tomcam

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Also z.B. bei "Rio Palisander" verhält es sich so, dass alles was nach 1947 verbaut wurde, ich kenne das von Gitarrengriffbrettern, darf nicht ohne Zertifikat vermarktet werden. Das absolut irrwitzigste an der Sache war, dass bis 2011 nicht mal ein Konzert mit solch einer Gitarre gegeben werden durfte, da man dies auch als kommerzielle Vermarktung ansah. Die Firma Gibson hat wegen Verstöße gegen die CITES Richtlinien einen siebenstelligen Betrag zahlen müssen.
Da kann ich mir jetzt lebhaft vorstellen, dass die bei Afromosia auch nicht zimperlich sind. Also behalte das gute Stück und verlange bitte keinen Cent dafür.
 

silkyarborist

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Der Handel mit Rio Palisander und Anverwandten ist mit einer Herkunftserklärung die vom Zoll überprüft worden ist durchaus möglich.

Mein alter Herr war sehr eng mit Karl Danzer befreundet und wir haben noch genug Uraltrechnungen von Holzlieferungen archiviert. Mit der alten Rechnung und dem Material fahre ich zum Zoll oder der Zollbeamte kommt ins Lager (massive Dielen mit 5m Länge transportiere ich nicht so einfach....) und nach gründlicher Inaugenscheinnahme erhalte ich in der Regel eine Bestätigung der Herkunft und kann damit verkaufen.

Meine Bestände sind noch groß, Pockholz, Ebenholz, Palisanderarten, Macassar usw. - vorallem habe ich in der Regel auch noch Messerreste wenn es sich um Furnierware handelt. :emoji_grin:

Massive Stücke werden von den Instrumentenbauern sehr gerne gekauft :emoji_wink: und dank zig Schreinereiauflösungen im Kollegenkreis gibts auch noch Nachschub.
Mein nächster Besteckschrank wird Rio Palisander werden, massiver Korpus, Schubkästen und Ausziehplatte. Lediglich die Rückwand wird nur furniert sein. Möbel steht frei im Raum und wird komplett mit Besteck beladen sein. Knapp 60kg Silber in Besteckform kommen da rein.
 

tomcam

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Aha.....dann muss bei einigen Behörden ein massiver Irrtum vorliegen. Das macht es natürlich sehr interessant für mich, da ich dann gleich mal ne LKW Ladung ordere, um all meine Kollegen mit Griffbrettern zu versorgen. Einen direkt hohen Preis wird man ja definitiv nicht zahlen...
 

Mitglied 30872

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Da ja auf diesem Feld von vielen wenig und von niemandem alles gewußt wird, stelle ich mal einen wichtigen link ein: https://www.bfn.de/0305_cites.html

Da ich selbst von diesen Dingen nicht berührt bin, selbst aus Überzeugung kein Tropenholz (handelsbeschränkt oder auch nicht) verarbeite, habe ich mich auch nicht durch die Info durchgearbeitet. Man sollte hier aber alles finden, mindestens auch eine Telefonnummer.
 

Sägenbremser

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Eigentlich hat Mathis das schon umfassend in der
möglichen Form bei #22 aufgezeichnet. Jede ander
Verwertung in etwas umfangreicherer Form für den
Handelsverkehr würde ja die CITES Bestrebungen in
jeder Form aushebeln, wozu sollte das heute dienen?

Welche Geschäftarten dein alter Herr nun auch immer
gehabt haben sollte, wird für die heutige "in den Verkehr
bringende Form" eher eine untergeordnete Rolle spielen.
Wenn das in deinem Umfeld wirklich noch so einfach ist,
würde ich das hier wirklich nicht kolportieren, nicht alle
Mitleser haben dafür ein solch laxes Verständnis über die
möglichen Formen des Handels/in den Umlauf bringenden
Verkehrs dieser Ware aus etwas ungewisser Herkunft.

Ganz persönlich fände ich thermische Verwertung auch
etwas unsinnig, aber um damit nach all den Jahren auch
noch ein Geschäft machen zu können ist zweifelhafter.

Gruss Harald
 

silkyarborist

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Ich verwende und verarbeite noch immer bei Stücken die sich dafür eignen Tropenhölzer. Ich bin im Dunstkreis von Danzer Furnier aufgewachsen, mit welchem Stolz und Freude mein Vater die neuen Wandvertäfelungen der Sparkassen Filiale in xxxtupfingen gezeigt hat - war ansteckend.

