Schellack selber herstellen und mischen - Probleme

runathome

ww-pappel
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Hallo,

jetzt muss ich doch einmal im Forum hier nachfragen.
Seit einigen Monaten hab ich mit dem Schellack polieren meine ersten Erfahrungen gesammelt.
Nach allen Anfänger Fehlern sind die Ergebnisse jetzt sehr gut. Spiegelnde Flächen....usw.

Bisher habe ich mit fertig gemischten Schellack (Porenfüllung 1:6, Deckpolitur 1:3) gearbeitet.

Jetzt habe ich selber Schellack angesetzt, aber damit geht das polieren sehr schlecht.
-Blätterschellack Blond (wachsfrei) 1kg in 4l Ethanol (vergällt) aufgelöst. Hat ca. 1 Woche bei Zimmertemperatur gedauert.
-Durch Kaffeefilter in 500ml mit Isopropanol im Verhältnis 1:3 gemischt.

Das Polieren geht damit sehr zäh und schwer. Trotz Polieröl (Weissöl). Der Ballen wird nach einiger
Zeit etwas glänzend, was auch nicht sein sollte. Das verbliebene Öl lässt sich nicht auspolieren.
Hab den Schellack auch weiterhin verdünnt, aber es ändert nichts. Polierspuren, Schlieren.....
und man denkt, die letzte Schicht schiebt man wieder weg.

Liegt es am vergällten Ethanol (Bitrex) oder ist der Schellack doch nicht wachsfrei?

Grüße
 

Friederich

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Liegt es am vergällten Ethanol (Bitrex) oder ist der Schellack doch nicht wachsfrei?
Ich hab ganz stark den Verdacht, der Schellack ist überaltert. Kann auch mit trockenem Blätterschelllack passieren. Optisch sieht er noch einwandfrei aus.
Guter Schelllack löst sich in Stunden, wenn man ab und zu schüttelt.

Gebleichter und entwachster Schelllack soll sogar besonders schnell altern.

Brenn-Spiritus bzw "Bio-Ethanol" funktioniert einwandfrei. Sollte aber vorsichtshalber mind 96%ig sen.

Ich bevorzuge Schelllack "Lemon". Ganz leichter rotgoldener Farbton. Nicht chemisch gebleicht.
 

Friederich

ww-robinie
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Wusste gar nicht, dass Schellackblätter altern können. Wie schnell geht das denn?
War vor einiger Zeit hier mal ein Thema. Wurde auch von anderen bestätigt, wenn ich echt erinnere
Meiner war schon sehr alt. 15-20 Jahre...?
Ich bin fast verzweifelt beim Polieren und dachte, ich hätte es verlernt. Elende Schmiererei
Auffallend war auch, dass die Finger nicht wie üblich braun verschmutzt waren. Ist ja normalerweise ein großes Problem, wenn man nach dem Polieren noch ausgehen will.
Er löst sich auch sehr schlecht und es bleibt lange ein Klumpen.

Ich würde auch mal probeweise ca einen Esslöffel in einen kleinen Napf aus Alufolie geben. Bei mir blieb er lange weich.
 
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welaloba

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Habe noch einige Kilos überalterten Schellack (Sorte Astra, wachsfrei) hier liegen.
Vom Hersteller hörte ich, wenn der nach 5 Jahren noch löst, können sie froh sein.
Und, wie Friedrich sagt, frischer Schellack löst sich in Ethylalkohol (WASSERFREI) recht schnell.
Gruß Werner
PS: Bei alten Schellacklösungen (ab 2000 und jünger) habe ich manchmal das Gefühl, dass die Fläche ewig nicht trocknet. Da bin ich noch am experimentieren.
 

Mathis

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Liegt es am vergällten Ethanol (Bitrex) oder ist der Schellack doch nicht wachsfrei?
Weil dein Schellack entwachst wurde, hat er wohl so schlechte Eigenschaften.
Ich verwende seit meiner eigenen Erfahrung mit nach wenigen Jahren nicht mehr löslichem entwachstem und geblichenem Schellack nur noch den ganz normalen Lemon, der ist weitgehend naturbelassen und lässt sich bestens verarbeiten, auch nach Jahren.

