Vertäfelung streichen oder sprühen

Paint-it-blue

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Hallo Allerseits,
Ich möchte mehrere Räume streichen/lackieren die mit Holz (Nut und Feder Vertäfelung) ausgekleidet sind. Faktisch bestehen die Wände und die Decken aus diesem Holz. Das Holz scheint unbehandelt und ist über Jahrzehnte sehr dunkel geworden. Somit wirken die recht kleinen Räume noch kleiner und drückend. Mein Problem ist, dass die Verbindungen sehr tief sind. Mit Pinsel bekomme ich bestimmt kein einheitliches Streichbild hin. Es werden sicherlich viele dunkle Linien zwischen den Brettern bleiben wenn ich hell streiche. Ein Farbsprühsystem habe ich da, allerdings noch gar keine Erfahrung damit. Kann ich die Farbe wirklich damit in diese tiefen Nähte reinbekommen? Und jetzt die Newbie-Frage: würde es Sinn machen die Nähte vorher mit Maleracryl zu schließen und dann drüber zu streichen/lackieren? Oder handel ich mir damit nur Probleme ein? Ich würde die Wände wirklich gerne hell gestalten und bin nicht arbeitsscheu. Nur möchte ich nicht anfangen zu streichen oder zu sprühen, dann feststellen es sieht bescheiden aus und das Ganze ist nicht mehr umkehrbar (außer mit sehr viel Aufwand).
Ich würde mich sehr über Eure Einschätzung als Profis freuen.
Vielen Dank und viele Grüße
Lidia
 

Mister G

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Wenn das Vollholzbretter sind, musst Du immer damit rechnen, das die Bretter in der Breite arbeiten. Schwinden sie, wird ein ungestrichener Streifen der Feder sichtbar. Zuschmieren mit Acryl führt nur dazu, dass beim Schwinden die Fuge abreißt.

Wenn Du nicht alle Bretter ausbauen, lackieren und dann wieder einbauen willst, wirst Du mit Kompromissen leben müssen. Bei bereits länger verbauten Brettern hält sich das Arbeiten aber in Grenzen. Ich habe schon mehrfach die Fugen mit dem Pinsel vorgestrichen und danach mit der Lackrolle die Flächen nachgearbeitet. Das Ergebnis war für mich okay, hat aber mit hochwertiger Oberfläche nichts zu tun. Von Dichtmassen würde ich dabei aber in jedem Fall die Finger lassen – das gibt Knorz.
 

Paint-it-blue

ww-fichte
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Vielen Dank für Deine schnelle Antwort. Die Bretter sind Vollholz und ca. seit 35 Jahren verbaut. D.h. das Holz arbeitet egal wie lange es schon verbaut ist? Die Räume befinden sich im Dachgeschoss. Da ist es wirklich trocken ...
 

Mister G

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das Holz arbeitet egal wie lange es schon verbaut ist?
Ändert sich die Raumluftfeuchte so ändert sich auch die Holzfeuchte und damit auch die Holzdimension. Wie sehr sich die Raumluftfeuchte übers Jahr ändert kann ich leider nicht vorhersagen… :emoji_wink:

Ich würde es wohl riskieren…
 

schrauber-at-work

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Wenn es meine Bretter wären würde ich folgendes tun:
Winter (Heizsaison, weniger Luftfeuchtigkeit) abwarten, alles anrauhen mit Schleifvlies, abwschen, alles abkleben, Raumentfeuchter (Bautrockner, kein So Salz-Gedöns mit Tropfwanne), 14 Tage entfeuchten, entfetten/abreiben mit Honigtuch, Maske drauf, lackieren, fertig.
Schon so ähnlich gemacht, sieht ordentlich aus, man sieht niemals Kanten in den Fugen und braucht viel weniger Zeit und Farbe

Gruß SAW
 

IngoS

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Hallo,

habe mit so einer Aktion schon Schiffbruch erlitten. Die Fugen sind durch die Farbe verklebt und es gab dann mehrere breite Risse.

