SWR wie man einen Schaukelstuhl baut

RaRoKa

ww-nussbaum
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Über die Dübel lässt sich vll. streiten. Insgesamt aber eine schöne Tischlerarbeit mit klassischer Maschinenarbeit.
 

inselino

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Meine Stimmung bezüglich Handwerkskunst hat sich doch ziemlich gewandelt. Wärend ich es in den letzten Pausen kaum erwarten konnte, dass neue Sendungen gezeigt werden habe ich jetzt das Gefühl, die Sendung sollte mal eine kreative Schaffenspause enlegen.

Wähhrend es am Anfang eher um beeindruckende Handwerkliche Fertigkeiten ging sind wir mittlerweile eher bei schönen, wertigen Handwerksstücken (wobei schön im Auge des Betrachters liegt).

Mir haben die Folgen besser gefallen, in denen wirklich außergewöhnliche und handwerklich unglaublich anspruchsvolle Aufgaben gezeigt wurden um auch das letzte Prozent perfektion aus einem Objekt herauszukitzeln.
"Wie man einen Edelstein schleift" gehört da für mich mit zu den beeindruckensten Beispielen. Aber auch der Bau eines Waldhorns, der Guss einer Glocke oder das Dachdecken mit Schiefer waren beeindruckend.

Bei der aktuellen Folge fällt es aus meiner Sicht schon sehr stark auf, dass zwar schöne Handwerksarbeit gezeigt wird, am Ende ist es aber viel Arbeit mit Schablonen, gefühlt wird jedes Teil am Anlaufring von der Schablone kopiert, die Dübellöcher werden mit einer Schablone aufgebraucht und am Ende alles verleimt.

Ich sage gleich, das mag ein Bauchgefühl sein und mein persönlicher Blick auf die Dinge.
Ich habe jetzt bei Youtube einmal in die Vergangenheit zurückgeschaut und würde schon sagen, dass bei den alten Folgen mehr außergewöhnliches dabei war. Sattler, Gießer, Instrumentenbauer. Klar da war auch mal dabei wie man Honig macht was auch eher einfach aussah.
In der aktuellen Staffel sind wir mit Pizza, Nudeln und Macarons ohnehin stark im Essen, Parketverlegen, Tisch restaurieren, Bank aus Altholz und jetzt der Schaukelstuhl zählen für mich jetzt auch nicht zu den ausgefallensten Sachen. Ab und an sticht da mal etwas positives wie der restaurierte Gemälderahmen, die Farben oder der Holzstuhl hervor. Im Vergleich zu den Anfängen fehlen aber viele Wow Momente.
 

inselino

ww-robinie
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Ich denke aus Tischlersicht ist das gut anzuschauen. Solide Arbeit, der Arbeitsschutz bleibt nicht nicht auf der Strecke etc. aber ich denke nichts, was die Tischler hier mit seiner Ausstattung nicht genauso hinbekommen würden.
Wärend vermutlich die Tischler hier mit dem Bau eines Alphorns schon ziemlich beschäftigt wären.
 

Mitglied 59145

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Man darf halt ach nicht vergessen, dass die Zielgruppe nicht der ambitionierte Holzwerker oder Vollprofi ist. Ich denke daher schon, dass auf jeden Fall diese Folge, schon sehr gelungen ist.

Ein spezieller Typ der nicht alltägliches macht ist schon nicht uninteressant. Im Vergleich zu sonstigem Programm finde ich die Serie immer noch gut. Es ist enfach logisch, dass wir da Dinge sehen, die für uns, einfach nicht wirklich besonders sind.

Ich habe schon deutlich schlimmere Sachen unter dem Titel "Handwerkskunst" gesehen, ich meine damit ausdrücklich nicht diese Serie.
 

inselino

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Hm ich denke bis zu einem gewissen Punkt hast du Recht. Je mehr man über das Handwerk weiß desto weniger beeindruckend sind die Tätigkeiten. Für einen Glockengießer ist vermutlich die Folge dazu auch wenig beeindruckend und vielleicht ist der Typ im Video auch ein totaler Stümper nur fehlt dem Laien da die Kenntnis um das zu beurteilen.

