störender Holzölgeruch lässt nicht nach

Uli F

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Hallo liebe Forenmitglieder!

Dies ist mein erster Beitrag und darum stelle ich mich erstmal ganz kurz vor: Ich heiße Uli und eine meiner Freizeitbeschäftigungen ist die Planung und der Bau von Holzgegenständen, um es mal ganz allgemein zu formulieren :emoji_slight_smile: Früher waren es Lautsprechergehäuse, später und bis heute dann Möbel für bestimmte Anwendungen. Da ich auch Musik mache sind das öfter mal Studiomöbel wie Tische oder Racks zur Aufnahme verschiedener Geräte.
Dabei bin ich meist mit Massivholz oder Multiplex unterwegs und mag generell Massivholz mit geölter Oberfläche.

Mein aktuelles Projekt lässt mir leider keine Ruhe. Wir erwarten bald unser erstes Kind und aus Platzgründen habe ich darum meinen Musikbereich deutlich verkleinert und in eine eher ungenutzte Ecke unseres Schlafzimmers verschoben. Dort installiere ich ein Wandregal aus Buche massiv Regalbrettern und einen Kernbuchetisch (Tischböcke von RS Möbel, 3cm Kernbuche-Platte online gekauft).

Da ich natürlich vor der Geburt mit den Arbeiten fertig werden wollte, habe ich bereits Anfang Februar angefangen, zunächst zwei der vier Regalbretter zu ölen...und zwar draußen auf dem Balkon. Zum Einsatz kommt übrigens das Leinos Hartöl.

Das Problem: Die Bretter konnte ich nach dem Auftragen des Öls bei 5-10°C tagsüber dann bei nur 0°C oder kälter in der Nacht trocknen lassen. In der Wohnung wäre dagegen wahrscheinlich zu wenig Sauerstoff vorhanden gewesen. Und mit Holzöl und zu wenig Sauerstoff habe ich sehr schlechte Erfahrungen gemacht.

Jetzt ist das Öl dennoch oberflächlich schnell trocken gewesen und die Bretter sehen auch super aus.
Nur leider ist auch 5 Wochen nach dem Auftrag noch ein Ausdünsten wahrnehmbar, auf das wir beide sofort reagieren (je nach Intensität leichter Schwindel, Atemwege reagieren usw.).

Meine Frage ist nun: Kann die niedrige Temperatur während der Trocknung den Polymerisierungsprozess des Öls so stark verlangsamt haben dass ich nun kaum noch was machen kann? Ich hatte gehofft, dass bei den aktuellen wärmeren Temperaturen die Bretter in der Sonne liegend schnell diese Ausdünstungen verlieren würden...bis jetzt Fehlanzeige.

Kann man vielleicht die Oberfläche anschleifen und damit dem tiefer eingedrungenen Öl mehr Sauerstoff zukommen lassen o.ä?

Wenn ich bald noch die teure Tischplatte öle wäre so eine bleibende Ausdünstung eine kleine Katastrophe, da wir ja in dem Zimmer schlafen und ich die Tischplatte benutzen will. Da hoffe ich einfach mal, dass die April Temperaturen von 15-20°C so etwas verhindern werden.

Vielen Dank im Voraus für eventuelle Tips oder Meinungen zur Rettung der Regalbretter und zur Vermeidung des Problems beim Ölen der Tischplatte!

Viele Grüße Uli
 

lesepirat

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Moin, ich habe keine Lösung, eher Fragen. Was redest du von Sauerstoff? Meine Kellerwerkstatt war wesentlich keiner als die Wohnung und nirgendwo hatte ich Probleme mit mangelndem Sauerstoff. Kann es vielleicht sein, dass ihr beide stark reagiert oder euch, will euch nicht zu nahe treten, etwas einbildet? Ölgeruch? Kein Thema, hängt hier in meinem Haus auch gerade, frich geölte Bank. Aber nach 2-3 Tagen hat sich das..
 

