Arbeitszeitoptimierung

uli2003

ww-robinie
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Frag mich immer noch was mit "auf die Baustelle vorbereiten" im Auto/LKW gemeint ist
Das ist einfach.
Absprechen wer welche Arbeiten wie erledigt, vorab Informationen über den Stand andere Gewerke abholen, Gefahrenerkennung besprechen usw.
Da gibt es genug zu tun, was im Vorfeld erledigt werden kann, und wenn es am Ende nur kollegiales Miteinander ist - aber jetzt nicht Thema dieser Diskussion ist :emoji_slight_smile:

(Wenn man heute in die Pausenräume schaut, ist dort Totenstille und die ganze Mannschaft glotzt einsam aufs Handy...)
 

Mitglied 79745

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Liebe Freunde, den meisten scheint nicht klar zu sein, wieviel Überwindung das so manchem Forumsneuling kostet hier einen Beitrag zu verfassen!

Und dann fällt eine Meute erfahrener Kollegen mit Beiträgen (auch wenn alle gut gemeint sind) wie ein hungriges Wolfsrudel über dich herein!
Das kann schon sehr einschüchternd sein!

Ich glaube da sind persönliche Gespräche in einem vertrauensvollem Umfeld wesentlich hilfreicher!
Schließlich soll es ja um die Kollegin gehen und nicht um uns!

LG
Robert
 

kberg10

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Nene da komm wir nicht zsamm. Sorry. Ich hab in einem ganz kleinen Betrieb gelernt und da war das nicht so.
Und für meinen Betrieb würde ich das auch nicht wollen.
Wenn ein MA Potential hat, dann macht der genau die gleiche Arbeit die der Altgeselle auch macht. Warum soll ich sonst einen Gesellen bezahlen wenn ich nur einen Hilfsarbeiter brauche?
Was passiert wenn der Altgeselle geht oder krank wird und lange ausfällt? Dann hab ich da einen Hilfsarbeitergesellen stehen. Na super...
Ne, echt nicht meine Welt. Weder als MA noch als Chef.
Aber ja, das ist das "gute" alte Konzept. Der Chef ist der Alleinherrscher, dann kommt ganz lange überhaupt gar keine Kompetenz und dann kommt irgendwann vielleicht ein Meister oder Altgeselle und dann noch ganz viel später... ach geh...

Wenn ich MA hätte, wäre mein Ziel das jeder ausfallen kann und der Betrieb ohne Probleme weiterläuft. Klar ist das in kleinen Betrieben nicht so ganz möglich aber es sollten zumindest alle anfallenden Arbeiten von allen MA erledigt werden können. Soll ich etwa als Chef Dreifachschichten machen nur weil meine 2 Altgesellen grad krank sind?
Ne... niemals! Und ein Altgeselle kann auch Profilleisten schleifen, da bricht dem kein Zacken aus der Krone.

Gruß Daniel
Guter Gedanke, wenn der Altgeselle auch mal die Leisten schleift die er selber gefräst hat. Ich kann mich noch gut daran erinnern, an meine Lehrzeit,
Profile für Kasettendecken schleifen mit gebrauchtem Schleifpapier. Und dann noch Hacker am Ende und Scharten von einer schlechten Schneide.
Ich konnte für mich im privaten Bereich einiges veranstalten und so die Schritte optimieren. Die Ausbildung war gut und ich konnte die LAP bestehen. Was auch zu bedenken ist, in jenem Betrieb in dem du die Ausbildung machst bist immer der Lehrling. Wenn du wanderst, kannst du deine erlernten Abläufe auf die Probe stellen und vergleichen. Und ja, Angst ist ein schlechter Ratgeber. Es gibt sicher Sachen die du gut kannst und besinn dich darauf.
Und bei mir im privaten sind KS Blätter und Fräser in gutem Zustand, bzw Tauschmöglichkeiten vorhanden. Profilleisten werden mit einem 120er geschliffen. Der Vergleich mit optimaler Schneide schlägt sich halt dann beim Schleifen (Arbeitszeit) nieder. Es nutzt die modernste Maschine; Ausrüstung nichts, wenn die Schneide nicht passt. Rationalisierung auf kleinem Niveau mit guter Wirkung.
 

