Klassifizierung alter Schrank + Sockel

gleiter

ww-robinie
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Grüßt Euch!

Ich habe gerade einen alten Schrank in erbärmlichen Zustand bekommen, soll ihn mit minimalem Aufwand wieder alltaugstauglich machen.

Mit der Zuordnung tue ich mir schwer, vielleicht könnt Ihr da meine Vermutung bestätigen.

Das Möbel besteht aus Fichte, ist gebeizt, Oberfläche sicher keine Politur, 110 x 110 x 43 cm.

Scharniere sind offen sichtlich handgemacht, Details auch noch im Anhang. Böden der Schübe sind von unten angearbeitet, also nicht eingenutet.

Der Schrank war "immer schon" in diesem Zustand, ich kann mir allerdings nur schwer vorstellen dass er ohne Beine oder Unterbau "einfach so" auf dem Fußboden stand - Spuren von ev. vorhandenen Möbelfüßen lassen sich allerdings auch nicht erkennen.

Gehe ich da recht in meiner Annahme dass es da mal sehr wohl einen Unterbau gegeben hat, und wie könnte der ausgesehen haben?

Danke und Gruß, André.
 

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welaloba

ww-robinie
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Kabinettschrank

Hallo André,
meine Kabinettschränke stehen alle in Büchern :emoji_slight_smile:.
Da heißt es meist zur Entstehungszeit ca. 1650 - 1700 oder etwas später. Meist gab es Untergestelle, auf denen das Kabinett wohl lose aufgesetzt war. (Genügend Gewicht)
Ich hänge mal ein paar Bilder an.
Gruß Werner
PS: Habe auch welche gefunden mit Brettfüßen (über Eck) oder Kugelfüßchen, aber ich denke, meist waren die Kästen auf Untergestellen so plaziert, dass man bequem an die Laden rankommen kann.
PS: Auch bei dem Teil mit den Kugelfüßchen siehts so aus, als stünde das kabinett lose auf einem Unterbau, ebenso bei den Gestellen gerade und Korkenzieher.
 

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Legolas

ww-kiefer
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Hallo Andre,
mit deinem Möbel ist es etwas schwierig ich arbeite schon seit 20 Jahren als Restaurator und bin Restaurator im Handwerk.
Bei deinem Möbel stört mich etwas. Es ist der Gesamteindruck und die Architektur.
Ich möchte dein Möbel nicht schlecht reden warum ich das schreibe liegt an der Entstehungszeit?
Ich habe auch sehr genaue rekonstruierte Möbel aus der zweiten Zeit gesehen.
Genauer festlegen kann man sich erst bei Detailfotos der Schubladen ,Rückwand etc. selbst dann ist es schwer ohne Vorortbesichtigung wie gesagt ich hab schon Gutachten geschrieben über Möbel die waren bei Auktionshäuser in München und Stuttgart selbst da war es schwer.
Falls du das Möbel für Dich bestimmt ist wunderbar .Nur beim Verkauf mit Zuschreibungen bitte sehr vorsichtig sein.
Grüße aus dem Süden
Chris
 

gleiter

ww-robinie
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Danke Euch.

Genau wegen der Rückwand steht das Möbel bei mir. Wurm und Feuchtigkeit haben hier ganze Arbeit geleistet, da ist nichts mehr zu retten, zum Teil muß ich auch den Boden tauschen.

Rückwand besteht aus einzelnen Brettern ebenfalls in Fichte, aussen schwarz gebeizt, stehend montiert ohne Nut/Feder. Genagelt, fast alle Nägel (so weit vor Demontage sichtbar) handgefertigt mit unterschiedlich großen Köpfen.

Große Laden sind gezinkt, Böden stumpf geleimt und genagelt.

Kleine Laden zur Front eine Nut/Feder Verbindung, Seitenteile mit Rückwand stumpf geleimt und teilweise mit Nägeln gesichert. Böden ebenfalls stumpf geleimt und genagelt.

Auf Kabinettschrank bin ich nicht gekommen, ich bin bei Tabernakelschrank hängen geblieben, jetzt erklärt sich auch für mich die gefühlte Diskrepanz, mit Unterbau schaut das gleich viel besser aus.

Ein Verkauf steht nicht zur Debatte, das Möbel befindet sich seit über 100 Jahren in Familienbesitz, hat viele Jahre in einer Abstellkammer gestanden und soll jetzt eben wieder genutzt werden.

Gruß, André.

P.S. @ Chris: Was, bitte, ist die Zweite Zeit?
 

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Legolas

ww-kiefer
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Hallo Andre,
schön das das Möbel privat von Euch genütz wird. Bitte erst zum Entwurmen(z.B Kältekammer)
Besorg Dir und ich denke da wird es für Dich schwierig falls du Teile erneuern must unbedingt Holz von einem "Schlachtschrank" aus der Zeit und bitte schonend bei der Ergänzung vorgehen an der Oberfläche auch schonend vorgehen nicht die Patina zerstören falls Du so etwas noch nicht gemacht hast hol Dir Rat sollte ein Restaurator Dir keinen Rat geben lass Ihn links liegen es gibt welche die nicht hinter verschlossenen Türen arbeiten.
Grüße Chris
 

koala

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Im "hohen Norden"
@ Chris:
Schonmal was von Satzzeichen gehört wie "Punkt" oder "Komma"?
Das würde deinen Text echt lesbarer machen...
Bemerke ich im Forum leider immer mehr, das die guten alten Regeln kaum noch einer beherzigt...
 