carsten

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Hallo

ja die sind schon als extrem niedrige Temperatur anzusehen.
Wenn in der Wohnung der Sauerstoffgehalt zu niedrig für das Öl wäre, wäre der auch zu niedrig für die Bewohner. Und 2-3 mal am Tag lüften sollte man auch ohne das da was geöltes zum Trocknen drin liegt.
Das Datenblatt "spricht" von 15 °C Mindesttemperatur.
Im Zweifel mal bei Leinos nachfragen.
Ich würde Schleifvlies und Ziehklinge in Betracht ziehen um die Oberfläche "anzurauhen" damit die zu trocknende "Schicht" "dünner" wird.
 

seschmi

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Hast Du das Öl denn korrekt aufgetragen? Üblicherweise nimmt man ja den Überstand ab, so dass sich keine Schicht bildet. Außerdem sollten alle Teile gut belüftet sein, z.B. sollte das Brett möglichst nicht irgendwo aufliegen. Wenn der Überstand abgewischt wurde, brauchst Du auch nicht mit der Ziehklinge eine Schicht entfernen, weil da hoffentlich keine ist.

Schädlich ist der Geruch nicht. Meist sind das Zerfallsprodukte der ungesättigten Fettsäuren, die riechen zwar deutlich, sind aber harmlos. Wenn dadurch Schwindel auftritt, ist das vermutlich eher eine psychische Reaktion auf den Geruch. Übrigens sind ähnliche Verbindungen auch in gutem Käse für den Geruch verantwortlich. Auch der schadet ja nicht, hat aber halt einen Geruch, den nicht jeder mag.

Der Sauerstoffgehalt in der Wohnung ist übrigens hoffentlich nicht niedriger als draußen - andernfalls hast Du ein ganz anderes Problem.

Das aktuelle Regal wird vermutlich mit der Zeit den Geruch verlieren - üblicherweise vergeht das nach einigen Wochen, Wärme hilft da sehr (ist der Raum geheizt?)

Wenn Du so empfindlich gegen Ölgeruch bist, würde ich in Zukunft aber eher lackieren - entweder mit Schellack, der enthält Alkohol als Lösungsmittel, der schnell verdunstet, oder einem wasserbasierten Lack, die sind oft recht geruchsarm.
 

odul

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Also mal zum Vergleich:
Ich habe einen Werkzeugschrank für meine FKS gebaut. Der ist so ein Jahr alt. Geölt habe ich mit Remmers Hartwachsöl vor der Montage und das etliche Tage getrocknet. Wenn ich da eine Schublade aufziehe, ist immer noch Öl/Farbgeruch riechbar.

Zu Öl hab ich so ein gemischtes Verhältnis.

Das mit dem "zu wenig Sauerstoff" wurde schon kommentiert.
 

flüsterholz

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Hallo Uli
Da ich das Produkt nicht kenne, musste ich mich erstmal schlau machen, bezüglich der Inhaltsstoffe. Leider gibt Leinos nicht an, welches Lösungsmittel verwendet wird. Es gibt Lösungsmittel die allergen wirken. Hinzu kommt, dass einige Lösungsmittel sich erst bei Raumtemperarur verflüchtigen. Hatte das gleiche Problem schon mit einem Möbel, dass in einem nur mit 15° beheizten Raum stand und nach 8 Wochen auch immer noch roch.
Musste mich damals auch erstmal schlau machen. Danach den Raum auf 21° erwärmt, und der Geruch war nach 3Wochen weg. Vielleicht hilft dir das ja weiter. Das Öl selber, wird es eher nicht sein.
Gruß Michael
 

schrauber-at-work

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an manchen Stellen würde ich mich fragen, welche Sinnhaftigkeit in Ölorgien steckt.
Situationsbedingt kann eine "Ölorgie" schon Spaß machen. Wenn meine Freundin das Massageöl auspackt dann bin ich da nicht abgeneigt :emoji_stuck_out_tongue_winking_eye:

BTT: Hatte auch schon Öl was sehr lange gerochen hat. Bin mittlerweile beim Festool HD gelandet (wer auch immer das produziert) und sehr zufrieden damit. Nach zwei Tagen riecht man da absolut gar nichts mehr.

