Klarlack: Probleme mit Partikeln und Fasern in der Oberfläche

bikemaniac

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Hallo,

Zur Zeit experimentiere ich mit dem Lackieren von Holz mit einem glänzendem Klarlack. Ich wollte eine Kommode restaurieren und habe zuerst die waagerechte Fläche lackiert wobei ich mit dem Ergebnis nicht 100% zufrieden war (einige Partikeln und Fasern in der Oberfläche). Bevor ich weiterlackieren wollte, habe ich einige Lacktests gemacht und für diesen Zweck 4 verschiedene Lacke gekauft und etliche verschiedene Pinsel, auch ein Qualitätspinsel der 30 Euro kostet (handgemacht).

Ergebnis:
1. Perfektes zusammenfliessen, keine Pinselstriche
2. Keine Blasen in der Oberfläche, alle zerplatzen.
3. Partikel und Fasern in der Oberfläche (siehe unten) = PROBLEM.

Hauptproblem:
Es gibt Partikel- und Fasereinschlüsse im Lack, etwa 1 Stück pro 25 cm2. Die Partikel sind schätzungsweise ø0,5mm. Die Fasern wohl ø0,05mm und 2mm lang - also Hauchdünn. Die Faser kräuseln und sind nicht gerade.

43740617xw.jpg

Faser in nasser Lackoberfläche. Etwa 2mm lang. Erscheint typisch durch 2 Pünktchen wo die Faserenden hinausschauen.

43740618dy.jpg

Partikel in nasser Lackoberfläche. Etwa Ø0,5mm.

Drei von den Lacken sind auf Alkydharzbasis, also mit Terpentin verdünnbar. Letztere ist auf Wasserbasis.

Prozedur:
Ich habe die Testoberflächen (jede Fläche etwa 5x20cm) mit feuchtem Lappen abgewischt, nachher mit dem Staubsauger gesaugt und auch mit einem Staubbindetuch abgewischt. Die Pinsel habe ich gewaschen, zuerst mit normalem Wasser, Seifenwasser und auch in Terpentin. Obwohl die Pinsel "sauber" sind, passiert folgendes: Wenn ich den Pinsel gegen eine Lampe halte und ich die Pinselborsten schnell mit dem Finger streichle, dann sehe ich ständig Staubpartikel und haardünne Fasern die aus dem Pinselinneren rauskommen. Je billiger der Pinsel je mehr von diesen Unreinigkeiten. Der teure Pinsel hat praktisch nichts - was mich eigentlicht beruhigen sollte. Ich verstehe wirklich nicht warum das möglich ist: Ein neuer mag stauben, aber warum auch ein gewaschener. Konkret: Der teure Pinsel weist nach dem Waschen und Trocknen keine Faser und Partikel mehr auf wenn man den Streicheltest macht. Das ist ja perfekt, aber trotzdem kommer noch Partikeln/Fasern in den Lack rein.

Obwohl ich fast Laborbedingungen habe und auch versucht habe den Lack durch ein Nylonstrumpf (Neukauf) zu sieben, bekomme ich die lästigen Unreinigenkeiten in der Oberfläche. Ich lackiere 5 Sekunden nach dem Abwischen mit dem STaubbindetuch - schneller geht es nicht. Weiterhin habe ich jetzt auch folgendes bemerkt: Als der Lack trocknet und somit in der Höhe schrumpft weil die Lösemittel entweichen, kommen manchmal MEHR Fasern hervor. Es ist eindeutig mein Eindruck dass die Unreinigkeiten beim auftragen in die Oberfläche reingeschleppt werden - sie kommen also nicht aus der Umgebungsluft, während der Lack noch nass ist.

Frage:
Wie bekomme ich die Fasern und Partikeln endgültig 100% weg, oder ist dies gar nicht möglich? Man spürt die Fasern/Partikeln in der Oberfläche wenn man die Finger rübergleiten lässt (wenn trocken). Ich gebe zu, ich habe keine professionelle Lackierkabine und habe auch nicht die Möglichkeit auf dem Meer zu lackieren.