Hier ist es mit dem tollen industriell veredelten Naturprodukt wie mit vielen andern Produkten: da wird verdelt, bis ein minderwertiges teureres Zeugs entsteht.
Ich habe glaub ich im Laufe meines Lebens mit so ziemlich allen Schellacksorten gearbeitet, und am besten waren die unraffinierten wachshaltigen, oft aus uralten Werkstattauflösungen stammend.
 

runathome

ww-pappel
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Es ist Blätterschellack (Superblond). Gekauft in einer 1kg Plastiktüte. Waren relativ dünne Blättchen.
Ethanol mit 98%.
Ich werde den Kanister mal einige Zeit stehen lassen und gucken ob sich was absetzt. Ansonsten hab ich jetzt genug Stammlösung zum ausbessern und Porenfüllen.
Da muss ich neu ansetzen.
Kann man mit Wachs haltigen Schellack genauso gut polieren und spiegelnde Flächen zaubern?
 

Friederich

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Kann man mit Wachs haltigen Schellack genauso gut polieren und spiegelnde Flächen zaubern?
Soweit ich weiß, lässt er sich mind. genauso gut polieren, ist aber nicht ganz so glänzend. Das Wachs setzt sich m.W. ab, wenn manihn einige Zeit stehen lässt. Ist dann halt umständlicher.
Ich weiß auch nicht, ob wachshaltiger Schelllack nicht grundsätzlich und immer viel dunkler ist. Dann wäre er für helle Hölzer nicht geeignet.
Am einfachsten neuen Lemon entwachst kaufen, und zeitnah verbrauchen.
In ein luftdichtes Glas umfüllen und im Gefrierschrank lagern, sollte die Haltbrkeit auch ganz wesentlich verlängern

  • .
 

runathome

ww-pappel
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Hab jetzt noch mal auf die gestrige Fläche mit den fertig gemischten Schellack poliert. Neue Baumwolle, Neues Leinen. Halber Tropfen Polieröl.
Da kommt nur Geschmiere raus. Man poliert die Fläche blind. Also ist der von mir angesetzte Schellack alt? Son Mist!
Anbei 2 Fotos. Das furnierte Holz. Und die Materialien.
IMG_2455.jpg
IMG_2457.JPG
 

Holzsinn

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Ich arbeite gerne mit der Schellackmattierung von Rosner, die Wachs und Zellulose enthält. Die zeichnet sich durch eine größere Widerstandsfähigkeit der Oberfläche und leichtere Polierbarkeit aus. Auch wenn es sich um eine Mattierung handelt, lässt sich das Ganze genauso hochglänzend polieren und trocknet auch noch wesentlich schneller als reiner Schellack.
In meinen Augen sind das alles Vorteile, auch wenn die Puristen unter euch eine Mattierung vermutlich für nicht "echt" genug halten.
Grüße,
Melanie
www.holz-sinn.de
 

welaloba

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Hab jetzt noch mal auf die gestrige Fläche mit den fertig gemischten Schellack poliert. Neue Baumwolle, Neues Leinen. Halber Tropfen Polieröl.
Da kommt nur Geschmiere raus. Man poliert die Fläche blind. Also ist der von mir angesetzte Schellack alt? Son Mist!
Anbei 2 Fotos. Das furnierte Holz. Und die Materialien.
Hallo,
ich glaube nicht, dass Aurelio überlagerten Schellack liefert.
Was machst du mit Isopropyl?
Wie hast du denn grundiert? Gerät dir vielleicht das Polieröl ans Holz?
Beendest du rechtzeitig das Polieren und lässt zwischentrocknen?
Und dann kann es noch sein, dass dein Schellackansatz zu dick ist --- anfangen mit 100 Gramm pro Liter ist meine Massnahme.
Fragen über Fragen von Werner
 

runathome

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Isopropanol zum verdünnen. 1:3 zum Deckpolieren.
Furnier geschliffen, Porenfüllung mit Bimsmehl. Erste Schichten mit Deckpolitur vor Wochen aufgetragen.
Ich poliere immer in 2-3 mal, dann 1 Tag trocken.
Benutze nie mehr als 2-4ml im Ballen zum auftragen der Deckpolitur.
Dauert zwar länger, aber sicherer.
Werde noch mal weiter verdünnen.
 

