Nur ein Hocker...

ChrisOL

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Hallo,

ich wollte eigentlich "nur" mal eben einen Hocker für die Werkstatt bauen. Drei Beine und eine Platte für den Hintern.

Doch auch so ein kleines Projekt hat dann doch seine Tücken.

Zwei Stück Esche verleimen, grob aussägen und auf der Drechselbank rund drehen.
Erste Fragestellung: wie sieht eine wohlgeformte Sitzfläche aus?
--> Lösung, Bildersuche, abgucken, nachmachen :emoji_wink:

Drei Beine zusägen, auf der Drechselbank 25mm Zapfen andrehen, fertig.
Zweite Fragestellung: wie bekommt man die Beine am besten schräg in die Sitzfläche?
Dritte Frage: was ist einer guter, passender Winkel?
--> Lösung. In einem quadratischen Reststück ein 25mm Loch bohren, das Holz im Winkel aufsägen und es als Führung für die Bohrung frei Hand verwenden.
Achja, der Winkel wurde durch ausprobieren mit 12° ermittelt. :cool:

Zwischendrin noch ein gleichschenkeliges Dreieck anzeichnen und die Bohrpositionen festlegen.

Beine einsetzen, um festzustellen, dass die an der Seite zur Sitzfläche von unten nicht bündig anliegen. Klar stehen ja auch um 12° ab, also von Hand nacharbeiten.

Die Zapfen wurden oben von Hand eingesägt um die später mit Reststücken von Grenadill zu verkeilen.

Nächste Erkenntnis die 4-eckgien Beine stehen natürlich nicht plan auf dem Boden auf, denkste biste Fuchs, Kreissäge auf 12° gestellt, abgesägt und fertig. .... passt nicht. :confused:
--> Lösung: Schifterschnitt heißt die Zauberei. :rolleyes:
Die Suchmaschine spuckt viel Lesestoff und mathematische Formeln zu dem Thema aus. Nur hatte ich keine Lust mich da einzulesen und das auf ein Zehntel Grad auszurechnen. Also habe ich mir aus Tabellen näherungsweise die besten Werte rausgesucht um mich dann mit ein paar Testschnitten bestmöglich ranzurobben.

Soweit so gut. Nun sah meine Planung noch vor die drei Beine mit Querstreben zu verbinden um später mal die Füße darauf abstellen zu können. Ich habe viel probiert und wieder gesägt um dann feststellen zu müssen, dass die Führung zum Sägen der Zapfenlöcher frei Hand doch nicht so gradgenau funktioniert wie gedacht. Auf den jeden Fall gab es immer wieder kleinere Lücken, das sah blöd aus.
--> Lösung, es gibt keine Querstreben. basta.

Zum Schluss noch die geleimte Keile mit der Dübelsäge kürzen und bei schleifen. Erstes Probesitzen - gefällt mir. Danach erfolgte der erste Auftrag mit Danish Oil.

Wie gesagt, nur 3 Beine und eine Sitzfläche. :emoji_grin:
Die Esche ist zum Teil leicht und unregelmäßig geriegelt, an dem Hocker sieht das ganz witzig aus. An einem Möbelstück würde mir das weniger gefallen.

Bis hierhin danke für das Lesen und nun ein paar Bilder.
 

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Wirklich gut! Runde Sache mit schönem Ergebnisse!
Es ist schön, gerade für ein Werkstattmöbel, wenn es so toll umgesetzt ist!

Gruss
Ben
 

SteffenH

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--> Lösung: Schifterschnitt heißt die Zauberei.Also habe ich mir aus Tabellen näherungsweise die besten Werte rausgesucht um mich dann mit ein paar Testschnitten

Oder so: eckig lassen, auf eine ebene, waagerechte Fläche stellen. Mit einem Klötzchen und Bleistift umlaufend markieren und am Riss von Hand absägen.
 

khkb

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Moin Christoph,

feines Teil, wirklich feines Teil. Die Maserung finde ich großartig!
 

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Ja Christoph,
eben nur ein Hocker, aber ein schöner. Wie Klaus schon schreibt: die Maserung finde ich auch toll.
 

Komihaxu

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Der Winkel der Beine sieht fast ein bisschen sparsam aus. Kippt der Hocker nicht, wenn man sich nah an die Kante setzt?

Bei den Keilen ggf. etwas aufpassen in der Zukunft. Sieh zu, dass sie 90° zur Maserung stehen, sonst besteht beim Einschlagen der Keile die Gefahr, dass du dir die Sitzfläche spaltest.

Ansonsten wunderbar, bestimmt viel gelernt. Tolles Holz, schöne Maserung!
 

Friederich

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Den Winkel find ich schon passend. Je schräger, desto höher wäre die Belastung an der Verbindungsstelle.
Eher würd ich vielleicht die Beine insgesamt minimal weiter nach außen setzen.

Noch ein wohl eher unwichtiges Detail: 2 der Beine laufen durch die selbe Faser. Dürfte die Spaltgefahr erhöhen.
 

ChrisOL

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Hallo,

vielen Dank für die netten Kommentare, gut finde ich auch die hilfreichen Hinweisen.

Die Enden der Beine sollten eigentlich senkrecht in der Flucht zur Sitzplatte sein. Nur das rantasten beim Schifterschnitt hat etwas Material gekostet. Der Hocker ist 56cm hoch, der kippelt nur wenn man das bewusst herbei führt.

Steffen, klar so einfach hätte man das auch haben können. Habe ich nicht dran gedacht wo ich die Beine noch einzeln in der Hand hatte.

Komihaxu, Friederich,
die Spaltwirkung habe ich in der Tat nicht bedacht. Bei den Keilen habe ich es aber auch nicht übertrieben, man hört ganz gut wann es genug ist. Der dumpfe Ton beim Einschlagen ändert sich dann zu einem etwas helleren Ton.
Das zwei Beine nicht optimal durch die selbe Maserung laufen habe ich auch erst nach euren Kommentare auf den Bildern gesehen. Ein guter Hinweis für jemanden der das nachbauen möchte.
 

Holz-Christian

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Hallo Christoph, wie immer eine sehr feine und stimmige Arbeit von Dir!
Ist mir völlig entgangen, bin erst durch den anderen Hocker Treat auf deinen aufmerksam geworden.

Gruß Christian
 

flow

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Moin Christoph,

sieht gut aus!

Dritte Frage: was ist einer guter, passender Winkel?

Ich habe seit Kurzem "The Anarchist's Design Book" von Christopher Schwarz zu Hause, das sich mit genau solchen Möbeln befasst (sehr lesenswert). Dort empfiehlt er, vorher ein einfaches 1:2-Modell der Sitzfläche zu erstellen und dann dicke Drähte als Beine einzusetzen. Die biegt man dann so lange zurecht, bis einem das Aussehen passt und das Ganze stabil aussieht. Dann nimmt man die Winkel ab und überträgt sie auf das richtige Werkstück. Die ersten Kapitel des Buchs findet man übrigens hier: https://lostartpress.files.wordpress.com/2016/04/adb_sample.pdf

Nächste Erkenntnis die 4-eckgien Beine stehen natürlich nicht plan auf dem Boden auf

Auch dazu gibt es einen einfachen Trick im Buch, der ohne Rechnen und Tabellen auskommt :emoji_slight_smile: Den habe ich leider nicht auf die Schnelle online gefunden.

Wolf
 

Meikel-jena

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Den Hocker zusammenstecken und die drei Beine auf eine Platte Styropor stellen. Mit ordentlich Druck sacken die Beine ein, rundrum markieren und absägen. Fertig.
 
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