Gruß SAW
 

seschmi

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Da ich das Produkt nicht kenne, musste ich mich erstmal schlau machen, bezüglich der Inhaltsstoffe. Leider gibt Leinos nicht an, welches Lösungsmittel verwendet wird. Es gibt Lösungsmittel die allergen wirken. Hinzu kommt, dass einige Lösungsmittel sich erst bei Raumtemperarur verflüchtigen. Hatte das gleiche Problem schon mit einem Möbel, dass in einem nur mit 15° beheizten Raum stand und nach 8 Wochen auch immer noch roch.

Ich denke nicht, dass der Geruch von einem Lösungsmittel kommt. Leinöl hat einfach einen recht deutlichen Eigengeruch während der Aushärtung - das ist auch bei reinem Leinöl, bzw. Leinölfirnis der Fall, komplett ohne Lösungsmittel. Das sind einfach flüchtige Substanzen, die bei der Oxidation des Leinöls entstehen und riechen (oder stinken). Reines Leinöl riecht sogar viel länger, weil ohne Sikkative die Aushärtung sehr lange dauert.
Eigentlich riecht man das auch sofort - als Lösungsmittel wird in Holzölen oft Terpentin verwendet, das riecht nach Terpentin, oder manchmal Orangenschalenöl, das riecht extrem nach Orangen. Leinöl selbst riecht ganz anders als Lösungsmittel.

Wenn die Aushärtung abgeschlossen ist, lässt das wieder nach. Ich einer geschlossenen Box, wo die Geruchsstoffe nicht verfliegen können, kann es sich aber sehr lange halten. Wie bei jeder chemischen Reaktion hängt die Geschwindigkeit der Aushärtung extrem stark von der Temperatur ab. Üblicherweise verdoppelt bis vervierfacht sich die Geschwindigkeit von Reaktionen bei 10 Grad höherer Temperatur, d.h. 10 Grad weniger können auch mal vierfache Dauer bedeuten.

Der Geruch, der dabei entsteht, ist aber durchaus "natürlich" - wie jeder Landbewohner weiß, kann Natur auch stinken :emoji_wink:
Und Gerüche werden immer sehr unterschiedlich wahrgenommen - frag mal @Macchia zum Thema Käse...
 

flüsterholz

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Da der TE über Husten klagte, bin ich als Ursache eher von Balsamterpentin-, bzw Orangenöl ausgegangen, da diese ja bei manchen Menschen allergen wirken.
Könnte man letztendlich erst vor Ort an Hand des Geruches klären.
Gruß Michael
 

flüsterholz

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Steht doch Isoparraffine in der Inhaltsangabe und im Sicherheitsdatenblatt isoalkane, CAS-Nr. 64742-48-9, EG-Nr. 918-481-9. Also Testbenzin.
Wieder was gelernt. Parraffine habe ich immer mit synthetischen Ölen und Wachsen gleichgesetzt. Das Blatt hatte ich nicht gesehen. Was mich jetzt gerade etwas verunsichert. Sowas nennt sich Naturfarbenhersteller?
 

Randy Wood

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Lösemittel sind da in dem Sinne keine drin.

Das Zeug enthält neben Leinöl und gekochtem Leinöl u.a. dehydratisiertes Rizinusöl und Tungöl (und Isoparaffine, so viel zu "Naturprodukt"). Tungöl hat immer ein paar Wochen lang einen deutlichen Geruch, das ist relativ normal. Manche Leute sagen, sie riechen gar nichts, aber ich finde, Tung ist super intensiv. Nicht direkt unangenehm, aber sehr deutlich.

