PU Holzleim? Gesundheitsgefährdung.....

Holz-Fritze

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Zum Isocyanat erfuhr ich von zwei Chemikern unabhängig von einander, dass es in einer Vorstufe der PU Herstellung entsteht, im Endprodukt nur noch in ppm vorhanden ist.
!!

Die meinten dann aber ausgehärteten PU Schaum oder Kleber. PU Kleber oder Schaum enthält im nicht ausgehärteten Zustand immer Cyanate, diese erzeugen durch eine chemische Reaktion dann das Endprodukt PU und sind für das Schäumen verantwortlich da bei der Reaktion Kohlendioxid entsteht.

Isocyanat reagiert extrem heftig mit allen Arten von Akohol, mir ist von einem Unfall bei einem Kleberhersteller erzählt worden wo ein Mitarbeiter einen Härter (enthielt auch Isocyanat) in ein Gefäß für den Privatgebrauch umfüllen wollte in dem ein minimaler Rest Alkohol vorhanden war. Das Marmeladenglas ist ihm in der Hand explodiert und er hat fast ein Auge verlohren.........

Deswegen ist es unwahrscheinlich dass es länger ausdünstet.
 

WinfriedM

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Ich denke, es hatte schon seine Berechtigung, das PU für Hobbyhandwerker nicht mehr direkt freiverkäuflich ist, sondern nur noch mit expliziter Beratung bei jedem Verkauf. Da dürfte es wohl einige Unfälle gegeben haben, die zu dieser Gesetzeslage führten.

Ansonsten ist mein Kenntnisstand wie Holz-Fritze schrieb: In PU-Klebstoffen und Schäumen sind im nicht ausgehärteten Zustand größere Mengen Isocyanate drin, die man aus gesundheitlichen Gründen ernst nehmen muss.

Problem ist auch: Zahlreiche Isocyanate riechen kaum, man hat also keine Warnwirkung und erkennt es so nicht.

Hier noch Infos:
https://www.basf.com/documents/corp...ines/Isocyanate_A_BASF_medLeitlinien_D012.pdf
 

Harold

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Nur als kleine Ergänzung:
Filter die vor "Chemischen" -Ausdünstungen schützen sind nicht wirklich teuer.

Eine Halbmaske ca. 15-25€ einmalig. (Trage ich nur noch wegen dem Komfort und dem Atemauslass nach unten)
+ Filterkartusche im Bereich von 6-11€. Hält im Privathaushalt "Ewig". (Hersteller empfehlen trotzdem meist nach 3 Jahren zu erneuern)
Auch Kombikartuschen für Partikel und Gase sind erhältlich. (Waren mir nur zu schwer/Brauchte sie noch nicht).

Gruß
Harold
 

anjoku

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Hallo,

eigentlich ist für mich jetzt die Sache klar.

Aber das PU nicht so frei verkäuflich ist? Hm...?

Bei meinem Werkzeughändler stehen die Klebstoffkartusche frei zugänglich im Regal.
Wurde nie belehrt.
Bei Bauhaus gibt es PU Leim von UHU im Kassenbereich, im Schnellzugriff.

Bei Action (Billigmarkt) einfach so im Regal.

So genau scheinen es einige nicht zu nehmen....

LG,
Andre
 

threedots

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Hallo Andre,

das ist, wie bei vielen anderen Regulatorien, für uns Normalverbraucher nicht nachvollziehbar. Bei uns hat der Verkäufer Azubi mit dem Giftschrankschlüssel nicht mal einen blassen Schimmer von dem, was man mit PU Kleber machen kann, geschweige denn falsch machen.

@Harold,

es ist löblich, dass Du Dein Gewissen durch Tragen einer Atemschutzmaske beruhigst. Welche Art von Filterpatrone verwendest Du? Hält sie ausdrücklich Isocyante zurück? Und dass ein Filter im privaten Bereich Jahre hält, steht das in den Unterlagen zur Atemmaske bzw. Filterpatrone? Ich will Dich nicht verunsichern, geh der Sache aber mal auf den Grund.
 

Holz-Fritze

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Ich finde eine Maske für übertrieben. Ein gut gelüfteter Raum, nicht an dem Zeug schnüffeln, Handschuhe und Schutzbrille sind ausreichend. (Schutzbrille finde ich noch am wichtigsten, denn PU klebt auch an Hornhaut und Lidern).
 

threedots

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Ah, wo gerade die Handschuhe erwähnt werden. Es müssen Chemikalienschutzhandschuhe der Kategorie III sein, die eine wirksame Barriere für die Isocyanate darstellen.
 

Holz-Fritze

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Halte ich auch für übertrieben, es sei denn du verstreichst den Kleber mit der Hand. Die Handschuhe sollen doch nur vor unbeabsichtigten Kleberkontakt schützen.
 

faroer

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Wollte ich auch gerade sagen. Weiss nicht, aus welcher Chemiebranche das stammt. Laut Sicherheitsdatenblatt reichen Handschuhe nach EN374, das sind die ganz normalen medizinischen Nitrilhandschuhe. Hat immer was mit der sog. Durchbruchszeit zu tun. Wer da stundenlang darin rumrührt, der mag dickere anziehen müssen. Aber für einen Schreiner scheint das nicht nötig.

Hast du eine Quelle?

Danke
Jürgen
 

threedots

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Ja, aber normale Arbeitshandschuhe stellen keine wirkliche Barriere für die Isocyanate dar. Die gehen da glatt durch, als wäre kein Handschuh da.
 

threedots

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Hier von der DGUV.

