Ulmia versus Baumarkt

GertG

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Falls das Thema noch virulent ist:
Ich habe vorige Woche aus den Kleinanzeigen eine Ulmia 352 erworben.
Fast perfekt; nur ein bischen verdreckt und mit Flugrost.
Gekostet hat die 40,-EUR + 6,-EUR Versand.
Ein bischen Akopads, Autosol und WD40 und es sägt sich wie am ersten Tag.

Mußt halt nach Gerungssäge, Gährungssäge oder Gärungssäge suchen.
Auch Gerungsäge geht.
Die stehen oft Monate drin und die Besitzer sind dann entgegenkommend im Preis.
:emoji_slight_smile:

Ich hatte früher (vor 30 Jahren) mal so ein ähnliches Teil neu gekauft.
Könnte eine Küpper gewesen sein. Allerdings auch da schon möglicherweise ein Nachbau.

Die Säge wog nicht die Hälfte von meiner jetzigen Ulmia und das Sägeblatt schlackerte in den Führungen.
Dafür verkantete sich immer der Sägebügel in den oberen Führungen.
Das war nur ein Hakeln und Reißen.
Ich hab das Ding dann verschenkt, weil es wirklich zu nichts taugte und mir eine ELU PS 173 gekauft, die ich heute noch habe.

Was sind die Vorteile einer professionellen, manuellen Gehrungssäge gegenüber einer (halbwegs) guten Kappsäge? Oder was kann man mit der Gehrungssäge machen, das die Kappsäge nicht kann?
Wenn man bedenkt, dass so eine Ulmia ja neu um die 400 Euro kostet.

Die Vorteile sind ganz einfach, daß Du auch winzige Leistchen für den Modellbau schneiden kannst, ohne das was auseinandergerissen wird.
Durch die Art der Bedienung hast Du auch immer freien Blick auf den Schnitt.... und Deine Finger.


Und (und das war jetzt der Hauptgrund für eine Wiederanschaffung einer Handsäge) Du kannst damit auf dem Küchentisch sägen, ohne das die ganze Hütte im Nebel versinkt.
Die ganzen Absaugungen taugen nämlich nichts, wenn Du wirklich damit im Wohnbereich arbeiten mußt.
Ich baue gerade in unserer Wohnung abgehängte Decken ein, zwischendurch, während wir hier noch wohnen.
Mit einer Unzahl an Kranz- und Randleisten.

Das geht nur mit so einem Teil.
 

hijaside

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Vielen Dank - das Angebot hatte ich, glaube ich, auch gesehen. Dann war aber irgendwo doch Geld da und dann habe ich eine gebraucht für 130€ ersteigert, ohne dass größere Wartungsarbeiten nötig waren. Schon das erste Sägen war eine Genuss!
 

Dietrich

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Hallo,

selbst habe ich keine Ulmia Gehrungssäge, kenne sie aber von einem Kollegen der immer wieder begeistert von ihr berichtete (ist nun in Rente), und könnte mir durchaus vorstellen so eine Säge mal an zu schaffen.
Vorteile gegenüber einer KGS sind vor allem geringe Lautstärke, weniger zerspantes Material und vermutl. ist sie genauer, wenn nicht gerade eine Graule als Vergleich dient.
Einer 400€ Kappsäge muß sie überlegen sein, weil alles bei der Ulmia wegfällt was nicht der Genauigkeit dient, ohne das eine Elektro-KGS aber nicht funktioniert.
Eine Ostasien-Kopie käme natürlich nicht in Frage, denn es ist schon ein Unterschied ob sich gut ausgebildete Leute Gedanken über jedes Detail machen, immerhin gibt Ulmia an: "Genauigkeit 0,05mm" oder ob man sich Gedanken darüber macht wie es mit möglichst geringem Mitteleinsatz gelingt eine Säge zu bauen die möglichst genau so aussieht wie eine Ulmia Gehrungssäge.

Bez. dem herbei prognostiziertem Niedergang von "made in Germany", das sehen offenbar 3/4 der Welt nicht so und kaufen fleißig made in Germany Waren.

Und nur weil hier Behauptungen im Raum stehen, ich suche kein Elektrowerkzeug von Festool und besitze auch keines.

Gruß Dietrich
 

GertG

ww-robinie
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Jetzt habe ich aber auch mal eine Frage dazu.
Bei meiner gebraucht gekauften 352 ist ein 600mm langes, 50mm hohes Sägeblatt verbaut.
Der Strich mit der Dreikantfeile zeigte mir, daß die Zähne nicht gehärtet sind.

Die BDA der Ulmia schweigt sich aber über die Zahnform aus und das mehrfach nachgeschärfte Original sagt auch nicht mehr viel darüber aus.

Der Versuch, mit in Schubrichtung senkrecht stehender Zahnbrust brachte zwar ordentlich Biss, aber eben auch starken Ausriß.

Die aus dem Zubehör sind übrigens meistens zweckentfremdet, weil sie zu Metall-Bügelsägen aĺa "Kläger" gehören. Die sind zwar von Länge und Höhe her ähnlich, aber vom Schnitt eine ganz andere Hausnummer.


Weiß jemand die originale Zahngeometrie solcher Blätter?
 

pedder

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Hallo Gert,

die original ist irgendwas mit 10-15 ° Rake, Fleam 0°. Ich schärfe die mit 15° Rake und 20° Fleam. Schränkung 2x 0,1mm.