Mitglied 84747

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Also zwei Fragen:
Könnt ihr mir so ungefähr einen Zeitraum geben in dem ein Berufsanfänger idR spürbar autarker/schneller wird? Also wann ist der Punkt, an dem man sagen kann "jetzt muss es langsam mal wirklich laufen". 3 Monate? 6? 12?
Uuund
Habt ihr Tipps, wie ich mich selbst optimieren kann, neben den Vorschlägen vom Chef?
Ich möchte einfach sehr schnell dahin kommen, dass diese beiden Kritikpunkte wegfallen, besser gestern schon.
LG
Mal zum Ursprung zurück zu kommen!
 

Mitglied 59145

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(Wenn man heute in die Pausenräume schaut, ist dort Totenstille und die ganze Mannschaft glotzt einsam aufs Handy...)
Die Momente haben wir auch, eben haben wir Blasmusik gehört und uns scheckig gelacht, Montag ist meist Austausch über Erlebnisse vom WE. Tendeziell wird es gegen Ende der Woche ruhiger. Aber ich bin sehr froh momentan viel Austausch und Blödeleien da zu erleben.

Die Hinweise auf Beteiligung finde ich gut, keiner wird knatschig wenn das etwas dauert.
 

Holzrad09

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Komisch.... Ausnahmen bestätigen offensichtlich die Regel.....
Da kommts nen bissl auf die Betriebsgröße an, im Kleinbetrieb ( z.B. 1 Meister, 2 Gesellen, 1 Lehrling ) bleibt die alte Hierachie bestehen, man steht da als Ausgelernter nur wenig über dem neuen Lehrling. :emoji_slight_smile:
Meist ist es besser den Betrieb dann zu wechseln.
LG
 

carsten

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Hallo

hatte auch schon mehr getippt, Aber in Anbetracht der bisher nicht erfolgten Rückmeldung hab ich weiteres Getippe mal zurückgestellt.

ABER ich gehe mal davon aus dass wir einfach zu ungeduldig sind.
Der EIngangspost stammt von gestern Mittag, also Sonntag. Da hat manch einer besseres zu tun als in einem Forum nachzulesen in dem man sich gerade angemeldet hat.
Kann ja keienr ahnen dass das Thema auf soooo eine Resonanz stößt.
OK langjährige User wissen das und zu deren So Nachmittag gehört das Forum als Pflichtlektüre dazu :emoji_innocent::emoji_thinking::emoji_innocent:

Naja und heute ist Montag: Und als Pflichtbewusste Arbeitnehmerin wird sie heute Arbeiten. Warten wir also mal ab ob Sie heute abend Rückmeldung gibt.
 

wirdelprumpft

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zumindest hat sie gestern abend viele Beiträge ein gefällt mir gegeben.
Ein paar Zeilen von Ihr würde die Tipps ggf. in eine für Sie nützlicher Richtung bringen.
 

wasmachen

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HinternDiwan
Da kommts nen bissl auf die Betriebsgröße an, im Kleinbetrieb ( z.B. 1 Meister, 2 Gesellen, 1 Lehrling ) bleibt die alte Hierachie bestehen, man steht da als Ausgelernter nur wenig über dem neuen Lehrling. :emoji_slight_smile:
Meist ist es besser den Betrieb dann zu wechseln.
LG

Eben hats mit der Betriebsgröße zu tun, bin ich ja bei dir. Deswegen versteh ich dein Geschreibsel ned.... war genau unsere Betriebsgröße was du im Beispiel nennst.
Und genau deswegen pflichte ich NICHT bei!

Bei deinen 'Großbetriebe sind besser'-Beispiel gehe ich jetzt davon aus, dass du von Betrieben mit extrem hoher Fluktuation sprichst. Sonst kommst gerade bei denen NICHT Vorwärts. Da jeder am Posten hocken bleibt.... solange er kann. Wenn das dein Ding ist....
 

Holzrad09

ww-robinie
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Eben hats mit der Betriebsgröße zu tun, bin ich ja bei dir. Deswegen versteh ich dein Geschreibsel ned.... war genau unsere Betriebsgröße was du im Beispiel nennst.
Ja ....
Dann war's bei Dir eben anders, bist vermutlich gleich nach der Ausbildung über die Gesellen gerückt, quasi als Vizechef.
Sachen solls geben ....
 

wasmachen

ww-robinie
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HinternDiwan
Ja ....
Dann war's bei Dir eben anders, bist vermutlich gleich nach der Ausbildung über die Gesellen gerückt, quasi als Vizechef.
Sachen solls geben ....