Sowohl Tung als auch Rizinus sind bekannte Typ-1 Allergene, das wäre also auch mit der Reaktion vereinbar (Tung ist übrigens auch giftig, das ist auch so gewollt -- würde ich aber deshalb nicht für Sachen verwenden, die ein Neugeborenes in den Mund nimmt und daran lutscht und saugt).

Sauerstoff ist bei der "Trocknung" normalerweise eigentlich eher kein Problem, denn wenn Menschen überleben können, ist auch genug Sauerstoff in der Luft für die Polymerisation. Niedrige Temperaturen verlangsamen natürlich die chemische Reaktion, aber ich glaube nicht, dass dies das Problem ist. Die Oberfläche ist ja perfekt polimerisiert ("trocken"), und die war ebenfalls kalt. Auch bildet die Oberfläche, welche in Form von Paraffinen auch "Wachs" enthält, jetzt eine gewisse Trennschicht. Diese verlangsamt natürlich die Polimerisation im Inneren, da weniger Sauerstoff hinein kommt, aber andererseits verhindert sie ein Austreten der Öle im Inneren.

Stehende Luft (v.a. bei Schränken im Inneren) sowie dicke Schichten (deshalb immer dünn auftragen, und Überstand abziehen) verhindern manchmal, dass in endlicher Zeit genug Sauerstoff dort hin kommt, wo er gebraucht wird. Irgendwann kommt am Ende natürlich überall Sauerstoff an, aber das dauert ewig... insgesamt muss man aber nicht so panisch sein wegen dem Sauerstoff. So lange man atmen kann, ist es schon gut.

Für den Tisch würde ich einfach nur Leinölfirnis (bzw. gekochtes Leinöl) probieren. Das wäre dann schon mal garantiert weniger Geruch wegen fehlendem Tung, und auch 2 Komponenten, die allergen wirken können weniger in der Gleichung.

Die Regalbretter würde ich einfach noch ein paar Wochen rausstellen zum Ausstinken (beachte aber: Sonne verfärbt Holz), und wenn das nicht hilft, den Versuch mit Abschleifen. Dann erst mal zwei Tage so lassen (damit Sauerstoff in die Tiefe kommt), und dann nochmal ganz dünn die Oberfläche machen, ggf. auch die nur mit Leinöl pur, ohne Tung/Rizinus.
 

Uli F

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Hallo,

wow vielen Dank für die vielen Antworten! Ich versuche mal alles zu beantworten:

Moin, ich habe keine Lösung, eher Fragen. Was redest du von Sauerstoff? Meine Kellerwerkstatt war wesentlich keiner als die Wohnung und nirgendwo hatte ich Probleme mit mangelndem Sauerstoff. Kann es vielleicht sein, dass ihr beide stark reagiert oder euch, will euch nicht zu nahe treten, etwas einbildet? Ölgeruch? Kein Thema, hängt hier in meinem Haus auch gerade, frich geölte Bank. Aber nach 2-3 Tagen hat sich das..
Ich denke auch dass wir genug Sauerstoff in der Wohnung haben, lüften tun wir eigentlich min. 1x morgens und 1x Abends und meist noch 1x tagsüber. Manchmal auch öfter als 3x am Tag. Schimmelprobleme o.ä haben wir überhaupt nicht. Ich habe nur auf den Verarbeitungshinweisen von Leinos gelesen dass sehr viel Sauerstoff für die Aushärtung nötig sei und man eine gute Belüftung "Querlüften" usw. ermöglich soll. Darum dachte ich über Nacht im Wohnzimmer trocknen wäre keine gute Idee.

Hallo

ja die sind schon als extrem niedrige Temperatur anzusehen.
Wenn in der Wohnung der Sauerstoffgehalt zu niedrig für das Öl wäre, wäre der auch zu niedrig für die Bewohner. Und 2-3 mal am Tag lüften sollte man auch ohne das da was geöltes zum Trocknen drin liegt.
Das Datenblatt "spricht" von 15 °C Mindesttemperatur.
Im Zweifel mal bei Leinos nachfragen.
Ich würde Schleifvlies und Ziehklinge in Betracht ziehen um die Oberfläche "anzurauhen" damit die zu trocknende "Schicht" "dünner" wird.
Ok ich strebe dann mal weitere Versuche erst bei wärmeren Temperaturen mit >15°C auch über Nacht an. Und tagsüber dann schön warm zum besseren Aushärten.

