boden.

Es grüßt Johannes
Und das genau ist des Pudels Kern. Das Mantra lautet 'Wachstum' und 'Innovation'. Es gibt aber kein unendliches Wachstum, da sind schon die Naturgesetze vor. Und Innovation bedeutet nicht gleich besser, es ist einfach nur neu. Und wie wird denn Wachstum definiert? Ah, mein neues Auto hat nun eine automatische Heckklappe, das ist 'mehr' als ein Auto bisher hatte -> Wachstum. Ausserdem ist es innovativ! Ist das sinnnvoll, wenn man die 'Kosten' dafür betrachtet?

Andererseits, global gesehen sterben immer weniger Menschen an Hunger und Naturkatastrophen, die Lebenserwartung steigt, Gewalt lässt nach...
Letztlich müssen diese Mantren also überdacht und ggfs. neu definiert werden. Vielleicht kann ja die Zufriedenheit wachsen, das Glück, whateverelse? Anthropologen und Historiker konnten nachweisen, dass jede neue Zivilisationsstufe der Menscheit mit einem sprunghaften Anstieg (oft Faktor 10) des Energieverbrauchs einherging. Zumeist wurde eine neue Energiequelle erschlossen (Feuer, Elektrizität...) und in der Folge kam es zu Wachstum. Ich rechne damit, das wir erneut einen um den Faktor 10 höheren Energieverbrauch benötigen, um die nächste Stufe zu erklimmen. Leider externalisieren wir aber die Kosten dafür, Natur, Entwicklungsländer etc. zahlen den Preis für das Wachstum

So, und wer die Lösung kennt, bitte hier posten!
 

Friederich

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Im Klartext heißt das doch für Möbel, wir sollen uns alle paar Jahre neu einrichten.
Wir müssen es nicht, wir wollen es.
Es liegt doch in unserer freien Entscheidung. Da brauchen wir nicht irgendwem oder irgendwas die Schuld zu geben.
Es geht uns so gut, dass uns vor lauter Langeweile nichts Anderes einfällt als sinnlos zu konsumieren. Dafür ist niemand verantwortlich. Weder die Politik, noch die Industrie, noch irgendein "System"....
 

Friederich

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Das Mantra lautet 'Wachstum' und 'Innovation"
Es gibt kein Mantra.
Innovation dagegen gibt es sehr wohl, seit der Mensch existiert. Und wird es weiterhin geben, solange man ihn nicht am Denken hindert. Und so lange ihm etwas einfällt, wie er etwas besser und einfacher machen kann, wird es logischerweise Wachstum geben.
Schon die erste Feuersteinspitze war eine Innovation gegenüber dem angespitzten Holzspeer; und führte zu Wachstum.
Wer also sich gegen "Innovation" ausspricht, sollte mal genau überlegen, zu welchem Zeitpunkt der Menschheitssgeschichte Innovationen hätten eingestellt werden sollen.
 
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Friederich

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hoffen, dass unser jetziges Bestreben nach Nachhaltigkeit zu Innovationen in diesem Bereich führen.
Hats ja eigentlich schon. Neue Häuser sind spitzenmäßig gedämmt, Elektrogeräte sind um Welten sparsamer, und Strom können wir schon aus Sonnenlicht erzeugen .... Das ist doch schonmal was.
Leider machen wir den Großteil der Einsparungen durch steigenden Konsum wieder zunichte.
 

falco

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Zum Glück gab es früher, wo ja alles besser war, nur schlechten Mörtel, der heutzutage leicht vom Stein wieder runter geht.

Ich bitte darum einen aktuellen Stein, mit Werkmörtel, bei leicht feuchtem Wetter vermauert, abzuklopfen und setze 5 Euro dass man nicht mehr als drei saubere die Stunde schafft und vier Stück Ausschuss hat.
 

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Ich bitte darum einen aktuellen Stein, mit Werkmörtel, bei leicht feuchtem Wetter vermauert, abzuklopfen und setze 5 Euro dass man nicht mehr als drei saubere die Stunde schafft und vier Stück Ausschuss hat.

Die sind ja auch hässlich, da ist die "Patinierung" noch nicht weit genug vorrangeschritten.

Gut ab geht Kalkmörtel und son komisches Lehmgedönsmischmasch.


Also das von Uli angesprochene Maschinchen wurde schonmal besprochen. Kam aber vom Maschinenbauer direkt, der wollte nen Gartenhaus bauen. Nach etwas Preisdiskussionen hat er dann doch bei uns gekauft. Schade eigentlich.......

