Keilzink
ww-robinie
Religion, Politik und Elektrik
... zum Schluß noch mal was grundsätzliches zu diesen Themen: Ich habe 30 Jahre lang im Journalismus gearbeitet. Die für mich wichtigste und produktivste Zeit waren die 1990er und 2000er Jahre. Damals hatten wir eine überschaubare Szene an Qualitätsmedien, ein eher kleines Mittelfeld und, natürlich unverzichtbar: den miesesten Boulevard mit dem Fahnenträger Springer an der Spitze. Aber trotzdem waren wir, verglichen mit Resteuropa ganz weit vorne in Sachen Qualität, Glaubwürdigkeit, Selbstkontrolle. Der Spiegel zum Beispiel hatte damals (wie auch noch heute) keine Entsprechung in Europa und Nordamerika.
Journalismus spielt in der Demokratie eine sehr wichtige Rolle. Das Rezept des Journalismus in der Gesellschaft war ein ganz einfaches: Man konnte langfristig Geld verdienen, indem man die Wahrheit sagte. Wenn man log, konnte man auch Geld verdienen, aber nur kurzfristig, eben bis man erwischt wurde. Und erwischt wurde man immer, früher oder später, weil man eben auch damit Geld verdienen konnte, Lügner zu entlarven. Wenn man nur an den Tagebuch-Skandal beim Stern denkt: Die wurden erwischt, haben sehr teuer bezahlt und haben Jahre gebraucht, um in die Glaubwürdigkeitsliga zurückkehren zu können. Und die Konkurrenzmedien, die den Skandal aufgedeckt und ausgeschlachtet haben, haben gutes Geld verdient - mit der Wahrheit. Das war und ist heute noch ein funktionierendes selbstregulierendes System.
Heute verändert sich das ganze System. Unterhalb des Boulevards, unterhalb Springer, hat sich ein Loch aufgetan, eine Kloake, in der hemmungslos gelogen, gestohlen und betrogen werden kann. Und vor allem: Folgenlos und ohne jede Kontrolle. Um einen größeren Kreis in der Gesellschaft zu erreichen, brauchte man früher einen Verlag, eine Redaktion, Geld und wirtschaftliche Reputation. Wenn man das alles beisammen hatte, musste man sich eine Leserschaft erobern, und wenn man dann endlich kostendeckend arbeiten konnte, war das eine Errungenschaft, die man nicht leichtfertig aufs Spiel setzte.
Heute reicht ein popeliges Smartphone um aus dem Stand eine noch größere Öffentlichkeit zu erreichen. Könnte ein Vorteil sein, wirkt im Ergebnis aber genauso toxisch auf den sozialen Körper wie direkte Demokratie oberhalb der Gemeinderatsebene. Ich führe das nicht weiter aus, weil ich keine Lust habe, noch tiefer in diesen Dreck zu steigen. Aber es gibt viele Leute, das das lieben, konsumieren und ihr persönliches Umfeld mit diesem Gift verseuchen. Diese Leute haben zu Begriffen wie Wahrheit, Anstand, Ethik ein gesellschaftlich betrachtet äußerst gefährliches Verhältnis. Und die anderen, die Verursacher? Können ihre wirren Konstrukte in die Welt blasen, ihre soziopathischen Veranlagungen frei ausleben, können „Journalismus“ spielen, ohne jede Ausbildung, ohne jede Kontrolle, ohne befürchten zu müssen, für das, was sie da publizieren jemals zur Verantwortung gezogen zu werden. Da wird Volksverhetzung als Sport betrieben. Folgen? Scheißegal. Das ist ein Riesen Problem.
Nochmal, der Journalismus ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Demokratie, er wird als 4. Gewalt in die Gewaltenteilung einbezogen und stellt ein wichtiges gesellschaftliches Regulativ dar. Deshalb wird man diese Kloake irgendwann trockenlegen müssen, bevor sie zu gefährlich wird. Das wird zu Regulierung und Kontrolle im Internet führen, zu Gesetzen und Verordnungen, und der Proteststurm wird gewaltig sein. Und ratet mal, wer am lautesten ZENSUR brüllen wird ... genau. Das werden diejenigen sein, die diese Regulierungen mit ihrer Unverantwortlichkeit verursacht haben – Produzenten, Konsumenten, Zwischenträger.
So, ich bin weitgehend im Ruhestand, soweit das für einen selbstausbeutenden Freiberufler überhaupt gelten kann. Ich habe mich in diesem Ruhestand wieder dem zugewandt, was ich schon in meiner Jugend gerne gemacht habe: Möbel bauen und restaurieren. Deshalb bin ich hier im Forum aktiv. Ich werde mich in Zukunft nicht mehr zu politischen Themen äußern, das wird mir jetzt wirklich zu blöde und auch zu belastend. Vor allem, wenn ich mir überlege, wie Zeitaufwändig das ist, und wie minimal die Chancen von Einzelnen gegen diese Fäkalienwoge und ihre Protagonisten sind.
Eine Ausnahme mache ich nur noch hier, in diesem Thread, falls es zu dem, was ich hier geschrieben habe Fragen, Diskussions- oder Info-Bedarf gibt. Ich mache das auch nur, weil ich diese Basta!-Nummern nicht mag und niemanden vor den Kopf stoßen will. Ansonsten gilt, was ich im vorletzten Absatz geschrieben habe.
