Ladenkasten Mahagoni Restaurierung

flüsterholz

ww-robinie
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Sind das Sägespuren (Hand, Gatter) oder Zahnhobel?
Das wäre vielleicht was für @weissbuche So genau hab ich mir das nie angesehen. Für einen Zahnhobel finde ich das schon zu gleichmäßig, auch wenn sich an einer Stelle die Richtung ändert.

Datiert ist das Teil auf ca. 1820 (Biedermeier Österreich)
In Österreich wurde auch Eiche als Blindholz verwendet? Das ist mir neu. Ich war bisher immer von Nadelholz ausgegangen. Ich habe aber auch nie an Möbeln aus Österreich gearbeitet. Seltsame Beschläge für Biedermeier. Aber für Empire ist die Kommode auch schon fast etwas zu schlicht, evtl Übergangszeit. Das Schloss ist meiner Meinung nach auch erste Hälfte 19. Jhd.
Aber egal wie alt es jetzt wirklich ist, habe ich beschlossen dieses Projekt anzugehen. Die letzten Projekte waren immer nur reinigen, abbeizen, ein paar kleine Furnierstellen ersetzen, politieren. Hier ist Mal wirklich viel zu machen!
Nachdem ich gesehen habe, was du schon gemacht hast, mache ich mir auch keine Sorgen, dass du das nicht schaffst.
Gruß Michael
 

Ratsuchend

ww-ahorn
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Zerlegt habe ich ihn mittlerweile schon ... Fast ohne Flurschäden - ein paar Furnierstellen haben sich gelöst, die ich gleich wieder angeleimt habe. Auch bei den bei den Laufleisten gab es Ausbrüche. Aber nichts passiert, was sich nicht leicht wieder reparieren lässt. Das Abnehmen des Deckels war unproblematisch, am schlimmsten war die Kranzleiste oben vorne (die man wohl gar nicht abnehmen hätte müssen ...)

Ich habe die unterste Laufleiste noch dran gelassen, weil ich mir unsicher bin, wie ich weiter vorgehen soll. Sobald diese entfernt ist habe ich zwei Hälften, die ganze Konstruktion hängt an diesen angeleimten Leisten ... Einfach wieder anleimen möchte ich die Laufleisten jedenfalls nicht mehr. Ich möchte eine stabile Lösung, die auch ein Arbeiten des Holz erlaubt.
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Ich bin kein Profi, vielleicht ist meine Ideen also kompletter Unsinn:

Die vier senkrechten Leisten in den Ecken aufdoppeln. Die Laufleisten dann mit den aufgedoppelten Leisten (mit vorher eingestemmten Schlitzen)
verzapfen - vorne verleimen, hinten Luft zum Arbeiten lassen. Vorteil wäre, dass ich nicht weiter zerlegen müsste. Um in die bestehenden Leisten Schlitze zu stemmen müsste ich weiter zerlegen um vernünftig arbeiten zu können.

Ist das eine gangbare und auch sinnvolle Lösungen. Oder habt ihr andere Ideen?

Viele Grüße,
Gerhard
 

Ratsuchend

ww-ahorn
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Österreich wurde auch Eiche als Blindholz verwendet? Das ist mir neu. Ich war bisher immer von Nadelholz ausgegangen. Ich habe aber auch nie an Möbeln aus Österreich gearbeitet. Seltsame Beschläge für Biedermeier. Aber für Empire ist die Kommode auch schon fast etwas zu schlicht, evtl Übergangszeit. Das Schloss ist meiner Meinung nach auch erste Hälfte 19
Üblich war es in Österreich Weichholz als Blindholz zu verwenden. Ich habe einen klassizistischen Schminktisch, bei dem an den mechanisch belasteten Stellen Buche verwendet wurde, sonst Weichholz. Ich habe noch kein österreichisches Möbel gesehen, dass konsequent Eiche als Trägermaterial in Verwendung hat - aber bin kein Profi.