Nuja.... so ähnlich. Das Thema 'Maschinenscheine' gabs ned, bist auch gleich mal an ner Maschine gestanden..... Hast im 2. Lehrjahr die Bauernstube hergerichtet, dich dazu mit dem Gesellen abgestimmt. Der hat solange ne andere gemacht.... Im 3. hast den dann zum montieren mitgenommen.
Meisterbrief hast dann mit 1,5 Jahren Gesellenzeit gemacht.
Wie gesagt hats viel damit zu tun, wie du dich anstellsts.... 3/4 Jahr hatten wir Normalarbeitszeit, das restliche Viertel +100%. Der Altgeselle hatte immer nur Normalarbeitszeit. Das erklärt auch, warum du dann was lernen kannst.
Mit Hierarchien haben wir nicht gekämpft, kenne dieses Problem wie gesagt nur von größeren Betrieben.....
Vll ist das auch regional zu sehen....

Aber klar, Pennen in der Karre und 'Work Life Balance' war da ned Programm....
 

Eleonora

ww-fichte
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Guten Morgen, gute Nacht,
Zunächst einmal: entschuldigt bitte die späte Rückmeldung. In der Tat war ich arbeitstechnisch stark eingebunden. Mein Leben besteht aus Arbeit, duschen, essen, schlafen, Arbeit zudem musste ich ein bisschen meine Gedanken sortieren bei der Flut an Antworten und Diskussionsthemen.
Ich bemühe mich auf einzelnes einzugehen.
1. Woher kommt die Angst?
2. Wieso bin ich viel allein? Wie läuft es bei uns ab?
3. Was macht mich langsam?
Ich hoffe, ich vergesse nichts, wenn doch, einmal schreien bitte.
Zu 1.
Also nach der Umschulung war ich voller Begeisterung. Ich dachte nur "ich Rock das Ding". Wir Umschüler sind jedoch auch noch trotz Fachkräftemangel nicht so mega beliebt und deswegen war es nicht so leicht einen Job zu finden. Als ich endlich einen hatte, war ich natürlich überaus motiviert. Und dankbar.
Leider klang beim Bewerbungsgespräch alles viel besser, als in der Realität. Mit dem damaligen Chef sprach ich selbstverständlich darüber, dass ich langsamer bin, viel zu lernen habe, etc. Er sagte, dass ihm das bewusst sei und er gerne mit mir den Weg gehen wolle. Klang gut, gell?
Tjaaa, anstatt Tischlerarbeiten (er nennt seinen Betrieb eine Möbrltischlerei) waren wir dann hauptsächlich ein Subunternehmen für eine Wasserschadensbekämpfungsfirma. Also eigentlich raus fahren, verschimmelte Möbel abbauen, teilweise ersetzen, oder wenn nicht verschimmelt, später wieder einbauen.
Meine Kollegen waren toll. Bis auf einer. Der war Hardcore. An meinem ersten Tag pampte er mich erstmal vor der Kundin an, ob ich nur singen und klatschen gelernt hätte, nachdem ich fragte wie ich die aufgetragene Arbeit machen solle. Ab da war jede Ausfahrt mit ihm übel. Es gipfelte damit, dass ich zwei 13- Stunden-Schichten mit ihm hatte, er Kaffee trank, während ich im Mäusekot wühlte, Arbeitsplatten und Küchenmöbel durch die Gegend wuchtete (damit man ungefähr weiß wieviel das war: den Sprinter hatte ich (allein) bis unters Dach mit dem Abrisskram vollgeladen). Nach den zwei Tagen stand ich grün und blau, voller blutiger Striemen, kotzend und hyperventilierend in der Werkstatt. Mein Gedanke war immer "Stell dich nicht so an, da musst du durch".
 

