Vogelaugenahorn reisst aus

rhinelander61

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Moin zusammen,

Ich arbeite gerade an einem Kästchen (280 x 105 x 70 mm) aus Vogelaugenahorn.
Dabei habe ich bewusst eines der vier Seiten mit einer Fehlstelle (Riss und Ast) gewählt.
Der Kasten soll ganz schlicht werden. Deckel gefalzt und Boden eingenutet.
Falz und Nut sind von Hand gehobelt, die Gehrung von Hand nachgestoßen.
Rechts daneben ein Kästchen aus Marone - abgesehen davon, dass das Holz an sich spröder ist, lässt es sich sehr gut hobeln.

IMG-20221015-WA0002.jpeg


Das Problem, dass das Holz beim Aushobeln von Hand fürchterlich ausreißt – vorhersehbar an der Stelle mit dem Ast bzw. dem Riss.
Egal ob mit Bevel up oder Bevel Down - es gibt schon ziemliche Ausrisse.

20221106_170138.jpg

Das Bild oben ist die Seite mit dem Riss - von innen aufgenommen.


20221106_170051.jpg

Die andere Innenseite in der Fläche.

20221106_170020.jpg

Das ist der obere Falz für den Deckel - ich finde den schon ziemlich brutal.


Frage: ist es illosorisch, Vogelaugenahorn von Hand zu hobeln?
Muss ich den Schleifen?

Ich bin für Tipps dankbar.

Danke vorab.

HG aus HH
Andreas
 

carsten

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Hallo

Ich hätte jetzt die Ausrisse eher um die "Augen" erwartet. Ahorn läßt sich ansich ganz gut von Hand hobeln.
Jetzt ist Holz nun mal inhomogen und es gibt auch Ahorn der sich bescheiden hobeln läßt.
Mein erster Gedanke war eigentlich bei den Bildern: Messer stumpf. Kannst du das ausschließen ?
Bei kritischen Hölzern wäre ein Flachwinkelhobel evtl geeignet. @Lorenzo: Ich weiß du hast einen; kannst du das bestätigen ?
 

ChrisOL

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Vogelaugenahorn hatte ich noch nicht. Aber geriegelte Esche. Das ist mit dem wechselnden Faserverlauf wirklich nicht gut zu bearbeiten.

Der Hobel muss sehr sauber eingestellt sein. Enges Maul, bei den Flachwinkel Hobeln kannst du mit einer Mikrofase einen größeren Winkel anschleifen. Oder bei dem Bevel down Hobeln kannst du eine kleine Gegenfase auf der Spiegelseite anschleifen.

sehr scharfe Eisen und wirklich nur Hauch dünner Span. Dann mag es gehen. Ansonsten Schabhobel oder Ziehklinge.

Und bei aller Liebe zum Handwerkszeug, schleifen ist keine Schande.
 
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Gonzaga

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Ein möglichst steiler Schnittwinkel - um die 60° - geringe Spanabnahme und ein sehr fein eingestelltes Hobelmaul können dort Abhilfe schaffen. Aber selbst dann ist es nicht ausgeschlossen das es zu ausrissen kommen kann
 

rhinelander61

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Herzlichen Dank für Eure Tipps - das klingt, als ob am Wochenende mal wieder meditatives Schärfen angesagt ist.
Und austesten. Das wird beim dem Nuthobel sicher spannend.
Es wird sicher ein paar Tage dauern, aber ich werde berichten.

HG Andreas
 

agnoeo

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Einen Versuch wert könnte auch sein das Maul mit Spänen zu stopfen und mit der freien Hand reinzupressen beim Hobeln - am besten auf einem Restabschnitt testen. Ich hab's selber noch nicht probiert, aber gehört, dass es helfen kann. Einiges wurde ja schon erwähnt; scharf, scharf, feine Späne, ggf. Hobel schräg stellen, ggf. quer zur Faser hobeln, Ziehklinge, Furnierschabhobel

Halt uns auf dem Laufenden.

Gruß, David
 

syntetic

ww-esche
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Ich hatte da schon viele Probleme bei Esche. Mit dem Flachwinkelhobel waren die Ergebnisse deutlich schlechter, als mit dem Putzhobel. Die Ausrisse waren dann für mich auch der Auslöser, mich in das Thema Ziehklinge einzuarbeiten, was sich echt gelohnt hat. Ziehklinge kann ich da also sehr empfehlen. Das Schärfen muss man einfach mal üben, geht aber relativ zügig.
 