Danke fürs Lesen:
Andreas
... zum Schluß noch mal was grundsätzliches zu diesen Themen: Ich habe 30 Jahre lang im Journalismus gearbeitet. Die für mich wichtigste und produktivste Zeit waren die 1990er und 2000er Jahre. Damals hatten wir eine überschaubare Szene an Qualitätsmedien, ein eher kleines Mittelfeld und, natürlich unverzichtbar: den miesesten Boulevard mit dem Fahnenträger Springer an der Spitze. Aber trotzdem waren wir, verglichen mit Resteuropa ganz weit vorne in Sachen Qualität, Glaubwürdigkeit, Selbstkontrolle. Der Spiegel zum Beispiel hatte damals (wie auch noch heute) keine Entsprechung in Europa und Nordamerika.
Journalismus spielt in der Demokratie eine sehr wichtige Rolle. Das Rezept des Journalismus in der Gesellschaft war ein ganz einfaches: Man konnte langfristig Geld verdienen, indem man die Wahrheit sagte. Wenn man log, konnte man auch Geld verdienen, aber nur kurzfristig, eben bis man erwischt wurde. Und erwischt wurde man immer, früher oder später, weil man eben auch damit Geld verdienen konnte, Lügner zu entlarven. Wenn man nur an den Tagebuch-Skandal beim Stern denkt: Die wurden erwischt, haben sehr teuer bezahlt und haben Jahre gebraucht, um in die Glaubwürdigkeitsliga zurückkehren zu können. Und die Konkurrenzmedien, die den Skandal aufgedeckt und ausgeschlachtet haben, haben gutes Geld verdient - mit der Wahrheit. Das war und ist heute noch ein funktionierendes selbstregulierendes System.
Heute verändert sich das ganze System. Unterhalb des Boulevards, unterhalb Springer, hat sich ein Loch aufgetan, eine Kloake, in der hemmungslos gelogen, gestohlen und betrogen werden kann. Und vor allem: Folgenlos und ohne jede Kontrolle. Um einen größeren Kreis in der Gesellschaft zu erreichen, brauchte man früher einen Verlag, eine Redaktion, Geld und wirtschaftliche Reputation. Wenn man das alles beisammen hatte, musste man sich eine Leserschaft erobern, und wenn man dann endlich kostendeckend arbeiten konnte, war das eine Errungenschaft, die man nicht leichtfertig aufs Spiel setzte.
Heute reicht ein popeliges Smartphone um aus dem Stand eine noch größere Öffentlichkeit zu erreichen. Könnte ein Vorteil sein, wirkt im Ergebnis aber genauso toxisch auf den sozialen Körper wie direkte Demokratie oberhalb der Gemeinderatsebene. Ich führe das nicht weiter aus, weil ich keine Lust habe, noch tiefer in diesen Dreck zu steigen. Aber es gibt viele Leute, das das lieben, konsumieren und ihr persönliches Umfeld mit diesem Gift verseuchen. Diese Leute haben zu Begriffen wie Wahrheit, Anstand, Ethik ein gesellschaftlich betrachtet äußerst gefährliches Verhältnis. Und die anderen, die Verursacher? Können ihre wirren Konstrukte in die Welt blasen, ihre soziopathischen Veranlagungen frei ausleben, können „Journalismus“ spielen, ohne jede Ausbildung, ohne jede Kontrolle, ohne befürchten zu müssen, für das, was sie da publizieren jemals zur Verantwortung gezogen zu werden. Da wird Volksverhetzung als Sport betrieben. Folgen? Scheißegal. Das ist ein Riesen Problem.
Nochmal, der Journalismus ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Demokratie, er wird als 4. Gewalt in die Gewaltenteilung einbezogen und stellt ein wichtiges gesellschaftliches Regulativ dar. Deshalb wird man diese Kloake irgendwann trockenlegen müssen, bevor sie zu gefährlich wird. Das wird zu Regulierung und Kontrolle im Internet führen, zu Gesetzen und Verordnungen, und der Proteststurm wird gewaltig sein. Und ratet mal, wer am lautesten ZENSUR brüllen wird ... genau. Das werden diejenigen sein, die diese Regulierungen mit ihrer Unverantwortlichkeit verursacht haben – Produzenten, Konsumenten, Zwischenträger.
So, ich bin weitgehend im Ruhestand, soweit das für einen selbstausbeutenden Freiberufler überhaupt gelten kann. Ich habe mich in diesem Ruhestand wieder dem zugewandt, was ich schon in meiner Jugend gerne gemacht habe: Möbel bauen und restaurieren. Deshalb bin ich hier im Forum aktiv. Ich werde mich in Zukunft nicht mehr zu politischen Themen äußern, das wird mir jetzt wirklich zu blöde und auch zu belastend. Vor allem, wenn ich mir überlege, wie Zeitaufwändig das ist, und wie minimal die Chancen von Einzelnen gegen diese Fäkalienwoge und ihre Protagonisten sind.
Eine Ausnahme mache ich nur noch hier, in diesem Thread, falls es zu dem, was ich hier geschrieben habe Fragen, Diskussions- oder Info-Bedarf gibt. Ich mache das auch nur, weil ich diese Basta!-Nummern nicht mag und niemanden vor den Kopf stoßen will. Ansonsten gilt, was ich im vorletzten Absatz geschrieben habe.
Danke fürs Lesen:
Andreas