Ich fand es halt diesmal Schade, dass es so viel über Schablonen lief und ich vorallem da beeindruckt bin, wo Leute mit ihren Sinnen mit Gefühl und Fingerfertigkeit irgendetwas herstellen. Aber das ist vielleicht auch mehr persönliche Präferenz als objektives Kriterium. Abseits davon fand ich die Folge auch schön und besser als manch andere.
 

foobar

ww-ulme
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im Schwarzwald
In der aktuellen Staffel […] und jetzt der Schaukelstuhl […]
Der müsste schon zur neuen Staffel 13 (ab Februar im TV) gehören. Jedenfalls fehlt die Folge in dieser Übersicht noch.
Es ist sicherlich nicht einfach, das hohe Niveau konstant zu halten, dennoch würde ich nicht von einem grundsätzlichen Qualitätsverlust o. ä. sprechen. In Staffel 12 gab’s ja durchaus Highlights: Ledersandale, Schulranzen, Floß, Seilherstellung, Alphorn, Beinprothese, Fachwerk restaurieren, vom Baum zum Brett. Die (Handwerks-) Kunst der Redaktion ist es halt, immer wieder ein breites Publikum anzusprechen. Da kann nicht jede Folge jedem gefallen.
 

weissbuche

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Mein Lehrmeister (Jahrgang 1900) war sehr stolz auf seinen unendlichen Vorrat an Schablonen. Für alles und jedes gab es Schablonen. Schon wenn ich 2 gleiche Teile herstellen soll, erleichtert eine Schablone die Arbeit erheblich. Die Arbeit mit Schablonen ist eine der Grundfertigkeiten des Tischlers, auch des Kunsttischlers. In der Meisterausbildung haben wir damals eine ganze Woche nur Schablonen gebaut. Ich jedenfalls fand den Herrn "Semmelrogge" ganz gut. Kein unnötiges Geschwafel über Inspiration und seine Beziehung zum Baum. Er hat gezeigt, wie man handwerklich einen schönen Stuhl baut. Alles gut.
Eckard
 

DZaech

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Bei der aktuellen Folge fällt es aus meiner Sicht schon sehr stark auf, dass zwar schöne Handwerksarbeit gezeigt wird, am Ende ist es aber viel Arbeit mit Schablonen, gefühlt wird jedes Teil am Anlaufring von der Schablone kopiert, die Dübellöcher werden mit einer Schablone aufgebraucht und am Ende alles verleimt.

Hast du schonmal versucht einen praktikabel herzustellenden, stabilen Stuhl zu bauen? Dazu noch einen Schablonensatz der wirklich passt und funktioniert? Ich denke eher nicht. Denn hättest du das, wüsstest du dass da viele Tage Arbeit und manch ein unbrauchbarer Prototyp dabei enstehen. Einen guten Stuhl entwickelt man teilweise über Jahre (verkauft man ja eher selten), und erst bei der dritten oder vierten Serie passt dann wirklich alles. Und bei Schaukelstühlen ist das noch viel schwieriger.

Schablonenbau und das Arbeiten damit sind seit Jahrhunderten eine der Grundlagen des Möbelbaus mit Formteilen und brauchen viel Erfahrung. Ein edler Stuhl wurde auch vor 200 Jahren schon so herhestelltt. Natürlich nicht am Anlaufring kopiert, das ist erst seit knapp 100 Jahren weiter verbreitet. Aber nach Schablone angerissen und gefertigt wird schon viel länger. Und auch damals gabs für jedes Loch und Position eine Schablone.

Die Dübel finde ich nicht komplett verkehrt, weil an den ganzen Teilen noch Zapfen (teilweise schräg) anzufräsen, braucht doch einiges an Zeit und einen weiteren Schwung Schablonen und Hilfskonstrukte.

Insgesamt finde ich die Folge sehr schön hölzig, gefällt mir. Übrigens, ein Grossteil der heutigen jungen Schreiner ist mit dem Einrichten zum Bogenfräsen schon sehr gefordert (oder überfordert). Ausser am Kurs und an der Prüfung wird das kaum mehr gezeigt und auch nur selten gebraucht im Alltag. Und auch das Führen am Fräser ohne zu wackeln und ohne Brandspuren braucht Erfahrung und Fachwissen. Das geht nicht einfach mal so, nur weil die passende Schablone bereits da ist.
 

teluke

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Bisher habe ich lediglich den Lattenstuhl von Breuer gebaut und für den braucht man nun wirklich keine Schablone.
Jetzt kommt der Steltman Stuhl für den braucht man auch Keine.

Normale Stühle habe ich bisher nicht gemacht.
Das Problem ist dass man da in jedem Fall Schablonen braucht.
Es ist zwar kein Problem eine Schablone zu machen aber wieviele Schablonen für wieviele Prototypen muss ich machen bis der Stuhl so bequem ist und so gut aussieht wie ich das gerne hätte?
Das lässt mich bisher vorm Stuhlbau zurückschrecken.
 

inselino

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Hast du schonmal versucht einen praktikabel herzustellenden, stabilen Stuhl zu bauen? Dazu noch einen Schablonensatz der wirklich passt und funktioniert? Ich denke eher nicht. Denn hättest du das, wüsstest du dass da viele Tage Arbeit und manch ein unbrauchbarer Prototyp dabei enstehen. Einen guten Stuhl entwickelt man teilweise über Jahre (verkauft man ja eher selten), und erst bei der dritten oder vierten Serie passt dann wirklich alles. Und bei Schaukelstühlen ist das noch viel schwieriger.