Herr Dalbergia

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Diese Vorgehensweise kenne ich gar nicht. Benutze den Zahnhobel immer nur nach dem schruppen, um weniger Arbeit beim schlichten zu haben. Wird das Holz dann nicht zu rauh für die Ziehklinge?
Gruß Michael

Nein, das geht recht gut...

Ich selber habe noich nicht soooo viel Vogelaugenahorn verarbeitet, aber doch schon einiges. Wobei man im Gitarrenbau dann eher auf Dicke schleift.
Hierzu verwende ich eine ordinäre Zylinderschleifmaschine.
Im Geigenbau ist Vogelaugenahorn aber auch sehr beliebt und ich ahbe lange Zeit mit Geigenbauern die Werkstatt geteilt, und da wurde imm das Zahneisen auf den Lie-Nielsen gepackt und dann die Ziehklinge schön scharf gemacht....
 

flüsterholz

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Nein, das geht recht gut...

Ich selber habe noich nicht soooo viel Vogelaugenahorn verarbeitet, aber doch schon einiges. Wobei man im Gitarrenbau dann eher auf Dicke schleift.
Hierzu verwende ich eine ordinäre Zylinderschleifmaschine.
Im Geigenbau ist Vogelaugenahorn aber auch sehr beliebt und ich ahbe lange Zeit mit Geigenbauern die Werkstatt geteilt, und da wurde imm das Zahneisen auf den Lie-Nielsen gepackt und dann die Ziehklinge schön scharf gemacht....
Danke für die Info. Werde ich mal ausprobieren.
 

wirdelprumpft

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Nein, das geht recht gut...

Ich selber habe noich nicht soooo viel Vogelaugenahorn verarbeitet, aber doch schon einiges. Wobei man im Gitarrenbau dann eher auf Dicke schleift.
Hierzu verwende ich eine ordinäre Zylinderschleifmaschine.
Im Geigenbau ist Vogelaugenahorn aber auch sehr beliebt und ich ahbe lange Zeit mit Geigenbauern die Werkstatt geteilt, und da wurde imm das Zahneisen auf den Lie-Nielsen gepackt und dann die Ziehklinge schön scharf gemacht....
Ne, Ziehklinge macht beim Instrumentenbau Sinn aber um das Brett des Fragestellers zu bearbeiten eher weniger
Die Daumen halten da vermutlich nicht lange genug durch um 0,5-0,7 mm mit der Ziehklinge abzutragen
um die Daumen zu schonen würde ich zu einem Furnierschabhobel (Ziehklingenhobel) neigen wobei die viel Übung erfordern
 

dascello

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@ Herr Dalbergia: Ich bin ja nun Cellist und kenne weit über tausend Streicher:innen inkl. deren Instrumente.
Riegelahorn ist die Regel (und auch schon eine Bitch zum Hobeln), aber Vogelaugenahorn habe ich noch nie am Streichinstrument gesehen.
Kannst du mich aufklären?

Es dankt jetzt schon

Michael
 

Johannes

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Hallo,
wichtig ist, meiner Meinung nach, zu beachten, daß es unterschiedliche Arten von Zahnhobeln gibt. Das Eisen eines Zahnhobels in einem traditionellen Holzzahnhobel ist auf der "Spiegelseite" gezahnt, wodurch spitze Zähne unten aus dem Hobel ragen. Bei Lie-Nielsen und ähnlichen, ist das Eisen an der Fase vielfach genutet, wodurch hier die Schneide in viele schmale Schneiden unterteilt wird. Das ist zum Hobeln schwieriger Hölzer schon etwas anderes.

Es grüßt Johannes
 

Herr Dalbergia

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Hallo,
wichtig ist, meiner Meinung nach, zu beachten, daß es unterschiedliche Arten von Zahnhobeln gibt. Das Eisen eines Zahnhobels in einem traditionellen Holzzahnhobel ist auf der "Spiegelseite" gezahnt, wodurch spitze Zähne unten aus dem Hobel ragen. Bei Lie-Nielsen und ähnlichen, ist das Eisen an der Fase vielfach genutet, wodurch hier die Schneide in viele schmale Schneiden unterteilt wird. Das ist zum Hobeln schwieriger Hölzer schon etwas anderes.

