Alte Stuhllehne Wiener Geflecht restaurieren

sunny428

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Hallo zusammen, ich bin auf der Suche nach hilfreichen Tipps zwecks der Restaurierung meines alten Habeo-Holzstuhls mit Wiener Geflecht an der Rückenlehne. Das Geflecht ist über die Jahre an einigen Stellen gebrochen und muss erneuert werden. Die Flechttechnik ist mir bekannt, aber die Löcher in die das Peddigrohr hineinwandert, scheinen mir nicht durchgängig zu sein. Meint ihr es handelt sich hier ebenfalls um diese Sacklöcher und das Geflecht ist nur gesteckt? Ich habe schon diverse Beiträge hier zu dem Thema durchsucht, aber schicke hier ein paar Bilder, da das ja doch immer von Stuhl zu Stuhl verschieden ist. Vielen Dank schon mal vorab für eure Hilfe.
 

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derdad

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Hallo!
Sesselflechten ist mein Fachthema. Mache es beruflich.
Das Geflecht zu erneuern ist am Besten in der gesteckten Technik. So wie du es erwähnt hast.
Man kann auf der Rückseite zwar keine verschlossene Nut erkennen, so wie das Geflecht jedoch in die Löcher gezogen ist könnte es im Original aber durchgeflochten sein. Evtl ist hinten ein Furnier draufgeleimt. Sieht an der "scharfen" Kante beinahe so aus. Ich kann mich aber auch täuschen.
Wie viel ist auszubessern?
Welche Fragen hast du konkret?

LG Gerhard
 

sunny428

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Hallo Gerhard, vielen lieben Dank für deine Antwort. Ich denke es wäre am besten einfach das komplette Geflecht neu zu machen, da der Stuhl wohl aus den 60er Jahren ist und das Originalgeflecht doch schon etwas mitgenommen ist. Es ist an mehreren Stellen gebrochen und, wie man auf den Bildern gut erkennen kann, auch schon etwas angestaubt. Es wäre sonst bestimmt sonst nur eine Frage der Zeit bis die nächste Stelle bricht. Liege ich richtig in der Annahme das beim Stecken des Peddigrohrs dann einfach jedes Ende in jedem Loch mit irgendeiner Art Holznagel festgeklemmt/fixiert wird? Im Internet habe ich nichts zum Thema "Stecken" gefunden. Für mich sieht es eigentlich nicht nach Furnier aus, da sich die Holzmaserung komplett durch die Stücke zieht. Kann ich noch irgendetwas fotografieren, damit man das ausschließen kann? LG
 