Friederich

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...trocknet auch noch wesentlich schneller als reiner Schellack.
Reine Schelllackpolitur trocknet auch sehr schnell. Das ist doch kein Problem.
Und wenn man Festkörper in Form von Zellulose hinzufügt, hat man nunmal die hervorragende Eigenschaft des Schellacks verändert.
 

runathome

ww-pappel
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Hab jetzt jeweils 20min mit dickeren Schellack (von mir angesetzt) und noch dünneren poliert. Auch ohne Polieröl.
Das Ergebnis ist immer das gleiche: es schmiert bloß. Man poliert nichts aus, als hätte man eine Flasche Öl auf den
Ballen geschüttet. Ballen war fast trocken.
Hab eine Fläche mit Schwamm noch mal gesäubert. Da ließ sich die Fläche (Schleifspuren) schwer bis gar nicht schließen.
Ich denke es liegt am Schellack oder am vergällten Ethanol.

Kennt jemand aus Erfahrung gute Quellen für Schellack und Zubehör? Möchte aber bei diesen Projekt (Musiktruhe) mit wachsfreien weitermachen.
IMG_2460.JPG
IMG_2461.JPG
 

Friederich

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vergällten Ethanol.
=Brennspiritus. Wird sehr häufig ohne jedes Problem verwendet. (mind. 96%ig)

Mach mal mit dem zweifelhaften Schelllack den schon beschriebenen Test:
Ein kleinen Napf aus Alu formen und einen Esslöffel der Politur (unverdünnt) hineingießen.
Bleibt sie nach einigen Tagen galertartig, ist auf jeden Fall etwas faul.

Angesetzter Schelllack soll übrigens noch schneller altern als die trockenen Flocken.

"Kremer Pigmente" scheint mir ein sehr seriöser Laden.
Hier Schelllack hell und wachsfrei: https://www.kremer-pigmente.com/de/blaetterschellack-hell-60440.html

Was mich allerdings wundert bei Durchsicht seines Sortiments: Er hat zwar "Lemon", der ist aber NICHT wachsfrei.
Und genau das wäre eigentlich mein Favorit.

Den sehr dunklen "Rubin" dagegen gibt es wachsfrei. Seltsam.
Vielleicht fragst du dort mal nach.
Auch bez. Haltbarkeit.
Und ob es einfach machbar wäre, das Wachs durch mehrwöchiges Absetzenlassen zu entfernen.
 
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Dusi

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Vielleicht eine Info zum Auflösen des Schellacks. Auch ich kenne das Problem, dass sich der Schellack nicht so einfach auflöst. Dabei war der Schellack von Kremer Pigmente ganz neu.

Funktioniert hat es dann so, dass ich ein großes Gurkenglas verwendet habe und das Glas alle paar Minuten mal gut geschüttelt habe. Dazwischen habe ich das Glas schön warm gehalten in der Nähe der Heizung. Nach einem Tatort (ich habe das Sonntag abends gemacht) war der Schellack komplett und rückstandsfrei gelöst.

Zu dem Problem der Politur kann ich aber nichts beitragen.
 

magmog

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Guuden,

zum ersten Teil der Frage:
"Schellack selber herstellen" müsstest Du Dich in eine Lackschildlaus
verwandeln, Deine Ausscheidungen sammeln und weiter veredeln.
Weiteres in der Fachliteratur.
 
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