Verleimregeln wirklich so wichtig?

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Hallo zusammen,

bitte köpft mich nicht, ich bin Amateur :emoji_slight_smile:
Ich habe 35mm starke Eschenbohlen aufgesägt in 10cm Breite Bretter, 220cm lang.
Nach dem Hobeln, denke ich sind sie noch 27/28mm stark.
Da bei der Esche ja der Kern das schöne ist, würde ich ungern die Bretter mit gegensätzlichen Jahresringen verleihen, da ich ja die schöne Musterung verliere.
Kann ich mich das trauen oder wird die Tischplatte sich möglicherweise in kürzester Zeit verziehen? Oder habt ihr Tipps wie ich die Maserung beibehalten kann, ohne das sich die Platte großartig verzieht?
Eine zweite Frage wäre noch, die Bohlen haben teilweise Risse bis ca 30 cm Länge am Kern. Kann ich diese einfach zusammenleimen mit ordentlich Kraft durch Zwingen? Oder sollte ich nach der Verleimung noch Intarsien einfräsen. Das würde ich mir grundsätzlich gerne wegen des Bildes ersparen.
Ich bin dankbar um jeden Tipp.

Liebe Grüße Marco
 

magmog

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Guuden,

wesentlichste Frage zuerst: welche Feuchtigkeit weisen die Bretter auf!
P.S die dünnsten Bohlen sind 40 mm stark.

Wenn Kern an Kern verleimt wird, kommen die dunklere Färbung zueinander wie auch
das stärkere Maserungsbild.
Wenn der Kern getrennt ist, kann ein Riß verleimt werden, danach muss natürlich noch gefügt werden.
 

RHilde

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Verleimregeln sind EIN Bestandteil von mehreren, die dazu führen, dass eine Tischplatte in Form bleibt. Holzfeuchtigkeit des Ausgangsmaterials, Verlauf der Jahresringe, Befestigung am Tischgestell sind weitere Bestandteile. Passen alle anderen Bestandteile, müssen die Verleimregeln nicht zwangsläufig in jeder einzelnen Leimfuge eingehalten werden, aber im groben und ganzen würde ich die Verleimregeln natürlich trotzdem empfehlen einzuhalten.
Nimmst du Beispielsweise nur Herzbretter (mittelste Bohle mit ausschließlich stehenden Jahresringen) kannst du einfach so knapp als möglich den Kern heraustrennen und dann nach Optik verleimen.

Risse gehören beim Zuschnitt herausgesägt.
 

Tilia

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kannst du einfach so knapp als möglich den Kern heraustrennen
..fürs richtige Verständnis: gemeint ist hier sicherlich das Herz/Markröhre heraus zu trennen. Weil es rissig ist oder zum reißen neigt.

Das farbige Kernholz an sich kann natürlich im Brett bleiben und mit verarbeitet werden.
 

Micha83

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Hallo
Hab vor ein paar Jahren 90 cm Breite Biertische gebaut. 250 cm lang.
Material waren alles 28 er Kiefern Dielen, die über waren.
Weil die Unterseite meist nicht gut war, habe ich dort die Verleimregeln Sträflich missachtet um oben eine vernünftige Fläche hin zu bekommen.
Stehen aber das ganze Jahr in der Scheune, dort funktioniert es einwandfrei.
Es kann funktionieren, muß aber nicht.
Grüße Micha
 

dsdommi

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In Asien gelten soweit ich weiß andere Verleimregeln. Nämlich die Bretter ungestürzt zu verleimen. Sollte also in Deutschland auch funktionieren.
 

weissbuche

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Wir haben auch selten gestürzt. Kern an Kern, Splint an Splint, rechte Seite oben war die Regel die ich gelernt habe und die ich ohne Probleme eingehalten habe.
 

magmog

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........ bei den dort meistens großen Durchmessern der Bäume und den wesentlich geringeren
Unterschieden innerhalb der Wachstumsringe istdas Problem des Werfens ein wesentlich geringeres.
Aus einer 1250 mm breiten Sapellibohle ist z.B. ein ungetrenntes 600-er Barbrett auch kein Problem!
 

Ikeabana

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Damit sich ein schönes Bild beim Verleimen ergibt, trenne ich die Stämme nicht so kleinteilig auf. Meistens folge ich beim Zuschnitt der Maserung. Dabei entstehen zulaufende, trapezförmige Bretter. Das ist beim Verleimen dann allerdings etwas fordernder.
 

yoghurt

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Hmm ja, (alle Jahre wieder)
So ganz eineindeutig ist das mit den Verleimregeln nicht. Wenn ich mich recht entsinne empfiehlt Spannagel es so zu halten wie @weissbuche wenn es um konstruktiv gehaltene Flächen geht. Stürzen würde man demzufolge nur bei dem seltenen Fall nicht konstruktiv gehaltener Flächen.

Hinzu kommt, dass diese Regeln aus einer Zeit stammen ohne technische Holztrocknung in zentralbeheizte Räume.

Ich würde den Bereich um die Markröhre heraustrennen und dann je nach Optik verleimen.