derdad

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Hallo!
Ich schätze den Stuhl alter als aus den 60ern. Könnte durchaus aus den 40ern oder älter sein. Das spielt aber hier keine Rolle.
Du hast geschrieben, dir ist die Flechttechnik vertraut. Du weißt also welche Seite des Flechtrohres aussen sein muss und um die Wichtigkeit der x anstatt der v am Rand. Auch worum es bei den Fischköpfen oder Fischaugen bei den Ecklöchern geht. Und auch wie die Diagonalen unter die Senkrechten und Waagrechten gehören.
Ich hab im Netz nachgesehen ob ich Videos über die gesteckte Technik finde (Im Englischen wird sie "blind hole caning" genannt) aber nichts gefunden. Leider schweigen sich auch meine Bücher darüber aus.
Ok. Im Prinzip ist die gesteckte Technik nichts anderes als die durchgeflochten. Zuerst bohrt du die Löcher aus. Wenn es sich um 2,5mm Material handelt nimm einen 5mm Bohrer. Bei 2,25mm geht auch ein 4,5mm. Da die Lehne in die Längsachse gebogen ist, also waagrecht, fängst du mit den Senkrechten an. Du steckst das Flechtrohr in ein Loch und fixiert es. Sehr gut eignen sich dazu kleine Peddigstöpsel oder auch Golf Tees. Dann spannst du senkrecht zum gegeüberliegenden Loch und schneidest das Rohr so lang ab, dass es noch 5-10mm in diesem Loch steckt. Steckst das Rohr hinein und fixiert wieder mit einem Stöpsel. Dies machst du bei allen Löchern, so wie bei der "normalen" Technik. Da die Lehne gebogen ist, legst du beim nächsten Schritt, dem ersten waagrechten, das Rohr dahinter und verfährst wie bei Schritt 1. Nächster senkrechter Schritt genauso dahinter und fixieren. Dabei musst du jeweils den Stöpsel herausziehen, breits vorhandenes Rohr und jetztiges Rohr hineinstecken und wieder fixieren. Beim letzten waagrechten Schritt, dem ersten "Flechtschritt" (Nr 4) genauso verfahren. Die Diagonalen werden genauso geflochten wie normal und jeweils fixiert wie bereits beschrieben.
Nun ist das Geflecht fertig und es folgt der Rand. Dazu brauchst du einen umlaufenden Deckfaden/Abdeckrohr wie beim normalen Flechten. Statt des Bindefadens/Binderohres nimmst du lauter kurze Stücke mit ca 12-15mm. Je nach Lochtiefe. Und kleine Holz- oder Peddigstöpsel mit ca 3mm Durchmesser. Wenn du die Haltestöpsel entfernst, soll man sie ohne Kraftaufwand in die Löcher stecken können. Und Leim in einer kleinen Flasche.
Jetzt entfernst du jeweils 5-10 Haltestöpsel. Dann drückst du jeweils einen Tropfen Leim in die Löcher. Der Bindefaden wird zu einem U gebogen. Du nimmst jetzt einen kleinen Stöpsel, legst den Deckfaden darauf, darüber das U, und drückst das Ganze ins Loch. Damit das Ganze dann so aussieht wie ein normaler Abschluss. So wie auf deinen Fotos. Und so arbeitest du dich rundherum.
Die einfachere Methode ist jene ohne Deckfaden. Da werden die Löcher nur mit Leim und kleinen Holzstöpseln gefüllt, und so das Geflecht fixiert.
Die ganze Prozedur ist beinahe einfacher gemacht als Beschrieben. Ich kenne aber auch viele Flechter die diese Stecktechnik oder Stöpseltechnik nicht machen, weil Sie Ihnen zu filigran ist.

Ich hoffe ich konnte dir etwas helfen
LG Gerhard

www.sesselflechterei.at
 

sunny428

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Hallo Gerhard,

Wow, vielen lieben Dank für deine ausführliche Antwort und die detaillierte Anleitung. Da freue ich mich wirklich sehr drüber. Vieles war mir bekannt, aber natürlich nicht alles. Welche Seite des Flechtrohres außen sein muss und wie die Diagonalen unter die Senkrechten und Waagrechten gehören, wusste ich aber das mit der Wichtigkeit der x anstatt der v am Rand und worum es bei den Fischköpfen in den Ecklöchern geht, darfst du mir natürlich gerne noch erläutern :emoji_slight_smile: Auf jeden Fall beruhigend, dass auch du über diese Stecktechnik im Netz ebenfalls nichts gefunden hast. Vor der filigranen Arbeit scheue ich nicht nicht, ich mag Herausforderungen :emoji_slight_smile:
Ich fand es auch sehr interessant, dass du den Stuhl sogar noch älter schätzt. Sagt dir der Name "Habeo" etwas? Habe auch hier nicht viel im Netz darüber gefunden, aber scheinen wohl gesuchte Design-Klassiker zu sein. Ich finde ich auf jeden Fall wunderschön und werde noch ein Foto des gesamten Stuhls im Ursprungszustand posten.

Dann besorge ich mal das Peddigrohr, die Haltestöpsel und die kleinen Holzstöpsel zum finalen fixieren. Hab ich etwas vergessen? Vielleicht hast du ja sogar einen Tipp für mich, wo ich das am besten kaufen/bestellen kann.
Freue mich schon auf das Projekt. Habe zwar im Moment noch ein bisschen Bedenken, ob das Gesteckte denn dann auch alles brav in seinen Löchern bleibt :emoji_grin: aber wird schon klappen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Werde in diesem Zuge, nachdem ich das alte Geflecht entfernt habe, dann auch gleich den Stuhl abschleifen und das Holz wieder auf Vordermann bringen. Wenn du hierzu einen schönen Tipp hast zwecks Öl, Wachs etc... sehr gerne her damit. Ich denke, dass es sich um Buchenholz handelt und ich möchte sehr gerne die helle Farbe des Holzes wieder zum Leben erwecken. Im Moment ist er aufgrund des Alters doch recht angegraut :emoji_slight_smile:

LG Sonja
 

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derdad

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Hallo Sonja!
Der Name Habeo sagt mir nicht sehr viel. Ich hatte in dieser Art zwar schon sehr viele Sessel in meiner Werkstatt, aber dieser Name wäre mir nicht aufgefallen.
Die Stecktechnik ist nur für Lehnen etc geeignet. Und da hält es seit Generationen von Flechtern. Für Sitzflächen ist sie natürlich ungeeignet.
Ich nehme an du hast schon Wiener Geflecht geflochten, denn als Premiere ist die Stecktechnik nicht sehr geeignet.
Da du in Bamberg zuhause bist, ist es das Beste du bestellst dein Material bei der Fa. Schardt in Lichtenfels. Dort bekommst du auch die "Kunststoffhaltekeile" und die "Holzstifte". Am Besten in 3x3mm und 12mm lang. www.schardt-kg.de Lichtenfels ist die Hochburg der deutschen Flechterei.
Bzgl Restaurierung des Holzes gibt es wirkliche Spezialisten hier im Forum. Ich bin zwar Tischlermeister und habe auch schon viele Sessel restauriert will da aber nicht allzuviel darüber schreiben.
Der Sessel ist im original sicherlich gebeizt und mit irgend einem Nitrolack lackiert. Ihn Fleckenlos auf Buche Natur zu bringen wird nicht so einfach, da die Beize doch ins Holz eindringt.
Ein schönes Wochenende noch
Gerhard
 
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sunny428

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Hallo Gerhard, jetzt wollte ich dir schon lange antworten und komme erst jetzt dazu. Erstmal wieder tausend Dank für deine fachmännischen Tipps und deine Unterstützung, das weiß ich wirklich sehr zu schätzen! Tatsächlich wird es eine Premiere sein :emoji_slight_smile: aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt und ich stelle mich der Herausforderung. Werde nun erst einmal die Sachen dafür bei der von dir empfohlenen Lichtenfelser Firma bestellen und dich auf dem Laufenden halten. Wenn ich mal in Wien bin, schaue ich sicherlich mal bei dir vorbei :emoji_slight_smile:
Liebe Grüße und schöne Pfingsten.
 

sunny428

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Danke Melanie. Das mache ich! Zumal ich ja auch wirklich nur überall hin komme, wenn das Geflecht entfernt ist. Hast du einen Tipp zwecks Holzbehandlung? Grüße
 

sunny428

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Danke Melanie!

Gerhard, ich brauche nochmal deine Hilfe :emoji_slight_smile: Da mich die Optionen an Peddigrohr jetzt doch etwas "erschlagen"... hast du eine Empfehlung, welches ich hier von dieser Liste am besten für meine Stuhllehne kaufen soll? Das es nicht das runde sein kann, ist logisch... das bislang an der alten Lehne verarbeitete ist 2 mm breit. Danke schon mal vorab!

www.schardt-kg.de/preisliste/832019.2020/pl83_2019.pdf
 

derdad

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Du darfst nicht bei Peddig schauen, sondern bei Stuhlflechtrohr. Soviel ich gesehen habe auf Seite 5. Blauband Superior ist die beste Qualität. Wenn 2mm drin war dann würd ich bei 2mm bleiben. Ist aber etwas schwieriger zu verarbeiten. Es reisst naturgemäß leichter.
Ich werd noch eine Tabelle hochladen in der der angegeben ist wann welche Breite verwendet wird.
Mit 125 g müsstest du für 1 Lehne reichlich genug haben. Bitte Sie dir 1,5 bis 2 m 2,75mm oder 3mm dazuzugeben für den Rand.
P.S.: Rattan und Peddig kommt von der gleichen Pflanze. Der Rattan- oder Rotangpalme. Eine lianenartigen Palmenart der Regenwälder Südostasiens. Die zähe, reißfeste Schale wird abgeschält und ist das Stuhlflechtmaterial, der weichere Kern wird aufgespalten und ist das Peddig= Korbflechtmaterial.