Wieviele Mooreichenstämme mein Vater in Furnierform verarbeitet hat? Glaube das kann ich gar nicht so einfach zählen. Für ihn waren und sind die Tropenhölzer deutlich edler und kostbarer wie einheimische Sorten.
Er hat in den frühen 1960er Jahren knapp vier Jahre in Südamerika gelebt und gearbeitet - sowas prägt halt. Und die Liebe zu besonderen Hölzern ist gegeben - warum soll ich jetzt die Vorräte meines Vaters entsorgen?

Das Büro meines Vaters wurde in klassischer Art aus Rio Palisander angefertigt. Inklusive Kassettendecke, Wandvertäfelung und Einbaumöbel in klassischer Machart. Einzig der Parkett ist mit Bergahorn, akzentuiert mit Pockholz Quadraten deutlich heller und einheimisch.
Für ihn war das Mitte der 1960er Jahre ein Zeichen von Erfolg und Bedeutsamkeit im Vergleich zu den Kollegen (die meistens noch nicht mal ein gut ausgestattetes Büro hatten....)

Es gibt bestimmte Bereiche bei Möbeln die eben nur mit Tropenhölzern zufriedenstellend angefertigt werden können. Teak für Aussenmöbel ist noch immer das geeignte Holz der Wahl. Ebenso Speisebrettchen, Topfuntersetzer usw.
Als kleiner Bub durfte ich im Furnierlager von Danzer in Reutlingen frei rumlaufen, mir wurden die neuesten Erwerbungen und Besonderheiten vom Senior Chef gezeigt - und dabei hat er immer seine Begeisterung aktiv gezeigt.
 

der_matze

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Guten Abend,

also muss man dem ganzen Prüfungsausschuss kollektives Versagen unterstellen?!
Lehrer, Chef, Ausschuss...?

Gruß
Matthias
 

uli2003

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Wieso das? Bei legaler Beschaftung des Materials ist die Verarbeitung geschützter Tropenhölzer völlig in Ordnung.
Auch wenn noch Belege über den Erwerb von vor In-Kraft-Treten der Verordnung vorhanden sind, ist das kein Problem.
Meistens dürfte das jedoch nicht der Fall sein.

Grüße
Uli
 

tomcam

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Es geht ja hier auch nicht darum, irgendwelche Vorräte zu entsorgen, sondern darum, dass der Handel verboten ist, bzw nur mit bestimmten Vermarktungsbescheinigung betrieben werden darf. Wenn ich mir überlege, was schon ein Griffbrett einer Gitarre ausgelöst hat, kann ich mir vorstellen, dass größere Mengen für noch mehr Wirbel sorgen können.

hier mal der Text, für bereits verarbeitetes Holz:

http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/themen/cites/Infoblatt-Dalbergia-nigra-1.pdf
 

uli2003

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sondern darum, dass der Handel verboten ist, bzw nur mit bestimmten Vermarktungsbescheinigung betrieben werden darf.

Nein, der Handel ist nicht verboten. Er unterliegt nur gewissen Grundvoraussetzungen. Soll heißen: Wenn jemand das Holz nachweislich vor Inkrafttreten der Verordnung erworben hat, ist das Holz legal zu handeln, wenn er es entsprechend angemeldet hat.
Es dürfte aber eher zufällig sein, so alte Rechnungen noch verfügbar zu haben.

Grüße
Uli
 

tract

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vor ~ 1,5 Jahren gab es bereits mal einen Thread bzgl. geschütztem Holz, hatte damals diesen Link herausgesucht:


Können Altbestände an rohem Holz von Dalbergia nigra (Rio Palisander), die in holzverarbeitenden Betrieben lagern, zur Weiterverarbeitung genutzt werden?

