Verleimung & Format einer gebogenen Rückwand

Timmster

ww-pappel
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Hallo allerseits.
Es handelt sich bei mir um eine Frage der praktischen Umsetzung.

Corpus delicti is ein Viertelkreis-förmiger Ausstellkasten der sich im Schnittpunkt der rechtwinklig zueinander stehenden Kopusseiten (ST (22) 570x300) um den Eckfuß des Bettes dreht, welches ich als Gesellenstück baue. Die runde (viertelkreisförmige) Rückwand ist in die Schmalflächen der Seiten eingezinkt.
Aufbau:

3 Lagen Biegesperrholz (7mm)
Decklage innen: kanad. Ahorn 0,65
Decklage außen: Tineo 0,65

Ich habe hier im Forum in einem älteren Thread (den ich leider aus den Augen verloren habe) gelesen, das die Erfahrung wohl gezeigt hat, das es sinnvoller ist das Deckfurnier vorzufurnieren und PU Leim zu verwenden.

Mein Problem ist nun folgendes:
Ich bin aus technischen Gründen gezwungen die Biegung mittels Spanngurten auszuführen.

1.) besteht bei den äußeren Lagen nicht Bruch- bzw. Rißgefahr, wenn der PU ausgehärtet ist?
2.) wäre Weißleim hier evtl sinnvoller (weil elastischer), wenn ich durch eine höhere Spanngurtanzahl einen vollflächigen Pressdruck gewährleiste?

Mein letzter Bauchschmerzenverursacher wäre da noch der Formatschnitt. Ursprünglich hatte ich geplant "Anschlagleisten" mit auf meine Biegevorrichtung zu spannen um so zumindest die Breite (300) der verschiedenen Lagen zu begrenzen und gegen Verrutschen zu sichern. Allerdings hab ich inzwischen etwas Bammel, das die den Druck nicht halten bzw an die Schmalkanten der Biegung anpappen.
Hat da evtl. jemand Erfahrungen mit gemacht, oder weiß einen Trick, wie man den Formatschnitt nachträglich machen kann?

Schonmal herzlichen Dank im Voraus
 

Rühl

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Schau mal nach "Vacuumpresse" hier im Forum.


Für deinen Zweck würde ich dir in jedem Fall zu Kaurit Kaltpressleim von BASF raten.

Der lässt sich kalt verpressen und stellt sich nicht zurück.


Hohe Formen schneide ich an der Bandsäge und arbeite den Schnitt nach.



Gruß Ulf
 

holzz

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Nur so als Tip: Beim Gesellenstück nichts bauen was man nicht schon mehrmals gemacht hat. Neue Arbeitstechniken lernt man nicht am Gesellenstück, das Risiko das was schiefgeht ist zu groß- also- keine Experimente! (die 1 gibts auch für eine Kiste mit Tür und Schublade)
 

sachsejong

ww-robinie
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Gebogene Teile

Hi!

Guck doch mal im Drummerforum nach. Da hat ein Schreiner sein eigenes Schlagzeug gebaut, und twar von Grund auf (Hut ab vor dem Kerl!)
Er hat aus Arbeitsplatten- Abschnitten die Negativ- Formen gebaut und dann Sperrholz mit Gurten und Zulagen darüber verleimt. Eine sehr interessante Arbeit- und könnte zu Deiner Frage die eine oder andere Antwort liefern.

Gruss

Holger
 

Jono

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Hallo,

bei Formverleimungen hat es sich bei uns bewährt, die Verleimschablone auf Fertigmaß zu bauen und nach Aushärtung des Leimes als Auflage für den 'Adler' zu benutzen. um die Spanngurte umzulenken und den Überstand nicht um die Ecken des Viertelkreises zu biegen müssten noch Kanthölzer angeschraubt werden.
Für die Frage ob vorher-Nachher furnieren dürfte auch der zu biegende Radius nicht unerheblich sein. So hundertprozentig kann ich diesen nicht aus Deiner Beschreibung ableiten. Zeichnung oder Skizze wäre vieleicht nicht schlecht.
 

