Fragen rund um das Ölen und Padden von Fußböden

yoghurt

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Hallo,
ich habe ein paar Fragen rund um das Ölen und Padden von Fußböden.

Üblicherweise wird das Öl eingepaddet. Das ist ja im Prinzip eine Art Schleifvorgang (?). Was genau passiert beim Padden? Wieso wird die geölte Oberfläche dadurch haltbarer als wenn das Öl „konventionell“ aufgetragen wird?

Zu welchem Zeitpunkt paddet man wie? Wenn das Öl frisch aufgetragen ist oder schon angezogen hat oder schon fast trocken ist?

Dann gibt es verschiedenfarbige Pads. Sind die Farben der Pads genormt oder herstellerabhängig? Wenn die Pads genormt sind, welcher Schleifpapierkörnung entspricht dann welche Farbe? (Falls man das so sagen kann.)

Warum paddet man Fußböden und Möbelteile nicht? Gibt es die Pads auch in sinnvoller Konfiguration für den Excenterschleifer?

Ich hoffe ich wirke jetzt nicht zu naiv, kann mir aber vorstellen, dass diese fragen sich auch andere Nutzer stellen. Ich habe beruflich eigentlich nichts mit der Oberfläche von Holzböden zu tun, daher meine Ahnungslosigkeit.
 

ölfisch

ww-robinie
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Üblicherweise wird das Öl eingepaddet. Das ist ja im Prinzip eine Art Schleifvorgang (?). Was genau passiert beim Padden? Wieso wird die geölte Oberfläche dadurch haltbarer als wenn das Öl „konventionell“ aufgetragen wird?

Beim Einpadden wird ein Gemisch aus Öl und Holzstaub hergestellt was wiederum in die "Poren" und kleinen Vertiefungen gedrückt wird.
Die Oberfläche wird somit geschlossener und bietet weniger Angriffsfläche.



Zu welchem Zeitpunkt paddet man wie? Wenn das Öl frisch aufgetragen ist oder schon angezogen hat oder schon fast trocken ist?
Warum paddet man Fußböden und Möbelteile nicht? Gibt es die Pads auch in sinnvoller Konfiguration für den Excenterschleifer?

Wann man paddet ist vom Öl abhängig und von der Vorliebe des Verarbeiters, z. B. Faxe Prestige erst etwas anziehen lassen (ca 30 Minuten bis 1,5 Stunden).
Osmo wird direkt gepaddet.
Bei Böden wird eigentlich immer direkt gepaddet da man das Öl damit gleichzeitig aufträgt.


Dann gibt es verschiedenfarbige Pads. Sind die Farben der Pads genormt oder herstellerabhängig? Wenn die Pads genormt sind, welcher Schleifpapierkörnung entspricht dann welche Farbe? (Falls man das so sagen kann.)

Warum paddet man Fußböden und Möbelteile nicht? Gibt es die Pads auch in sinnvoller Konfiguration für den Excenterschleifer?

Im Prinzip sind die genormt, von hell nach dunkel.

weiß, bege, rot, grün, schwarz.

Entsprechende Körnungen kenne ich nicht.

Möbelteile werden auch gepaddet, ich kenne das dann unter "polieren" und das machen wir hiermit

MIRKA Scheiben Mirlon-Schleifvlies Ø 150 mm KLETT GP320 VE=10 St.

(Schleifvlies)

Das gibt es auch von Festool, 3m usw.
Besonders bei Arbeitsplatten und Tischplatten ist das Sinnvoll. Aber es ist recht viel Arbeit.


Besten Gruß M.
 

WinfriedM

ww-robinie
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Was das Pad für den Fußboden, ist das Schleifvlies für die Möbeloberfläche. Kann man von Hand machen oder mit Schwingschleifer.

Die Effekte scheinen vielschichtig zu sein:

* Weitere Glättung der Oberfläche
* Öl wird tief ins Holz eingearbeitet, ins Holz "hineingedrückt"
* Wärme entsteht, was das Öl dünnflüssiger macht und für tieferes Einziehen sorgt
* geringe Mengen Restöl auf der Oberfläche werden homogen verteilt bzw. wegpoliert (weg ist das Öl deshalb, weil es ins Holz eingearbeitet wurde)
* Feinster Schleifstaub füllt die Poren
* Feinste Holzfasern, die hochstehen, werden gekappt oder niedergedrückt.
* Wachse oder schon leicht angezogene Oberflächenschichten werden komprimiert/verdichtet, was die Beanspruchbarkeit erhöht
* Effiziente Methode, um auf großen Flächen Restöl homogen wegzubekommen.
* Oberflächliche Verschmutzungen werden gelöst (wichtig, wenn Böden wiederaufgefrischt werden)
* Bei schichtbildenden Ölen wird die vorherige Schicht angeschliffen, was zu einem besseren Verbund der Schichten führt.