Antwort des BfN:
Die betroffenen Betriebe dürfen ihre Altbestände an Dalbergia nigra (Rio Palisander) nur nutzen, wenn sie die Bestände bei ihren zuständigen Landesbehörden angemeldet und dafür eine Vermarktungsbescheinigung erhalten haben.
Als Nachweise für den Erwerb bzw. für die Einfuhr vor dem 20.07.1992 können z.B. Rechnungen, Inventurprotokolle u. ä. vorgelegt werden.
Über die Anerkennung dieser Nachweise entscheiden nach entsprechenden Prüfungen die zuständigen Landesbehörden.
Darüber hinaus muss auch ausgeschlossen werden können, dass Teile dieser Bestände bereits ohne die erforderlichen Vermarktungsbescheinigungen kommerziell genutzt wurden.

http://www.bfn.de/fileadmin/MDB/doc...und-Fragen-Antworten-Rio-Palisander_FINAL.pdf
 

tomcam

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@uli, deswegen schrieb ich ja auch: wenn eine Vermarktungsbescheinigung vorliegt.

des Weiteren muss das Holz VOR 1992 in die EU eingeführt worden sein.
 

der_matze

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Wieso das? Bei legaler Beschaftung des Materials ist die Verarbeitung geschützter Tropenhölzer völlig in Ordnung.
Auch wenn noch Belege über den Erwerb von vor In-Kraft-Treten der Verordnung vorhanden sind, ist das kein Problem.
Meistens dürfte das jedoch nicht der Fall sein.

Grüße
Uli

Ok, irgendwie hatte ich das aus den vorherigen Beiträgen so verstanden, dass es auch grundsätzlich nicht mehr verwendet werden durfte/darf. Danke Dir und allen anderen auch.
Gruß
Matthias
 

Keilzink

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Ich verwende und verarbeite noch immer bei Stücken die sich dafür eignen Tropenhölzer. Ich bin im Dunstkreis von Danzer Furnier aufgewachsen, mit welchem Stolz und Freude mein Vater die neuen Wandvertäfelungen der Sparkassen Filiale in xxxtupfingen gezeigt hat - war ansteckend. (...)

Eigentlich halte ich mich seit längerem sehr zurück mit Beiträgen hier im Forum - vor allem wegen den allgemeinen Umgangsformen, mit denen man hier öfter mal konfrontiert wird :emoji_slight_smile:. Aber hier muss ich mal ne Ausnahme machen:

Ich kenne Danzer auch recht gut, den Betrieb in Reutlingen, den in Kehl usw, aus den 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts - also als der Betrieb noch voll am Laufen war.
Dann , in den 90er Jahren, bin ich durch Zufall an einen der "Tatorte" der Furnierindustrie geraten: Nach West-Afrika, in die Elfenbeinküste. Und natürlich nach Bouakee, wo ich dann auch öfter mal im Restaurant des RAN-Hotels gegessen habe, dem Hotel, das Danzer dort für seine höherrangigen Mitarbeiter gebaut hat. Außerdem bin ich (beruflich) recht viel im Land rum gekommen, und irgendwann hab ich mich gefragt, wo denn diese unerschöpflichen Wälder eigentlich sind, aus denen sich die Furnierindustrie so freigiebig bedient hat ... denn einen Wald mit alten oder größeren Bäumen habe ich dort nie zu Gesicht bekommen.
Eines Tages fuhren wir dann eine sehr steile Piste runter in ein enges Tal in dem ein Fluss lief. Und da waren sie plötzlich, riesige alte Bäume mit meterbreiten Brettwurzeln und - vor allem - Schatten, eine viel höhere Luftfeuchtigkeit als oben in der versteppten Ebene. Nach ein paar hundert Kilometern in einer Gluthitze auf staubigen Pisten war das fast ein Kuraufenthalt.
Auf meine Frage, was hier eigentlich los sei, bekam ich eine ernüchternde Erklärung: So wie hier habe noch vor rund 60 Jahren große Teile des Landes ausgesehen. Dann habe man aber im großen Stil die besten, größten Bäume rausgeschlagen und in alle Welt verschifft, der Rest sei dann zugrunde gegangen, weil das Ökosystem des Waldes zu stark gestört worden sei, die Wasserhaltung im Boden sich drastisch verändert habe usw usf. Auf meine Frage, wieso dann diese kleine Idylle hier unten in der Schlucht erhalten geblieben sei, fragte mich unser Dolmetscher: "Erinnerst du dich an die steile, schlechte Straße hier herunter? Das war für die großen Laster zu riskant, das Rausholen der paar Bäume hätte sich nicht gelohnt."

Seit dieser Erfahrung kann ich diese nicht-einheimischen Edelhölzer hier bei uns nicht mehr sehen - ganz egal, wie und warum sie im Einzellfall legal oder illegal sein mögen.

Andreas
 
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