LG
Gerhard
 

derdad

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Ich hab mir die Bilder ganz am Anfang nochmals angesehen und wenn ich schätzen müsste würd ich sagen: Schritt 1 bis 4 (waagrechte und senkrechte Fäden) sind 2mm breit (evtl 2,1mm. wurde früher manchmal verwendet), und Schritt 5 und 6 (die schrägen Fäden) sind 2,25mm breit.
Für diese kleine Lehne sind 2mm für alles aber durchaus vertretbar. es wirkt dann sehr elegant. Für ein etwas gröberes Geflecht ist auch 2,25 für alles machbar. 2,5mm wirkt schon sehr dick.
Lg Gerhard

im Anhang ist eine kleine Tabelle zur Auswahl des richtigen Rattanmaterials
LG Gerhard
 

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sunny428

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Leicht verspätete Antwort, aber ich möchte euch nochmal ganz herzlich Danke sagen für eure ausführlichen Tipps. Ich weiß das wirklich sehr zu schätzen. Da ich im Moment nicht so viel Zeit habe, bin ich tatsächlich immer noch am Schleifen und die alte Beize hält sich hartnäckiger als gedacht und ich habe mich des öfteren gefragt, wie man so ein schönes Holz mit so einer schlimmen grünbraunen Beize verunstalten kann :emoji_slight_smile: möchte aber trotzdem nicht wirklich mit Chemie rangehen und denke mit viel Geduld wird es werden. Habe euch mal einen Zwischenstand vom letzten Wochenende hochgeladen :emoji_slight_smile:
 

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derdad

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Buche, das Holz deines Sessels, wird erst seit 20, vielleicht 30 Jahren als hochwertiges Holz gesehen. Die Zeit vorher war es immer nur das billigste Hartholz. Da es sich problemlos Dampfbiegen lässt und hart ist wurde es natürlich in der Sitzmöbelproduktion gerne verwendet. Da es aber auch sehr schnell vergilbt hat man es meist gebeizt und so farblich den "hochwertigen" Hölzern der jeweiligen Zeit angepasst. Die Beize dringt tief ein und lässt sich auch mit schleifen kaum restlos entfernen. Dunkle Wolken werden immer sichtbar sein. Besonders an Stellen mit großem Hirnholzanteil.
LG Gerhard
 

sunny428

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Sehr interessant mehr Hintergrundinfo zu erfahren. Das macht natürlich Sinn. Etwas „wolkig“ wäre ok für mich, niemand ist schließlich perfekt und so erzählt er ja auch weiherhin seine Geschichte, was ich sowie so gut finde.
 

Blackfleet

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Hallo zusammen.
Das hier scheint genau mein Thema zu sein.
Ich habe 4 wunderschöne Stühle bekommen, die zwar etwas ramponiert aussahen (Oberfläche unschön, Geflecht defekt), aber im Kern noch gut waren (sind) und zu schade zum wegwerfen.
Diese habe ich vom Holz her soweit aufgearbeitet, dass ich alle alten Lackreste (ich nehme an Schellack) entfernt habe, die Stühle geschliffen habe (teilweise graue Stellen durch Feuchtigkeit), gebleicht gebeizt und anschließend mit Schellack mattiert habe.
Nachdem ich nun herausgefunden hatte, dass das Wiener geflecht gesteckt worden zu sein scheint, habe ich mich mal darin versucht (vorher nie geflechtet). Dabei musste ich feststellen, dass dieses eine sehr Zeit intensive Arbeit ist.
Nachdem bisher alles soweit relativ gut geklappt hat. Es geht wahrscheinlich schöner, aber fürs erste Mal sicherlich nicht schlecht (siehe Bilder), stehe ich nun vor einem Problem.
Wie bekomme ich die Abdeckleiste in/über die Löcher fixiert?
Ich habe schon versucht die Abdeckleiste mit dem Peddigrohr mittels der kleinen Holzkeile in die Löcher zu fixieren (Löcher sind nicht durchgebohrt). Auf deutsch soll das heißen, dass ich versucht habe kurze Peddigrohr Stücke seitlich an den kleinen Holzkeilen (zum fixieren in den Löchern) zu fixieren und dann entweder die Abdeckleiste an der Oberseite der Keile, also zwischen Keil und dem Peddigrohr, welches die Abdeckleiste hält, zu schieben,.....oder aber die Abdeckleiste nicht hindurch zu schieben sondern direkt so zwischen Keil und Peddigrohr halte. Und dann alles zusammen in die Löcher, zum fixieren, stecke. (ich hoffe die Ausführung war verständlich)
Meine Theorie, dass dieses so funktionieren könnte klang soweit logisch. In der Praxis sah das ganze aber ganz anders aus. Hat also nicht funktioniert.
Vielleicht kann mir jemand einen Tipp geben.
 