Hast Du das Öl denn korrekt aufgetragen? Üblicherweise nimmt man ja den Überstand ab, so dass sich keine Schicht bildet. Außerdem sollten alle Teile gut belüftet sein, z.B. sollte das Brett möglichst nicht irgendwo aufliegen. Wenn der Überstand abgewischt wurde, brauchst Du auch nicht mit der Ziehklinge eine Schicht entfernen, weil da hoffentlich keine ist.

Schädlich ist der Geruch nicht. Meist sind das Zerfallsprodukte der ungesättigten Fettsäuren, die riechen zwar deutlich, sind aber harmlos. Wenn dadurch Schwindel auftritt, ist das vermutlich eher eine psychische Reaktion auf den Geruch. Übrigens sind ähnliche Verbindungen auch in gutem Käse für den Geruch verantwortlich. Auch der schadet ja nicht, hat aber halt einen Geruch, den nicht jeder mag.

Der Sauerstoffgehalt in der Wohnung ist übrigens hoffentlich nicht niedriger als draußen - andernfalls hast Du ein ganz anderes Problem.

Das aktuelle Regal wird vermutlich mit der Zeit den Geruch verlieren - üblicherweise vergeht das nach einigen Wochen, Wärme hilft da sehr (ist der Raum geheizt?)

Wenn Du so empfindlich gegen Ölgeruch bist, würde ich in Zukunft aber eher lackieren - entweder mit Schellack, der enthält Alkohol als Lösungsmittel, der schnell verdunstet, oder einem wasserbasierten Lack, die sind oft recht geruchsarm.
Ja das Öl habe ich ohne Pfützen stehen zu lassen aufgetragen. Ich habe erstmal alles satt per Pinsel mit Öl bestrichen (natürlich vorher geschliffen, gewässert, wieder geschliffen usw.) und für einige Minuten an den Stellen wo das Öl aufgesaugt wurde noch etwas Öl aufgetragen. Nach 20-30min. Habe ich mit einem Lappen das ganze Brett getrocknet. Dann am nächsten Tag mit 240er Schleifpapier ganz leicht die rauen Stellen beseitigt und anschließend mit einem Öl getränkten Lappen noch eine ganz dünne letzte Schicht aufgetragen. Ich wollte gar nicht drei oder mehr Durchgänge um eine sehr dicke Ölschicht zu erreichen, darum nur einmal der Auftrag mit dem Pinsel und abschließend mit dem lappen ganz dünn.
Liegt da irgendwo ein Fehler?
Temperatur im Schlafzimmer ist eher kühl (18-19°C schätze ich) und heizen müssen wir so gut wie nie. Aber die meißte Zeit lagen die Bretter ja zum Ausdünsten draußen, was scheinbar zu kalt war.

Generell vertrage geölte Sachen sehr gut, habe z.B die Tischböcke für meinen Schreibtisch von RS Möbel, die sind geölt und ich rieche nichts...und reagiere auch in keinster Weise auf die geölte Oberfläche. Auch in der Vergangenheit ging das gut, irgendwie war diesmal der Wurm drin :emoji_frowning2:


Also mal zum Vergleich:
Ich habe einen Werkzeugschrank für meine FKS gebaut. Der ist so ein Jahr alt. Geölt habe ich mit Remmers Hartwachsöl vor der Montage und das etliche Tage getrocknet. Wenn ich da eine Schublade aufziehe, ist immer noch Öl/Farbgeruch riechbar.

Zu Öl hab ich so ein gemischtes Verhältnis.