Gruß Ingo
 

netsupervisor

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Unbehandelte Deckenschalungen sind in Fichte ein großes Thema, da die Harzanteile durch die Farbe wegen dem Heizen besonders gerne durchschlagen. Also wie schon vorgeschlagen mit einem Isolierfüller zuerst drüber gehen.
Sind es denn gefaste Nut-Feder-Bretter oder scharfkantige? Die Fugen bekommst du mit dem Pinsel nur unzureichend zu. Spritzen wäre optimal, aber wenn man da keine Übung hat wird es eher ein Kinderzimmer, weil ganz viele Wolken an der Decke sind. Da ist Rollen deutlich einfacher und das Ergebnis besser. Mit der Rollenkante bekommst du die Fugen gut zu, einfach drüber ziehen oder einen Schwamm verwenden. Also erst die Fugen zweimal mit dem Schwamm/Rolle lackieren, dann die erste Schicht Füller und dann nochmal die Fugen mit Lack überziehen.

Die Fugen mit Maleracryl schließen zu wollen wird Ärger geben, meistens reißt die Farbe auf dem Acryl, da es recht behäbig austrocknet, die Farbe dafür sehr flott.
Du wirst sicherlich einmal mit Isoliergrund und zweimal mit Farbe lackieren müssen, bis du eine deckende gleichmäßige Schicht bekommst.
Ich kann dir nur raten ordentliche Lacke (z.B. von Sikkens, Caparol, Clou, Glasurit, Mipa) zu verwenden, billiges Baumarkt-Zeugs ist verwendbar, aber macht oft Ärger.

Finales Entstauben mit einem Staubbindetuch ist bei unbehandeltem Holz unnötig, bei bereits lackierten Oberflächen nur nötig, wenn es ein Hochglanz-Finish werden soll. Ich verwende es nur bei Fahrzeuglackierungen, ansonsten reicht ein Baumwolltuch zum Entstauben, oder besser noch eine Bürstendüse am Staubsauger.
Vor dem Isolierfüller würde ich gar nicht schleifen, die Fasern stellen sich naturgemäß erst so richtig bei der ersten Schicht auf. Nach dem Isolierfüller würde ich mit K180 zwischenschleifen, längs der Faserrichtung.
 

marcus_n

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Wieviel Räume sind das denn? Wieviel Fläche? Hast du eine Ahnung wieviel Std. Arbeit du da reinstecken wirst? Das kommt einer Fahrzeugrestaurierung gleich. Wg den alten Brettln. Das ist eine qualvolle Sisyphos Arbeit. Ich bin auch für Nachhaltigkeit, aber ob das im Verhältnis steht? Eine ernsthafte Alternative ist Spanndecke matt weiß. Eine 20qm Decke ist an einem Tag neugemacht. Ein ganzer Dachboden je nach Fläche in einer Woche. Alle Räume werden dadurch hell und freundlich. Und im Vergleich zu Gipskarton entsteht fast kein Dreck.
 

uli2003

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Die Fugen bekommst du mit dem Pinsel nur unzureichend zu. Spritzen wäre optimal,
Und mit Spritzen bekommst du die Fugen zu? Alle Decken, die ich bisher nachgestrichen gesehen habe, waren so 'naja'. Fugen teilweise auf, teilweise zu, Risse/Äste/Fehlstellen zeichnen sich deutlich ab.

Perfekt wird das nie. Wenn es nur weiß werden soll, dann einmal Isoliergrund drauf, und 1-2 mal guten Lack.
Wasserbasierte Isoliergründe können dennoch Überraschungen bergen.
 

netsupervisor

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Und mit Spritzen bekommst du die Fugen zu?
Ja, hat immer hingehauen. Bei der Fließbecherpistole auf Rundstrahl stellen oder Breitstahl längs zu Fuge, Farbmenge zurückdrehen.
Bei einer Decke geht aber aus meiner Sicht nur ein Airless-Gerät, hier die Farbmenge zurück und mit dem Breitstrahl längs mit etwas verminderten Düsenabstand ausspritzen.
 