Eleonora

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Nunja, wäre auch alles kein Drama, wenn er mich nicht bei jeder Gelegenheit zur Sau gemacht hätte. Nichts, absolut nichts konnte man ihm Recht machen. Mein Chef, zeitgleich, betonte regelmäßig, dass mich niemand anderes nehmen würde, dass ich schneller werden müsse, weil er mich sonst feuern würde, usw. Es saß mir also ständig im Nacken. Nunja, gekündigt habe ich dann schlussendlich, nachdem ich aufgrund einer Herzmuskelentzündung krank geschrieben war. Als ich zurück kam, gab es eine Wiedereingliederung. Die ersten zwei Wochen durfte ich nur 4 Stunden die Woche arbeiten, die nächsten zwei nur sechs. Nunja, die ersten zwei Wochen plante er mich Vollzeit ein, plus Überstunden. Mir ging es langsam wieder schlechter. Am Ende der dritten Woche wagte ich es tatsächlich nach sechs Stunden Feierabend zu machen. Am nächsten Tag redete der Chef 30 Minuten lang auf mich ein, dass es nicht sein könne, dass ich Feierabend gemacht habe, dass ihm das zeigen würde, dass mir meine Freizeit wichtiger sei, dass er der einzige sei, der mir eine Chance geben würde und ich solle gefälligst dankbar sein und dass meine Begeisterung weg sei und ich zusehen müsse, dass sie wieder käme, weil er mich sonst feuert.
Einen Tag später habe ich dann gekündigt.
Das sind meine Erfahrungen und mit denen im Gepäck startete ich also in meinen jetzigen Betrieb. Die Worte hallen noch immer in meinem Kopf.

Ich WEIẞ, dass mein jetziger Chef anders ist. Ich weiß, dass er ne extrem coole Sau ist, der sich Mitarbeiterfreundlichkeit zurecht auf die Fahnen schreiben kann.
Aber ich fühle Angst, Sorgen, Unsicherheiten.
Die kann ich nicht so einfach abstellen, auch wenn ich gerne würde, darum will ich an den Kritikpunkten effektiv, schnell, sehr schnell, arbeiten. Wo keine Kritik, da keine Angst. Je besser ich werde, desto wertvoller bin ich für den Betrieb, desto sicherer kann ich mich fühlen.
Natürlich haben wir im Bewerbungsgespräch über meine Defizite gesprochen und er meinte, dass er den Weg mit mir gehen will. Ich glaube ihm auch, nur hab ich meinem Exchef eben auch geglaubt. Und die Frage stellt sich mir immer wieder: wusste er WIRKLICH worauf er sich da einlässt?
Das ist mein Problem.
 