Das mit dem "zu wenig Sauerstoff" wurde schon kommentiert.
Ja so Schrankinnenteile/Schubladen sind auch schwierig, da kommt wahrscheinlich zu wenig frische Luft und Licht ran. Aber bei einem einfachen Brett was freistehend trocknen konnte hab ich mich doch gewundert.


Hallo Uli
Da ich das Produkt nicht kenne, musste ich mich erstmal schlau machen, bezüglich der Inhaltsstoffe. Leider gibt Leinos nicht an, welches Lösungsmittel verwendet wird. Es gibt Lösungsmittel die allergen wirken. Hinzu kommt, dass einige Lösungsmittel sich erst bei Raumtemperarur verflüchtigen. Hatte das gleiche Problem schon mit einem Möbel, dass in einem nur mit 15° beheizten Raum stand und nach 8 Wochen auch immer noch roch.
Musste mich damals auch erstmal schlau machen. Danach den Raum auf 21° erwärmt, und der Geruch war nach 3Wochen weg. Vielleicht hilft dir das ja weiter. Das Öl selber, wird es eher nicht sein.
Gruß Michael
Das ist ein guter Tipp mit der Temperatur. Ich werde mal testweise ein Brett im Wohnzimmer an der Heizung lagern. Da fällt uns der Geruch nicht auf und es ist warm. Das Leinos Öl habe ich gewählt da es von RS Möbel vertrieben/empfohlen wird und bei Ökotest scheinbar auch gut abgeschnitten hat. Aber 100%ige Sicherheit gibt das wohl auch nicht.


Ich denke nicht, dass der Geruch von einem Lösungsmittel kommt. Leinöl hat einfach einen recht deutlichen Eigengeruch während der Aushärtung - das ist auch bei reinem Leinöl, bzw. Leinölfirnis der Fall, komplett ohne Lösungsmittel. Das sind einfach flüchtige Substanzen, die bei der Oxidation des Leinöls entstehen und riechen (oder stinken). Reines Leinöl riecht sogar viel länger, weil ohne Sikkative die Aushärtung sehr lange dauert.
Eigentlich riecht man das auch sofort - als Lösungsmittel wird in Holzölen oft Terpentin verwendet, das riecht nach Terpentin, oder manchmal Orangenschalenöl, das riecht extrem nach Orangen. Leinöl selbst riecht ganz anders als Lösungsmittel.

Wenn die Aushärtung abgeschlossen ist, lässt das wieder nach. Ich einer geschlossenen Box, wo die Geruchsstoffe nicht verfliegen können, kann es sich aber sehr lange halten. Wie bei jeder chemischen Reaktion hängt die Geschwindigkeit der Aushärtung extrem stark von der Temperatur ab. Üblicherweise verdoppelt bis vervierfacht sich die Geschwindigkeit von Reaktionen bei 10 Grad höherer Temperatur, d.h. 10 Grad weniger können auch mal vierfache Dauer bedeuten.

Der Geruch, der dabei entsteht, ist aber durchaus "natürlich" - wie jeder Landbewohner weiß, kann Natur auch stinken
Und Gerüche werden immer sehr unterschiedlich wahrgenommen - frag mal @Macchia zum Thema Käse...
Also den Geruch von Öl empfinde ich eigentlich auch als angenehem, nur ist diesmal irgendwas darunter was die Reaktion unserer Atemwege auslöst. Wie oben geschrieben werde ich mal ein Brett vom Balkon an die Heizung legen und schauen wie sich der Geruch verändert. Klar ist die Geruchswahrnemung sehr individuell, bislang mochte ich den Geruch von geölten Möbeln aber, darum verstehe ich das jetzt auch einfach nicht :emoji_grin:
Bei Käse gibt es für mich auch ganz klare Grenzen :emoji_grin:
 

Uli F

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Wieder was gelernt. Parraffine habe ich immer mit synthetischen Ölen und Wachsen gleichgesetzt. Das Blatt hatte ich nicht gesehen. Was mich jetzt gerade etwas verunsichert. Sowas nennt sich Naturfarbenhersteller?
Ich habe leider gar keine Ahnung von den Inhaltsstoffen, aber so lange das ausgehärtete Öl unbedenklich ist könnte ich damit leben, zum Glück kann ich den Krempel ja auf den Balkon stellen und da verfliegt alles.