Unregistriert

Gäste
Ja, du hast ansich Recht holzz. Hab mich auch schon mehrmals dabei erwischt, wie ich mich über den wohl etwas übertriebenen Ehrgeiz meinerseits geärgert habe.
Der Grundgedanke war halt, das ich ein Möbel bauen wollte, das ich hinterher auch verwenden kann. Und da man Gesellenstück halt nur einmal im Leben baut, wollte ich eben auch was außergewöhnliches bauen.
Die Biegung und auch die anderen Arbeitsschritte habe ich im Kleinformat auch schon etwas geübt, nur ließ der leere Geldbeutel leider einen echten Testlauf zu. 58 € Monatseinkommen und 200km Fahrtweg pro Woche bremsen den finanziellen Elan doch erheblich. :emoji_wink:

Danke für den Tip mit der Bandsäge und dem Drummerforum. Denke, das bekomme ich umgesetzt.

@ Jono der Radius beträgt 609mm (Innenkante der ersten Furnierlage, anschließender Aufbau wie im Original-Post beschrieben). Eine digitalisierte Zeichnung habe ich leider nicht. Ich seh zu, das ich evtl. die Normalen mal eingescant bekomme.

Jedenfalls schonmal Danke allerseits für die Anregungen. Freue mich sehr, falls euch noch was dazu einfällt.
 

carsten

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Hallo

vermutlich wird es noch Generationen von Lehrlingen geben die mit dem Ziel ein außergewöhnliches Möbel zu bauen an die Planung herangehen. Die Minderheit wird selbst erkennen das das doch zu viel des Aufwendigen wird und ihre Ansprüche reduzieren. Ein anderer Teil wird von Kollegen, Chefs, Lehrern usw. überzeugt das das nix wird und das vereinfachen. Und es wird nachwievor die unbelehrbaren geben die nur mit Müh und Not fertig werden, denen Kollgen usw helfen müssen damit sie es noch schaffen und sicher auch den ein oder anderen der auf der Strecke bleibt. All jenen ist die späte Einsicht gemeinsam das die Kollgen doch recht hatten, das es zwar ein schönes Möbel ist der Aufwand nur um die Prüfung zu bestehen doch zu groß ist. Insbesondere wenn man dann die Prüfungsstücke sieht die andere abgeliefert haben und die auch bestanden haben.
All die Wunschmöbelstück die man egal ob als Gesellenstück Meisterstücke usw. plant ereilt nicht selten das Schicksal irgendwann doch mal als Kellermöbel usw zu enden.
Deshalb auch mein Rat einfaches vielseitig verwendbares Möbel bauen ohne viel Schnickschnack. Tür, Schub und wenn verlangt auch ein Schloß. Das ganze sauber gearbeitet ist das wichtigste, und das geht, wenn man, wie so häufig als Lehrling, noch kein hochwertiges Möbel kkomplett gebaut hat, am besten mit einfachen Konstruktionen.
Aber das hast du ja sicher schon gehört.
Es ist leider so das man meint so ein Prüfungsstück auch für sich zu bauen. Nein nix da ihr baut die Kiste rein um die Prüfung zu bestehen oder wer hätte aus freien Stücken sein Gesellenstück/ Meisterstück so gebaut wie er es dann getan hat.
Mein Fazit diese Prüfungsstücke werden nur gebaut um danach ein Stück Papier in den Händen zu halten auf dem steht das man ne Prüfung bestanden hat.
Und diesem Papier und auch den meisten die es je lesen werden ist es egal ob das ne super duper aufwendige Konstruktion ist oder ne einfche Kiste.
Der Gesellenbrief sagt lediglich aus das du 3 Jahre die Grundbegriffe der Holzbearbeitung gelernt hast, das wirkliche Lernen fängt häufig erst danach an, wenn man mehr oder weniger eigenverantwortlich auf die Probleme losgelassen wird. Da zeigt sich dann ob man das gelernte auch umsetzen kann .
 

Timmster

ww-pappel
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Wollte mich nochmals für eure Tipps bedanken. Wenn es soweit ist, stell ich mal ein paar Ansichten des fertigen Produkts hier rein. Vielleicht interessiert es ja den ein oder anderen, was draus geworden ist.