Gelöscht stwe

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Ich habe vor etwas über zwei Jahren hier ein Thema mit dem gleichen Problem erstellt: https://www.woodworker.de/forum/threads/braunlasierte-wandvertäfelung-weiß-lackieren.105928/
Damals hat bello auch die Iso-HDF Farbe von Jansen empfohlen, die wir auch genommen haben. Im verlinkten Thread siehst du auch ein paar Vorher/Nachher-Bilder direkt danach (leider keine Nahaufnahme).

Habe gerade eben nochmal Fotos aus der Nähe gemacht. Das ist jetzt der Zustand nach zweieinhalb Jahren:
IMG_20210705_094458.jpg IMG_20210705_094527.jpg IMG_20210705_094547.jpg
 

Paint-it-blue

ww-fichte
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Guten Morgen und herzlichen Dank für Eure Beiträge. Ich füge mal ein paar Bilder an.
Es sind 3 Zimmer unterschiedlicher Größe und ein kleiner Flur - alles im Dachgeschoss. Die Balken sollen natur bleiben. Es geht "nur" um die Vertäfelung. Es gibt an der Luke zum Dachboden arg häßliche Wasserlaufspuren. Andere Lebensspuren sind ebenfalls vorhanden. Das ist die Ausgangssituation. Der Fußboden ist ebenfalls Holz und soll abgeschliffen und endbehandelt werden. Weiß noch nicht genau in welche Richtung. Hängt auch von der Gestaltung der Wände ab.
Zum Objekt: Es ist ein Wochenendhaus aus den 70ern/80ern. Aber sehr solide gebaut und das Dachgeschoss in Holz ausgebaut. Wir wollen es als Ferienhaus vermieten. Ich war schon mal von der Idee das Dachgeschoss zu streichen abgekommen. Aber nach dem ich gesehen habe was für einen großen Unterschied ein frischer Anstrich macht bin ich wieder am Überlegen.
 

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falco

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Für mich wäre streichen bei der Optik ein Muss.

Ich würde aber ebenfalls auf die Wintersaison warten, gut heizen und lüften und dann sprühen. Ich habe schonmal mit einem Wagner Sprühgerät gearbeitet, das hat gut funktioniert. Ob das für die Art Lack die du benutzt geeignet ist weiß ich nicht, aber bei der Menge an unterschiedlichen Düsen und Geräten könnte da etwas bei sein.

Vorher Angebot beim Maler einholen, in Summe ist es manchmal die eigene Arbeit nicht wert.
 

Mitglied 24010 keks

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Wände und Decke schauen, zumindest auf den Fotos, ja einigermaßen gerade aus.
Ich bin da bei
9.5er Gipskarton drunter, spachteln, streichen, fertig.
, würde aber 12,5er nehmen weil das nicht ganz so wabbelig ist. Und schon hast du aus der "Bretterbude" mit ganz wenig Geld eine topmoderne Optik geschaffen. Holzboden lassen, schleifen und ein Natural Öl drauf damits nicht so gelb wird.

In der Zeit wo du die Bretter ordentlich streichst mit Vor- und Nacharbeiten... da bist dann mit dem GK lange fertig.

Gruß Daniel

Edit: Die Designerlampe an der Decke müsstest du dann aber schon noch tauschen. :emoji_grin:
 

netsupervisor

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Naja, wenn ich allein die Ausschnitte Fenster, Sparren, Türen, Heizung und Luke anschaue, jede Steckdose aussparen. Da wär ich mit Streichen schon längst fertig, bevor ich das Spachteln beginne.
Allerdings ist dann die Optik immer noch "naja", von daher würde ich auch eher zur Beplankung mit GK tendieren. Vor allem wegen des Lackgeruchs, den du monatelang schmecken wirst (egal ob Wasserlack oder Kunstharz etc.).
 
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