Sparren / Pfette - Verbindung übergangsweise mit Acryl abdichten

samotet

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Hallo Woodworker,

ich bräuchte mal Eure Hilfe.

Erst mal zur Vorgeschichte:
Ich habe eine schadhafte Stelle in einem Sparren ausgebessert. Hierbei in Rücksprache mit meinem Zimmerer die beschädigte Stelle bis aufs "gesunde" Holz ausgestemmt und durch ein neues Stück ersetzt (schraffiert dargestellt in Bild 1, ca. 35 x 35 mm im Querschnitt).

Hierbei habe ich zwei saublöde Fehler gemacht:
- die Auflagestelle des sanierten Stücks nicht mit Holzschutz behandelt (in der Frontansicht Bild 1 ORANGE markiert)
- die Auflagestelle nicht plan sondern abgestuft gemacht (weil der Balken drunter etwas schadhaft war und ich diese Stelle ebenfalls zurückgeschnitten hatte, siehe Bild 2)

Beides in Kombination natürlich sehr ärgerliche Fehler, die ich beseitigen muss. Ich möchte hierzu das GELB markierte Stück von der Pfette rausnehmen, dann die unbehandelten Auflageflächen des Sparrens mit Holzschutz mehrfach streichen. Dann die Pfette wieder um ein neues, gesundes Stück Holz aufsatteln (mit D4 PU Holzleim). Damit hätte ich sowohl das Holzschutz-Thema als auch die Auflagefläche ordentlich.

Bevor einer fragt: Die Stabilität ist gesichert, die Pfette und der Sparren sind mit einem Sparrenverbinder genagelt / verbunden.

Dieser blöde Fehler ärgert mich sehr und muss auch beseitigt werden, zumal die Stelle stark bewittert ist. Hierzu möchte ich (nächstes Jahr) noch einen konstruktiven Holzschutz anbringen (wozu ich Euch in einem separaten Thread noch um ein paar Tipps fragen werde).

Nun zu meiner eigentlichen Frage:
Für die Reparatur brauche ich einige Tage, die trocken und von der Temperatur her warm sind (wegen leimen und trocknen des Holzschutz). Habe ein wenig Sorge, dass dies dieses Jahr nicht mehr klappt oder dann der Holzschutz nicht optimal trocknet. Zudem habe ich Angst, dass aufgrund der Regensituation und "kein Holzschutz" an der Auflagefläche viel Feuchtigkeit in das Holz eindringt.

Mein Ansatz wäre, die Verbindungsstellen "Sparren zu Pfette" (ORANGE markiert) komplett mit Acryl abzudichten, damit die Stellen ohne Holzschutz nicht nass werden. Und dann, im kommenden Jahr, wenn es wieder länger warm und trocken ist, das Acryl entfernen und die eigentliche Sanierung vorzunehmen.

Wie seht Ihr das? Wäre das generell machbar / sinnvoll? Ich bin Euch über gute Tipps sehr dankbar.

LG
Samotet
 

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Time_to_wonder

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Holz, das ohne "Holzschutz" nicht hält, hält auch mit Holzschutz nicht. Vergiss das Zeug, wirksamer und langlebiger Holzschutz kommt nicht aus dem Farbtopf sondern ist allein eine Sache der Konstruktion.

Hier nebenan stand auf der Terrasse ein Sparren ohne Abstand im Pfostenschuh, schön zugekleisert mit einer schokopudding-ähnlichen Dickschichtlasur, wie man´s in den 90ern halt so gemacht hat. Das Ding ist unter der Puddingschicht schön weggegammelt, die Konstruktion war Mist.
 

samotet

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Das seh ich generell fast wie Du, daher möchte ich ja den konstruktiven Holzschutz davor noch hinbauen. Aber halt erst nächstes Jahr. Wobei ich eine Lasur im Außenbereich an bewitterten Stellen schon sinnvoll finde.

Das mit dem Acryl wäre nur für ein paar Monate gedacht. Übergangsweise, bis ich die Reparatur gemacht hab und den konstruktiven Holzschutz gebaut hab.

Ich hab halt Angst, dass aufgrund der nichtbehandelten, offenen Fasern an den Einschnitten mir das Ganze bis nächstes Jahr zu größeren Problemen führt. Leider läuft Regen- und Kondenswasser direkt am Sparren runter und landet dann genau an der von mir dummerweise nicht behandelten Schwachstelle. Und der derzeitige Dachüberhang ist ebenfalls nicht groß genug, so dass auf dem Pfettenkopf oben Wasser stehen bleibt und ebenfalls genau dahin läuft.

Somit weiß ich nicht, ob es besser wäre, für ein paar Monate mit Acryl "dichtzumachen" oder ob ich das Risiko eingehen soll, die Reparatur (wie oben beschrieben) durchzuführen (Risiko weil bewittert, neblig, regnerisch = Herbst) und ich nicht weiß, ob die Lasur so schnell trocknet, wie sie sollte. Speziell da ich während dieser Zeit den GELB markierten, ausgeschnittenen Teil ja ebenfalls der Feuchtigkeit aussetzen müsste. Sollte also mindestens 3 Tage trocken + Temperatur über 10° sein, besser wärs auch davor einige Tage trocken und warm, weil ja bei diesem Wetter bereits eine gewisse Feuchte ins Holz eindringt.

Oje, hoffentlich erkläre ich das einigermaßen verständlich :emoji_blush:
 

Time_to_wonder

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Ich würde mich von dem Gedanken verabschieden, das es irgend etwas bringt, da ein Mittelchen draufzupinseln oder sogar das Ganze mit Acryl (nicht wasserfest) zuzukleistern. Sorge doch lieber dafür, das da kein Wasser mehr runterläuft und der Bereich trocken bleibt, zu Not mit irgendwelchen Provisorien.
 