Eleonora

ww-fichte
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2. Also wir sind keine herkömmliche Tischlerei, sondern eine Event-und Messeragentur und ja, wir machen auch Innenausbau, vorallem im Winter, außerhalb der Saison.
Die Firma selbst ist ein, sich im Wachstum befindliches, mittelständisches Unternehmen.
Wir haben drei Abteilungen: die Büromenschen, die eben die Planung machen, mit Kunden reden, usw, die Logistik, die sich ums Lager, LKW-Touren, auf- und Abbauten, etc kümmert und wir, die Tischlerwerkstatt. Wir sind die kleinsten. Als ich schrieb, dass da noch ein Werkstattleiter und ein Meister im Büro sein, meinte ich: nur die. Also, wir sind nur drei, wobei wir eben nur zwei in der Produktion sind. Mein Werkstattleiter hilft mir natürlich, auch den Meister kann ich immer fragen, aaaber die sind eben nicht immer da. Kundengespräche, Montage, usw. Ich bin Recht häufig ganz allein auf mich gestellt, weswegen auch die To-do-Liste um Arbeitsabläufe erweitert werden soll. Oft ist eben einfach keiner da, den ich fragen könnte.
Ich bin schon selbstsicherer geworden. In der Firma bin ich angekommen. Ich komme mit allen super zurecht, sind aber auch großartige Menschen, habe ein bisschen die inoffizielle Führung in der Tischlerei übernommen, etc. Nachdem ich dort anfing, eine Woche danach, war mein Werkstattleiter das erste Mal für länger auf Montage und ich allein. Also müsste ich irgendwie klar kommen. Dann ist die Firma umgezogen und ich war wieder ohne meinen Werkstattleiter. Ein Kollege aus der Logistik und ich haben den Werkstattumzug fast allein gewuppt. Plötzlich musste ich entscheiden was wohin soll, was weg kann, usw. Ich wusste bei den meisten Sachen nichtmal, dass wir es haben, oder was es ist, aber war eben dafür zuständig. Der Vorteil: ich weiß wo was ist und was wir an Material haben, also ich habe als einzige den Überblick. Außerdem habe ich mir die Kollegen aus der Logistik "erzogen", dass se Werkzeug wieder da hintun, wo sie es weggenommen haben und mich teilweise fragen, bzw mir bescheid geben, wenn sie was weg nehmen, für den Fall, dass ich es brauche. Ich bin so ein bisschen die strenge Werkstattaufseherin geworden (meinem Werkstattleiter gegenüber natürlich nicht so dolle, aber manchmal auch. Ich muss ihn zB ab und an daran erinnern, dass er das Werkzeug wegräumen muss, wenn eine Montage vorbei ist.) Aber mit der Rolle fühlen wir uns beide gut. Er ist nicht so der autoritäre Typ und hat eigentlich gar keinen Bock anderen zu sagen was sie zu tun und zu lassen haben, also übernehme ich das, was ihm eben auch Arbeit abnimmt. Ich bin also nicht generell unsicher, nur eben was meine Tischlerarbeit selbst betrifft. Vor Maschinen oder so habe ich übrigens keine Angst, das wäre nicht so gut.
Egal, lange Rede, kürzer Sinn, ich wurde ins kalte Wasser geschmissen und nunja, ich ging nicht unter. Selbstverständlich schaue ich meinem Werkstattleiter über die Schulter, wenn er da ist, nur ist er das eben nicht regelmäßig. Selbstverständlich steht auch der Meister mir mit Rat und Tat zur Seite, nur hat er eben auch viel anderes zu tun, ist nicht in der Werkstatt uuuund auch nicht immer da. Zu dem Einwand, der in der Diskussion irgendwo war, dass man Sachen nicht ständig hinterfragen soll, sondern machen, was ein erfahrener er Kollege sagt: jo, mache ich, aber nicht immer. Warum? Nun der Werkstattleiter und der Meister ticken sehr unterschiedlich. Der Werkstattleiter sagt immer "mach das nicht soo ordentlich, das ist egal" und der Meister, dem kann es nie gut genug sein. Manchmal also widerspreche ich dem Werkstattleiter und mache es so, wie es dem Meister Recht wäre und manchmal wiedetspreche ich dem Meister und sage "so reicht das" . Ich mache es eh einem von beiden nicht ganz Recht (nein, dafür kritisieren sie mich nicht ernsthaft), also schaue ich auch immer womit ich zufrieden wäre. Eine Art Mentor habe ich also nicht. Ich muss mir oft selbst überlegen, wie ich was machen soll, weil ich es noch nie gemacht habe. Das kostet extrem viel Zeit. Wenn man mal Zeichnungen hat, sind sie oft unvollständig, fehlerhaft, ohne Maße. Also quasi kaum brauchbar. Um das ein bisschen abzufedern soll eben die Arbeitsanweisung in schriftlicher Form erweitert werden. Mehr habe ich oft nicht. Und ja, anfangs war ich extrem überfordert. Da stehste da und sollst Sachen machen, die du noch nie gemacht hast, dazu auch noch selbst überlegen, wie du es konstruierst. War hart, aber ich hab's bisher immer geschafft und langsam wachse ich in dieses kleine, liebenswerte Chaos dort rein.

