Aus dem Nähkästchen
Hallo Walter, die Restaurierung eines Sessels ist immer was besonderes.
Hast du das Gestell ohne jegliches Polstermaterial?
Bei mir geht das jedenfalls ungefähr so:
Wenn alle Verbindungen offen sind, alten Ponal - soweit vorhanden - mit Abbeizer entfernen. (Der böse mit Dichlormethan drin - ich hab noch welchen-) sonst erwärmen und mechanisch entfernen mit Stechbeitel und Raspeln, aber vorsichtig. Alten festen Knochenleim kannst du lassen, der verbindet sich auch mit André's Fischleim. Größere Fehlstellen ordentlich ergänzen nach den Regeln der Kunst: Brösel ausstemmen und mit festem Holz ergänzen. Abgebrochene Zapfen kann man notfalls mit eingebohrten dickeren Dübeln, die nach dem Trocknen beigeschnitzt werden, reparieren. Evtl. vorher üben. Der Leim, wenn die Verbindungen immer noch wackeln, ist bei mir: Aus Knochenleimperlen und Hasenleimplatten je etwa die Hälfte mit 10 % Zusatz von Hasenleimgries und etwas Hautleim. Ansatz nicht zu flüssig, aber gut heiß. HOLZ - Schleifstaub aus dem Bandschleifer zügig in den Leim einarbeiten, am besten in einem gut angewärmten Gefäß und zügig in die Zapfenlöcher bringen. Die Zapfen (wenns geht, vorher anwärmen) dann mit Knochenleim wie oben einstreichen und in die Zapfenlöcher drücken. Es muss so viel Holzstaub-Leimpampe in den Löchern sein, dass diese beim Zusammendrücken alle Ritzen füllt und rausquillt. Spanngurte finde ich dann sehr hilfreich. Sessel auf absolut ebene Fläche plazieren und ausrichten. 3 Tage trocknen lassen an nicht zu kühlem Ort. Der Leim in der Zubereitung braucht wirklich lange, wird aber härter als Holz. Ich hatte bei dieser Anwendung noch keine Reklamation.
Wenn du ordentlich fehlendes Holz ergänzen kannst, tut es auch der Fischleim. Da dürfen wir aber nicht erwarten, dass er 2 oder mehr Millimeter überbrückt. Schaumleim (mancherorts sicher sehr hilfreich) ist eigentlich verboten bei alten Möbeln.
Schaumwein erst nach getaner Arbeit.
Gruß Werner