Metallfreies Eschenfamilienbett

anselmh

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Es ist zwar schon einige Zeit her, aber das macht ja nichts. Inspiriert von diesem Thread von Hondo dachte ich mir, ich teile mein Projekt jetzt endlich auch einmal. Wir sind jetzt seit mittlerweile 2 Jahren mehr als zufrieden und haben keinerlei Probleme. Es quietscht nichts (auch wenn ich das nicht so schlimm finde), es hält alles, es schüsselt nichts (relevant/sichtbar) und die Optik ist immer noch wunderbar.

Das Ziel war ein Bett ohne Metall zu bauen, einerseits der Herausforderung wegen, andererseits auch, weil ich es schlaftechnisch für besser erachte. Spannend war es vor allem aber dann deshalb, weil die Konstruktion auf Grund der Gesamtgröße wieder zerlegbar sein muss. Also habe ich am Ende Gratdübel als lösbare Verbindung benutzt. Die Matratzengröße ist B200 x L220cm, Bettgröße entsprechend ein paar Zentimeter mehr. Weil es so groß ist, gibt es einen 5. Fuß genau zentral in der Mitte an der Mittelleiste, wo auch der Lattenrost aufliegt. Leider habe ich hiervon keine Bilder.

Los gehts mit der Bilderstrecke inklusive Anmerkungen:

01 rohmaterial.JPG
Das "Rohmaterial", allerdings hier schon die meisten Bohlen fertig besäumt und auf Dicke gehobelt, das geschah im benachbarten Zimmereibetrieb, da ich keine FKS und entsprechende Dickte habe, das macht die EB250 nicht mit.

7 handwerkzeuge.JPG
Im Einsatz waren natürlich einige Maschinen, aber auch viel Handwerkzeug. Ich habe mir für den gesamten Bau 10 volle Arbeitstage gegönnt. Ich bin ja Hobbyist und es war ein Urlaubsprojekt.

8 hobelsortiment.JPG
Ganz viel habe ich mit den beiden Hobeln gearbeitet. Die Kanten wurden ausschließlich mit dem Fasenhobel entgratet, was gut ging und keinen Lärm macht und viel weniger Fehleranfällig als die Oberfräse ist, aber initial natürlich Übung braucht. Viele andere Dinge habe ich mit dem Breiten Kanna Hobel erledigt, auch den Finish der großen Kopfteilplatte (die letzten ~0.25mm) sowie die Verleimstücke. Da kommt man auch mal ins Schwitzen, lernt aber immens viel.

2 ausstemmen-pfosten.JPG
Das Ausstemmen der Pfostenecken war nicht sonderlich schön. Da die TKS55 halt nicht in die Ecke schneiden kann, musste ich ja irgendwie die Ecke noch rausbekommen. Letztlich habe ich mit der Fräse Stück für Stück gebohrt und dann das letzte Eck (Fräser zu kurz um ganz runterzufahren) mit der Japanischen Feinsäge ausgesägt. Sicherlich der Punkt, an dem ich sicher vieles besser hätte machen können, aber bis heute keine wirklich gute Lösung mit vorhandenen Werkzeugen gefunden habe. Vielleicht würde ich heute einen Forstnerbohrer für die ersten Löcher nehmen und den Rest mit Stechbeitel rausarbeiten.

14 pfosten-entgraten.JPG
Mit diesen habe ich die Fase hier drauf ausgearbeitet. Im Hintergrund zu sehen eins der Sacklöcher für die Gratdübel. Diese wurden mit einem Schwalbenschwanzfräser und einer passenden Schablone mit der Oberfräse gefräst.

16 pfosten-gratduebel.JPG
12 pfosten an fussteil.JPG
Hier sieht man den Pfosten schonmal an einem Seitenteil montiert, mit dem Akkuschrauber und einem kleinen Forstnerbohrer habe ich im Hirnholz die Dübellöcher gebohrt. Auch das war keine einfache Arbeit, weil es auf Sicht gebohrt wurde und damit winkelanfällig war. Dennoch war es mit viel Geduld kein Problem und ist sauber geworden.