☺️
 

Eleonora

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3. Was macht mich langsam?
Unsicherheit. Viel Unsicherheit. Ich kontrolliere meine Maße, Einstellungen, etc nicht einmal, sondern fünf Mal, manchmal zehn Mal. Ich will auf keinen Fall einen Fehler machen, hab ich bisher auch nicht, aaaber das auf Kosten von viel, viel Zeit.
Ich muss mir oft ewig überlegen wie ich was mache. Auch das kostet viel Zeit.
Manchmal ist es auch meine Kraft. Also es gibt Dinge, auf die ich nicht so den Einfluss habe. Wenn ich allein bin, muss ich mir erstmal jemanden suchen, der zB mit mir ne Platte auf die Säge hebt, oder mir von ganz oben aus dem Regal ne Palette mit dem Stapler runter holt, aber gut, daran kann ich nicht soo viel ändern (außer zu lernen Stapler zu fahren ☺️).
Jedenfalls ja, ich stehe mit einfach hochgradig selbst im Weg. Ich misstraue meinen Einschätzungen und Entscheidungen, habe Angst Fehler zu machen und um sie zu vermeiden gehe ich jede Sache x-Mal durch, um gaaanz sicher zu sein.
Jeden Morgen schaue ich auf die To-Do und machen mir nen Arbeitsablaufpläne. Ich stelle, wenn möglich, alle Fragen auf einmal, um nicht alle halbe Stunde ins Büro rennen zu müssen, wenn mein Werkstattleiter nicht da ist. Wenn noch jemand da ist, lasse ich mir alles, was ich nicht alleine tragen kann, holen/positionieren/mittragen, um zu vermeiden, dass ich dann Hilfe brauche, wenn gerade keiner da ist.
Ich plane Trocknungszeiten so, dass ich in der Zeit was anderes machen kann. Ich mache möglichst alle gleichen Arbeitsschritte in einem. Also alles sägen zB. Nicht sägen, was anderes machen, wieder was sägen, usw.
 

Eleonora

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Wenn ich es ganz rational durchgehe, glaube ich, dass sie alles in allem zufrieden sind. Sie planen zB mehr Zeit ein, wenn ich was fertige, weil sie wissen, dass ich langsamer bin. Das haben sie also auf dem Zettel. Alles in allem positiv. Aber fühlen, ja, fühlen tue ich die Angst diese großartige Firma verlassen zu müssen.
Der Job macht einfach super viel Spaß. Ich gehe mit einem Lächeln hin, fluche 318 Mal, und gehe mit einem Lächeln nach Hause.
Überstunden sind zumindest in der Saison die Regel. Von September bis Mitte Dezember hatte ich ca 120 Überstunden und war noch gut dran. Der Werkstattleiter zB ist erst seit Mai in dem Betrieb und der hat rund 400 Überstunden gehabt. Also im Sommer wirds richtig hart. Aber bisher hatte ich noch keinen Tag, an dem ich nach Hause wollte und/oder kaputt war/keine Lust hatte. Und jetzt, wo es etwas ruhiger ist, achtet der Chef auch ganz penibel darauf, dass man ja nicht länger arbeitet. Die Hochphase steht ja auch schon vor der Tür.
Und deswegen, wegen allem und, weil ich einen derartigen Rückschlag nach meinen Erfahrungen evtl nicht mehr so verkraften uuund weil die Firma für mich zumindest einfach perfekt ist, habe ich Angst, dass der Chef mein Tempo falsch eingeschätzt hat, jetzt "enttäuscht", oder ernüchtert ist und feststellt, dass er mich so doch nicht gebrauchen kann.
 

Eleonora

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Ich hoffe, ich konnte alle Punkte klären, wenn nicht, fragen.
Neben den Nebenschauplätzen, danke ich schonmal allen für ihre Tipps und, dass ihr euch Zeit für mich genommen habt
 

predatorklein

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Und deswegen, wegen allem und, weil ich einen derartigen Rückschlag nach meinen Erfahrungen evtl nicht mehr so verkraften uuund weil die Firma für mich zumindest einfach perfekt ist, habe ich Angst, dass der Chef mein Tempo falsch eingeschätzt hat, jetzt "enttäuscht", oder ernüchtert ist und feststellt, dass er mich so doch nicht gebrauchen kann.
Moin

Dürfte eher weniger der Fall sein , dann hätte er dir sicher schon gekündigt .

Die Routine kommt mit der Zeit , das ist einfach normal .
Früher sagte man , dass man einen Gesellen eigentlich erst beurteilen kann , wenn er 5 Jahre als Geselle gearbeitet hat .
Und auch in alle Bereiche des Schreinerhandwerks " reinschnuppern " konnte .

Und das Schreinerhandwerk im Kleinbetrieb ist eben verdammt komplex , ist mit vielen anderen Gewerken nicht vergleichbar .
Echte " Fürsten " trifft man da verdammt selten , obwohl sich viele gerne dafür halten :emoji_wink:
Und wie der " Fürst " menschlich ist , steht auch auf einem ganz anderen Blatt .