Leider sind die Farben und die Körnungen der Pads nicht genormt. Es scheint aber so, dass sich zahlreiche Hersteller an ein gewisses Schema halten. So sind weiße Pads z.B. fast immer ohne Schleifmittel und je dunkler die Farbe, um so abrasiver wirds glaube ich auch.

Eine typische Reihenfolge ist: Weiß - Beige/hellbraun - rot - grün - schwarz

Manche Hersteller trennen auch in 2 Eigenschaften: Härte und wie abrasiv. Weiß, beige und rot sind dann meist nicht abrasiv aber mit zunehmender Härte. Ab grün wirds dann auch abrasiv und das schwarze ist das härteste und abrasivste Pad.
 

frankundfrei

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Pad auf Holzboden und Möbeloberflächen

Die Zusammenfassung von Winfried finde ich sehr gut erklärend. Ein Punkt kam mir noch:

Das gleichmäßige, dünne Vertreiben von schichtbildendem Öl.

Bei unserem Finish-Öl z.B. wird mit einem leicht gröberen Pad (beige oder rot) eine hauchdünne Schicht auf der Oberfläche verteilt. Dies geschieht in der offenen Zeit des Öls. Ein weißes Pad wäre da zu fein und würde zu viel an Öl in sich aufnehmen. Dadurch trocknet die Oberfläche zu schnell und es kommt zu Laufspuren, bzw. die Maschine bremst sich aus. Außerdem landet das Material mehr im Pad und weniger in/auf die Oberfläche.

Was auf dem Holzboden geht, geht auch auf Möbeloberflächen. Natural bietet für die Exzenterschleifer einen Klettadapter und die passenden Pads an, die man sonst auch vom Boden her kennt.

Die Aufstellung zeigt aber auch, dass "Padden" nicht immer der gleiche Vorgang ist. Es kommt auf das Ziel, die Art des Öles und dem vorhandenen Zustand der Oberfläche an.

Grüße aus Frangn

Frank von Natural-Farben.de
 

yoghurt

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Hallo,
mir ist gerade aufgefallen, dass ich mich nicht für die Antworten bedankt habe...

Daher: Vielen Dank für die Erläuterungen, jetzt weiß ich wieder mehr!
 

Sägenbremser

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Hallo Yogurt

um die Verwirrung noch etwas mehr anspitzen
zu können - es gibt nicht nur "paddeln" auch das
Fladdern ist gerade im Möbelbau noch im Einsatz.

Ein Verfahren das die Firma Hansen&Hundeboel im
Dänemark der frühen 70er für ihre Möbel entwickelt
hat. Es war nicht die Designgrösse Fritz Hansen, aber
die Firma Carl Hansen/Aarup brauchte eine schnelle
und sichere Methode um ihren Möbeln eine haptisch
ansprechende Oberfläche zu verpassen. Bis dahin haben
wir Urethan/Tungölkombimattierungen verwendet, die
aber schon zu der Zeit vom Gesundheitsamt eher sehr
kritisch beurteilt worden sind. Diese Behörde ist gerade
bei integrativen Werkstätten eine wirkliche Macht und
so hat der Chef eine Firma mit der Entwicklung eines
abrasiven Heisswachsverfahrens beauftragt. Dabei ist
das alte Fladderverfahren mit borstengestützten Schleif-
streifen wieder zum Leben erweckt worden. In den 80er
Jahren hat dann Naturhaus/Rosenheim, zusammen mit
dem Heizspritzpistolenhersteller MK, das Auftragssystem
auch für den Handwerker anwendbar gemacht. Ich ver-
wende es immer noch und die Materialkosten sind wirklich
auf einem sehr niedrigem Level dabei. Ganz schlecht für
den Wachs/Öllieferanten, gut für den Anwender/Verbraucher.

Gruss Harald
 

yoghurt

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Hallo Harald,
meine Verwirrung steigert sich nicht - dieses Verfahren wurde schon zu seligen Berufsschulzeiten vorgestellt. Was ich nicht einschätzen kann ist, wie widerstandsfähig so eine Fläche ist?
 
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