Lösemittel sind da in dem Sinne keine drin.

Das Zeug enthält neben Leinöl und gekochtem Leinöl u.a. dehydratisiertes Rizinusöl und Tungöl (und Isoparaffine, so viel zu "Naturprodukt"). Tungöl hat immer ein paar Wochen lang einen deutlichen Geruch, das ist relativ normal. Manche Leute sagen, sie riechen gar nichts, aber ich finde, Tung ist super intensiv. Nicht direkt unangenehm, aber sehr deutlich.

Sowohl Tung als auch Rizinus sind bekannte Typ-1 Allergene, das wäre also auch mit der Reaktion vereinbar (Tung ist übrigens auch giftig, das ist auch so gewollt -- würde ich aber deshalb nicht für Sachen verwenden, die ein Neugeborenes in den Mund nimmt und daran lutscht und saugt).

Sauerstoff ist bei der "Trocknung" normalerweise eigentlich eher kein Problem, denn wenn Menschen überleben können, ist auch genug Sauerstoff in der Luft für die Polymerisation. Niedrige Temperaturen verlangsamen natürlich die chemische Reaktion, aber ich glaube nicht, dass dies das Problem ist. Die Oberfläche ist ja perfekt polimerisiert ("trocken"), und die war ebenfalls kalt. Auch bildet die Oberfläche, welche in Form von Paraffinen auch "Wachs" enthält, jetzt eine gewisse Trennschicht. Diese verlangsamt natürlich die Polimerisation im Inneren, da weniger Sauerstoff hinein kommt, aber andererseits verhindert sie ein Austreten der Öle im Inneren.

Stehende Luft (v.a. bei Schränken im Inneren) sowie dicke Schichten (deshalb immer dünn auftragen, und Überstand abziehen) verhindern manchmal, dass in endlicher Zeit genug Sauerstoff dort hin kommt, wo er gebraucht wird. Irgendwann kommt am Ende natürlich überall Sauerstoff an, aber das dauert ewig... insgesamt muss man aber nicht so panisch sein wegen dem Sauerstoff. So lange man atmen kann, ist es schon gut.

Für den Tisch würde ich einfach nur Leinölfirnis (bzw. gekochtes Leinöl) probieren. Das wäre dann schon mal garantiert weniger Geruch wegen fehlendem Tung, und auch 2 Komponenten, die allergen wirken können weniger in der Gleichung.

Die Regalbretter würde ich einfach noch ein paar Wochen rausstellen zum Ausstinken (beachte aber: Sonne verfärbt Holz), und wenn das nicht hilft, den Versuch mit Abschleifen. Dann erst mal zwei Tage so lassen (damit Sauerstoff in die Tiefe kommt), und dann nochmal ganz dünn die Oberfläche machen, ggf. auch die nur mit Leinöl pur, ohne Tung/Rizinus.
Ich habe nach der 0,25L Flasche Leinos Hartöl dummerweise schon einen 0,75L Eimer für den Tisch vom Leinos Hartöl gekauft, aber wenn die Inhaltsstoffe zu zur Geruchsbildung neigen, lasse ich den Eimer vielleicht besser Originalverschlossen und kaufe das Leinos Leinölfirnis.
Kannst du abschätzen wie sich die Oberfläche des Tischs dann anfühlt? Laut Leinos ist deren Leinölfirnis nur eine "Grundierung" und nicht Schichtbildend...und wie sieht es mit dem Grad der Anfeuerung etwa aus, vergleichbar mit Hartöl?


Vielen Dank nochmal an alle für eure vielen Antworten, ich freue mich wirklich sehr darüber!