Gruss
Ben
 

KaiX0

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Es gibt kein Mantra.
Innovation dagegen gibt es sehr wohl, seit der Mensch existiert. Und wird es weiterhin geben, solange man ihn nicht am Denken hindert. Und so lange ihm etwas einfällt, wie er etwas besser und einfacher machen kann, wird es logischerweise Wachstum geben.
Ich schrieb ja auch deutlich, das Innovation nicht mit Fortschritt/Verbesserung gleichzusetzen ist. Ich jedenfalls bediene die Scheibenwischer lieber intuitiv und blind, anstatt während der Fahrt auf einem Display herumzutappen.

Und wieso bestreitest Du ein Mantra? Wachstum ist der Begriff, an den alle glauben. Wächst die Wirtschaft nicht, ist das gleichbedeutend mit schlecht/gefährlich. Stellen wir uns doch einmal vor, die Wirtschaft bliebe auf dem hohen Niveau stehen, benötigte aber weniger Ressourcen und würde den Wohlstand gerechter verteilen. Das wäre ja wohl auch ein Fortschritt.
Das sind natürlich Fragestellungen, die nicht mehr INNERHALB des bestehenden Systems zu diskutieren sind. Wir müssten dazu überlegen, ob es ein anderes, alternatives System geben könnte.
 
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tomkaes

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Dafür ist die Arbeit nachhaltig. Schwierig.
Und wenn Sie früher zwei Sack Zement auf ein Haus genommen haben, aber das ist auch schon ein bisschen her.

Und noch schlimmer ist, wenn der Vater des Vorbesitzers der Immobilie ´67 einen Baustoffhandel hatte.
Dann stand ein Zementsilo auf der Baustelle, der Kies musste zugekauft werden.
Was macht der trunkene Maurer, wenn der Kies knapp wird? Er streckt die Mischung beim Betonmischen mit Zement :emoji_cry:
Mein Schmied konnte sich den Zustand der Abbruchmeißel nicht erklären, und hat nachgefragt, ob ich auf Stahlplatten gestossen bin. :emoji_rage:
 

Mitglied 59145

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@tomkaes mein Großvater hat in den 50er bis 60er Jahren ähnlich gebaut. Ich habe an dem Gebäude Fenster getauscht. Diesen bläulichen Schimmer vergisst man nicht.....

Gruss
Ben
 

Gelöscht Mitglied 91199

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Unsaniert (Undicht von der Luftdichtigkeit): "kein" Problem (außer Energieverbrauch / kalte Wandoberflächen)
Wände auf dem Estrich: Schallschutz hinüber, nur für temporäre Raumtrennungen.
+ untere Halterung der Wand fehlt.
usw. usw. :emoji_worried:

https://image.spreadshirtmedia.net/...on-so-machen-aber-dann-isses-halt-sticker.jpg
Thomas, ich glaube wir reden aneinander vorbei. Ich bin der Meinung man kann sowas durchaus machen. Dafür müsste man ggf etwas von dem Komfort abgeben, den moderne Bauten bieten. Das mit wärmebrücken lass ich noch halbwegs gelten, da wir über Nachhaltigkeit reden aber schallbrücken zählen für mich nicht.

Jahrhunderte lang war es Menschen problemlos möglich damit klar zu kommen. Ich selbst wohne auch in einem Haus von 1903, welches im Grunde alle die von dir genannten Kritikpunkte erfüllt. Aber das ist total ok. Wir hören unsere Mieterin ab und zu und sie uns.
Das Haus hat 280 qm, ich nehme an, dass alleine die Innenwände mehrere tausend Steine ausmachen.

Lange rede kurzer sinn:
Ich denke wir können uns darauf einigen, dass es durchaus ginge. Die Kernfrage wäre, ob man dabei bereit ist etwas von dem modernen baustandard abzurücken.

Ich für meinen Teil kann nur sagen, dass es für mich völlig ok ist in einem solchen Haus zu wohnen. Von daher wäre ich auch bereit bei einem eventuellen Neubau Steine zu recyceln, um wertvolle Ressourcen zu schonen. Aber das muss jeder für sich selber entscheiden.