Liebe Grüße
Pedder
 

veter

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Jetzt habe ich aber auch mal eine Frage dazu.
Bei meiner gebraucht gekauften 352 ist ein 600mm langes, 50mm hohes Sägeblatt verbaut.
Der Strich mit der Dreikantfeile zeigte mir, daß die Zähne nicht gehärtet sind.

Die BDA der Ulmia schweigt sich aber über die Zahnform aus und das mehrfach nachgeschärfte Original sagt auch nicht mehr viel darüber aus.

Der Versuch, mit in Schubrichtung senkrecht stehender Zahnbrust brachte zwar ordentlich Biss, aber eben auch starken Ausriß.

Die aus dem Zubehör sind übrigens meistens zweckentfremdet, weil sie zu Metall-Bügelsägen aĺa "Kläger" gehören. Die sind zwar von Länge und Höhe her ähnlich, aber vom Schnitt eine ganz andere Hausnummer.


Weiß jemand die originale Zahngeometrie solcher Blätter?

Mit Sicherheit ist bei deiner 352 kein 600 mm langes Sägeblatt verbaut! Originalmaße der Sägblätter einer 352 vor Ulmia-Konkurs in 2003:
Länge über alles: 355mm, Mittenabstand Bohrungen: 525,5mm.
(gelöscht: Denn die 354 hat eine Sägeblattlänge von 735mm!)

Selbst die heutigen China-Nachbauten der 352 besitzen diese Sägeblattmaße. Nach dem Ulmia-Konkurs hat die Fa. ANKE, auch auf der Alb angesiedelt, den Hauptteil der Ulmia-Rechte erworben und verkauft heute die nachgebaute 352 weiterhin. Wichtigestes Merkmal dieser neuen China-Ladies: die beiden roten Sägeblattführungen sind jetzt aus Kunststoff, wohingegen das Ulmia-Original die Teile noch aus Zinkdruckguss hat. Auch wenn ANKE in seinen Katalogen immer wieder herausstellt "ANKE produziert ausschließlich am Standort Andelfingen", trifft das wohl nur auf die Werkbänke zu; die Ulmia-Teile kommen dagegen alle(?) aus China.

Ach ja, die Original 550mm langen Holzsägeblätter der 352 haben 15 TPI. Es gab damals auch noch HSS-Metallsägeblätter (da kann man nicht mehr mit der Feile rumkratzen) dazu, gefühlt ca. 25TPI, müsse aber jetzt in meine Werkstatt, um das genau nachzumessen.

Selbst besitze ich restaurierte 348, 352 und 354. (Fiamingu/Corsika?: Die gelbe Farbe im Mittelteil der original-Ulmia 352 ist zinkgelb, RAL 1018. Das würde ich an deiner Stelle mal nachbessern! Der Grundkörper war in resedagrün RAL 6011 lackiert, je nach Baujahr (besonders bei der 354 gab es mal eine dunkelgrau-Variante). Aber alles 1K Alkydharzfarben, nicht lösungsmittelbeständig)

Anke ist übrigens eine sehr "rührige" und würdevolle Nachfolgerin von Ulmia, was man von dem heutigen Rechteinhaber der Ulmia Holzbearbeitungsmaschinen, z.B. der Tischkreissäge, -fräse, aus Rammingen so nicht behaupten kann, denn Anke gibt auf Nachfrage alle Details der früheren Ulmia-Werkzeuge und -Hobelbänke sehr offen weiter. SIe besitzen wohl auch alle originalen Produktionsunterlagen, z.B. auch die über die 2,35m lange Ulmia-Hobelbank mit Klapplade, die bis 2003 im Donautal gefertigt worden war und die ich z.Z. restauriere.

Nachtrag: Warum mit einer 352 45° Gehrungen sägen? Diese Frage ist ganz einfach zu beantworten: Es gibt m.E. auf der ganzen Welt keine vergleichbare Säge, die das mit der einzigartigen Ulmia-Präzision hinkriegt! Egal , ob ich Bilderrahmen mit der 348, 352 oder 354 säge, alle acht Winkel stimmen exakt! Da franzt übrigends nichts aus, und ich habe noch nie ein Original Ulmia-Sägeblatt nachgeschärft oder gar geschränkt ... jedem das Seine!

-- veter
 

pedder

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Hallo Gert,

die Maße klingen mir eher nach der 354. Wenn man die nicht nachschärft, muss man wohl ein neues Blatt kaufen, wenn es stumpf ist?

Liebe Grüße
Pedder
 

Holzaki

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Hallo Gert,
für mich klingen die Maße auch eher nach der 354. Ich habe eben an meiner 352 mal nachgemessen die Blattlänge beträgt ca. 54,8 cm und die Höhe knapp 3,5 cm.

Gruß
Andi
 

GertG

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Die Säge ist vermutlich aus Vorkriegszeit.
Der ältere Verkäufer hatte sie von seinem Großvater, der sie als Tischler mal neu gekauft hatte.

Der Gußtisch ist aber mit "352" markiert.
Vielleicht hat man den längeren Sägebügel des größeren Modells nachgerüstet.
Das Ding war ja damals noch mehr als heute eine richtige Anschaffung, die man sich leisten können mußte.
Der obere Zuganker ist jedenfalls nachträglich um etwa 10 cm verlängert worden.
Dann brauchte man ja nur noch das längere Mittelrohr und ein entsprechendes Blatt.

Kennt jemand den Lieferanten, der die Blätter für Ulmia hergestellt hat?
Vermutlich zu 99% hier aus Solingen oder Remscheid.
 
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