Hallo!
Ich schätze den Stuhl alter als aus den 60ern. Könnte durchaus aus den 40ern oder älter sein. Das spielt aber hier keine Rolle.
Du hast geschrieben, dir ist die Flechttechnik vertraut. Du weißt also welche Seite des Flechtrohres aussen sein muss und um die Wichtigkeit der x anstatt der v am Rand. Auch worum es bei den Fischköpfen oder Fischaugen bei den Ecklöchern geht. Und auch wie die Diagonalen unter die Senkrechten und Waagrechten gehören.
Ich hab im Netz nachgesehen ob ich Videos über die gesteckte Technik finde (Im Englischen wird sie "blind hole caning" genannt) aber nichts gefunden. Leider schweigen sich auch meine Bücher darüber aus.
Ok. Im Prinzip ist die gesteckte Technik nichts anderes als die durchgeflochten. Zuerst bohrt du die Löcher aus. Wenn es sich um 2,5mm Material handelt nimm einen 5mm Bohrer. Bei 2,25mm geht auch ein 4,5mm. Da die Lehne in die Längsachse gebogen ist, also waagrecht, fängst du mit den Senkrechten an. Du steckst das Flechtrohr in ein Loch und fixiert es. Sehr gut eignen sich dazu kleine Peddigstöpsel oder auch Golf Tees. Dann spannst du senkrecht zum gegeüberliegenden Loch und schneidest das Rohr so lang ab, dass es noch 5-10mm in diesem Loch steckt. Steckst das Rohr hinein und fixiert wieder mit einem Stöpsel. Dies machst du bei allen Löchern, so wie bei der "normalen" Technik. Da die Lehne gebogen ist, legst du beim nächsten Schritt, dem ersten waagrechten, das Rohr dahinter und verfährst wie bei Schritt 1. Nächster senkrechter Schritt genauso dahinter und fixieren. Dabei musst du jeweils den Stöpsel herausziehen, breits vorhandenes Rohr und jetztiges Rohr hineinstecken und wieder fixieren. Beim letzten waagrechten Schritt, dem ersten "Flechtschritt" (Nr 4) genauso verfahren. Die Diagonalen werden genauso geflochten wie normal und jeweils fixiert wie bereits beschrieben.
Nun ist das Geflecht fertig und es folgt der Rand. Dazu brauchst du einen umlaufenden Deckfaden/Abdeckrohr wie beim normalen Flechten. Statt des Bindefadens/Binderohres nimmst du lauter kurze Stücke mit ca 12-15mm. Je nach Lochtiefe. Und kleine Holz- oder Peddigstöpsel mit ca 3mm Durchmesser. Wenn du die Haltestöpsel entfernst, soll man sie ohne Kraftaufwand in die Löcher stecken können. Und Leim in einer kleinen Flasche.
Jetzt entfernst du jeweils 5-10 Haltestöpsel. Dann drückst du jeweils einen Tropfen Leim in die Löcher. Der Bindefaden wird zu einem U gebogen. Du nimmst jetzt einen kleinen Stöpsel, legst den Deckfaden darauf, darüber das U, und drückst das Ganze ins Loch. Damit das Ganze dann so aussieht wie ein normaler Abschluss. So wie auf deinen Fotos. Und so arbeitest du dich rundherum.
Die einfachere Methode ist jene ohne Deckfaden. Da werden die Löcher nur mit Leim und kleinen Holzstöpseln gefüllt, und so das Geflecht fixiert.
Die ganze Prozedur ist beinahe einfacher gemacht als Beschrieben. Ich kenne aber auch viele Flechter die diese Stecktechnik oder Stöpseltechnik nicht machen, weil Sie Ihnen zu filigran ist.
Ich hoffe ich konnte dir etwas helfen
LG Gerhard
www.sesselflechterei.at