Leinölfirnis als Waterloo-Erfahrung

elmgi

ww-robinie
Registriert
25. Dezember 2009
Beiträge
3.684
Alter
72
Ort
Metropolregion Rhein-Neckar
Hallo miteinander,

ich hatte für eine Wandvertäfelung (Kernbuche) als Oberflächenbehandlung erstmals auf Leinölfirnis gesetzt.
Mit (tief) eindringenden Ölen fehlte mir die Erfahrung, denn bisher habe ich immer mit schichtbildenden
Materialien gearbeitet (HWÖ etc.)
Kurz: Nach sorgfältiger Vorarbeit habe ich Leinölfirnis (mit Pad) eingearbeitet. Anfänglich sah das noch gut aus, aber als
ich am nächsten Morgen das Resultat ansah, erblickte ich eine völlig fleckige, unschöne Oberfläche. So etwas habe ich
- auch ansatzweise - noch nie erlebt. Auf meine alten Tage erleb(t)e ich also noch mein persönliches Oberflächen-Waterloo!

Bei einem kleinen Testbrett, das ich Tage zuvor angelegt hatte, zeigte sich zwar eine starke Anfeuerung des Holzes, aber
keine Flecken etc., so dass ich ohne Bedenken an die endgültige Arbeit ging.

Hier das erwähnte Testbrett und die noch rohen Kernbuche-Kassetten der Vertäfelung:

DSCN5293.JPG

Inzwischen habe ich beschlossen, die missratenen Kassetten noch einmal abzuschleifen und eine neue Oberfläche aufzubauen. Dass Leinöl
nun nicht mehr in Frage kommt, brauche ich wohl nicht weiter zu erwähnen!

Hier ein Bild der geölten Kassetten, wobei die Aufnahmen noch eher schmeichelhaft sind. In der Realität sieht das Ganze inzwischen noch deutlicher unschöner aus.

DSCN5300.JPG

Alternativ habe ich Folgendes in Erwägung gezogen:

1. Eine Grundierung mit Sanding Sealer als Sperrgrund (habe ich noch ausreichend in der Werkstatt), um evtl. Durchschläge zu vermeiden, gefolgt
von einer Beschichtung mit Wachs.

2. Eine direkte Behandlung mit Wachs. Hier würde ich wahrscheinlich (erstmals) auf Holzbutter von Renuwell zurückgreifen.

Wie sich das schon geölte und erneut abgeschliffene Holz beim Aufbau der neuen Oberfläche verhalten wird entzieht sich meiner
Erfahrung. Von daher hier diese Anfrage.

Ich hoffe natürlich auf fundierte, hilfegebende Informationen von unseren erfahrenen Foristen!
 

flüsterholz

ww-robinie
Registriert
18. Juli 2022
Beiträge
1.135
Ort
Wald-Michelbach
Hallo Elmar
Erfahrungen mit Leinöl eingeschliffen habe ich auch keine. Dieses neumodische Zeugs :emoji_nerd:
Trage das immer nur mit nem Pinsel satt auf und nehme die Überstände ca. 1/2 Stunde später ab.
Wie hattest du denn vorgeschliffen?
Meine erste Vermutung wäre jetzt erstmal, dass an manchen Stellen mehr oder weniger Öl eingedrungen ist. Vielleicht weiß jemand anderer da aber noch weiteres.
Gruß Michael
 

elmgi

ww-robinie
Registriert
25. Dezember 2009
Beiträge
3.684
Alter
72
Ort
Metropolregion Rhein-Neckar
Hallo Michael,

geschliffen wurde Korn 100-120-150-180, in der genannten Reihenfolge.