17 platte-1.JPG
Nun zu den spannenden Dingen. Fachlich sehr weit aus dem Fenster gelehnt, aber ich wollte es unbedingt probieren bei dem schönen Holz keine Riegelplatte zu erzeugen, sondern großflächig zu arbeiten. Daher hier knapp 1m Plattenhöhe auf nur 3 Riegel verteilt, von Hand verleimt, das war wohl die Arbeit, bei der ich am meisten geschwitzt habe… in 5 Minuten alle Zwingen zu befestigen und alles zu justieren. Aber so ist das in der low budget Hobbywerkstatt eben mal. Bis heute gibt es mit dem Kopfteil keinerlei Probleme, ich kann keine Schüsselung erkennen (messbar gibt es aber bestimmt eine).

Weiter gehts dann im nächsten Beitrag.
 

anselmh

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Weiter mit der Platte:

19 platte-leimen.JPG
Nachdem es ja von Hand verleimt ist, gabs natürlich Ungenauigkeiten, damit hatte ich gerechnet. Nun wurden die Seiten besäumt und danach gings an das stundenlange Abplanen. Hier mussten auf die gesamte Fläche bis zu 4mm entfernt werden, ich habe mit dem Elektrohobel grob vorgearbeitet, dann mit dem Bandschleifer grob weiter, dann die letzten Zentel mit dem großen Kanna-Handhobel schön abgezogen und mit der Ziehklinge einmal alles abschließend noch einmal fein abgezogen.

18 platte-geoelt.JPG
So sah die Platte frisch geölt dann aus. Ach ja, das Öl:

11 oelpigment-test.JPG
Da ich schon wusste, dass Esche mit Auro Hartöl sehr gelb anfeuert, habe ich mit Weißpigment noch einen Test gemacht. Letztlich haben wir uns für
2% Pigmentzusatz entschieden, da sonst das Weiß wirklich sichtbar war auf manchen Stellen und wir ja keinen Lasureffekt haben, sondern nur das Anfeuern abmildern wollten. Würde ich exakt so wieder machen oder anderes Öl ausprobieren, wobei ich ja eigentlich damit zufrieden bin.

3 duebel-1.JPG
Hier sieht man nun noch einmal das Gratdübelprinzip, wie man die Seiten- und Fußteile in die Pfosten einhaken kann.

1 aussenkonstruktion-fertig.JPG
Im ersten Testaufbau sieht man nun schon die Dimensionen und das generelle Gerüst bis auf das Kopfteil.

6 fertig-seite.JPG
Hier die Seitenansicht, so sieht sie auch jetzt noch aus.

10 innenkonstruktion.JPG
Hier mal von innen noch die Ansicht mit der Lattenrostauflage.

0 fertig-ganz.JPG
Und so sieht’s dann fertig aus. Ungeschönt einfach als schnödes Schlafzimmerfoto :emoji_slight_smile:

5 fertig-kopfteil.JPG
Das Kopfteil in fetig und mit Bettwäsche zu sehen…

4 fertig-fussteil.JPG
…und die Füße nochmal.

So, das wars dann erstmal von dem Projekt. Bei Fragen fragen. Bei Verbesserungsvorschlägen, schlagen. :emoji_stuck_out_tongue_winking_eye:
 

Johannes

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Hallo,
schönes Bett und schöner Bericht.
Aber habt ihr mal in Betracht gezogen, das Bett um 180° zu drehen und mit den Füßen unter der Schräge zu liegen?

Es grüßt Johannes
 

anselmh

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Hallo,
schönes Bett und schöner Bericht.
Aber habt ihr mal in Betracht gezogen, das Bett um 180° zu drehen und mit den Füßen unter der Schräge zu liegen?