Hans-Friedrich

ww-robinie
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Hallo Andre,
schön das das Möbel privat von Euch genütz wird. Bitte erst zum Entwurmen(z.B Kältekammer)
Besorg Dir und ich denke da wird es für Dich schwierig falls du Teile erneuern must unbedingt Holz von einem "Schlachtschrank" aus der Zeit und bitte schonend bei der Ergänzung vorgehen an der Oberfläche auch schonend vorgehen nicht die Patina zerstören falls Du so etwas noch nicht gemacht hast hol Dir Rat sollte ein Restaurator Dir keinen Rat geben lass Ihn links liegen es gibt welche die nicht hinter verschlossenen Türen arbeiten.
Grüße Chris

.,,,..,.,.,.,
 

gleiter

ww-robinie
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Chris, das Möbel gehört nicht mir, sondern Freunden die mich lediglich gebeten haben es wieder nutzbar zu machen.

Ein ganz klein wenig Ahnung habe ich, das eine oder andere Stück habe ich bereits instand gesetzt.

Du hast übrigens eine PN

Gruß, André.

P.S. Zu diesem Interpunktionseinwurf: Wer an einem Thema interessiert ist liest sich das auch durch - durchaus erschwert, zugegeben, primär geht es aber wohl um die Information.

Das Satzzeichen allerdings Leben retten können wissen wir ja: "Komm, wir essen Opa" :emoji_wink:
 

gleiter

ww-robinie
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Rückwand besteht aus einzelnen Brettern ebenfalls in Fichte, aussen schwarz gebeizt, stehend montiert ohne Nut/Feder. Genagelt, fast alle Nägel (so weit vor Demontage sichtbar) handgefertigt mit unterschiedlich großen Köpfen.

Grüßt Euch!

Ich muß diesen Satz für die Interessierten präzisieren: Nach Abnahme der Rückwand zeigt sich dass ebendiese ursprünglich mit Holznägeln fixiert war. Die Eisennägel dürften Sanierungen der folgenden Jahrhunderte gewesen sein, das erklärt wohl auch warum die Nägel so verschieden aussehen und an x-beliebiger Stelle sitzen (dort, wo's eben nötig war), während es bei den Holznägeln deutlich definierte Abstände hat.

Sanierung eben mit den Mittel der Zeit oder nach Maßgabe, heutzutage wird eine Rückwand wohl mit der Staple Gun angeschossen... :eek:

Habe mich diesbezüglich hier im Forum eingelesen, "freue" mich schon auf die Herstellung von ca. 50 Holznägeln...

Dazu zwei Fragen:

-) Teilweise sind an den Verbindungsstellen Rückwand/Korpus Leimreste zu sehen. Waren die Rückwände tatsächlich geleimt oder handelt es sich hier um eine nachträgliche Sanierung?

-) ein paar Holznägel konnte ich unversehrt ziehen, die Hälfte davon mit deutlichen Leimspuren. Wurden (und werden) Holznägel zusätzlich mit Leim versehen? Oder handelt es sich hier eher um eine nachträgliche Fixierung eines locker gewordenen Nagels?

In beiden Fällen ist es eindeutig kein moderner Leim, Knochen- oder Fischleim wird's wohl sein. Nur am Rande erwähnt - sämtliche Nachleimungen an diesen Möbel mache ich mit Fischleim.

Für die technisch Interessierten hänge ich noch ein Bild an - Innenleben eines Kastenschlosses um 1700.

Dank und Gruß, André.
 

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welaloba

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Sehe ich das richtig: ein Schnappschloß mit zwei simultan arbeitenden Riegeln nach oben und unten?
Gruß Werner
Und ein Nachtrag, für den Fall, dass das noch jemanden interessiert:
das wollte ich die Tage noch erwähnt haben, dass es meine und auch die Erfahrung von Kollegen ist: Je früher das Möbel, desto sparsamer der Einsatz von Eisennägeln. Habe in einem Freilichtmuseum im Bergischen Land (eine Gegend mit sehr viel Eisenverarbeitungsbetrieben schon im Mittelalter) mal eine Nagelschmiede gesehen und wieviele Arbeitsgänge ein Nagel braucht, wenn man ihn von Hand schmiedet. Also war die Rückwand ursprünglich von hinten nur mit Holznägeln befestigt. Diese kenne ich aus vielen Möbeln ohne Leim. Genau so sah ich Holznägel eingeleimt. Hängt wahrscheinlich von der Passform ab. Wenn die gut "ziehen", also stramm reingehen, brauchts eher keinen Leim. Wenn die Rückwand stumpf auf den Korpus kommt und nicht in einem Falz, kann es durchaus sein, dass in der Senkrechten was geleimt wurde. Aber unsereiner kann nicht oder meistens nicht bestimmen, wie alt eine Leimspur tatsächlich ist.
 
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