@WinfriedM : Da ist mir erst letztens wieder ein Artikel in die Hand gefallen. Tatsächlich dachte ich auch immer, dass moderne (technische) Leinöl-Firnisse immer noch gekocht werden, das aber scheinbar nicht mehr der Fall ist:
"Durch „Kochen“ von Leinöl mit Metalloxiden entstand der „historische Leinölfirnis“, der in dieser Form noch bis zum beginnenden 20. Jahrhundert hergestellt wurde. Der „historische Leinölfirnis“ stellt ein voroxidiertes (sauerstoffhaltiges) Leinöl mit Trockenstoffanteil (Katalysator) dar, das rasch, d.h. innerhalb von wenigen Stunden klebefrei auftrocknet. Weil Katalysator und Sauerstoff bereits in dem aufgetragenen Leinölfirnis-Film vorhanden sind und nicht mehr zugeführt werden müssen, härtet dieser auch in dicker Schicht durch. Unglücklicherweise ging der Name Leinölfirnis gegen Ende des 19. Jahr- hunderts allmählich auf Produkte über, die durch Einrühren von löslichen Trockenmitteln, sog. Resinaten (d.h. Metallseifen von Diterpen-Harzsäuren in Leinöl) bei deutlich niedri- geren Temperaturen (etwa 120–180°C) hergestellt wurden. Auch auf kaltem Wege wurden so genannte Linoleate, also Metallseifen der Linolensäure, dem Leinöl beigemischt. Diese modernen Leinölfirnisse sind keine gekochten und somit auch keine voroxidierten Öle mehr, sondern nur noch sikkativierte Leinöl-Produkte.
Aus "Ölüberzüge und Ölrückstände auf historischen Oberflächen", Johann Koller und Ursula Baumer, VDR Schriftenreihe 2, Seite 222.
Anders sieht es dagegen noch bei Standölen aus, die noch gekocht werden, hier allerdings bei anderen Temperaturen, wie früher bei Leinölfirnissen.