Gegen deine Angst solltest du einfach mal was unternehmen , gibt ja diverse Möglichkeiten .
Angst ist einfach ein schlechter Berater .

Und schlechte Chefs trifft man in allen Bereichen , das ist keine Seltenheit .
Dann muss man sich eben eine andere Schreinerei suchen .

In 2 Jahren wirst du wahrscheinlich über deine heutigen Ängste lachen :emoji_slight_smile:
Wichtig ist auch , am Ball zu bleiben und nicht gleich die Flinte ins Korn zu werfen .
Echte Meister fallen ganz selten vom Himmel , sagt ja auch schon das Sprichwort .

Wir hatten in meiner Gesellenzeit ein Mädchen mit im Team , war ein 10-Mann Betrieb .
Über die wurde auch ganz gerne gelästert , was die Körperkraft anging .

Damals brauchte man für den Meister noch 5 Gesellenjahre , die hat das durchgehalten und heute hat sie einen Betrieb mit 15 Leuten .
Während die meisten der damaligen Lästerer ihr Brot immer noch als angestellte Schreiner verdienen :emoji_stuck_out_tongue_winking_eye:

Gruß
 

KaiX0

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Moin Eleonora!

Glückwunsch, Du bist sehr reflektiert und scheinbar auch ehrlich, Dir, dem Betrieb und den dort Arbeitenden gegenüber. Das sind, finde ich, sehr gute Vorraussetzungen, um die Gefühle in den Griff zu bekommen.

Was ich aus Deinen Schilderungen verstanden habe
- Du hast Angst, Fehler zu machen
- Diese Angst 'lähmt' bzw. verlangsamt Dich
- Die Langsamkeit führt zu Kündigungsängsten
- Ab hier beginnt eine Wiederholungsschleife

Korrekt so weit?
Nach Deinen Schilderungen setze ich voraus, dass man Dir wohlgesonnen ist, Du aber, umständehalber, Dich oft alleine gelassen, rat- und hilflos fühlst. Auch das wird aber erkannt und, wichtiger, akzeptiert.

Ist die Angst, Fehler zu machen, oder, anders ausgedrückt, der Perfektionismus, ein Wesensmerkmal, welches Dich immer begleitet? Falls ja, wie löst Du das?
- Hast Du hilfreiche Strategien, um im privaten Leben damit umzugehen?
- Weisst Du, woher das kommt?
- Ist das überhaupt relevant? Was würden Freunde und Familie über Dich diesbezüglich sagen? Frage die mal, es ist oft erstaunlich, was man dabei über sich erfährt.

Falls aber nein, scheint es doch einfach. Finde die Ursache, evtl. die miese Erfahrung im letzten Job, und stelle sie ab. Denke an die guten Dinge in Deinem neuen Job. Du wirst unterstützt, so gut es im Tagesgeschäft eben geht. Du erfährst Wertschätzung, offensichtlich, weil Du es wert bist! Der Job macht Spass. DU bist DORT richtig!

Überlege in diesem Fall auch was es braucht, damit Du Dich sicher fühlst, und hole es Dir, sofern möglich. Feedback? Lob? Verständnis für Deine Gefühle? Klare(re) Anweisungen? Eventuell die schmerzhaftesten Punkte (ich benötige immer Hilfe um die Platten zu wuchten. Kriege ich einen Staplerschein oder hat jemand eine bessere Idee?) offensiv angehen.

Zum Schluss: Menschen sind unterschiedlich. Perfektionisten sollten idealerweise bei Intarsienarbeiten eingesetzt werden, Menschen mit weniger Anspruch sind vllt. sehr schnell und sollten Paletten zusammenhauen (irgendwie blöde Metapher, aber es ist noch früh...). Werden sie aber in vertauschten Rollen eingesetzt, geht das schief.
Bedeutet, setze Mitarbeiter möglichst ihren Stärken entsprechend ein, davon haben allen Meisten. Bei 3 Leuten nicht einfach, aber das sollte man immer mitbedenken.

Also, versuche der Angst mal beizukommen. Und entspanne Dich, Du bist dort scheinbar richtig und wertgeschätzt. Der Rest kommt mit Routine und Erfahrung von ganz alleine.

Good luck!
 
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