Es grüßt Johannes
Ach so ja....das vergaß ich allerdings zu erwähnen, aber letzters meinte ich natürlich....
 

rhinelander61

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@rhinelander61
Welchen Hobel verwendest du? Schlicht,Doppelhobel od. Putzhobel - Raubank
Moin,
sorry, ich war gerade im schönen Rheinland unterwegs und damit kaum online :emoji_wink:

Bearbeitet habe ich den Vogelaugenahorn vor dem Zuschneiden der einzelnen Seiten
- mit Veritas BUJ, einem LN #5 und einem LN #3 die Flächen
- wahrscheinlich mit einem Verits Skew Block Plane die oben und unteren Seiten, die so stark ausgerissen sind.
- mit einem Veritas großen und mittleren Simshobel bzw. dem Veritas Sims- und Falzhobel den Falz
- mit einem kleinen Veritas Nuthobel die Nut

Nach dem Zuschneiden
- mit einem LN #9 bzw. einem Veritas Bestoßhobel in der Stoßlade die Stirnseiten

Am Wochenende werde ich sicher einige Eisen versuchen "verrückt" scharf zu bekommen und dann zumindest mit dem Veritas BUJ bzw. den LN die Flächen zu verputzen.

HG Andreas
 

wirdelprumpft

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Moin,
sorry, ich war gerade im schönen Rheinland unterwegs und damit kaum online :emoji_wink:

Bearbeitet habe ich den Vogelaugenahorn vor dem Zuschneiden der einzelnen Seiten
- mit Veritas BUJ, einem LN #5 und einem LN #3 die Flächen
- wahrscheinlich mit einem Verits Skew Block Plane die oben und unteren Seiten, die so stark ausgerissen sind.
- mit einem Veritas großen und mittleren Simshobel bzw. dem Veritas Sims- und Falzhobel den Falz
- mit einem kleinen Veritas Nuthobel die Nut

Nach dem Zuschneiden
- mit einem LN #9 bzw. einem Veritas Bestoßhobel in der Stoßlade die Stirnseiten

Am Wochenende werde ich sicher einige Eisen versuchen "verrückt" scharf zu bekommen und dann zumindest mit dem Veritas BUJ bzw. den LN die Flächen zu verputzen.

HG Andreas
Ok, da bin ich raus hat einer der Hobel ein Hobelmesser ähnlich dem Doppelhobel also mit Spanbrecher ? falls ja ist der Richtig eingestellt ?
möglicherweise brauchen deine Hobel das nicht weil die Eisen teilweise sehr flach liegen -
 

flüsterholz

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Meiner Erfahrung nach kommt es bei Bevel Up Hobeln eher zu Ausbrüchen, selbst bei größeren Fasenwinkeln. Mit den LN Nr 3 4, etc hatte ich da immer bessere Ergebnisse ( scharfe Eisen vorausgesetzt). Macht es denn überhaupt noch Sinn, hier weiter zu hobeln? Die Bretter werden doch immer dünner. Wenn es dann doch am Holz liegt, reißt es ja vielleicht wieder aus.
Wäre da nicht schleifen oder Ziehklinge der bessere Weg. Oder ist das ein "no go"
Gruß Michael
 

rhinelander61

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Moin,

gestern abend habe ich meditative 3 Stunden damit verbracht, die Eisen des LN #4, LN #5 1/2, Veritas LAJP auf meinen Wassersteinen zu schärfen.
Ich schleife auf 320er, 1000er und 8000er Steinen mit Führung von Gerd Fritsche bzw. Veritas.
Da ich halbwegs regelmäßig schleife, habe ich mich gestern auf 1000er und 8000er Stein beschränkt.

Ich weiß nicht, wie Pedder "verrückst scharf" definiert :emoji_wink: habe jetzt aber einen perfekt rasierten linken Handrücken (freiwillig) und einen kleinen Schnitt in der rechten Hand (unfreiwillig). Aber Sekundenkleber hilft.
Geschärft habe ich auf 25° und Microphase. Das Eisen des LN #5 1/2 ist ganz leicht verrundet.

