Ich kann mir schlecht vorstellen, dass ein Profischreiner an so einem Auftrag das geringste Interesse hat. Nicht für 200 oder 300 €.
Natürlich einschl. Steuer.
Ein spezielles Werkzeug ist nicht dazu da. um es dann irgendeinem netten Mitmenschen kostenlos zu verleihen.
Doch genau das passiert, wenn ich damit für ein paar € jemandem schnell so nebenbei einen Gefallen tue, was nur die Kosten deckt.
Bist denn du ein wie du es nennst „Profischreiner“ dass du das so gut beurteilen kannst?
Zufälligerweise bin ich es, und ich mache relativ viele solcher Lohnarbeiten für andere Firmen, wie auch für Private. Und ich mach das gerne und oft, damit kann man auch was verdienen...
Ob das jetzt eine Arbeit mit der Breitband, CNC, KAM oder Vierseiter ist, spielt erstmal keine Rolle. Ich weiss schon was die Maschine kosten pro Minute und wie viel Zeit es braucht zum einrichten. Das muss man selbstverständlich mit einrechnen, aber zu behaupten dass für das Schleifen von ein paar Brettchen mehr als 10min fürs einrichten anfallen wäre gelogen. Dass auf der CNC oder an der KAM deutlich höhere Rüstzeiten anfallen (sofern sich der Auftrag nicht in Kombination erledigen lässt), ist klar.
500 solcher Brettchen müssen einzeln angefasst werden. Mehrmals.
Kunden sind beim Arbeitsablauf zum Helfen in einer professionellen Werkstatt bestimmt nicht gerne gesehen,
Bezalhte Fachkraft nimmt Brett an, verbringt es zur Maschine, richtet alles ein... und kostet Geld.
Klar kann man gleichzeitig 10 Bretter nehmen. Ein gelernter Kellner schafft bestimmt auch 20 und fängt die beim Stolpern...
Danach müssen die ja wieder zur Auslieferung. Und alles im Laufschritt?
Betreffend Handling, das ganz anders als von dir beschrieben: Du stellst vor dem Tor eine leere Palette hin, der Kunde stapelt da seine Brettchen drauf. Ob der nun eine Stunde damit beschäftigt ist, kann mir egal sein. Dann fährt man mit der Palette zur Maschine, zweite Palette hinten ranstellen. Einer gibt die Teile rein, die Hilfskraft stapelt hinten wieder ab. 5 Bretter nebeneinander, gibt ca. 50lfm zu schleifendes Material, das geht max. 15min wenn man es am Stück durchlässt. Dann Paletten wechseln, zweite Seite schleifen, mit Wenden geht das etwas länger, so 20min. Fertig! Insgesamt bin ich damit eine Stunde beschäftigt, inkl. Einrichten und Handling. Dazu kommt noch der zweite Mann (sofern nicht der Kunde die Bretter abstapelt, weil das kann echt jeder erledigen). Wie lange der Kunde nun seine Brettchen wieder draussen ins Auto einlädt ist mir wiederum egal. Palette raus, Auftrag erledigt.
Und wer so einen Auftrag ablehnt, dem ist nicht zu helfen. Bevor ich irgendwo hin fahre und jemandem ein klemmendes Fenster oder dergleichen einstelle, woran ich deutlich schlechter verdiene und viel mehr Aufwand habe, raus muss und noch das Auto brauche, mach ich viel lieber solche schnellen, kleinen Aufträge in der Werkstatt. Damit lässt sich immer gut mal eine Lücke vor dem Mittag füllen oder dergleichen.
@carsten 's Argument von dem kaum vorhandenen AV-Aufwand ist auch ganz wichtig, so eine kleine Werkstattarbeit benötigt ein paar wenige Minuten Planung. Dem gegenüber ist ein (ebenso) kleiner Serviceauftrag mit Route und Adresse raussuchen, Termin abmachen, Ersatzteile mitnehmen und am Ende wieder zurückräumen etc. ein richtiges AV-Zeit- und Rüstzeit-Monster.
Und jede Stunde Maschinenlaufzeit die man 1:1 zum vollen Regieansatz verrechnen kann ist super. Bei einem "richtigen" Auftrag ist das nämlich oft schlussendlich nicht der Fall.
Gruss David