Stuhl, Reparatur,

maire

ww-kiefer
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Hallo,

folgender Stuhl wurde mir zur Reparatur überlassen. Bin der Dorfschreiner hier mit begrenzten Restaurationswissen. Der Stuhl ist aus Mahagoni und hat 5 sichtbare ehemalige Bruchstellen. Eine davon ist ca. 2mm versetzt verleimt und der Kunde möchte das repariert haben.
Wie mache ich das am besten? Die Bilder sind vielleicht selbsterklärend.
Ich dachte vielleicht mit einer Japansäge die Klebfuge durchschneiden und ein Funierblatt entsprechender Dicke wieder einleimem und die Stuhllehne besser abstimmen miteinander. Aber hält sowas auf Dauer ohne Dübelverbindung). Welchen Kleber/Leim tätet ihr empfehlen? Es gibt hier gebrauchsfertigen Knochenleim im 5kg Gebinde zu kaufen (mit 12 monatiger Haltbarkeit) aber das wäre ja Verschwendung für eine solche kleine Klebfläche.

Danke ruer Tips, Gruss Oliver
 

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Keilzink

ww-robinie
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... ich würde mal vorsichtig mit dem Föhn an die Leinstellen rangehen - der Knoch/Hautleim reagiert gut da drauf, auch bei modernem Weissleim gibt es eine gewisse Reaktion auf Wärme. Wenn du den Stuhl dann zerlegt hast, würd ich ihn mit Fischleim wieder zusammensetzen: Erstmal brauchst du dann die Knochenleim-Reste nicht zu entfernen, weil sich der Fischleim gut mit diesen verbindet. Moderne Leimreste müssen allerdings sauber entfernt werden. Zweitens wirkt der Fischleim in der Paxis auch ganz gut spaltüberbrückend (auch wenn in der Theorie was anderes behauptet wird). Die verbleibenden Lücken und Risse wurde ich mit einem passenden Hart-Wachs verschliessen und retuchieren - es gibt da von Clou ein brauchbares Angebot in verschiedenen Tönen, die auch gut mischbar sind.

Was den Fischleim angeht: Klebt sehr stark und auch elastisch, auf gute Qualität achten, zB zum Beispiel "Kanadischer Fischleim". Ist auch in kleinen Gebinden erhältlich, kalt zu verarbeiten und so völlig unproblematisch. An den entsprechenden Stellen würde ich dann Dübel einsetzten, zur Verstärkung - aber das dürfte ja klar sein.

Viel Erfolg!
Andreas
 

Mitglied 42582

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Da hast du aber mal eine undankbare Aufgabe. Die Stelle an der die Lehne gebrochen ist, war und, wird der Schwachpunkt des Stuhles bleiben. Ich würde versuchen die Stelle zu erwärmen und die Bruchstelle so erst einmal zu lösen.

Ich kenne das so, das neues Material eingebaut wird um zu betonen das etwas ausgetauscht wurde, und der Rest halt noch Original ist. Aber wenn ich mir den Stuhl so anschaue sieht der für mich eher nach Flohmarkt, als nach Antik aus:emoji_grin:

War einer schneller:emoji_grin:
 

Besserwisser

ww-robinie
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"Ich dachte vielleicht mit einer Japansäge die Klebfuge durchschneiden und ein Funierblatt entsprechender Dicke wieder einleimem"

Kopfholz mit Langholz und wieder Kopfholz? Ist nicht dein Ernst?
Ohne Zapfen oder Dübel wir das niemals funzen.
Der Stuhl ist halt beschissen konstruiert und wird immer wieder dort kaputt gehen. Ich löse das oft so, dass ich nach der eigentlichen Reparatur mit einem sehr langen Bohrer (4-5mm) schräg-längs zur Stelle 1-2 Löcher, je nach Platz, bohre. Dann klebe ich mit Epoxiharz ein bzw zwei Stücke Gewindestange (D=Bohrerdurchmesser-1mm) ein. Das Bohrloch verschliesse ich dann mit Wachs oder einem Holzstopfen. Die Armierung ist dann künftig in der Lage, die Kräfte aufzunehmen.
 

derdad

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Hallo Oliver!
Ich bin sehr oft damit beschäftigt Sessel zu restaurieren. Eine Bruch wie auf deinen Bildern ist immer eine sch.... Arbeit.
Es kommt darauf ob er nur Repariert werden soll, oder ob er möglichst Original sein soll. Falls Original, dann wie bereits von Kollegen erwähnt mit Fischleim. Falls Gut und günstig dann würde ich Epoxy nehmen (UHU Plus ist eine gute Wahl). Wie bereits erwähnt die Teile auseinanderlösen (mit Wärme versuchen- sonst Japansäge).
Alten Leim/Kleber herausputzen (manchmal muss man an der Bruchstelle etwas nachschnitzen, damit die Teile wieder gut passen). Nun das Ganze verleimen/verkleben und leicht fixieren. Nachdem es gut getrocknet ist, würde ich, so wie es Besserwisser geschrieben hat, eine Versteifung einbohren (zur Verdeutlichung habe ich es auf deinem Bild eingezeichnet). Diese Versteifung etwas versenkt einkleben und am Schluss mit Wachskitt ausfüllen. Jetzt müssen nur noch die reparierten Stellen verschliffen, verkittet, nachgebeizt und lackiert werden. Ich verwende immer Schellack, den ich ein paar mal mit einfach einem Tuch drüberwische. Also nicht aufpoliere, sondern als Ballenmatierung verwende.
Wenn es gut gemacht ist, sieht man am Ende kaum noch etwas von der Bruchstellen (und die Kunde wundert sich am Preis, dass es sooo viel Arbeit war, wo doch kaum etwas gemacht wurde :emoji_grin: )

lg
gerhard
 

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derdad

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"Ich dachte vielleicht mit einer Japansäge die Klebfuge durchschneiden und ein Funierblatt entsprechender Dicke wieder einleimem"

Kopfholz mit Langholz und wieder Kopfholz?
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Nicht ganz. Die seitlichen Lehnenteile sind aufrecht, also an der Bruchstelle Hirn(Kopf)holz. Der Obere Teil ist ein Querstück, also Längsholz. Und der Bruchstelle zu schließen, dürfte am oberen Riss der Zapfen enden, mit dem die Teile verbunden wurden.

lg
gerhard
 

Mathis

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Im Dorf in 'ner Stadt
Ich habe solche beschissen zu machende Reparaturen auch nach diesen beiden Kriterien Originalität oder gut und günstig unterschieden.

Im Falle spaltüberbrückend kleben würde ich immer zu Ponal Duo raten, da dieser anders als Stabilit ein kleines bisschen flexibler ist und genau auf die Haftung auf Holz abgestimmt zu sein scheint.

Ich würde auch noch das Klebeharz mit Pigmenten (Englischrot und Umbra) gleich passend einfärben, dann erspart man sich das Retuschieren und hat erheblich weniger Aufwand.
Kurz nach dem Einsetzen der Härtung habe ich dann mit Messern oder Stecheisen den eventuellen Überschuss an Kleber beigestochen.

Solche Reparaturen gehören zum unerfreulichsten, was man so unter die Hände bekommen kann.
 

maire

ww-kiefer
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Danke für die Beiträge. Habe den Stuhl mit den empfohlenen Verstärkungen repariert. Fischleim habe ich nirgendwo gefunden. Für 200g Knochenleim habe ich beachtliche $24.60 beim Fachhändler gezahlt.

Gruss Oliver
 
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