Eisen LN 4 Phase 2.jpg

Heute morgen die geschärften Eisen an dem inzwischen verleimten Kästchen und einer Leiste Vogelaugenahorn verprobt.

An dem verleimten Kästchen bilde ich mir ein in der Fläche mit dem LN 4 bzw. dem LN 5 1/2 noch einen feinen Span abtragen zu können.
Die Kanten reißen weiterhin aus - völlig unabhängig von der Richtung oder dem verwendeten Hobel. Auch der Veritas Low Angle bringt da keine Besserung.
Auch die Behandlung mit Spiritus oder Aceton bringt keine für mich erkennbare Besserung.

Auf einer Vogelaugenahorn-Leiste, die ich noch rumfliegen hatte, sieht das schon ein wenig anders aus.
Hier die Späne mit Veritas LAJP (links) und LN #4 (rechts).
Was auffällt sind die "Rattermarken" bei dem LN#4.

Späne Veritas LAJP LN4.jpg


Hier nochmal längere Späne mit dem Veritas LAJP ...

Span Veritas LAJP.jpg

... und mit dem LN #4

Span LN 4.jpg

... manchmal mit ...

Späne LN 4 1.jpg

... und manchmal ohne Rattermarken.

Späne LN 4 2.jpg


Fazit:
  • mit allen 3 Hobel lässt sich der Vogelaugenahorn hobeln, wenn er nicht allzu wildwüchsig ist.
    Rein subjektiv mit dem LN 5 1/2 mit dem verrundeten Eisen und auch mit dem Veritas LAJP besser als mit dem LN #4.
  • Selbst Bereiche mit Störungen wie Ästen etc. gehen ausrissfrei und in der Fläche kann man eine seidig glänzende Fläche erzeugen
  • An extrem kritischen Bereichen mit unterschiedlichem Faserverlauf (Drehwuchs?) komme zumindest ich mit Hobeln an meine momentane Grenze. Hier würde ich in Ermangelund von Erfahrung mit der Ziehklinge auf Schleifen ausweisen
  • Lernkurve 1: öfter schleifen :emoji_joy:
  • Lernkurve 2: Asteinschlüsse und Wildwuchs sind zwar optisch ansprechend, bei einem kleinen Kästchen aber nicht unbedingt zielführend, wenn eine makellose Oberfläche angestrebt wird.
Herzlichen Dank nochmals für Eure Tipps und Anregungen.
Ich werde den Test dann heute abend nochmals mit einem Calva oder einem guten Whisky abschließen. :emoji_wink:

Herzlichen Gruß

Andreas
 

ChrisOL

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Das was du Rattermarken nennst würde ich optimale Späne nennen :emoji_thumbsup: . Sofort nach dem Austritt gestaucht, das verhindert Ausbrüche.

Oder hast du beim schieben des Hobels wirklich ein Rattern gehabt? Kann ich mir bei so feinen Spänen gar nicht vorstellen.
 

rhinelander61

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Moin Christoph,

Grundsätzlich bin ich auch schon ganz zufrieden, da die Späne durchgehend sind und so fein, dass die "Augen" das Vogelaugenahorns die Löcher im Span bilden.
Es fiel mir nur auf, dass die Späne aus dem LN #4 mitunter etwas "gefaltet" herauskommen.
Und ich bin mir nicht sicher, ob der Spanbrecher falsch eingestellt ist (gefühlt 0,5 mm).

Spanbrecher LN 4.jpg

Aber ja, die Späne sind fein und nein, der Vorschub des Hobels rattert definitiv nicht.
Ich schau heute Abend noch mal, wie's mit anderen Hölzern aussieht.

HG Andreas
 
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Gonzaga

ww-robinie
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Das Eisen im Veritas LAJP hast du auch auf 25° geschliffen?
Das würde dann einen Schnittwinkel von 37° ergeben. Das ist zu Flach für wildwüchsiges Holz.
Wenn du häufiger mit wildwüchsigen Holz arbeitest, würde ich dir speziell dafür empfehlen, ein 2. Eisen auf 50° zu schleifen. (Gibt es bereits so als zubehör zu kaufen)
 
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