@ Carsten

An den Fakten deines Beitrags gibt es nichts zu rütteln, da hast du Recht. Aber was hältst du mal von einer etwas idealistischeren Herangehensweise? Man liest häufig darüber (auch hier im Forum), das Junggesellen in spe oder Lehrlinge im Endstadium lustlos, halbmotiviert und unkreativ seien. Nimmt man dann allerdings mal so eine Herausforderung auf sich, heißt es: "Bleib auf dem Teppich und bau ne Kiste."
Nun frage ich mich doch, welcher Weg der bessere ist.

Mögl. 1:
Ich mache mir nen Kopf, überlege mir etwas schnuckeliges, bin hinterher zufrieden und außerdem Besitzer eines richtig guten Möbelstücks, das meinen eigenen Händen entsprungen ist.
Mögl. 2:
Ich übernehme irgendeine 0-8-15 Kistenzeichnung aus dem Netz, ändere 80% der Maße, feuere das Ding zusammen und bin dann einer von jährlich ca. 25000 (nur um eine Zahl zu nennen, ich weiß nicht wieviele es tatsächlich sind) fachlich geprüften Kistentischlern, die den Arbeitsmarkt zu tausenden bevölkern, aber weder durch Noten, persönl. Auftreten, noch Gesellenstück von sich überzeugen können.

Ich weiß, das ich mich hier evtl. einer Illusion hingebe. Aber ich bin dennoch der Meinung, das man mit persönlichem Einsatz doch einiges mehr erreichen kann, als immer nur auf "Bestehen" zu zielen. Und an sich bin ich mit der Einstellung auch 26 Jahre ganz gut gefahren.

Dennoch bedanke ich mich für deine Meinung.

Gruß Timm
 

Ekahard

ww-buche
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Hallo Timmster.
Ich glaube nicht, dass Carsten dir deinen Einsatz und Ergeiz übel nimmt. Im Gegenteil. Er hat auf jeden Fall recht wenn er sagt, das sich schon viele Azubis übernommen haben. Ich persönlich finde deine Einstellung super und würde mir mehr Lehrlinge wünschen, die so denken.( Ich glaube das denkt Carsten auch so )

Wenn du die Zeit hast eine Formverleimung zu üben und es klappt gut, dann mach es. Machst du es zum ersten Mal und dann auch noch unter Prüfungsdruck, lasse die Finger davon. Wir machen bei uns fasst jede Woche Formverleimungen und erleben immer wieder etwas neues.

Ich an deiner Stelle würde es so machen, bau als Gesellenstüch ein einfaches Möbel und schnappe dir eine gute praktische Note. Danach gehst du hin und baust dein Traummöbel für dich. Mache Bilder von dem Stück und lege sie bei deiner Bewerbung mit bei.

Solltest du trotzdem zur Formverleimung gehen würde ich es so machen.

  • Positiv und negativ Schablone bauen
  • Deckfurnier vorher aufleimen
  • Vormverleimung mit PU Leim ( wenn möglich in der Vakuumpresse ) sonst mit Gurten.
  • Wenn das Leimen gelungen ist kommt das schneiden. Am einfachsten ist wenn du dir eine Biegsame Platte mit Zwingen als Führung befestigst. Diese dann als Führung für die Oberfräse nehmen. Klappt super und du hast einen sauberen Schnitt.
  • Die langen Kanten an der Formatsäge.
Schönen Gruß Jürgen
 

Timmster

ww-pappel
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Zwischenergebnisse...

Hey. Wie versprochen hier die Zwischenergebnisse der Formverleimung. Nochmals vielen Dank an alle Beteiligten. Bin recht zufrieden mit dem Ergebnis. :cool:

Hab wie empfohlen zuerst die Deckfurniere mit Weißleim aufgezogen, und diese Teile dann (noch während die Teile presswarm waren) mit PU und Mittellage gebogen und verspannt.

Spannvorrichtung zu sehen auf den ersten beiden Bildern.

Dann die Außenbegrenzungen eingenutet, Boden eingezogen und Bogen seitlich eingezinkt. (falls jemand fragt, ich würds nie wieder tun *ächz*) :eek:

Ergebnis: siehe letztes Foto

Wie gesagt. Danke, danke, danke. Wenn das ganze Stück stecht, gibbet End-fotos.

Gruß Timm
 

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Timmster

ww-pappel
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Herzlichen Dank. Nach deinem Rüffel freut mich der Schulterklopfer besonders. :emoji_slight_smile:
28.08. ist Aufbautermin.
Bis dahin.
 
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