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derdad

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Einen schönen Abend!
Um den Rand bei gestecktem Geflecht zu machen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine davon hast du ja bereits erwähnt. Einen kleinen Rattanbogen über Abdeckfaden und Holzstifterl legen und beides zusammen ins Loch drücken. Vorher das Loch mit einem Tropfen Leim versehen. Dies ist die eleganteste, aber auch die schwierigste. Da man den Durchmesser der Stifterl so wählen muss, dass alles zusammen noch ins Loch gedrückt werden kann, das Ganze dann aber nicht mehr herausrutscht. Ich nehm dafür Peddigrundrohr mit passendem Durchmesser. Je nach Geflecht ist der zwischen 2,5 und 3,5mm. Die passende Länge schneid ich mir mit einer Gartenschere.
Bei diesen "Chippendale" Stilsesseln aus den 1940er/50er/60er, wie deiner einer ist, wurde oft auch nur verstiftelt. Ohne einen Abdeckfaden.
Eine weitere Möglichkeit siehst du unten in den Bildern. Ich hab eine kleine Fotoserie für meine Kursteilnehmer gemacht, die hoffentlich relativ selbsterklärend ist. 1-Alles was du brauchst. 2-Ein Tropfen Leim ins Loch. 3-Abdeckfaden ins Loch drücken (sehr gut eignet sich dafür ein kleiner, etwas abgerundeter Schraubenzieher). 4u5-Holzstiftel ins Loch drücken. 6-Abdeckfaden darüber legen. und das Ganze von vorne......
(Hab leider einen etwas schlechten Abdeckfaden erwischt der sich spaltet. Deshalb der "doppelte" Faden in den Bildern.)
Ich hoffe ich konnte etwas helfen.
LG Gerhard

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schreinerheiri5

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Danke für all die Bilder!
Toll das mal im Detail zu sehen.

Vor drei Jahren wurde uns ein Sessel aus einer sehr schönen Sitzgruppe der 30er-Jahre aus Mahagony und Geflecht und Polsterkissen bei einem Ofenbrand schwer beschädigt. Hat mich sehr geschmerzt. Wie glücklich war ich, dass die Versicherung die Restaurierung bezahlt hat!

Meine Ehrfurcht vor dem Schreiner und vor dem Flechter war gross!

Sessel-ohne-Polsterkissen.jpg

P.S.: Lehnen und Rücken jeweils Geflecht doppelt!
Für die Rechnung hat die Flechterei einen Ansatz pro Loch verrechnet.
 
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Blackfleet

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Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung @derdad .

Dann war es so, wie ich es mir gedacht habe, ja gar nicht so falsch.
Die Splinte (Keile) waren bei mir latent zu groß. Musste sie alle noch kleiner machen (war ne heiden (fummel) Arbeit) .
Habe jetzt den ersten Stuhl fertig (siehe Bild)
Drei weitere folgen.
 

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derdad

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Sieht sehr gut aus. Gratuliere!
Bei den anderen Stühlen solltest du versuchen am Rand X statt zum Teil V zu bekommen. Du wirst jetzt nicht verstehen was ich damit meine. Ich zeichne es dir demnächst auf dem obigen Foto ein. Dann kennst du dich sicher aus.
LG Gerhard
 

Morrie1103

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Hallo zusammen,
ich habe mit großem Interesse und Begeisterung eure Nachrichten gelesen, da ich die gleichen Stühle wie der Nutzer Blackfeet besitze.
Leider ist nun bei einem der sechs Stühle das Geflecht eingerissen, bei den anderen fängt es nach und nach an (meist an der Oberkante der Lehne).
Nach langem hin und her habe ich mich nun entschlossen, das Flechten zu wagen...
Mich interessiert nun, welche Materialbreite ich wählen soll. Ich schwanke zwischen 2,25 und 2,5 mm, meine Tendenz geht mehr zu 2,25 mm.
Die Qualität Superior ist im Moment nicht lieferbar, mir wurde von Firma Schadt die Qualität Blauband angeboten. Besteht der Unterschied "nur" aus eventuell auftretenden Farbabweichungen oder ist die Materialqualität entschieden anders? Vielleicht kann mir das jemand beantworten....
LG, Claudia
 

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