Wünsche euch einen schönen Abend

Viele Grüße Uli
 

Randy Wood

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Kannst du abschätzen wie sich die Oberfläche des Tischs dann anfühlt? Laut Leinos ist deren Leinölfirnis nur eine "Grundierung" und nicht Schichtbildend...und wie sieht es mit dem Grad der Anfeuerung etwa aus, vergleichbar mit Hartöl?
Für die Schichtbildung ist normalerweise (wenn man es richtig macht) das Wachs zuständig. Das Leinöl soll immer nur innen drin im Holz aushärten, keinesfalls eine schichtende Oberfläche bilden. Niemals, nie, nie, nie.

Andernfalls ist die Oberfläche auf Monate/Jahre hin unangenehm klebrig, auf eine richtig eklige Art. Das kriegt man nur mit dem Schaber oder der Schleifmaschiene ab, das ist eine echte Katastrophe. Richtig geöltes Holz fühlt sich angenehm glatt, hart, und perfekt trocken an. Aber es ist eben nicht ganz so abriebfest, wie man es z.B. bei einer Tischoberfläche oder Treppenstufen gerne hätte. Bei einem Regal... da finde ich persönlich Öl alleine vollkommen ausreichend.

Die Anfeuerung sollte sehr ähnlich sein, ggf. etwas schwächer, weil halt kein Tung drin ist. Das Wachs feuert ja nicht bzw. kaum sichtbar an, und im Zweifelsfall kann man ja auch am Ende noch leicht mit einem Teelicht drüberreiben, und das dann mit einem Lederlappen schön gleichmässig verteilen und polieren. Dann hat man auch eine Paraffinoberfläche, mit annähernd identischer Haptik und Haltbarkeit.
 

seschmi

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Ich denke nicht, dass die Isoalkane / Isoparaffine im Leinos Hartöl dazu gedacht sind, eine Wachsschicht zu bilden. Das sind einfach Lösungsmittel, es gibt das Hartöl auch in einer LF-Version (lösemittelfrei), da fehlen die einfach.

Wenn man ins Sicherheitsdatenblatt schaut, sieht man das - das sind Substanzen, die bei Raumtemperatur flüssig sind. Wie sollen die eine Wachsschicht bilden?

Biologisch sind sie unschädlich - sowas ist in vielen Hautcremes und anderen Kosmetika. Sie riechen auch fast nicht.

Überhaupt ist Paraffin, auch in langkettiger Form, also bei Raumtemperatur fest, als Möbeloberfläche nicht ideal - wenig beständig gegen Wasserflecken, und sobald man etwas warmes draufstellt, schmilzt das Paraffin und man hat Flecken.

Aus diesem Grund enthalten manche „Hartwachsöle“ auch gar kein Wachs, sondern eher Harze, die eine deutlich widerstandsfähigere Schicht bilden.

Was ist jetzt eigentlich aus dem Geruch geworden? Ist er besser?
 

Uli F

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Hallo, bitte entschuldigt meine späte Antwort. Wir haben Ende März unsere Tochter bekommen und dann leider einen 2 wöchigen anschließenden Aufenthalt in der Uniklinik gewonnen...zum Glück ist jetzt alles überstanden und allen geht es wieder gut :emoji_slight_smile: Die Bretter hatte ich Ende März noch schnell auf den Balkon gestellt, so konnten sie 14 Tage durchlüften - mit erstaunlich wenig Erfolg. Stelle ich die Bretter in die Nähe meines Arbeitsplatzes merke ich wie meine Atemwege leicht reagieren und auch im Kopf merke ichs (leichter Schwindel). Ich habe Ende März noch eins der Regalbretter grob abgeschliffen um möglichst viel Ölschicht zu entfernen, das dann auch 2 Wochen ausdünsten lassen und dieses Brett werde ich jetzt mal mit Oli Natura Leinölfirnis ölen, das habe ich noch da. Ich hoffe dass der Geruch damit in irgendeiner Form verschwindet, mal sehn...

LG Uli
 
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