Das wird aber in der Folge nicht gezeigt. Ich bin absolut der Meinung, dass die Entwicklung eines Stuhls, eines Prototypens und der Schablonen sehr viel Fertigkeit erfordert.
Ich würde aber dennoch behaupten, die gezeigten Arbeitsgänge sollte ein Tischlergeselle doch hinbekommen oder?

Das sieht z.B. beim letzten Stuhlbau schon anders aus:
https://www.youtube.com/watch?v=_cZwUYy93Q0
Da würde ich behaupten sind die benötigten Fertigkeiten deutlich höher. Ich denke auch dass die meisten Glasergesellen an dem damals gezeigten Kirchenfenster scheitern würden oder Instrumentenbauer an dem doppelten Waldhorn in traditioneller Fertigung.
 
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und bei den Lobliedern auf Schablonenbau frage ich mich ob das heute überhaupt noch gebraucht wird in Zeiten von CNCs.... entweder brauch man doch gar keine mehr, oder wenn wird die Schablone am PC Designed und dann von der CNC erstellt....
 

Mitglied 30872

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Und du glaubst das macht jeder so?
Das sagt er ja nicht. Aber letztlich ist das auch wieder eine Kostenfrage. Was ich auch hier im Forum so mitbekomme, arbeiten doch mittlerweile viele Tischlereien mit CNC-Technik. Die werden dann das gleiche Produkt sicher günstiger anbieten können. Wer da mithalten möchte, nutzt dann eben zukünftig auch die entsprechende Technologie.
 

Mitglied 59145

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Ob es günstiger wird, hängt ja zunächst mal von der Auslastung dieser Maschine ab.

Läuft die 3 Std im Monat oder läuft die 3 Std am Tag?

Ist aber auch eine, in diesem Faden, komplett unsinnige Diskussion.

Wer will sich denn angucken wie ne cnc nen Schaukelstuhl fräst?

Falls sich jemand hierher verirrt haben sollte, empfehle ich nochmal den Titel der Sendung ins Gedächtnis zu rufen.

Ich will es nicht sehen.
 
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Das sagt er ja nicht. Aber letztlich ist das auch wieder eine Kostenfrage. Was ich auch hier im Forum so mitbekomme, arbeiten doch mittlerweile viele Tischlereien mit CNC-Technik. Die werden dann das gleiche Produkt sicher günstiger anbieten können. Wer da mithalten möchte, nutzt dann eben zukünftig auch die entsprechende Technologie.

genau wer lesen kann.... ich frage mich allen ernstes (nachdem einige Kommentare suggerieren das wäre ein essential skill) ob diese "Fähigkeit" Schablonen zu bauen irgendjemand im Bewerbungsgespräch oder in der Praxis (abseits von "Sonderkünstlerwerkstätten" noch jemand relevant findet... Wird das denn heute immer noch Wochenweise gelehrt im Meisterkurs?
 

teluke

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Also Ben....
Jetzt übertreibst Du aber gewaltig.

Wenn Du schreiben würdest dass ein Schreiner das (heute) nicht mehr können muss um seinen Beruf auszuüben hättest Du sicher recht.
Aber pauschal Kulturtechniken und Handwerkskunst abzuwerten ist falsch.
Beides wird zwar im Erwerbsleben nicht mehr in dem Maß benötigt.
Aber es haben sich viele Dinge in den Privatbereich verschoben und das ist sehr gut so.

Handwerkskunst ist wesentlich, deren Verlust würde weit über nicht mehr gebaute Schaukelstühle, hinausgehen.
Das bedeutet aber gerade nicht dass jeder Schreiner diese alten Techniken beherrschen muss.
Im Professionellen Bereich macht das heute die CNC. Damit bleiben diese Erzeugnisse erschwinglich.

Aber das ist kein Ersatz für alte Kulturtechnik.

Aber Dein Post wundert mich auch vor dem Hintergrund Deines Geschäftes.

Ich behaupte jetzt einfach "kein Mensch braucht altes, versifftes und vernageltes, Holz um daraus was Neues zu machen".
Brauchen sicher nicht, aber es doch für dein Geschäft ganz gut dass viele Leute das ganz anders sehen.
 
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