Wie lackiert man z.B. eine Geige mit einem perfektem Ergebnis?

Extra Info: Der wasserbasierte, seidenglänzende Lack weist die Probleme nicht auf. Nur die glänzende Öllacke.

MfG Lucas
 

uli2003

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Hochglanz ohne staubfreie Lackierkabine, idealerweise mit Trocknung ist nicht partikelfrei möglich. Dein Ergebnis ist schon recht gut.
Du kannst die Stellen aber herauspolieren.
 

hlzbt

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Zunächst mal - zur eigentlichen Frage kann ich leider keinen Hinweis geben, da wäre ich mehr als froh, wenn ich das so hinkriegen würde und habe mich mit beim Boot damit abgefunden, dass es aus halber Bootslängenentfernung ordentlich aussehen soll ...
Aber:
Wie lackiert man z.B. eine Geige mit einem perfektem Ergebnis?
Die wird ja poliert, darin könnte ein wesentlicher Punkt liegen.
 

WinfriedM

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Das ist die große Kunst, das möglichst staubfrei hinzubekommen. Überall schleppt man sich die Fasern ein. Die fliegen überall in der Luft rum, Lappen fusseln, in der Oberfläche verhaken die Fusseln sich gerne, so dass auch das Staubbindetuch nicht 100% funktioniert, du selbst fusselst mit deiner Kleidung, auch Hautschuppen fallen runter, im Lack ist auch schnell irgendwelcher Mist und dein Pinsel ja auch. Den Pinsel zu waschen führt auch nicht dazu, dass 100% der Fusseln oder Staubkörnchen raus ist.

Du kannst vieles optimieren, aber es bleibt ein Kampf gegen Windmühlen. Du wirst aber besser werden, je mehr du auf alles Mögliche achtest.

Lackfilterung: Dafür gibts doch spezielle Filter, da würde ich nicht mit einem Strumpf anfangen. Schau mal nach "Lacksieb".
 

WinfriedM

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Diese Fasern bekommt man auch nicht abgesaugt, weil mit dem Holz verhakt.

Genau, es könnte wirklich besser sein, nach dem Schliff gar nicht mehr mit einem Tuch über die Holzoberfläche zu gehen. Schleifstaub kann man absaugen und wegpusten. Aber Fasern verhaken sich. Wenn überhaupt, dann nur mit Staubbindetüchern. Ob die aber zu 100% fusselfrei sind? Ich kanns mir nicht vorstellen.
 

carsten

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Hallo

bei Profis wird gerade bei Hochglanzlacken ein enormer Aufwand betrieben. Gefilterte Zuluft, fast schon Reinraumanforderungen an die Lackierkabine, Einweganzug, Handschuhe und Maske/ Helm des Lackierers. Und dann kommt hinzu was die Kollegen ja auch schon erwähnt haben. Man kann polieren. Und genau das wird auch recht ausgiebig gemacht. Erinnert mich an den Lackierer und Außendienstler unseres Lacklieferanten.
Zitat: "Hochglanz kann "eigentlich" jeder, ist nur eine Frage wie viel Aufwand man beim Polieren betreiben will. Die richtig guten Lackierer erkennst du bei einer stumpf matten Oberfläche." (Da ist nämlich nix mit "polieren").
Deine Oberfläche sieht doch gar nicht schlecht aus. Lackziehklinge, Lackhobel oder feines Schleifpapier um und die Einschlüsse herauszubekommen. Danach genügend Schichtdicke aufbauen um Polieren zu können. Polieren ist nämlich meist eine abtragende Tätigkeit.
 

bikemaniac

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Danke für alle Antworten.

Hat jemand eine Anleitung für wie man die Lackeinschlüsse rauspoliert?

Lucas
 

bello

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Nur wenige Fasern in der nassen Lackoberfläche lassen sich mit dem Cuttermesser oder Skalpell abheben und dann neu verschlichten.
Vor dem Aufpolieren solltest Du sieben bis zehn Tage den Lack trocknen lassen. Recht viel zur Vorgehensweise findest Du in den Anwendungsbeispielen von Festool.
 
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