Beim Abnehmen des Deckels musste ich ein paar Nägel entfernen. Die meisten haben sich gleich pulverisiert - aber es sind einzeln Hand geschmiedete, deutet für mich auch auf frühes 19. Jhr.
 

weissbuche

ww-robinie
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Habe z. Zt. nur den Handy Bildschirm, danach könnte es Zahnhobel sein. Warum sollte man aber Zahnen, wenn man nicht furnieren will? Ich will mich auch an den ganzen Spekulationen und Ferndiagnosen anhand irgendwelcher Bilder garnicht erst beteiligen. Wenn Ratsuchend Spaß daran hat, sich mit solchen Sachen zubeschäftigen, ist das sehr lobenswert, meins wärs nicht.
 

flüsterholz

ww-robinie
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Hallo Gerhard
Ich hätte für deine Kommode nur, wie schon erwähnt, eine sehr unkonventionelle Lösung. Die hätte dann aber nichts mehr mit Restaurieren zu tun, sondern wäre dann schon ein Umbau. Aber der Charakter könnte erhalten bleiben. Der Ein oder Andere wird mich jetzt wahrscheinlich gleich steinigen. Ich überlasse es dir, was du draus machst.

Im Prinzip hast du ja nur zwei Möglichkeiten das Problem in den Griff zu bekommen. Erstens, du baust aus Deckel, Boden und den Seitenteilen einen verzinkten Kasten mit Rückwand in Rahmen und Füllung und verbindest dann denn Korpus, mit dem Konstrukt für die Führung der Schubladen, über Gratleisten.
Zweitens, du baust eine Art Stollenschrank, in dem die Seitenteile als Füllung eingelassen werden. Da setzt mein Vorschlag an.
Du hast ja, da die Schubladen nach innen versetzt sind, genügend Platz um mit Kanthölzern eine Art Gerüst, zu bauen. Normalerweise wären die Nuten für die Füllungen in den Innenseiten der Stollen. Die werden jetzt aber auf die Außenseiten gelegt.
Zur Front hin lässt du alles, wie es ist. Das heißt, die Seitenteile bleiben weiterhin mit der Front verleimt. Die Seitenbretter müsstest du jetzt um etwa 3cm oben und unten kürzen. Der obere und untere Stollen sind jetzt also jeweils 3cm zu sehen. Hier leimst du nun jeweils eine knapp 3cm breite Leiste auf, in der Stärke der Seitenwand ( 10mm?) Auf die Leisten wiederum die Kranz- bzw Sockelleiste. So hast du oben und unten eine Nut geschaffen, in der die Seitenwand arbeiten kann.
Zur Rückwand hin sieht es jetzt etwas anders aus. Die Rückwand möchte man ja nicht sehen, das Furnier sollte ja bis hinten durchgehend sein. Hierzu würde ich mir das Prinzip der Nutklötzchen zunutze machen. In die beiden hinteren senkrechten Stollen zwischen den Querstollen, die du für die Schubladenführungen brauchst, werden Nuten eingelassen. Innen dann auf die Seitenwände die Nutklötzchen geleimt, die dann in die Nut greifen. So kann die Seitenwand dann auch nach hinten arbeiten. Vorraussetzung wäre aber, dass du die Rückwand mit den vorhandenen "Stollen" von den Seitenwänden gelöst bekommst. Die Rpckwand sollte dann mit den senkrechten Stollen verleimt bleiben. Durch ihre Rahmen und Füllung Bauweise gibt es da ja keine Probleme.
Bleibt noch der Deckel. Und das ist ein wenig der Knackpunkt. Die Kranzleisten scheinen eine geringe Höhe zu haben. Von daher müssste man in die oberen seitlichen Querstollen eine Falz einarbeiten, in die der Deckel eingelegt und entsprechend gekürzt wird. Bedeutet aber, dass man die beiden oberen Stollen zum Teil sehen wird.
Wie gesagt, etwas unkonventionell, aber was besseres fällt mir nicht ein. Vielleicht kommen ja noch andere Lösungsvorschläge.
Gruß Michael
 
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Ratsuchend

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Hallo Michael,

deine Idee gefällt mir sehr gut! Genau so werde ich es angehen. Meine Gedanken sind im folgender Richtung gegangen: Gratleisten aus Querholz an die Seitenwände geleimt, die in Gratnuten laufen die in den Laufleisten angebracht sind (keine Ahnung ob das halten würde). Alternativ eine Aufdoppelung der Seitenwände (mit etwas Luft zu den Seiten mit integriertem Gratnuten die auf Gratleisten am den Laufleisten laufen. Da gefällt mir dein Ansatz wesentlich besser.

