2. Also wir sind keine herkömmliche Tischlerei, sondern eine Event-und Messeragentur und ja, wir machen auch Innenausbau, vorallem im Winter, außerhalb der Saison.
Die Firma selbst ist ein, sich im Wachstum befindliches, mittelständisches Unternehmen.
Wir haben drei Abteilungen: die Büromenschen, die eben die Planung machen, mit Kunden reden, usw, die Logistik, die sich ums Lager, LKW-Touren, auf- und Abbauten, etc kümmert und wir, die Tischlerwerkstatt. Wir sind die kleinsten. Als ich schrieb, dass da noch ein Werkstattleiter und ein Meister im Büro sein, meinte ich: nur die. Also, wir sind nur drei, wobei wir eben nur zwei in der Produktion sind. Mein Werkstattleiter hilft mir natürlich, auch den Meister kann ich immer fragen, aaaber die sind eben nicht immer da. Kundengespräche, Montage, usw. Ich bin Recht häufig ganz allein auf mich gestellt, weswegen auch die To-do-Liste um Arbeitsabläufe erweitert werden soll. Oft ist eben einfach keiner da, den ich fragen könnte.
Ich bin schon selbstsicherer geworden. In der Firma bin ich angekommen. Ich komme mit allen super zurecht, sind aber auch großartige Menschen, habe ein bisschen die inoffizielle Führung in der Tischlerei übernommen, etc. Nachdem ich dort anfing, eine Woche danach, war mein Werkstattleiter das erste Mal für länger auf Montage und ich allein. Also müsste ich irgendwie klar kommen. Dann ist die Firma umgezogen und ich war wieder ohne meinen Werkstattleiter. Ein Kollege aus der Logistik und ich haben den Werkstattumzug fast allein gewuppt. Plötzlich musste ich entscheiden was wohin soll, was weg kann, usw. Ich wusste bei den meisten Sachen nichtmal, dass wir es haben, oder was es ist, aber war eben dafür zuständig. Der Vorteil: ich weiß wo was ist und was wir an Material haben, also ich habe als einzige den Überblick. Außerdem habe ich mir die Kollegen aus der Logistik "erzogen", dass se Werkzeug wieder da hintun, wo sie es weggenommen haben und mich teilweise fragen, bzw mir bescheid geben, wenn sie was weg nehmen, für den Fall, dass ich es brauche. Ich bin so ein bisschen die strenge Werkstattaufseherin geworden (meinem Werkstattleiter gegenüber natürlich nicht so dolle, aber manchmal auch. Ich muss ihn zB ab und an daran erinnern, dass er das Werkzeug wegräumen muss, wenn eine Montage vorbei ist.) Aber mit der Rolle fühlen wir uns beide gut. Er ist nicht so der autoritäre Typ und hat eigentlich gar keinen Bock anderen zu sagen was sie zu tun und zu lassen haben, also übernehme ich das, was ihm eben auch Arbeit abnimmt. Ich bin also nicht generell unsicher, nur eben was meine Tischlerarbeit selbst betrifft. Vor Maschinen oder so habe ich übrigens keine Angst, das wäre nicht so gut.
Egal, lange Rede, kürzer Sinn, ich wurde ins kalte Wasser geschmissen und nunja, ich ging nicht unter. Selbstverständlich schaue ich meinem Werkstattleiter über die Schulter, wenn er da ist, nur ist er das eben nicht regelmäßig. Selbstverständlich steht auch der Meister mir mit Rat und Tat zur Seite, nur hat er eben auch viel anderes zu tun, ist nicht in der Werkstatt uuuund auch nicht immer da. Zu dem Einwand, der in der Diskussion irgendwo war, dass man Sachen nicht ständig hinterfragen soll, sondern machen, was ein erfahrener er Kollege sagt: jo, mache ich, aber nicht immer. Warum? Nun der Werkstattleiter und der Meister ticken sehr unterschiedlich. Der Werkstattleiter sagt immer "mach das nicht soo ordentlich, das ist egal" und der Meister, dem kann es nie gut genug sein. Manchmal also widerspreche ich dem Werkstattleiter und mache es so, wie es dem Meister Recht wäre und manchmal wiedetspreche ich dem Meister und sage "so reicht das" . Ich mache es eh einem von beiden nicht ganz Recht (nein, dafür kritisieren sie mich nicht ernsthaft), also schaue ich auch immer womit ich zufrieden wäre. Eine Art Mentor habe ich also nicht. Ich muss mir oft selbst überlegen, wie ich was machen soll, weil ich es noch nie gemacht habe. Das kostet extrem viel Zeit. Wenn man mal Zeichnungen hat, sind sie oft unvollständig, fehlerhaft, ohne Maße. Also quasi kaum brauchbar. Um das ein bisschen abzufedern soll eben die Arbeitsanweisung in schriftlicher Form erweitert werden. Mehr habe ich oft nicht. Und ja, anfangs war ich extrem überfordert. Da stehste da und sollst Sachen machen, die du noch nie gemacht hast, dazu auch noch selbst überlegen, wie du es konstruierst. War hart, aber ich hab's bisher immer geschafft und langsam wachse ich in dieses kleine, liebenswerte Chaos dort rein.
☺️