Danke, haben wir mal ausprobiert, fühlte sich nicht richtig an. Das Problem ist, dass dann zwei Türen hinter dem Kopf wären und man gefühlt "im freien Raum" schläft. So ist es eigentlich schön heimelig und von der Aufstehhöhe geht es auch gerade so, ohne dass ich mir den Kopf anstoße (und ich bin 190 groß) — man steht ja nicht ganz in der Ecke auf.
 

U.Tho

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Wow, beim Hobeln werden sogar die Späne nach Größe geordnet :emoji_wink: - schickes Bett!
 

Cybo

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Sehr schönes Projekt, danke fürs Teilen. Wie hast du denn das Kopfteil am Rahmen festgemacht?

Verständnisfrage, damit ich was lerne: Wie funktioniert das denn mit dem Gratdübel? Du hast den Punkt wo "mehr Platz" ist, hängst das andere Brett mit dem Dübel ein und drückst es runter in den Bereich wo kaum Luft ist, damit es da dann sitzt? (Ohne Leim, damit es arbeiten kann und zerlegbar ist?) Wie groß sind denn da deine Holzdübel, damit das hält? Im Bett herrscht ja doch schon etwas Bewegung :emoji_wink:
 

anselmh

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Sehr schönes Projekt, danke fürs Teilen. Wie hast du denn das Kopfteil am Rahmen festgemacht?

Das Kopfteil ist ein Teil des Rahmens. Stell dir ein T vor, welches ebenfalls mit den Gratdübeln in die kopfseitigen Pfosten geht. Pro Seite sind dort 3 Gratdübel verbaut, damit es auch wirklich hält. Ich denke 2 hätten es aber auch getan.

Verständnisfrage, damit ich was lerne: Wie funktioniert das denn mit dem Gratdübel? Du hast den Punkt wo "mehr Platz" ist, hängst das andere Brett mit dem Dübel ein und drückst es runter in den Bereich wo kaum Luft ist, damit es da dann sitzt? (Ohne Leim, damit es arbeiten kann und zerlegbar ist?) Wie groß sind denn da deine Holzdübel, damit das hält? Im Bett herrscht ja doch schon etwas Bewegung :emoji_wink:

Also ich hab hier das "System" von Lachner benutzt, ebenso die Gratdübel von der Firma gekauft. Prinzip wie du beschreibst, das schwierigste ist die Tiefe der Fräsung exakt hinzubekommen und am anderen Stück den Dübel exakt einzupassen. Aber was ich schaffe, schafft auch jeder andere mit ein, zwei Testbauten vorab (die waren schon gut).
Die Dübel sind 16mm, Zinke enstprechend dort ausgefräst. Länge dürften ca 40mm sein. Wie gesagt, von der Stabilität tut sich da bisher nichts, keine mir bekannte Schraubverbindung oder Betthaken sind verwindungssteifer oder stabiler.
 

Fatso Katz

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Ein wirklich schönes und schönes Bett :emoji_thumbsup: Esche gefällt mir auch immer mehr. Und vor allem mit dem Braunkern hast du ein paar schöne Stücke erwischt und auch gut genutzt.

Hast du das Kopfteil von hinten nochmal mit Leisten quer zur Maserung stabilisiert?

Die Verbindung zwischen Fußteilbrett und Pfosten (auf dem Bild rechts) sieht etwas verschoben aus. Zieht sich das noch oder sieht das nur auf dem Bild so aus?
 

anselmh

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Hast du das Kopfteil von hinten nochmal mit Leisten quer zur Maserung stabilisiert?
Die Verbindung zwischen Fußteilbrett und Pfosten (auf dem Bild rechts) sieht etwas verschoben aus. Zieht sich das noch oder sieht das nur auf dem Bild so aus?

Ja, es sind zwei Leisten hinten aufgesetzt. Die Verbindung ist eigentlich ziemlich genau, sieht vielleicht nur auf dem Bild so aus. An einer Seite habe ich ca. 0.5mm Versatz, das war meine Schuld.
 
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