Das Öl habe ich ca 10 Min. mit einem Pad eingerieben, d.h. die Stellen, an den das Holz das Öl aufgesaugt hat, jeweils
leicht nachgeölt. Dann etwa 20 Min. gewartet und den Überschuss sorgfältig abgenommen. Zu diesem Zeitpunkt sah
das Ergebnis noch gut aus. Den Rest habe ich ja beschrieben.
Inzwischen bin ich nun auch "klüger" und würde so wie Du arbeiten, was ich bisher auch analog gemacht hatte. Da man
bekanntlich aber nie auslernt, wollte ich mich Neuerungen bei der Verarbeitung nicht verschließen. In diesem Falle wohl
ein eindeutiger Fehler.
 

pedder

ww-robinie
Registriert
19. Oktober 2007
Beiträge
8.351
Ort
Kiel
Kann es sein, dass Du einfach noch nicht fertig bis mit LF? Ich würde an einem Brett mal einen weiteren Versuch machen.
 

joh.t.

ww-robinie
Registriert
14. November 2005
Beiträge
6.900
Ort
bei den Zwergen
Das gleiche hatte ich 96 bei meinem Massiven Lärchekleiderschrank.
Habe alles mit dem Heissluftfön wieder runtergehen.
Seitdem nur noch Hartöl Hartwachsöl für Möbel.

Leinölfirnis nur noch für Holz im Garten mit 3 Wochen Trockenzeit.
 

flüsterholz

ww-robinie
Registriert
18. Juli 2022
Beiträge
1.135
Ort
Wald-Michelbach
Ich würde jetzt auch erstmal an einer unauffälligen Stelle einen neuen Leinölauftrag probieren und schauen ob das fleckige dann verschwindet. Buche kann schon manchmal ganz schön viel Öl aufnehmen. Hatte ich letztens erst. Da hab ich nur drauf gewartet, dass es auf der anderen Seite wieder rausläuft. Irgendwann war es dann aber auch gesättigt.
Viel Erfolg
 

teluke

ww-robinie
Registriert
26. Oktober 2015
Beiträge
6.357
Ort
Pécs
Ich verwende meist Leinölfirnis. Davon verbrauche ich ca. 20ltr./Jahr (vier Kanister von Kremer).
Würde ich nicht machen wenn ich damit Probleme hätte.
Aber.
Buche ist nicht gut zu ölen weil sie unterschiedlich und teils extrem das Öl aufsaugt.
Vielleicht liegt es ja daran.
 

Mitglied 59145

Gäste
Buche ist wirklich schwierig, die Probleme hat man bei anderen Hölzern nicht so.

Hilft jetzt erstmal nicht, ist aber so.
 

MTrp

ww-esche
Registriert
5. Oktober 2018
Beiträge
529
Ort
Bezirk St. Pölten
Ich würde ev. nochmal ölen, damit sicher eine gleichmäßige Sättigung gegeben ist. Weiters würde ich jedenfalls mal ein paar Tage warten und schauen, wie sich das Ergebnis noch verändert. Gut möglich, dass sich ein gleichmäßiges Endergebnis ganz von selbst einstellt, wenn Du einfach nur abwartest.
 

elmgi

ww-robinie
Registriert
25. Dezember 2009
Beiträge
3.684
Alter
72
Ort
Metropolregion Rhein-Neckar
Weiters würde ich jedenfalls mal ein paar Tage warten und schauen, wie sich das Ergebnis noch verändert. Gut möglich, dass sich ein gleichmäßiges Endergebnis ganz von selbst einstellt, wenn Du einfach nur abwartest.

Ich hatte die Kassetten nach dem Ölen ca. 1 Woche hängen lassen, um zu sehen ob sich evtl. etwas zu meinen Gunsten ändert. Das war nicht
der Fall, eher umgekehrt. Vielleicht war die Zeit noch etwas zu kurz, aber ich wollte an der Vertäfelung weiter arbeiten und nicht bis "irgendwann" warten.
Inzwischen habe ich eine Kassette wieder abgeschliffen und bin mir unsicher, welchen Weg ich bei der anstehenden Oberflächenbehandlung
wählen soll.
Als Vergleich zum Testen erscheint mir "neues" Holz ungeeignet. Ich habe also kein adäquates Testholz zur Verfügung. Wenn der nächste Versuch
schief geht, dann kann ich die Kassetten wohl nur noch durch neue Exemplare ersetzen.
 