Noch für den Feinschmecker: man soll ja auch nicht Zopf und Erdstamm miteinander verleimen. Wenn ich nun ein Mittelbrett mittig auftrenne um es gestürzt Kern an Kern wieder zu verleimen - wie soll das dann gehen?
 

isso

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Technische Trocknung gibt es schon so lange wie Zentralheizungen. Nicht so ausgereift, aber sobald es Wärme nonstop gab, würde das angewandt. Natürlich Henne Ei, erst die Heizung, dann die Trocknung.

Spätestens mit der Industrialisierung kam das dann auch flächendeckender.

Verleimregeln sind ja nicht das Strafgesetzbuch.
Lehrgeld hat fast jeder schon "bezahlt".

Da muss man auch einfach seine Erfahrungen machen und dann immer wieder abwägen.
 

weissbuche

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Welche Seite noch oben oder vorne kommt, ist auch so ein Thema, über das es die unterschiedlichsten Ansichten gibt. Ich habe immer die rechte Seite als Ansicht genommen. Ausnahme waren Fußbodendielen, da kam links nach oben. Aber auch darüber wurde hier ja schon wacker gestritten. Ich mache das so, wie ich das gelernt habe, weil ich damit gut gefahren bin.
 

Holzwerker1984

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Ich habe letztens Bretter für einen Gartentisch ausgehobelt. Dabei war mein Plan auch, dass die rechte Seite nach oben kommt. Leider haben sich auf der rechten Seite dann Fasern an den gefladerten Jahrringübergängen immer leicht abgeschält, so dass man daran hängen bleibt etc. Weiteres abhobeln und Schleifversuche haben keine Besserung gezeigt. Jetzt kommt halt an dieser Stelle die linke Seite nach oben, geht einfach nicht anders.
Es kommt also zusätzlich auf die Situation an.
 

SchweißerSchnitzer

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Wenn ich mich recht entsinne empfiehlt Spannagel es so zu halten wie @weissbuche
Und wenn sich selbst der Spannagel auf @weissbuche beruft, dann kann man dem Rat ruhig trauen ... :emoji_wink:


Im Ernst: Beruhigend zu lesen, dass die Erfahrenen die Grundregeln von Fall zu Fall auch mal hintanstellen. Als Massivholzanfänger ist man ja manchmal etwas verloren bei den ganzen "Gesetzen".
 

isso

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rechte Seite oben war die Regel die ich gelernt habe
Das kenne ich zum Beispiel überhaupt nicht. Ich kenne nach Optik oder nach Verleimregeln, bzw nach aktueller und zu erwartender HF abwägen.

Falsch ist es nur, wenn es Probleme gibt :emoji_wink: Also wessen Variante auch immer.....

Ich habe ja gerade erst meinen Balkon fertig, das beobachte ich jetzt erstmal noch ein bisschen, werde aber wahrscheinlich auch noch ein bis zwei Bretter wenden. Das ist mir zu sehr "Schüssel". Mal schauen was das noch so macht, vor allem in der Zeit wo man eigentlich nicht drauf sitzt ist das ja entscheidender.
 

Pareto

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Links unten
Ich habe da Verschiedenes gelernt:

1. Optik: Die rechte Seite ist i.d.R. "interessanter"
2. Im Wetter: Rechte Seite oben, weil die tendenziell rund ist - Wasser bleibt nicht stehen.
3. Sitzbänke: Linke Seite oben - Bleibt glatter, Stoff bleibt nicht hängen
4. Böden: Immer die gleiche Seite oben - sieht besser aus. Linke Seite bevorzugt, siehe #3
5. Leimholz: Abwechselnd - gleicht sich aus.
6. Deckelschalung: Boden links, Deckel rechts - Spalten bleiben zu

Nachtrag: Wenn jemand weiß, was er tut und die Regeln beherrscht, darf er sie interpretieren. Wenn nicht, sollte er sich daran halten.
 

Tilia

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Im Möbelbau gern die rechte Seite nach außen, so hab ich es auch mal gelernt.

Ist die linke Seite außen, neigt diese zum schüsseln. Dabei ziehen sich die Brettkanten vom Korpus weg. Fugen und Verbindungen gehen tendenziell auf. Das will man natürlich nicht.

Also wie man es z.B bei gezinkten Schubladen auch lernt. Rechte Seite (Herz) außen. Die wird tendenziell rund, dadurch bleiben aber die Verbindungen dicht.

Zudem hat die rechte Seite oft die schönere Flader, das schönere Holzbild.

Und - nein - das ist kein Gesetz und ein Stück weit auch Theorie. Heißt ja auch Verleimregeln, und nicht Verleimgesetze.

Nach solchen Regeln kann man sich aber richten, da ist man schonmal gut dabei. Und es hilft vor allem dabei, das Holz zu verstehen und wie es sich verhält.
 
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isso

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@weissbuche ja, ich hätte dich gemeint.

Aber die Begründung von @Tilia reicht, das sind ja alles so Dinge, die man irgendwie verinnerlicht hat, aber nicht wirklich benennen würde.

Ich war noch ziemlich bei Plattenverleimungen hängengeblieben.
 
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