Medizinische Handschuhe sind erst mal nicht angebracht. Für die ist EN 455 zuständig. Die PSA Kategorie III gemäß EN 374 sind anders spezifiziert.

Das mit der vernachlässigbaren Barrierewirkung normaler Arbeitshandschuhe bzw. Medizin-Einmalhandschuhe hat mir ein Chemiker mal bei einem Projekt erklärt. Er war dort als Sicherheitsingenieur involviert und moserte mich an, weil ich normale Arbeitshandschuhe trug.
 

Holz-Fritze

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Hier von der DGUV.

Medizinische Handschuhe sind erst mal nicht angebracht. Für die ist EN 455 zuständig. Die PSA Kategorie III gemäß EN 374 sind anders spezifiziert.

Das mit der vernachlässigbaren Barrierewirkung normaler Arbeitshandschuhe bzw. Medizin-Einmalhandschuhe hat mir ein Chemiker mal bei einem Projekt erklärt. Er war dort als Sicherheitsingenieur involviert und moserte mich an, weil ich normale Arbeitshandschuhe trug.

Das ist ja auch klar normale Arbeitshandschuhe (also beschichtete Strickhandschuhe) sind keine geeigneten Handschuhe die lassen ja oft sogar Wasser durch. Wir reden hier von Latex oder Nitril Handschuhen :

Wer es genau wissen möchte hier die geeigneten Handschuhe:
http://www.wingisonline.de/handschuhe/downloads/handschuhe_pu.pdf
 

faroer

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Hm. Sitze hier vor meiner Packung normaler med. Nitrilhandschuhen mit EN 455 und EN374-3 Logo drauf...

Aber vielleicht führt uns das auch etwas vom Thema ab. Ich persönlich fühle mich mit den Handschuhen sicher. Bei eindeutiger Verschmutzung werden die gewechselt. Und gut.

Beste Grüße
Jürgen
 

threedots

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Hallo Jürgen,

dann ist ja alles ok. Ausschlaggebend ist die EN 374-3 Konformität für die Tauglichkeit.

Die von Ralf verlinkte Übersicht schafft dankenswerterweise Klarheit.
 

Harold

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@ threedots

Ich nutze einen A2B2 Filter von Dräger mit Rd90 Anschluß an einer Halbmaske.
Die emphohlene Dauer beträgt 2 Jahre, wobei durch lager bedingungen, Luftfeuchte, Luftdurchzug, Chemikalienmenge etc. die Nutzungsdauer in beide richtungen stark varrieren kann. Auf Anfrage wurde mir bei meiner geringen Privatnutzung auch ein längerer Gebrauch als wahrscheinlich genannt. (Wobei 2 Jahre, ja auch schon gut sind)
Zudem wurde, wie auch auf ihrer internetseite dazu geraten, den Filter spätestens zu wechseln sobald geruch oder geschmack durch den Filter kommt.

Und ja es ist auch vorallem für mein Gewissen und weil ich die Maske eh habe, sowie der Tragekomfort sehr gut ist.

Für sonstige arbeiten mit Holz oder Baustäuben nutze ich einen P3 Filter mit Grobfilter davor. So gute Luft bin ich selbst draußen nicht gewohnt :emoji_wink:

Liebe Grüße
Harold
 

Harold

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mmmm liest sich schlimmer als beim schreiben :emoji_wink:

Ich nutze ihn zum Beispiel wenn viel Staub bei Buche oder Eiche anfällt. Und generell, wenn ich meine winzige Werkstatt ausfege. Oder jetzt habe ich gerade neue Schlitze für Stromleitungen im halben Haus gefrässt.

Aber auch ich bin nicht Perfekt beim Schutz und mache Bequemlichkeitsfehler. Nur vieleicht woanders.

Aber jeder wie er möchte!


Liebe Grüße
Harold
 

knockwood

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Hallo, möchte auch meinen Senf dazugeben.

Man sollte das mit den Isocyanaten schon ernst nehmen und niemals vergessen, dass vor 30 Jahren das Tochterunternehmen Union Carbide der Allied Signal (arbeitete mal für diesen Riesen) mit der Freisetzung von einigen Tonnen Isocyanaten die Bhopal-Katastrophe verursachte. Man muss sich auch fragen, warum die BASF die Produktion von HDI/MDI aus Europa nach Chongqing/China verlagert hat. Und ISOPA and "The Chemical Company" werden hoffentlich nicht nur mich ankotzen!

P.s. Ich arbeitet seit vielen Jahren mit PU-Leim (auch D4), meist Außenbereich und berücksichtige dabei die schon von vielen hier angesprochenen Schutzmaßnahmen wie Handschuhe, Atemmaske, Belüftung. Viele von uns haben PU auch zuhause in ihren Einbauküchen, denn da ist PU/D4-Verleimung Standard, denn im ausgehärteten Zustand ist PU-Leim tatsächlich für den Lebensmittelbereich zugelassen, (ich bin überzeugt davon, dass im ausgehärteten Zustand keine Gefahr von PU ausgeht.). Übrigens, 100% aller amerikanischen Woodworker verleimen ausschließlich mit PU-Leim, siehe Videos auf YouTube, z.B. von Mathias Wandel und dem genialen, vor kurzem in Rente gegangenen Frank Klausz (der ist der Beste!).
 

WinfriedM

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Ich hab auch schon zahlreiche Ami-Videos gesehen, wo mit eher gelblichen PVAC Leim gearbeitet wird (z.B. Titebond).
 
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