elchimore

ww-robinie
Registriert
8. August 2009
Beiträge
1.740
Ort
Villingen-Schwenningen
Ich habe schon viel Buche mit Leinölfirnis geölt. So krass sah das bei mir noch nicht aus, aber eine wirklich gleichmäßige Oberfläche hatte ich meist erst nach 3+ Durchgängen..... Ich habe das mit dem Einschleifen auch eher nicht gemacht, kannte ich damals noch garnicht......
Grüssle Micha
 

elmgi

ww-robinie
Registriert
25. Dezember 2009
Beiträge
3.684
Alter
72
Ort
Metropolregion Rhein-Neckar

elchimore

ww-robinie
Registriert
8. August 2009
Beiträge
1.740
Ort
Villingen-Schwenningen
Ich habe immer einen Lappen (altes TShirt) oder Küchenpapier genommen..... richtig dick aufgetragen dass es glänzt und immer da nochmal nachgeölt wo das Öl eingezogen ist. Nach ca 20min alle Überstände weggewischt...... HAt auch bei großen Tischplatten 1x3m gut funktioniert. Ich hatte allerdings das Leinölfirnis immer mit Terpentin verdünnt, hatte ichdamals so bei meinem Schulpraktikum in der Schreinerei so gelernt........
Grüssle Micha
 

pedder

ww-robinie
Registriert
19. Oktober 2007
Beiträge
8.351
Ort
Kiel
Du hast eine Schicht Leinölfirnis aufgetragen. Die ist offenbar unterschiedlich gut eingezogen.
Ich würde versuchen, ob sich das mit einer weiteren Schicht angleicht.

Allerdings habe ich keine Erfahrung damit, solche Püanele mit Buche zu ölen.
Mein geöltes Buchenholz waren immer nur so keilgezinkte Arbeitsplatten.
 

Mitglied 59145

Gäste
Es kann sein, aber wie bekannt bin ich ja eher mit Eiche unterwegs, dass du nicht satt genug aufgetragen hast. Durch das verteilen mit Pad ist alles benetzt und da die Buche unterschiedlich saugt, hast du unterschiedliche Sättigung und damit Flecken.

Mit Pad mache ich generell nichts. Ich kenne es so, dass du wirklich satt aufträgst mit Pinsel und dann immer wieder verstreichst und evtl mehr Öl zugibst. So machen wir das mit allen dünnen Ölen.

Wir haben ja unsere Spezis für alles....

@WinfriedM
 

agnoeo

ww-robinie
Registriert
14. Juni 2016
Beiträge
699
Ort
Rhein-Sieg
Eine andere Herangehensweise ist das Öl eher dünn mit einem nicht triefenden Lappen aufzureiben:


Begründung: Das tief eindringende Öl hat wenig Nutzen, polymerisiert schlecht und kann wieder austreten. Es wird mehr Öl verbraucht und wieder abgewischt als nötig wäre, wird damit verschwendet und landet im Müll.

Kann dir nicht sagen, ob das in deinem Anwendungsfall helfen würde, aber sollte man im Zusammenhang mit Ölen zumindest mal in Erwägung ziehen. Bei wem die Triefnass Methode funktioniert, ist ja auch gut.

Gruß, David
 

seschmi

ww-robinie
Registriert
23. Mai 2008
Beiträge
2.614
Ort
Mittelfranken
Hast Du nur einmal aufgetragen? Dann ist das eigentlich fast normal.

Speziell Buche saugt ja sehr unterschiedlich an verschiedenen Stellen. Dadurch bleibt an einigen Stellen Öl an der Oberfläche, während es woanders sofort in die Tiefe zieht. Diese Stellen sind dann stumpf, die anderen glänzend. Die Färbung idt auch unterschiedlich.

Beim zweiten Auftrag egalisiert sich das dann wieder, weil die Poren dicht sind und nicht mehr so viel einzieht. Manchmal braucht es auch mehr als zwei. Immer ein paar Tage trocknen lassen, dann nochmal auftragen. Fertig ist, wenn nichts mehr saugt und man mit ein paar Tropfen die ganze Fläche benetzen kann.