Johannes

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Hallo,
auch ich würde von der Idee "Acryl" Abstand nehmen. Holz insbesondere Fichte geht nicht davon kaputt, das es naß wird, sondern wenn es nicht trocknen kann. Eventuell kannst du aus Kunststoffprofilen kleine Regenrinnen machen die das Wasser von dieser Stelle fernhalten.

Es grüßt Johannes
 

samotet

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Danke, Jörg und Johannes,
so werd ich‘s machen. Hab jetzt testweise ein Provisorium gebastelt und schau jetzt am WE (das soll es bei uns recht regnen) ob die Stelle trocken bleibt. Wenns hilft, bastel ich das noch etwas stabiler zusammen und lass es drauf ankommen.

Dennoch eine blöde Frage: Die Sparren und Pfetten eines Hauses werden doch üblicherweise schon lasiert bzw. lackiert. Klar, zum Einen wegen der Optik, aber sicherlich auch wegen Holzschutz. Oder seht ihr das anders?
 

Time_to_wonder

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Bin weder Dachdecker noch Zimmermann, nur Häuslebauer. Mein Dach ist jetzt sieben Jahre alt. Der Dachstuhl, insbesondere Pfetten und Sparren bestehen aus KVH unbehandelt. Außen sind die Sparrenköpfe und die Sichtschalung weiß lasiert, aber nur wegen der Optik. Nennenswerter Holzschutz ist da nicht drauf.
 

samotet

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Mein Dach ist jetzt 25 Jahre alt. Nicht bewitterte Seite wie neu, Wetterseite relativ gut, jedoch hatte 1 Pfettenkopf und 1 Sparren Schäden. Laut dem Zimmerer ist speziell auf der Wetterseite aufgrund Sonne und Regen z.B. das Hirnholz der Sparren anfällig. Saugt Feuchtigkeit auf. Sieht man auch den Unterschied zur geschützten Seite, wenn mann direkt vor den Pfettenköpfen steht. In manchen Regionen werden diese Bereiche mit Schindeln geschützt. In so manchem Bauforum wird das Thema ziemlich kritisch diskutiert, scheint da auch manchmal echt größere Probleme zu geben bis hin zur Vollsanierung der Pfetten (das wird dann teuer).

Aber ich denke auch, der beste Schutz ist ein konstruktiver, wenn also erst gar kein Wasser hinkommt. Das mach ich dann mit meinem Projekt im kommenden Jahr. Bis dahin dann das Provisorium, wenn‘s was taugt.

Danke nochmals für die Infos und Tipps :emoji_thumbsup::emoji_slight_smile:
 

stewe671

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Hallo samotet,

ich bin bisher nur interessierter Mitleser, teile aber gerne bei dem Thema meine Erfahrungen aus der Fachwerk-Sanierung. Seit 3 Jahren bastele ich als Laie am eigenen Fachwerkhaus, begleitet von einer auf Denkmalschutz spezialisierten Firma, zu der ich nach wie vor großes Vertrauen habe.

Ein unverkleidetes Fachwerk hat viele Verbindungsstellen von Hölzern, die der Bewitterung ausgesetzt sind. Mein Zimmermann hat mir genau das beigebracht, was Johannes oben schon sagt: "Holz geht nicht davon kaputt, das es nass wird, sondern wenn es nicht trocknen kann".
Daher ist Acryl oder Silikon hier ein "no go", da hier gerne mal das Wasser trotzdem seinen Weg in die Verbindung hinein findet, dann aber nicht mehr sauber raustrocknet. Was dann an dieser Stelle zum Verrotten führt.

Mein Zimmermann schwört bei kleineren Fugen auf "Histolith Sanopas Holzrisspaste" von Caparol (es gibt sicher auch vergleichbare Produkte von anderen Firmen). Das ist ein pastöses Leinöl-Holzfaser-Gemisch, dass es in der Kartusche zu kaufen gibt und das auf-/eingespritzt und an der Oberfläche geglättet wird. Ist wohl extra für den Denkmalschutz entwickelt und lässt auch bei eingedrungener Feuchtigkeit noch so viel Trocknung zu, dass Fäulnis hinter der Abdichtung vermieden wird.

Vielleicht ist das eine Alternative zu den vorgeschlagenen kleinen Regenrinnen.

Beste Grüße,
Stefan
 

samotet

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Hallo Stefan,
vielen Dank für Deine klasse Erklärung, ein super Tipp. Und eine suoer interessante Sache, die Du da umsetzt. Werd mich auf jeden Fall mit dem Caparol-Produkt beschäftigen, auch für andere Projekte.

Euch Allen möchte ich sagen, dass es mir echt eine Freude ist, Teil einer so guten und hilfbereiten Gemeinschaft zu sein! Jeder Kommentar von Euch hat mir geholfen, meine Unsicherheit in Bezug auf die Situation zu verringern und klarer zu sehen, wie ich vorgehen werde. Ganz dickes Dankeschön an Euch alle!

Aktuell werde ich das Provisorium nutzen und im Auge behalten, und wenn das reicht, dass die Stelle nicht mehr so nass wird (da das Hauptproblem augenscheinlich daher kommt, dass das Wasser an der Stelle nicht gut weggeht/trocknet) bis zum Frühjahr so belassen. Dann werde ich das schlecht sanierte Teil korrigieren und danach den konstruktiven Holzschutz umsetzen, so dass die Stelle zukünftig trocken bleibt und somit das Problem nicht mehr auftritt.

LG Samotet
 
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