(Nur zur Klarstellung: es ist kein Neubau geplant, außer ich gewinne im lotto)
 

civil engineer

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Bauen mit Schall- oder Wärmebrücken kannst nur privat. Als Handwerker, Ingenieur, Architekt oder sonstige gewerblich mit Bau befasster Mensch verstößt du gegen die aaRdT, wenn Du bewusst so baust. Und glaub mir, ganz schnell wirst Du dann gerupft vom ach so nachhaltigen Auftraggeber.
 

falco

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Einer der Gründe warum ich nur verhältnismäßig kurz in diesem Bereich des Berufes gearbeitet habe und heute vielleicht für gute Bekannte oder Freunde nochmal ein Detail zeichne oder mal kleine Bauüberwachung mache, es gibt nur Ärger. Den hat man zwar auch im Ingenieurbau, aber das ist ein unpersönliches Level, da geht es nur ums Geschäft, ohne persönliche Befindlichkeiten oder Angriffe. Wie manche Baubegleitung, Bauleitung oder sonstige zwischen den Parteien stehende/verhandelnde/vermittelnde Tätigkeiten über Jahre und Jahrzehnte durchhalten ist mir ein Rätsel, ich hatte da keine Lust zu. Aber genug Offtopic. Machen wir lieber das Fass auf, dass man die KfW Programme aussetzt weil man sich jahrelang nicht um Anpassungen der Standards gekümmert und die Trennung zwischen Sanierung und Neubau verschlafen hat und was dies für die Nachhaltigkeit in jedweder Art bedeutet.
 

Gelöscht Mitglied 91199

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Bauen mit Schall- oder Wärmebrücken kannst nur privat. Als Handwerker, Ingenieur, Architekt oder sonstige gewerblich mit Bau befasster Mensch verstößt du gegen die aaRdT, wenn Du bewusst so baust. Und glaub mir, ganz schnell wirst Du dann gerupft vom ach so nachhaltigen Auftraggeber.
Du verstehst glaube ich gar nicht was ich meine. Thema war doch das wiederverwenden der Ziegel. Und WENN man es schafft dahin zu kommen, dass das geht und wir uns mal davon verabschieden, dass immer alles perfekt sein muss und Dinge, die Jahrhunderte lang völlig ok waren mittlerweile als unzumutbar angesehen werden, dann spielt eine kleine schallbrücke überhaupt keine Rolle mehr.
Aktuelle Normen haben für dieses reine Gedankenspiel gar keine Bewandtnis.
Ich kritisiere lediglich, dass diese Normen - wiebdu schon sagst - das wiederverwenden nahezu unmöglich machen.


Off topic: wir wissen beide, dass nahezu nicht wärmebrückenfrei gebaut wird. Außer man macht alles selber. Wenn ich alleine sehe, wie so manche Firma Fenster einbaut, dann frag ich mich oft genug wozu ich überhaupt vorher so sauber gearbeitet hab :emoji_grin:
 

Gelöscht Mitglied 91199

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Einer der Gründe warum ich nur verhältnismäßig kurz in diesem Bereich des Berufes gearbeitet habe und heute vielleicht für gute Bekannte oder Freunde nochmal ein Detail zeichne oder mal kleine Bauüberwachung mache, es gibt nur Ärger. Den hat man zwar auch im Ingenieurbau, aber das ist ein unpersönliches Level, da geht es nur ums Geschäft, ohne persönliche Befindlichkeiten oder Angriffe. Wie manche Baubegleitung, Bauleitung oder sonstige zwischen den Parteien stehende/verhandelnde/vermittelnde Tätigkeiten über Jahre und Jahrzehnte durchhalten ist mir ein Rätsel, ich hatte da keine Lust zu. Aber genug Offtopic. Machen wir lieber das Fass auf, dass man die KfW Programme aussetzt weil man sich jahrelang nicht um Anpassungen der Standards gekümmert und die Trennung zwischen Sanierung und Neubau verschlafen hat und was dies für die Nachhaltigkeit in jedweder Art bedeutet.
Jetzt willst du es aber wissen :emoji_grin:
 

Friederich

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das Innovation nicht mit Fortschritt/Verbesserung gleichzusetzen ist.
Dass ist aber die Motivation dafür.
Dass nicht jede Innovation gelungen oder sinnvoll ist, und nicht von Jedem Einzelnen für gut befunden wird, versteht sich von selbst.

Wachstum ist der Begriff, an den alle glauben.
Und warum unterstellst du irgendeine Gläubigkeit? Wie überhaupt kann man an einen Begriff glauben? Der Begriff ist lediglich ....ein Begriff; eine Beschreibung eines Vorgangs.
Hier sind ja auch Selbständige unterwegs; ich denke nicht, dass Jeder von glaubt, dass sein Betrieb kontinuierlich und bis in alle Ewigkeit bezüglich Umsatz, Fläche oder Beschäftigtenzahl wachsen soll oder muss.
Und auch mancher Aktionär wäre vollkommen zufrieden, wenn seine Papiere eine lediglich konstante Rendite abwerfen.
 
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