Reines Leinölfirnis verwende ich für höherwertige Sachen nicht mehr, weil die fertig gemischten Öle einfach besser sind - da steckt ja viel Know-how und Erfahrung drin, und meistens werden die Ergebnisse besser.
 

elmgi

ww-robinie
Registriert
25. Dezember 2009
Beiträge
3.684
Alter
72
Ort
Metropolregion Rhein-Neckar
So, dann ein Dankeschön an alle Schreiber, die ihre Erfahrungen hier teilen.

Ich denke, dass die Wahrheit/Ursachenfindung irgendwo in dem Beschriebenen liegt
und nun muss ich /werde ich für mich mein persönliches Fazit ziehen.

Wenn, wie jetzt öfter angedeutet, die Arbeit mit Leinölfirnis ein mehrfaches Nachölen
- mit etlichen Trocknungstagen dazwischen - benötigt, dann ist diese Variante künftig
bei mir ausgeschlossen. Ich bin da eher bei @seschmi, d.h. werde auf andere Produkte
zurückgreifen.

Im Moment neige ich zu einem "Testballon" mit Holzbutter. Werde jetzt noch zwei Döschen
bestellen und an einer Kassette testen.
Sollte mir das Resultat nicht zusagen, dann steht letztlich eine Neuanfertigung der Kassetten
an. :emoji_nerd:
 

Mitglied 59145

Gäste
Nene, da geht schon was, warte mal auf Winfried.

Anschleufen und 2 bis 3 Lagen pigmentiertes Zeug. Sowas in die Richtung wird schon funktionieren.

Natural Farben hat da irgendwas "Holzauffrischer" oder so ähnlich. Damit müsste man die obere Holzschicht frei kriegen und dann halt mit was dickeren behandeln.

Nicht so schnell aufgeben.

@frankundfrei war lange nicht hier, der kennt das Thema aber sicher.
 

pedder

ww-robinie
Registriert
19. Oktober 2007
Beiträge
8.351
Ort
Kiel
Im Moment neige ich zu einem "Testballon" mit Holzbutter. Werde jetzt noch zwei Döschen
bestellen und an einer Kassette testen.
:emoji_nerd:
jetzt irgendwas anderes aufzubringen finde ich riskant. Du willst ja, dass die Firnis duchpolymerisiert. Im Zweifel, damit man schleifen kann. Also jetzt nichts drauf, was die Sauerstoffversorgung unterbindet. Und lässt sich Holz Butter (Schweizer geheimrezept...) schleifen?
 

elmgi

ww-robinie
Registriert
25. Dezember 2009
Beiträge
3.684
Alter
72
Ort
Metropolregion Rhein-Neckar
@pedder,

keine Bange, ich werde die Holzbutter nicht auf die Leinöloberfläche "schmieren".

Die Kassette unter dem Fenster habe ich bereits ihrer geölten Oberfläche beraubt und
für den Testballon auserkoren. Nächstes Wochenende weiß ich dann mehr! :emoji_sunglasses:
Werde Euch aber gewiss an meinen neuen Erkenntnissen teilhaben lassen, keine Bange! :emoji_grin:
 

seschmi

ww-robinie
Registriert
23. Mai 2008
Beiträge
2.614
Ort
Mittelfranken
Ich bin immer kritisch mit Geheimrezepten, alleine das spricht für mich gegen „Holzbutter“.

Vor- und Nachteile der verschiedenen Oberflächenbehandlungen von Holz sind ja nun ganz gut bekannt. Daher bevorzuge ich Produkte, die angeben, was drin ist, dann kann ich mir die Eigenschaften grob vorstellen. Bei „Geheimrezepten“ kann ich das nicht, also nehme ich was anderes.

Am besten wäre es, Du sagst einfach, welche Oberflächlicheneigenschaften Du willst - matt oder glänzend, offenporig oder geschlossen, pflegeleicht oder natürlich etc. dann wird Dir sicher was geraten, was funktioniert.
 
Oben Unten