Zum Deckel: die Kranzleisten haben noch ca. 9 mm Luft nach oben (Dicke der Deckelplatte). Ich könnte Federn an den Seiten des Deckels einlassen und Nuten an den zwei seitlichen Kranzleisten anbringen. Vorne wird der Deckel genagelt, nach hinten kann er arbeiten - an den Seiten brauche ich nicht viel Luft, in diese Richtung arbeitet das Holz ja kaum.

Ist die Idee mit dem Deckel aus deiner Sicht umsetzbar? Alles andere würde ich nach deinen Vorschlägen machen. Habe noch eine schöne dicke Eichenbohle in der Werkstatt, kann mich noch heute ans Werk machen.

Schöne Grüße,
Gerhard
 

Ratsuchend

ww-ahorn
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Hallo Michael,

der Korpus ist mittlerweile zerlegt. Das Eichenholz für die Streben ist auch zugeschnitten. Leider war die Bohle doch nicht so ergiebig wie erhofft, es geht sich um eine Querstrebe nicht aus. Zum Holz Händler extra fahren und dann wieder per Hand abrichten (habe nur eine Dickenhobel Maschine), dauert lange. Habe noch fertig abgerichtete Buche herum liegen. Spricht etwas dagegen diese zu verwenden. Meine Idee wäre aufzudoppeln - sichtbar ist die Buche dann nicht. Oder alternativ mit Weichholz aufdoppeln?

Eine andere Frage: ich werde die Original Streichleisten wieder verwenden - umgearbeitet, mit Zapfen und neue Laufleisten. Ursprünglich wollte ich nur vorne verleimen. Aber spricht etwas dagegen, auch hinten zu verleihen? Das gibt der gesamten Konstruktion zusätzlich Stabilität. Die Seitenplatten können ja jetzt ohnehin arbeiten.

Und zu meinem geplanten Vorgehen: ich verleime im nächsten Schritt die gerissenen Seitenplatten. Dann löse ich die seitenplatten von der Rückwand und habe zwei Teile. Damit habe ich auch den Platz um die neuen zusätzlichen Längsleisten zu einzuleimen (mit zuvor eingelassenen Schlitzen). Anschließend kommen die Querleisten, sowie Streich leisten hinein und das ganze wird wieder zusammen geleimt. Die Seitenplatten um 3 cm kürzen, die Querstreben entsprechend aufdoppeln und Kranz- sowie Sockelleisten anleimen. Passt das Vorgehen in deinem Augen so?

Vielen Dank für die bisherige Hilfestellung!

Schöne Grüße,
Gerhard
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flüsterholz

ww-robinie
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Hört sich alles stimmig an. Ich kann mir bei diesen kleinen Dimensionen auch nicht vorstellen, dass ein Aufdoppeln mit einem anderen Holz irgendwelche Nachteile hat, schon gar nicht längs. Die Streichleisten vorne und hinten zu verleimen hätte ich auch gemacht.
Beim Deckel habe ich im Nachhinein doch noch meine Bedenken, ob ich bei 9mm noch eine Nut in die Kranzleiste machen würde. Wenn der Deckel sich noch bewegt, könnte er gut das Restmaterial wegsprengen. Ich würde ihn vorsichtshalber nur im Querstollen vernageln. Vielleicht sogar Holznägel. Er hat durch die Nut und Feder mittig auch genügend Freiraum.
 

Ratsuchend

ww-ahorn
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@ happyc: das ist nett, aber ich denke logistisch wäre es mehr Aufwand mir von jemandem passendes Restholz zu besorgen, als mir eine neue Bohle zu holen und abzurichten - lebe in Österreich. Aber ich habe genug Buche, ergo sollte es kein Problem sein.

Stimmt, ich lasse es lieber mit der Nut, den Vorschlag mit Holznägeln mag ich. Was ich noch machen muss ist die Sockelleisten verstärken, vor allem da diese zu einem kontruktiven Element werden. Die sind keine 8 mm dick, astig und wurmstichig. Werde da nochmal 6-8 mm saubere Eiche aufdoppeln.

Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten und erholsame Feiertagen!

Werde hier wohl ab und zu Bilder Posten, wenn ich Fortschritte mache. Die Schubladen werden ja auch noch ein Spaß

Schöne Grüße,
Gerhard
 
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